Volltext Seite (XML)
178 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Nr. 45 u. 46 In welcher Weise soll nun der Garten sein heimat liches Gepräge zeigen? Vor allem durch die Verwendung von solchen Pflanzen, die durch ihre ganze Tracht nicht aus dem Rahmen des mitteleuropäischen Vegetations charakters herausfallen. Wohl können solchen Pflanzen Verwendung finden, die eine Steigerung und Verfeinerung dieses Charakters ausdrücken, aber sie müssen doch in nerhalb dieses Rahmens bleiben. Es müssen also ausgeschieden werden alle Pflanzen, die sich ohne weiteres als Kinder fremder Vegetations gebiete erkennen lassen, z, B. Palmen, Musen, Lorbeer usw. Auch Gehölze, die vom Wesen der einheimischen Arten abweichen, dürften nicht verwendet werden. Um nur ein paar Beispiele zu nennen: Platanen, Catalpaarten, Rhusarten, Paulownia; selbstverständlich auch Nadel hölzer fremdländischen Typs, wie Chamaecyparis, Crypto- meria, Libocedrus, Wellingtonia, Dasselbe gilt auch von Schling- und Kletterpflanzen fremdländischen Ge präges. Man müßte also Glycinen, Bignonien ausschei den. Auch Stauden, die einen fremdländischen Typ zei gen, gehören hierher, z. B. Tritomen, Eremurus, Gunnera, Gynerium, Gymnothrix und auch die indischen Chrysan themen. Keinen Einlaß im Heimatgarten finden dürften auch zahlreiche, sonst in den Gärten verwendete Som merschmuckpflanzen, wie z. B. Canna, Dracaenen,Jucca, Agaven, ferner die Teppichbeetpflanzen, Auch das Tep pichbeet selbst müßte ausgeschlossen werden; denn es ist ein aus der französischen Renaissancegartenkunst über nommenes, dem deutschen Garten ursprünglich nicht an gehöriges Schmuckstück. Es würde hier zu weit führen und zu viel Raum in An spruch nehmen, wenn diese Aufzählung noch länger aus gedehnt würde. Die angeführten Beispiele werden ge nügend verdeutlichen, was der Verfasser ausdrücken möchte. Man braucht nicht zu befürchten, daß deshalb der Hausgarten ausdrucksärmer würde. Es steht uns ja im mer noch eine ungeheure Fülle von Bäumen, Sträuchern, Schling- und Kletterpflanzen, Stauden, Rosen zur Verfü gung, mit denen wir ihn überreich ausstatten können. Aus diesem Werkstoff wird man natürlich vorzugsweise das heraussuchen, was wir als von besonders heimatlichem Charakter anzusehen gewohnt sind. Um einige Beispiele zu nennen: z, B. die gefüllt blühenden Dornarten, Syrin gen (trotzdem sie aus dem Orient stammen), Goldregen, Schneeball. Unter den Schlingpflanzen der Epheu, die Geisblattarten, Waldreben und Kletterrosen. Unter den Stauden die Primeln, Veilchen, Schneeglöckchen, Nelken, Aquilegien, Glockenblumen, Staudenastern, Pechnelken, Lilien usw,; aus den Annuellen die Levkojen, das Vergiß meinnicht, die Astern, Stiefmütterchen, Löwenmaul, Korn blumen, Skabiosen, Ringelblumen. Auch hier kann na türlich die Aufzählung nicht vollständig sein; vielmehr können nur einige besonders deutliche Beispiele gegeben werden. Damit ist das Wesen des Heimatgartens noch nicht vollständig gekennzeichnet. Seine Einteilung und Aus stattung soll schlicht und einfach sein; seine Gebäude dürfen nicht fremde Bauformen aufweisen. So z, B, ist die der italienischen Renaissance angehörige Pergola auszu schließen. Aber das Schwergewicht seiner Eigenart beruht in der Verwendung des richtigen pflanzlichen Werkstoffes, Notwendig ist zu diesem Zwecke natürlich eine gute Pflanzenkenntnis und ein feinentwickeltes Taktgefühl. Deshalb kann der Heimatgarten auch nur ein Werk fein sinniger Gartengestalter sein, die zu der Pflanzenwelt nicht nur eine geschäftliche Beziehung unterhalten. Erfreuliche Worte zum Verhältnis zwischen Gärtnern und Blumengeschäftsinhabern. Unter dem Kennwort „G ärtner und Blütner“ veröffentlicht Herr Her mann Lehmann, Stettin, einen Aufsatz in Nr. 43 der Ver bandszeitung Deutscher Blumengeschäftsinhaber, der in anerkennungswerter Weise einer Politik des gegenseitigen Entgegenkommens beider Berufsgruppen das Wort redet. Unter anderm empfiehlt der Verfasser zur Verbesserung der geschäftlichen Beziehungen den Abschluß von festen Lieferungsverträgen, wodurch viele Reibungspunkte be seitigt werden würden. Da der „Handelsgärtner" eine gleichartige Anregung schon vor Jahr und Tag, soviel der Schriftleitung bekannt erstmalig in einer Fachzeitschrift, gemacht, hat, so begrüßt er die Meinungsäußerung des Herrn Lehmann als im Interesse beider Berufe liegend. Den Aufsatz des Herrn L. gibt er nachstehend unter Weg lassung weniger unwesentlicher Sätze wieder: „Seit einger Zeit fängt unter der Rubrik Meinungs austausch jn der Verbandszeitung eine neue Richtung an sich durchzuringen. In beiden Schwesterberufen, der Gärtnerei und dem Blumenhandel, scheint die Friedens sehnsucht zu erstarken und nimmt in den Vorschlägen von einzelnen Personen beider Seiten feste Formen an. Sicher sind dahin gerichtete Vorschläge für beide Be rufe von höchster Bedeutung; denn der Tatsache kann und darf sich auch der größte Querulant nicht verschließen: Gärtnerei und Blumenhandel sind in gleichem Maße auf einander angewiesen, mag auch unter den Kriegsverhält nissen der Erzeuger einige Vorteile haben, die von kurz sichtigen Einzelgängern übermäßig ausgenutzt werden, so mögen sich diejenigen Blumenhändler, die am meisten darob schimpfen, doch einmal ehrlich fragen, ob sie wirk lich einen Schaden durch die gegenwärtige Marktlage haben. Ich möchte es stark bezweifeln. Anders wird die Sache allerdings, wenn wir erst wieder normale Verhält nisse bekommen. Um für diese anscheinend nicht allzu ferne Zeit vorzusorgen, ist es von großer Bedeutung, daß wir uns klar werden, ob wir ewig einen gegenseitigen Kampf führen wollen oder ob es möglich ist, durch ein beiderseitiges Entgegenkommen die Gegensätze abzu schwächen und ein ersprießliches Hand-in-Hand-arbeiten zu ermöglichen. Soweit eine solche Entwicklung die beiderseitigen Berufsverbände betrifft, möchte ich mich eines Urteils enthalten, da die Vergangenheit hier keine bestimmten Schlüsse zuläßt. Außerdem liegt es ja in der Natur des Berufsverbandes, die möglichst günstigsten Existenzbedin gungen für den Gesamtberuf zu erstreben, was, wenn diese Forderungen von beiden Seiten strikte durchgefoch ten werden, einen ständigen Kampf bedeutet. Anders liegt die Sache aber, wenn jeder einzelne Geschäftsmann ver sucht, sich mit seinen Lieferanten möglichst friedlich zu verständigen. Es gibt hierfür viele Punkte, in denen eine Annäherung sicher zu erreichen wäre. Schon in den Aus führungen des Kollegen Hertz wurde also von gärtneri scher Seite empfohlen, gegenseitige Abmachungen zu treffen über die zu beziehenden Pflanzen betreffend An zahl und Größe, damit der Gärtner eine sichere Grund lage für seine Kulturen hat. Von gleichem Nutzen ist es aber auch für den Blumengeschäftsinhaber, wenn er sicher ist, daß ihm sein Pflanzenmaterial zur rechten Zeit zuge stellt wird. Es entwickelt sich dadurch ein engeres Ver hältnis, das die Reibungspunkte fast verwischt und uns zu gemeinsamem Streben anspornt, was sicher für beide Teile große Vorteile bringt. Aus derartigem Zusammenarbeiten läßt sich auch leichter eine angemessene Preisgestaltung bilden, da beide Teile über die Lage des andern unter richtet sind und ein Interesse daran haben, einerseits sich die sichere Absatzstelle, und anderseits den sicheren Lie feranten zu erhalten. Die Zeit nach dem Kriege wird an die Gärtnereien ganz besonders große Aufgaben stellen. Um diesen ge wachsen zu sein, braucht mancher heimkehrende tüchtige Fachmann Betriebskapital, da er durch seine jahrelange