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124 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Nr. 31 u. 32 ständigen Kampf. Ein sicheres, zuverlässig wirkendes Mit tel, aber nur bei über fünf Jahre alten Pflanzungen hoch stämmiger Weiden anwendbares Mittel ist das Abbrennen. Es wird nach dem Schnitt der Rute vorgenommen. Man rechnet damit, daß fast alle Schädlinge ihre Winterruhe im oder am Erdboden verbringen. Hierzu wird der Boden bei trockener Witterung mit trockenem Laub, Hobelspänen, alter Holzwolle, alten Stroh-, Heu- und Papierresten usw. bedeckt, wie sie vielleicht ein mal zum Verpacken verwendet worden sind. Das alles wird etwa 10 cm hoch ausgebreitet und angezündet. Schaden für die Pflanzung ist nicht zu befürchten, wohl aber hält die Wirkung dieses Verfahrens zwei bis drei Jahre an. Viel Nutzen bei der Schädlingsbekämpfung in Weidenpflanzungen schaffen auch Hühner. Die Krankheiten der Kartoffel in ihren Beziehungen zur Saatgutgewinnung. (Schluß.) Es ist nun ferner noch eine Krankheit zu besprechen, welche zwar auch das Kraut in starke Mitleidenschaft zieht, ihren eigentlichen Sitz aber in den Knollen hat. Es ist die wichtige Ringbakteriose oder Bakterienringkrankheit. Sobald im Frühjahr die jungen Sprosse eines Kartof felfeldes erschienen sind, bemerkt man hier und da leere Stellen, an denen die Knollen keine Triebe aus der Erde sprossen ließen. Beim Nachgraben an einer solchen Fehl stelle findet man eine Saatknolle, welche an und für sich gesund zu sein scheint. Jedoch sind aus ihr entstandene Sprosse und Wurzeln im Absterben begriffen. Auf Fel dern, wo derartige Fehlstellen häufig sind, entdeckt man in der Regel auch einige Wochen später eine Anzahl Pflan zen, welche kränklich und verkrüppelt aussehen. Die Sten gel sind dürftig und haben kleine, dürftig aussehende Blätter. Bald stellen diese Pflanzen ihr Wachstum ein und sterben binnen einigen Wochen ab, wobei sich die Blätter nach der Mittelrippe zu mehr oder weniger einrollen. Falls sich das Absterben bis tief in den Sommer hinein hinzieht, können die erkrankten Pflanzen eine gewisse Anzahl Knollen lie fern. Natürlich fällt aber die Ernte um so geringer aus, je früher die Pflanzen absterben. Oefter sind an der gleichen Pflanze nicht alle Stengel gleichmäßig stark befallen. Die Krankheit wird durch Bakterien verursacht, welche in die Gefäßbündel der Kartoffelpflanze eindringen und in ihnen sich vermehren. Als Gefäße bezeichnet man bekanntlich die aus langgestreckten, federförmig aneinander gereihten Zellen gebildeten Röhren in den Stengeln, welche dazu dienen, den rohen Nahrungssaft aus den Wurzeln in die Blät ter zu leiten und die dort gebildeten Pflanzenbaustoffe an die Stätten des Verbrauchs und der Aufspeicherung, also in die Triebspitzen und in die Knollen zu führen. Die Gefäße sind auch in den Wurzeln, den Knollen und Blättern vor handen, in den Blättern als sogenannte Nerven, die rich tiger als Adern bezeichnet werden müßten. In den Knol len liegen sie ringsum etwa einen halben bis zu einem Zentimeter unter der Schale. Beim Durchschneiden der Knolle sind sie durch ihre etwas abweichende, aber bei ge sunden Knollen nicht etwa bräunliche oder gar schwärzli che Färbung deutlich sichtbar. Diese mehr oder weniger deutliche und starke Dunkelfärbung der ringförmig angeord neten Gefäße auf den Schnittflächen einer durchschnittenen Knolle ist vielmehr der sicherste Beweis für das Vorhan densein der Bakterienringkrankheit, welche durch den Ba cillus Solanacearum verursacht wird. Je schwerer die An steckung ist, um so dunkler und deutlicher werden die Ge fäße sichtbar, und in ganz schweren Fällen färbt sich sogar die ganze innere Masse, also der eigentliche Kern der kran ken Knolle, dunkel. Man hat auch schon beobachtet, daß neben dem ange führten Bacillus Solanacearum auch noch andere Krank heitserreger in die Knolle eindringen, durch welche Fäul nis der Knollen von innen heraus bewirkt wird. Die Ueber- tragung der Krankheit von einem Anbaujahre zum anderen wird, durch die Verwendung schwach angesteckter Knollen als Saatgut bewirkt. Die aus ihnen aufwachsenden Pflan zen sind stets mehr oder weniger krank. Bei nachlässiger Bewirtschaftung der Kartoffelfelder kann durch die Bakte rienringkrankheit ein ganz beträchtlicher Ausfall an der Erntemenge entstehen. Die Bekämpfungsmittel ergeben sich von selbst. Selbstverständlich dürfen zur Aussaat nur gesunde Knollen verwendet werden. Mittels Durchschneidens einer An zahl Knollen kann man sich Gewißheit darüber verschaffen, ob unter dem Saatgut sich kranke Knollen befinden. Zei gen die Schnittflächen zum Teil mehr oder weniger deut lich ringförmig angeordnete dunkle Streifen oder Linien, dann ist es wohl ratsam, den betreffenden Saatgutsatz lie ber nicht auszulegen. Auf den- Schnittflächen nur leicht erkrankter Knollen tritt die beschriebene Dunkelfärbung nicht selten auch erst nach einiger Zeit auf. Deshalb müssen die zur Probe durchschnittenen Knollen mit den Schnittflächen nach oben einige Zeit hingelegt werden. Der Bacillus Solanacearum kann übrigens auch im Boden vor handen sein. Falls in Jahren der Knappheit an Kartoffel saatgut durchschnittene Kartoffeln zur Saat verwendet werden, kann also auch eine Ansteckung beim Auslegen noch gesunder Knollen in der Erde stattfinden. Ueberhaupt kann jede Verletzung der Kartoffelknollen als Eingangs pforte des Krankheitserregers dienen. Falls die Benutzung von Knollenteilstücken zur Saat nicht zu umgehen ist, müssen sie nach dem Zerschneiden zwei Tage trocknen, da mit sich eine schützende Korkschicht bildet. Im Hochsom mer sind die Felder sorgsam zu überwachen und alle ver dächtigen, das heißt vorzeitig absterbenden oder verwelk ten Stöcke mit etwa vorhandenen Knollen, Kraut und Wurzeln sorgfältig auszuheben. Das Kraut und die Wur zeln sind zu verbrennen, die Knollen müssen in der Schale gekocht und als Viehfutter oder in der Küche verbraucht werden. Felder, welche bei Saatgutbesichtigungen zum Zweck der Anerkennung mehr als 5 Prozent bakterienring kranke Pflanzen aufweisen, dürfen nicht als zur Saatgutge winnung geeignet anerkannt werden. Der K a r t o f f e 11 i e f s c h o r f oder schwarze Schorf wird durch einen Pilz, Spongospora Solani, verur sacht. Die Krankheit zeigt sich in Gestalt kleiner ver tiefter schwarzer Flecke, welche von einem aufgeboge nen Schalenrand umgeben sind. Tritt nach dem Befall trok- kene Witterung ein, so bildet sich dicht unter den Flecken ein Korkgewebe, welches das Fortschreiten der Flecke in die Tiefe verhindert. Ist dagegen die Witterung nach dem Befall feucht, dann vertiefen sich die Flecke immer mehr und die Knollen verderben schließlich durch Fäulnis. Es ist durch die Erfahrung bewiesen, daß der Tiefschorf durch das Saatgut vererbt wird. Das ist dagegen nicht der Fall bei der gewöhnlichen Schorfkrankheit, welche durch korkartige erhabene bräunliche- Fleckenbil dung auf der Schale gekennzeichnet ist. Derartig erkrankte Kartoffeln können unbedenklich zur Aussaat benutzt wer den. Sie erzeugen gesunden Nachwuchs, falls nicht die Bodenverhältnisse es bewirken, daß auch die neuen Knol- I len wieder schorfig werden. Die Bodenbeschaffenheit spielt nämlich bei der Entstehung dieser Krankheit eine bedeu tende Rolle. Auf alle Fälle sollten aber immerhin reelle Erzeuger und Händler beim Verkauf von Saatkartoffeln an geben, ob dieselben stark von der gewöhnlichen Schorf krankheit befallen sind, um Weiterungen und Anstände mit der Kundschaft zu verhüten. Schließlich ist noch