Volltext Seite (XML)
Nr. 35 u. 36 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau 13 Herrscherinnen auftreten oder in Verbindung mit anderen I Stauden angepflanzt werden. Auch im letzteren Falle dürfen übrigens die Lilien keineswegs vereinzelt werden; ! die Zwiebeln sind auch dann in größeren Trupps zu legen, zwischen denen die anderen Stauden verteilt wer den. Je nach den Umständen läßt sich die Bepflanzung | derartiger Rabatten wieder so einrichten, daß sie wie ein Feuerwerk ihre Blüten mit einem Schlage entfalten, oder daß sich ihre Blütezeit auf das ganze Frühjahr und den ganzen Sommer bis in den Herbst hinein erstreckt. Na türlich kann in letzterem Falle der Farbenglanz nicht ständig so sprühend und feurig sein wie im ersteren. Aber der Vorteil ist, daß immer etwas Blühendes vorhanden ist. Auf diesen Rabatten können fast zu jeder Jahreszeit blühende Lilien irgend einer Art vorhanden sein. Die am frühesten blühende Lilienart ist unsere heimische Türkenbundlilie (Lilium Martagon). Schon Anfang Juni entfaltet sie ihre Blüten. Ihr folgt unsere rote Feuerlilie, dann die weiße Lilie, die safranfarbige und Thunbergslilie, die beide bis Mitte Juli blühen. Ende Juli beginnt dann die Tigerlilie ihre Blüten zu entfalten. Ihre Blütezeit er streckt sich bis Anfang September. Anfang August folgt Henrys Lilie, Mitte des gleichen Monats die schwefelgelbe Lilie und Ende August- die Goldbandlilie. Den Schluß bildet von Mitte September an die Prachtlilie (Lilium lancifolium oder speciosum) mit ihren verschiedenen Gar tensorten. Anfang Oktober ist es dann mit den Lilien Schluß. Es sind in dieser Zusammenstellung aber keines wegs- alle Arten genannt, sondern nur eine Anzahl der Anpflanzung werter herausgegriffen worden, um zu zeigen, daß sich eine ununterbrochene Blütenfolge vom Frühsom mer bis zum Herbst herstellen läßt. Die Hauptsache ist nun aber, wie schon bemerkt, daß unbedingt die Zwiebeln der einzelnen Arten in nicht zu kleinen Trupps zusammen gefaßt werden. Abgesehen von der auf diese Weise zu erzielenden besseren Schmuckwirkung wird durch diese Pflanzweise auch die Bodenbearbeitung auf der Rabatte erleichtert, indem so große Trupps bei etwa notwendigen Nach- und Zwischenpflanzungen in der Nachbarschaft nicht leicht beschädigt werden, als wenn nur wenige oder einzelne Zwiebeln zwischen anderen Stauden angepflanzt sind. Bei der Anpflanzung ist auf die verschiedene Wuchs höhe und vor allem auf die Blütenfarbe Rücksicht zu nehmen. So erreicht die dankbar blühende und leicht wachsende Art Lilium Thunbergianum nur etwa 50 cm Höhe; auch Lilium Brownii wird nicht höher. Die letztere Art trägt auf jedem Schaft meist nur eine oder zwei, aber prachtvolle große, innen milchweiße, außen weinrot über laufene Blume von edler Gestalt. Die meisten anderen Li- Henarten werden etwa 1 bis 1,20 hoch, so z.B. candidum, bulbiferum, croceum, colchicum, pardalinum, speciosum. Die Goldbandlilie (Lilium auratum) und die prächtige, als Treiblilie bekannte Lilium longiflorum bleiben noch et was niedriger, indem sie SO bis 90 cm Höhe selten über schreiten, während die bräunlichgelbe Lilie (Lilium testa- ceum) und die schwefelgelbe Lilie (Lilium sulfureum), so wie Lilium tigrinum bis 1,50 m hoch werden. Ganz prachtvoll wirken die Lilien auch, wenn sie auf Rundbeeten im Rasen verteilt stehen oder zwanglos als freie Staudengruppe zur Vorpflanzung vor Gehölz gruppen im Park auftreten. Im letzteren Falle ist sehr darauf zu achten, daß sie nicht vor stark wuchernden Sträuchern angepflanzt werden, sondern genügend Luft und Bodenraum zur freien Entfaltung ihres Wuchses und ihrer Schönheit haben. Zur Einfassung der Rundbeete lassen sich mit guter Wirkung viele nicht allzu niedrige oder besser halbhohe Stauden verwenden, so z. B. Iberis sempervirens, Astilbe japonica, Funkia Fortunei, undulata, ovata und lancifola mit ihren schönen Gartensorten, Hy pericum calycinum und anderen. Auch Buchsbaum wirkt als Einfassung um Lilienbeete im Rasen durchaus nicht übel. Durch Vereinigung der Lilien mit anderen in den Farben dazu stimmenden gleichzeitig blühenden Stauden lassen sich prachtvolle Wirkungen erzielen. Geradezu entzückend schön ist z. B. die Zusammenstellung unserer weißen Lilie mit dem zarten und doch so leuchtenden Blau des Belladonnarittersporns. Blau paßt auch ganz vortrefflich zu allen gelben, gelbroten und braunroten Li lien, wie sulfureum, croceum, bulbiferum. Die eigen artige Terrakottafarbe der Tigerlilie hebt sich in ganz eigenartiger Weise von blaugrünem Nadelholzhintergrund ab. Eine weiträumige Gruppierung von Picea pungens Kosteriana und blaugrünem Wacholder, durchstellt mit großen Trupps von Tigerlilien, ist von ganz eigenartiger Schönheit. Blaugrüne Funkien (F. Fortunei) bilden einen fein abgestimmten Rahmen um eine mit Tigerlilien be setzte Rabatte. Für die weiße Lilie oder die herrliche langblütige Lilie (Lilium longiflorum) bildet eine Taxus- oder Ilexhecke mit ihrem dunklen Grün einen ausgezeich neten Hintergrund. Das rotorangefarbige Lilium croceum bildet, vereint mit dem brennenden Rot des Feuermohns (Papaver orientale) einen Farbenbrennpunkt, der wie eine Garbe von Raketen auf das Auge wirkt. Heuchera san- guinea als Einfassung um ein mit dieser Lilie bepflanztes Beet ist von ähnlicher, allerdings, weniger starker Wir kung, Einen Farbenzusammenklang von ganz anderer, viel milderer, aber nicht minder schöner Wirkung gibt das Blau der Campanula carpathica mit dem Zitronengelb des Lilium colchicum oder dem glänzenden Rot des Lilium philadelphicum. Doch es mögen der Beispiel genüg sein, damit die Geduld des Lesers nicht auf eine zu lange Probe gestellt wird. Weitere Zusammenstellungen sind natürlich noch in großer Anzahl möglich. Aber der Zweck dieser Aus führungen, Anregung zu geben zu vermehrter Anpflan zung der Lilien in unseren Gärten, hofft der Verfasser mit den bisher gemachten Vorschlägen erreicht zu haben. Agapanthus umbellatus sollte als Schmuckpflanze viel häufiger verwendet werden. Daß diese im Schmuck ihrer leuchtendblauen Blütendolden ganz herrliche Pflanze in den Handelsgärtnereien, welche viel mit guter, kaufkräf tiger Kundschaft arbeiten, nicht häufiger geführt wird, ist in Anbetracht ihrer vorzüglichen Eigenschaften, ihrer Schönheit und leichten Behandlung verwunderlich genug. Sicher würden starke reichblühende Exemplare in großen Kübeln oder Vasen von wohlhabenden Gartenbesitzern gern gekauft werden, wenn sie nur häufiger angeboten würden. Auch in den Blumengeschäften sollten blü hende Agapanthus öfters einmal zum Kaufe dargeboten werden. Gewiß kann man hier nicht überall Riesenexem plare ausstellen, wohl aber schöne 3 bis 4jährige Pflanzen in Töpfen. Agapanthus umbellatus stammt aus dem Kap- land und bedarf, wie so viele andere Pflanzen der gleichen Herkunft, zur Ueberwinterung nur geringer Wärme, Sie begnügt sich mit einem Kalthause von 1 bis 4 Grad Wärme. Gern nimmt sie auch mit einem mäßig hellen Kellerraum vorlieb; ja ihr Lichtbedürfnis ist so gering, daß sie sogar halbdunkel überwintert werden kann. Es darf natürlich in den Ueberwinterungsraum nicht hineinfrieren und. hauptsächlich darf dieser nicht naß sein. Keller mit Schim- melbildung an den Wänden taugen nicht zur Ueberwin terung, Begießen ist im Ueberwinterungsraum nicht not wendig. Nur wenn gegen das Frühjahr hin etwa durch die Sonnenwirkung sich seine Temperatur merklich erhöhen würde, kann einmal eine mäßige Wassergabe gereicht werden. Alle welkenden Blätter sind während der Ueber winterung sorgfältig auszuputzen. Etwa von Mitte April ab, wo sich das Leben in den Pflanzen von neuem regt, werden sie hell und wärmer gestellt und von Mitte Mai ab kommen sie ins Freie. Junge, noch in Töpfen stehende Pflanzen werden in die Erde eingesenkt. Sie wollen vollen