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Nr. 3 u. 4 DER HANDELSGÄRTNER. Handelszeitung für den deutschen Gartenbau 13 Säureschwaden immer wieder die alten Wege nehmen, ent stehen tiefe Schwadengassen, in deren Bereich, ebenso wie in jenem der Schädennester, das Pflanzenleben bei Fort bestand der Säureentwicklung stets in fortschreitendem Maße vernichtet wird. Die Randpflanzungen von Park- und Waldwiesen, die als Säurenester zu gelten haben, sterben allmählich immer tiefer und tiefer ab. Wo noch vor wenigen Jahren ein lebenstrotzender Waldrand stand, sind die Bäume abge storben, und tiefe Gassen toten Bestandes sind überall ein gefressen. GasSen von mehreren 109 m Tiefe und 200 bis 300 m Breite sind keine Seltenheit. Wo die Schwaden einstweilen noch nicht durchdringen können, streichen sie über den Beständen hinweg und töten die Wipfel, so daß man die dereinstigen Gassen schon über oft mehrere Kilo meter verfolgen kann. Einzelbäume sind abgestorben. Von der Seite der Säurequelle her sind Gruppen 10, 20, 100 und mehr Meter tief abgestorben oder dem Tode nahe. Unauf haltsam frißt der Tod, greift das Verderben tiefer, und in ausgesprochenen Schädengebieten mit gehäufter Industrie, vornehmlich in Hochöfengebieten, gibt es längst keine vollkommen gesunden Pflanzen mehr, ist das Gelände qua dratkilometerweise eine Einöde, bedeckt mit unzähligen Pflanzenleichen. (Schluß folgt.) Bodenpachtpreise. Dem preußischen Landtage sind die Ergebnisse der Neuverpachtung von 35 Staatsdomänen zugegangen, welche im Jahre 1917 pachtfrei geworden waren, sowie von 32 Domänen, deren bisherige Verpachtungen im Jahre 1918 ablaufen. Die Steigerung der Pachtsummen für die letzte Pachtzeit im Vergleich mit der vorletzten beträgt bei 42 Domänen 25 bis 33 v, H., bei 35 Domänen 33 bis 50 v, H., bei 23 Domänen 50 bis 100 v. H. und bei 6 Domänen mehr als 100 v. H. Bei 35 im Jahre 1917 pachtfrei gewordenen Domänen ist der auf einen Hektar entfallende Pachtbetrag von 42,1 auf 52,4 M. gestiegen, während der Pachtzins für die im Jahre 1918 neu zu verpachtenden Domänen auf einen Hektar bis jetzt 35,3 M. betrug, aber in der neuen Pacht zeit auf 44,2 M. erhöht wurde. Was sind doch die Großbetriebsinhaber unter den Land wirten für glückliche Menschen! Ganze 11 bis 13 M, Pacht für einen preußischen Morgen, was ist das für ein lächerlich geringer Betrag im Vergleich mit den Pachtpreisen, welche die Grundstücksbesitzer in den Groß- und Mittelstädten und in deren Umgebung in dieser Zeit von den Gärtnern for dern, die auf der Suche nach Pachtland sind. 100 bis 200 M, für einen Morgen Ackerlandes mittlerer Güte, durch land wirtschaftlichen Raubbau ausgehungert und ausgemergelt bis auf die meistens in ausreichender Anzahl vorhandenen Steine, das ist so die Durchschnittsförderung für einen preu ßischen Morgen. Der Hektar kostet also 400 bis 800 M,, stellt sich daher um 10- bis 20mal so teuer wie das Land, welches die glücklichen preußischen landwirtschaft lichen Großpächter vom Vater Staat pachtweise erhalten. Da verlangen die Einwohner der Großstädte billigeres Gemüse. Mit Recht, denn man kann es den Hausfrauen nachfühlen, daß es ihnen schmerzlich ist, die durch Reichs stellen, Stadtverwaltungen, städtische Verkaufsvermittler, Groß-, Zwischen-, Ketten- und Kleinhändler künstlich in die Höhe getriebenen Kleinhandelspreise zu bezahlen, wie sie heute besonders in Mittel- und Westdeutschland gefordert werden. Wie soll es ein Pachtgemüsegärtner anfangen, bei den Pachtpreisen, welche er zahlen muß, und bei den fast unerschwinglichen sonstigen Unkosten, heute noch bil liges Gemüse zu erzeugen? Daher ist es feine Pflicht des Staates und der Grund und Boden besitzenden Städte, ihre Liegenschaften nicht nur den landwirtschaftlichen Großpächtern, sondern auch tüch tigen Gärtnern zu annehmbaren Preisen pachtweise zur Verfügung zu stellen. Man könnte ja an den Pachtvertrag die Bedingung knüpfen, daß das erzielte Gemüse innerhalb der verpachtenden Stadtgemeinde zum Verkauf gebracht werden muß, soweit es sich um städtische, im Weichbild oder Umkreise der betreffenden Stadt belegene Güter han delt. Und auch der Staat sollte dazu übergehen, auf einer günstig gelegenen Domäne auch einmal einen ähnlichen Versuch zu machen. Allerdings ist bei der Verpachtung einer Domäne auch noch die Gebäudefrage zu lösen. Aber bei gutem Willen dürfte das wohl auch nicht unmöglich sein, zumal sicher ein Teil der schon vorhandenen Gebäude sich mit verhältnismäßig geringen Kosten der gärtnerischen Bedürfnissen anpassen läßt. Durch genossenschaftliche Or ganisation könnten derartige Pachtkolonien von vorn herein auf eine gesunde, wirtschaftliche Grundlage gestellt werden. Mancher tüchtige junge Fachmann, dem in jungen Jahren nicht genügend Mittel zum Ankauf von Grund und Boden zur Verfügung stehen, könnte auf diese Weise zu einer schätzenswerten Selbständigkeit gelangen unter glück licher Vermeidung der Gefahr, einem ebenso gerissenen wie gewissenlosen Grundstücksspekulanten als Ausbeutungs objekt in die Hände zu fallen, wie es jetzt nicht allzu selten vorkommt. Tomatenkultur in Doppelkästen. Ich habe eine An zahl von hohen Doppelkästen, welche sonst immer im Dienst der Topfpflanzengärtnerei gestanden haben, im ver- . gangenen Sommer (1917) zum ersten Mal in den Dienst der Tomatenkultur gestellt. Die Pflanzen der Sorten Stirling Castle, Julimatador, Magnum bonum und Komet wurden Mitte Januar im Warmhause ausgesät und in üblicher Weise behandelt, also zweimal verstopft, dann in Papier- topfe von 8 cm Weite eingepflanzt usw. Am 20, April wur den die Kästen bepflanzt, nachdem ich vorher die Erde mit verrottetem Pferdemist und Thomasmehl gedüngt hatte. Das Thomasmehl wendete ich in der Weise an, daß ich, nachdem die Pflanzstellen durch Stäbe bezeichnet wor den waren,' für jede Pflanze ein Loch von etwa 20 cm Durchmesser machte, in jedes Pflanzloch 35 g Thomas mehl ringsum ausstreute, mit der Erde oberflächlich ver mischte und dann die herausgenommene Erde wieder in das Pflanzloch füllte. Ich glaube, daß der sehr reichliche Ertrag meiner Tomaten in Doppelkästen zum großen Teil dieser Verwendung des Thomasmehls zuzuschreiben ist, denn es wurde durch das beschriebene Ausstreuen des Thomasmehls erreicht, daß die Wurzeln, nachdem sie den Raum des ganzen Pflanzloches ausgefüllt hatten, zu gleicher Zeit auf eine reichliche Menge desselben stießen. Das wird aber wohl ungefähr der Zeitpunkt gewesen sein, zu wel chem die Blütenentwicklung der Tomaten einsetzte, welche dann durch die den Pflanzen plötzlich in so reichem Maße zur Verfügung stehende phosphorsäurehaltige Nahrung sehr begünstigt wurde. Als ich die Tomaten auspflanzte, waren sie bereits so lang geworden, daß sie an Stäbe angebunden werden mußten. Die Pflanzweite betrug allseitig" 50 cm. Natürlich hatte ich zunächst kürzere Stäbe benutzt, da doch die Fenster bis Mitte Mai auf den Kästen verbleiben mußten. Später habe ich die kurzen Stäbe durch längere vertauscht. Ich erzog die Pflanzen nicht streng einstengeiig, trotzdem sie sö eng standen. Allerdings ließ ich sie selbst verständlich auch nicht wüst durcheinanderwachsen, son dern sorgte für Licht- und Luftzutritt, indem ich die Sei tentriebe ein Blatt über dem zweiten bis dritten Blüten stand wegschnitt und alle Seitentriebe, die nicht von vorn herein Neigung zum Blütenansatz zeigten, ganz ausschnitt. Als im Anfang des Monats Mai plötzlich warme Tage ein setzten, nahm ich die Fenster tagsüber ganz ab und ließ sie nach Mitte Mai nur wieder auflegen, wenn die Nächte recht kühl zu werden drohten, wie es im vergangenen Jahre bis in den Juni hinein oft der Fall war, wenn uns auch glücklicherweise der eigentliche gefährliche Maifrost er spart blieb. Da die Pflanzen mittlerweile ihre langen