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172 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Nr, 43 u, 44 wird mit gut verrottetem Kuh- oder Pferdemist bedeckt. Das Begießen erfolgt reichlich, natürlich den Witterungsverhält nissen angepaßt. Die zur Ausbildung kräftiger Triebe not- wendigen Nährstoffe werden allwöchentlich einmal denPflan- zen in Form eines Dunggusses verabreicht. Als solcher leistet in Wasser vergorener Kuhdung in der üblichen Ver dünnung gute Dienste. Empfehlenswert ist es, der Flüssig keit auf je 50 1 % Pfund Peruguano zuzusetzen. Nach Ende Juni darf aber nicht mehr mit Stickstoff gedüngt werden. Die blattreichen kräf tigen jungen Triebe sollen ja möglichst zei • tig ausreifen. Durch verspätete Stickstoffdüngung aber würde dieser Zeil tunkt tehlerhafterweise sehr weit hinaus geschoben werden. Diese Pflanzen würden dann für die Frühtreiberei gänzlich ungeeignet sein. Wohl aber kann man auch nach Ende Juni noch etwa vier- bis fünfmal mit einer Lösung von 15 g vierzigprozentigen Kalisalzes und 5 g hoch prozentigen Superphosphats (Doppelsuperphosphats) in 101 Wasser düngen, um auf das Ziel guter Holzausbildung hinru- arbeiten. Von Anfang August an wird dann nicht mehr ge düngt. Mit Ablauf der ersten Augusthälfte werden dann die Töpfe mit den Sorten, die zuerst getrieben werden sol len, aus dem Beet ausgehoben und dicht nebeneinander im Freien aufgestellt. Bei den andern Töpfen wartet man damit noch bis Ende des Monats. Bei den zuerst aus der Erde ge flohenen Töpfen ist noch sorgfältig zu beachten, daß sie nicht so stark austrocknen, daß das Laub ernstlich welkt oder gar die Rinde schrumpft. Erst wenn Anfangs September die Blätter zu vergilben beginnen und allgemach abfallen, sollen die Töpfe umgelegt und nun nicht mehr gegossen werden. Nur an warmen, sonnenhellen Tagen kann es erforderlich werden, die liegenden Töpfe mit der Kanne zu überbrausen. Anfangs Oktober kommen die Topfrosen dann in einen kal ten Mistbeetkasten, wo sie etwas eingesenkt werden. Im übrigen werden die Zwischenräume gut mit trockenem Laub ausgefüllt und auch die Topfoberflächen damit bedeckt. Durch Auflegen der Fenster sind sie vor Regen zu schützen. Beim Einstellen in die Kasten werden sie etwas eingestützt, um auf eine bessere Ausbildung der unteren Augen hinzu wirken, jedoch noch nicht etwa endgültig geschnitten. Emp fehlenswert ist es übrigens aus giesem Grunde, schon bei Gelegenheit des Umlegens der Pflanzen im September oder eine Woche vorher ihnen die äußersten Triebspitzen (aber auch nur diese) zu nehmen, damit die in den Blättern noch gebildeten Nährstoffe nicht für weiteres Wachstum ver braucht werden, sondern für die Kräftigung der unteren Augen dienen. Bei bevorstehendem Eintritt von Kälte muß der Ueberwinterungskasten mit Brettern und Strohdecken verwahrt und ihm ein Umschlag von Laub oder altlem: Mist gegeben werden. Das endgültige Schneiden der Treib rosen erfolgt erst dann, wenn sie in den Treibraum gebracht werden, Nachzutragen ist noch, daß während des Sommers auf die Verhütung von Meltau und Rost sowie die Bekämpfung der Blattläuse das größte Gewicht zu legen ist. Zu diesem Zwecke gelangen die bekannten Mittel zur Anwendung. M. L. in W. Das Wässern der Maiblumentreibkeime wird leider noch immer nicht so allgemein angewendet, wie es der aus gezeichneten, damit erzielten Erfolge wegen notwendig ist. Es gibt immer noch Gärtnereien, die es unterlassen, die Keime der Warmwasserbehandlung zu unterwerfen. Da jetzt die Treibzeit vor der Tür steht, so sei es dem Verfasser ge stattet, einmal kurz darauf hinzuweisen. Die Sache ist ganz einfach. Sie erfordert keine andere Einrichtung als einen Wasserbehälter, dessen Inhalt sich durch Anschluß an die Warmwasserleitung der Gewächshausheizung auf 32 bis 35 Celsiusgrade erwärmen und in dieser Temperatur erhalten läßt. Mangels einer derartigen Einrichtung muß man irgend einen anderen Behälter zu diesem Zwecke benutzen. Natür lich ist es dann notwendig, das darin befindliche Wasser mög lichst lange in der angegebenen Wärme zu erhalten. Dazu dienen Strohdecken,, Säcke und ähnliches Material, mit wel chem der Behälter gut zugedeckt wird. Man kann auch Ziegelsteine erwärmen und in das Wasser einlegen. Ein mir bekannter Privatgärtner, der nur über eine Kanalheizung verfügt, hat für seinen allerdings nicht großen Bedarf einen geräumigen Tontopf in eine Kiste in Heu eingefüttert. Das Heu ist ganz fest gepackt. Auf den Topf kommt der irdene Deckel und dann wird der dick gepolsterte Kistendeckel ge schlossen. Das Wasser bleibt in dieser „Kochkiste" 12 bis 15 Stunden warm, also so lange, wie die Keime im Warm wasserbad verbleiben müssen. Wenn es nicht anders 1 geht, bleibt freilich nichts weiter übrig, als die Erhaltung der Tem peratur auf der richtigen Höhe durch Zugießen von warmem Wasser. Die geringe Mühe der Wässerung wird durch Ab kürzung der Treibzeit um ungefähr eine Woche und vorzüg liche Entwicklung der Blätter, sowie größere Schönheit und Kraft der Blütenschaft so reichlich gelohnt, daß sie gar nicht ins Gewicht fällt. Nach Mitte Januar wird nicht mehr ge wässert, weil sonst die Blätter auf Kosten der Blüten sich allzukräftig entwickeln. M. L. in W. Das Stuttgarter Geishirtel, eine empfehlenswerte Bir nensorte. Diese wertvolle Sommerbirnensorte hat bei vie len bisher nicht die Beachtung gefunden, welche sie ihrer vorzüglichen Eigenschaften wegen verdient. Sie ist ein Kind Süddeutschlands, im Schwabenlande ist sie wohl entstanden. Aber sie gedeiht auch in allen deutschen Gauen, wo Birnen wachsen, ausgesprochen rauhe und windige Hochlagen aus geschlossen. Die Sorte bringt sowohl als Hoch- und Halb- stamm, als auch als Pyramide, ja auch als senkrechter Schnurbaum gute Erträge. Auch in schlechten Jahren, wo viele andere Birnsorten versagen, tut das Geishirtel meistens getreulich seine Pflicht. Um es als Zwergbaum, besonders als Spindelpyramide zu ziehen, gibt man ihm Quitt als Un terlage. Allerdings wird das Geishirtel wohl der kleinen Früchte wegen nur selten in dieser Form angepflanzt, aber sein köstlicher Wohlgeschmack sollte Veranlassung geben, ihm gerade als Spindelpyramide öfter einen Platz auch im kleinen Haus- und Schrebergarten einzuräumen. Wer als Gartengestalter und Landschaftsgärtner Gelegenheit hat, Obstbäume anzupflanzen, sollte dabei das Geishirtel nicht vergessen. Es wird sicher den Dank seines Auftraggebers ernten. Eine sehr schätzenswerte Eigenheit der Sorte ist die große Unempfindlichkeit der Blüte gegen die Frostwir- küng. Wenn viele andere Sorten rettungslos dem Sinken der Temperatur auf 2 bis 3 Celsiusgrade unter den Gefrier punkt zum Opfer fallen, bleibt die Geishirtelblüte fast ganz unversehrt. Diese Frosthärte ist wohl mit ein Hauptgrund seines alljährlichen sicheren Tragens. Wie ich schon erwähnte, sind die Früchte nur klein. Das ist aber kein Hinderungsgrund für den guten Absatz. Konservenfabriken pflegen die Geishirtelbirne sehr gern zu kaufen und nicht schlecht zu bezahlen. Also auch der Er werbsobstbauer wird mit dem Geishirtel auf seine Rechnung kommen. M. L. i. W. Hoya carnosa gehörte in der guten alten Zeit zum Be stand der Pflanzenschätze jedes Blumenliebhabers und jeder Blumenfreundin, Ich entsinne mich aus meiner Jugend, daß ich sie auf meinem Schulwege, der etwa zehn Minuten lang war, etwa ein halbes Dutzend Mal an den Fenstern verschie dener Wohnungen begrüßen durfte. Es gab darunter zwei Prachtpflanzen, welche, an einem Stabgerüst gezogen, je ein ganzes Wohnstubenfenster ausfüllten und im Schmuck ihrer wie aus weißem, rosig überhauchtem Wachs oder Bis- quitporzellan geformten Blütendolden mit je einem dicken, in der Sonne funkelndem Honigtropfen in jedem Einzelblüten sterne ganz prächtig anzuschauen waren. Diese Prachtpflan zen waren das Eigentum braver Kleinbürgersleute, die den Wohnzimmerofen wohl häufig zur Herstellung der Mittags mahlzeit zu benutzen pflegten. In der feuchtwarmen Luft fühlte sich die Pflanze am sonnigen Südfenster ganz beson ders wohl und gedieh viel besser, als ich sie eigentlich in mei ner späteren Gärtnerlaufbahn jemals in einem Gewächshause gesehen habe. Wo erblickt man heute noch einmal eine Por-