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Die Arbeit lenkte Helle ab. Die ersten Kinder würben zu ihr gebracht, sie trafen gleichzeitig mit einigen Pflege rinnen ein. Es war eine blasse Schar. Und doch jo bald änderte sich ihr Aussehen; Sonne, frische Luft und gejunde Kost stärkten sie, gab ihnen allen Frohsinn und Lebens freude; ihr Lachen, Jauchzen und kindliches Geschrei hallten hernieder ins Tal. Helle sah in die Zukunft, im Werden groß; der Natur nahe, fühlte sie ihre Kräfte wachsen, keine Arbeit war ihr zu schwer, keine Mühe verdroß sie, und im festen Wollen fand sie ihren Frohsinn wieder. Das Kinderheim stand schnell in der nahen und fernen Umgebung im besten Ruf, bald konnte sie ohne zweite ärztliche Hilfe nicht mehr aus kommen. Eine große Ueberraschung war es für sie, als sie unter den vielen Bewerbungen die von Doktor Frank Hermes fand. Und sie forderte ihn auf, in das Haus am Hügel zu kommen. Sie stanü auf der Wiese, inmitten der heitern Kinder schar, von den Strahlen Ler sich neigenden Sonne überflutet. Da siel ein dunkler Schatten neben sie, und eine ihr io vertraute Stimme schlug an ihr Ohr. Frank gestand ihr nun, daß die Braut sein ernstes Wesen, das dem gesellschaft lichen Trubel abhold war, als langweilig empfunden habe! Sie Habs es für ratsam gehalten, ihn wieder freizugeben. Ein tiefes Leuchten in den Augen, hielten sie sich bet den Händen, jubelnd umringten sie dieKinder, und als sie sich im Schein der sinkenden Sonne über die buntblühsnden Wiesen heimwärts wandten, schritt neben ihnen das Glück. Oie gekrönten Virtuosen. König Karl IV. von Spanien war nicht nur ein leiden schaftlicher Verehrer der Musik, sondern selbst auch aus übender Künstler und er war der Meinung, daß er die Geige ganz meisterhaft spiele. Wenn daher bei Hofe ein Kammermusikabend stattfand, so nahm der König am Pult des ersten Violinisten Platz; dies war Boccherini, der ein wirklicher Künstler auf seinem Instrument war und ein recht tüchtiger Komponist. Dieser mußte, wenn der König selbst spielte, den Part der zweiten Violine übernehmen, worunter zunächst seine große Eigenliebe litt, noch weit mehr aber jein musikalisches Gehör; denn der König spielte gar falsch und so sehr gegen den Takt, daß keiner der ande ren Musiker ihm zu folgen vermochte. Entstand aber dann ein fürchterliches Durcheinander, so geriet Ler König in Wut und schob den anderen und vor allem Boccherini die Schuld zu. Eines Tages versuchte dieser nun eine List; er hatte es genug, seine Kompositionen immer verdorben zu hören und so schrieb er ein Werk, bei dem die erste Violine nur immer ein und dasselbe begleitende Figurenwerk zu spielen hatte, das Murmeln eines Baches nachahmte. Es war dies ein neuer und liebenswürdiger Gedanke, der für den König etwas Bestechendes baben sollte. Karl IV. spielte auch das erste Blait ruhig ab, als sich auf Lem zweiten Blatt das gleiche Thema wiederholte, warf er Boccherini einen zornigen Seitenblick zu. Als er zum dritten Blatt gekommen war, merkte er, worauf sein Hofkapellmeister abzielte, warf voller Zorn die Violine fort, sprang aus Boccherini zu. faßte ihn beim Kragen und zog ihn mit der ihm eigenen ungeheueren Körperkraft dem Balkon zu, um ihn den gefährlichen Sprung zum Fenster hinaus tun zu lassen. Rasch entschlossen eilte die Königin herbei, legte die Hand auf des Königs Arm und sagte eindringlich: „Denk' an deine Seele!" Ta ließ der König den in Ungnade gefallenen Kompo nisten los, entließ ihn aber nicht nur sogleich, sondern ver bannte ihn für ewig aus ganz Spanien. Dieser in der Hitze gegebene Befehl wurde allerdings bald gemildert; denn Karl IV. setzte dem vertriebenen Virtuosen ein lebensläng liches Jahresgehalt aus. Auch fand Boccherini rasch eine An stellung am Hofe Friedrich Wilhelm II. von Preußen, der übrigens ebenfalls als ein guter Violinspieler gelten wollte. Als dieser nun eines Tages seinen neuen ersten Geiger fragte: „Welchen Unterschied finden Sie zwischen dem Talente meines Vetters, Karl IV. und dem meinen'?" er widerte der Komponist als gewandter Höfling: „Maieslai! Karl IV. spielt als König, Lw. Majestät spielen kaiserlich." H. R. Dichtungen. Gesammelt von Franz Lächler. tAachdruck verboten.1 Im östlichen Deutschland war einst ein Pfarrer, der das Deutsche nicht völlig beherrschte es aber doch unternahm, in deutscher Sprache zu dichten Einst besang er eine — Wanze, die, als er im Dunkeln saß. an einem Balken her unterlief, in einem Gedicht, das mit diesen Versen begann: Ich saß in tiefen Dunkelheiten, Es fehlte mir an Lichtiakeiten; Da kam ein Wanzgcr, bunter, Den Cchubber runter In einem alten Buch finden sich folgende Verse: Zwei Polkas geben einen Liebesblick, Drei Liebesblicke geben einen Lröndedruck, Vier Händedrücke geben einen Kuß. Fünf Küsse geben ein Mondschein-Stelldichein. Zwei Mondschein-Stelldicheins geben eine Hochzeit, Zwei Hochzeiten geben vier Narren Kästner. Professor in Göttingen und berühmter Spöt ter. besuchte einst mit einer als galant bekannten Dame eine Gemäldegalerie Sie blieben vor einem Gemälde stehen, das Joseph und Potiphars Weib darstellte Kästner wandte sich an Lie Dame und improvisierte folgende Verse: Dem Arm der Frau des Poliphar Entzog sehr leicht sich Joseph zwar' Doch wären Sie an ihrem Platz gewesen. Wir würden es gewiß nicht lesen. In einem parodistischen Gedicht, das in einem alten satirisch-lyrischen Almanach steht, findet sich folgendes Bild, dem Originalität gewiß nicht abzustreiten ist: Und immer dunkler Wird das unendliche Himmelshaupt, Wie ein riesiger Negerkopf, Von den zahllosen Silberläusen, Den Sternen, geplagt. Bei der Beleuchtung der Stadt München am 13 Fe bruar 1848 konnte man sehr originelle Transparent- inschrijten lesen. So dichtete ein Vuchdruckereibesitzer: Eine edle, freie Presse, Licht verbreitend, Segen spendend. Keine wilde Feueresse, Mit Geschrei und Umsturz endend, Eine Sonne, lein Vulkan, Coll die Presse jein fortan. AüM-Ecks. Rätsel. Wenn sich zarter, lichter Farbenschein Ueber einen schönen Baum ergießt, Fällt vielleicht dir eine Jungfrau ein Tie vom Söller ihren Ritter grüßt. Schach-Ausgabe. Weiß zieht und setzt mit dem dritten Zuge matt Auslösung aus letzter lummer. Anagramm: Zuneigung, Zueignung.