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Kostenfrage. Di« bisher der Oeffentlichkeit be kannten Einzelrechnungen gäben ein erschrecken des Bild. Der Redner verweist auf die Errech nungen der Stadtgemeinde Berlin sowie auf die Kostenanschläge von Bremen und Chemnitz und stellt fest, daß die Mehrbelastung steig«, je kleiner di« einzelnen Gemeinwesen seien. Sicher sei es nicht zu hoch gegriffen, rvenn man im Reichsdurchschnitt eine 40-bis 50prozentig« Ver mehrung der Schulkosten zu befürchten habe. Die demokratische Fraktion fordere mit erhöhtem Nachdruck Auskunft, wie hoch die Reichsregie rung die Lasten schätze. Der Redner erklärt, daß er nirgends Deckungsmöglichkeiten für die Vorlage sehe. Wenn die Reichsregierung auf die Interpellation nicht ausreichend antworte, so gebe sie dem ganzen deutschen Volke den Beweis für ihre sachliche Unzulänglichkeit und für einen schärftes Mißtrauen herausfordernden Mangel an Veranwortlichkeitsgefühl. Abg. Dr. Schreiber (Zentr.) erklärt: Für das Zentrum handele es sich nicht um parteipo litische, sondern um elementare Erundfordcrun- gen. Er sei gleichfalls der Meinung, daß es Neichsfchulgesetz. Gerade in der Bekenntnisschule werde der Gedanke eines weitausgreifenden Universalismus gepflegt. Die Bekenntnisschule könne zu einer großdeutschen Kulturtat ersten Ranges werden in der Zeit der kulturellen Au tonomie für die Miirderheiten. Nachdem auch in der Außenpolitik der Gedanke des Machtstaatcs verlassen worden ist, sei es für den Staat un möglich, im Innern eine kulturelle Diktatur ge genüber dem Elternrecht auszuüben. werde allerdings, ehe die Vorlage den Reichsrat noch einmal beschäftige, grundsätzlich die Frage klären, wie weit das Reich sich an den Kosten beteiligt. Gegenüber den kunstvoll ausgestellten Zahlen des Abgeordneten Dr. Fischer müsse er eine gewisse reservierte Stellung einnehmen. Der Minister beruft sich zum Schluß auf die preußi sche Negierung, die gleichfalls in ihrer Begrün dung gesagt habe, daß ein Versuch, die Mehr kosten festzustcllen, bisher nicht gemacht worden sei und auch nicht gemacht werden könne. ! waten nach Washington senden würden. Eine richteter Sache wieder nach Hause gehen. Der Brief des Ministerpräsidenten Braun ist mit Zustimmung des gesamten preußischen Ka binetts verfaßt. Als Begründung für diesen Schritt gibt der preußische Ministerpräsi dent das Verhalten der Provinzial vertreter bei der in der vorigen Woche ab gehaltenen Beratung des Reichsrates Uber das Schulgesetz an, wo sie, mit Aus nahme der Vertreter von Berlin und der Pro vinz Sachsen, gegen die preußischen Anträge stimmten, ohne vorher die preußi sche Regierung davon verständigt zu haben. Dies« Methode hat den Unwillen der preußischen Negierung erregt, so daß sie glaubt, zu dieser Maßregelung greifen zu müssen. Der Minister präsident weist weiter darauf hin, daß es auch schon früher wiederholt zu gewissen Unstimmig keiten zwischen den Regierungsvertretern Preu ßens im Neichsrat gekommen sei, so daß Preu ßen künftighin auf die Abhaltung der Vorbesprechungen Verzicht leisten müsse. Seitens der Provinzialvertreter wird dazu mitgeteilt: Verschiedene Tageszeitungen haben «in aus Anlaß der Abstimmung im Reichsrat über das Neichsschulgesetz an di« Provinzialver- treter gerichtetes Schreiben des preußischen Ministerpräsidenten auszugsweise veröffentlicht. Die Provinzialvertreter haben in gemeinschaft licher Sitzung einstimmig beschlossen, von einer Presseerörterung zunächst abzuschcn, haben aber an den preußischen Ministerpräsiden ten ein Schreiben gerichtet, in dem sie be dauern, daß der Inhalt des Schreibens und die Veröffentlichung in der Press« sich auf m a - teriell unrichtigen Voraussetzun gen aufbant. Sie haben zugleich zur Klarstel lung des Sachverhaltes und zu einer Aus sprache über bestehende Meinungsverschieden heiten eine gemeinsame Sitzung des ge samten Staatsministeriums und der Provinzial vertreter unter dem Vorsitz des Ministerpräsiden ten angeregt. Einigung über die Ausländsanleihen Berlin, 20. Oktober Wie wir aus unterrichteten parlamentari schen Kreisen erfahren, sind die Verhand lungen im Reichsfinanzministerium über die neuen Richtlinien der Beratungs stelle für Ausländsanleihen kurz nach Mittag zum Abschluß gekommen. Im wesentlichen war bereits gestern abend eine Uebereinstimmung zwischen den Ländern, dem Reich und der Neichsbank erzielt worden. Bei den heutigen Beratungen handelte es sich deshalb nur um Formulierungen, für die die gestrige Konferenz einen Ausschuß eingesetzt hatte. Auch über diese Formulierungen ist nun mehr eine Einigung zustande gekommen, so daß die neuen Richtlinien, die für die Anleihebedürf nisse, aber auch für die Währungspolitik der Reichsbank von großer Bedeutung sind, nun mehr gegeben sind. Das Ergebnis der Besprechungen wird nun mehr den Lündcrregierungen mitgeteilt wcrocn. Materiell haben die neuen Richtlinien in erster Linie den Zweck, die wirtschafts- und währungs politischen Gesichtspunkte, die die äußerste Beschränkung bei Aufnahme von Aus- Washington, 20. Oktober Der Chef der deutschen Heeresleitung, Gene ral Heye, besichtigte gestern in Washington einige militärische Einrichtungen der Bundes hauptstadt. Abends folgte General Heye einer Einladung des britischen Botschafters zu einem Ball in der britischen Botschaft, der zu Ehren des hier weilenden englischen Geschwaders ver anstaltet war. Hier traf General Heye mit führenden Persönlichkeiten des poli tischen und diplomatischen Washingtons sowie mit hier beglaubigten fremden Militärattaches und zahlreichen Offizieren der amerikanischen Armee und Marine zusammen. Trotz des m- offiziellen Charakters seines Besuches zollt die amerikanische Presse seinem Besuche lebhafte Be achtung und widmet seiner Persönlichkeit in Wort und Bild ein freundliches Interesse. Rückkehr des Prinzen Carol nach Rumänien? Paris, 20. November Havas berichtet, daß Nachrichten aus Bu karest zufolg« rumänisch« Politiker nach Frank reich abgereist seien, um eine Begegnung mit dem Prinzen Carol herbeizuführen, dessen Rückkehr nach Rumänien ins Auge gefaßt sei, da einige Vorbedingungen hierfür erfüllt seien. Zu diesen Vorbedingungen kann auch die mitt- lerrveil« erfolgte Trennung des Kronprinzen von Fran Lupescu gerechnet werden. , Nach einem Angriff des Abg. Kube (Nat.« Soz.) gegen das Zentrum, auf den Abg. Hof mann-Ludwigshafen (Zentr.) erwidert, und einer Kritik des Abg. Rönneburg (Dem.) an den Probeabstimmungen in Bayern und Baden zur Propaganda für die Bekenntnisschule schließt die erste Lesung des Reichsschulgesetzentwurfes. Das Haus vertagt sich auf Freitag nachmit tag 1 Uhr: Demokratischer Antrag auf Einfüh rung der Rentnerversorgung, Besoldungs gesetz. Dr. Mumm Vorsitzender des Vildungsausschusses des Reichstages Berlin, 21. Oktober Zum Vorsitzenden des Bildungs ausschusses des Reichstages, der sich nun mehr mit dem Reichsschulgesetzentwurf unver züglich befassen wird, ist der deutschnationale Ab geordnete Dr. Mumm, zu seinem Stellvertre ter der Abgeordnete Schreck von den Sozial demokraten bestimmt worden. endgültige Entscheidung ist jedenfalls nicht zu er warten, bevor nicht Staatssekretär v. Schubert, der übrigens auch eine Zeitlang in Frage zo kommen schien, nach Berlin zurückgekehrt ist. Der frühere bayrische Ministerpräsident Dr. von Knilling gestorben München^ 20. Oktober Der frühere bayerische Ministerpräsident Dr. von Knilling ist heute vormittag 9 Uhr in der Klinik von Dr. Lindl an den Folgen einer Herzlähmung gestorben. Dr. von Knilling mußte sich einer Darmoperation unterziehen, die einen günstigen Verlauf genommen hatte. Die Kosten des Schulqesetzes Eine allgemeine Erklärung des Reichsinnen- minksters Berlin, 20. Oktober Nach Erledigung kleinerer Vorlagen setzt Ler Reichstag die erste Lesung des Reichsschulgesetzcs Wirth und das Schulgesetz Lta«a« D r a b t m c l v u n a Berlin, 21. Oktober Bei der ablehnenden Haltung, die Dr. Wirth bisher in der Oeffentlichkeit zum Reichsschulgesetz eingenommen hat, ist es von besonderem Interesse, daß gerade er die Rede des Volksparteilers Dr. Runkel ständig durch Zwischenrufe unterbrach, aus denen her vorging, daß er sich gegen die Simultan- schule in Baden wandte. Es scheint also, daß Dr. Wirth seine Ansicht über die Schulfrage einer Revision unterzogen hat, und heute auf dem offiziellen Standpunkt der Zentrumsfrak tion steht. Die Wirtschastspartci für den Einheitsstaat L » arne Dravlm «Iduna Berlin, 21. Oktober Von zuverlässiger Seite hören wir, daß sich die W i r t s ch a f t s p a r t e i bei den kommen den Verhandlungen über das Verhältnis zwi schen Reich und Ländern prinzipiell für den Einheitsstaat aussprechen wird. Dieser Standpunkt kann insofern nicht überraschen, als die Wirtschaftspartei, wie ja schon ihr Name sagt, politische Fragen in erster Linie aus der wirtschaftlichen Perspektive betrachtet und es ganz ohne Zweifel ist, daß sich die Verwaltung eines Einheitsstaates billiger stellen würde, als der jetzige Verwaltungsapparat. Parlamenta risch würde die Haltung der Wirtschaftspakte! vielleicht insofern Schwierigkeiten machen, als sie sich in Fraktionsgemeinschaft mit dem Baye rischen Bauernbund und den Welfen befindet, die auf ausgesprochen föderalistischem Stand punkt stehen. fort. Abg. Schulze-Frankfurt (Dntl.) verweist auf die größere Mannigfaltigkeit der Schulfor men in dem Entwurf, wodurch der Grundsatz der Gewissensfreiheit klar zum Ausdruck komme. Der Entwurf gebe jedem das Seine und nicht etwa jedem das Gleiche, wie es die Gegner fordern. Die Wiederkehr der geistlichen Schulaufsicht werbe auch von den Deutschnationalen abge lehnt. Als solche könne aber auch die im Ent wurf vorgesehene Einsichtnahme in den Reli gionsunterricht nicht bezeichnet werden. Der ^Hodner wendet sich gegen die Stellungnahme des Deutschen Lehrervereins; den angeblich 150 000 deutschen Lehrern ständen 4'/, Millionen christ liche Eltern gegenüber, di« eine christliche Schule fordern. Zu einer allgemein anerkannten Ein heitsschule, so erklärt der Redner zum Schluß, werden wir nie kommen. Deshalb wollen wir den drei Schulformen Eelsgenheit geben, im friedlichen Wettbewerb ihren Wert zu erweisen. Abg. Dr. Fischer (Dem.) begründet die de mokratische Interpellation über die Ä ARM in MMMM Leipzig, 20. Sept. Die Erdstöße, die in letzter Zeit die Ost alpen und insbesondere die Gegend von Wien erschütterten, haben sich auch bis nach Sach sen hinein fortgeflanzt. Namentlich in der Gegend von Dresden sind die Erschütterun gen deutlich verspürt worden. Dagegen scheint das Vogtland nur schwach erschüttert wor den zu sein und ebenso scheint man in der gan zen Lausitz die Erdstöße nicht bemerkt zu haben. Für die wissenschaftliche Bedeutung der Erdbeben und für die Erforschung des Erdbo dens ist «s nötig, daß von möglichst vielen Sei ten Mitteilungen über die Beobachtung der Erd- erschütterungen gemacht werden. Solche Mel dungen sind an das Sächsische geologische Landes amt in Leipzig L I, Talstraße 35, zu richten. Noch kein Start der V1238 Horta. 20. Okt. Wie der Berichterstatter des WTB. erfährt, ist der für heute nacht ursprünglich vorgesehene Start der O 1230 infolge noch zu ungün stiger Soeverhältnifs« verschoben worden. Keine Notlandung eines Verkehrsflugzeuges bet Hann.-MLnden Kassel, 20. Oktober Di« Berliner Vlättermeldung, wonach ein Verkehrsflugzeug der Strecke Hanno ver-Kasfel gestern in der Gegend von Hann. Münden «ine Notlandung vornehmen mußte, bei der das Flugzeug beschädigt wurde entspricht nicht den Tatsachen. Es handelt sich vielmehr um ein S p o r t fl ugz e ug, das in der Nähe von Hann.-Münden zw«cks Orien tierung nioderging. Das Flugzeug ist dann wider aufgestiegen und in Kassel gelandet. Der französische Flieger Finat schlägt den Begrüßungsabend für die Turuierslieger in Kassel Kassel, 20. Oktober Bei einem Begrüßungsabend, den der Niederhessische Verein für Luftfahrt und der Verkehrsverein Kassel dem französischen Flieger Dor et und den Kasseler Fliegern Fieseler und Magersuppe gab, begrüßte Bürgermeister Lahmeyer die Gäste und hieß besonders den Flieger Doret willkommen, der nach Deutschland gekommen sei, um im fried lichen Wettstreit mit deutschen Fliegern um di« Sicgespalme im Luftturnier zu kämpfen. Zn einer Ansprache hob Oberregierungs rat Florschütz als Vertreter des Oberpräsi denten als erfreuliche Tatsache hervor, daß zum ersten Male ein französischer Flieger zu fried lichem Wettkampf nach Deutschland gekom men sei. Doret dankte in französischer Sprache. Weltrekord für Kleinflugzeuge Paris, 20. Oktober Der Flieger Finat, der heute früh zu einem Dauerflug mit einem Kleinflug zeug aufgestiegen war, ist 17,24 Uhr wieder gelandet. Er hat in 11 Stunden und 15 Minuten Flugdauer 1150 Kilometer zurückgelegt und somit den Weltrekord für Kleinflug zeuge um 550 Kilometer geschlagen. General Heye in Washington Konflikt zwischen dem preußischen Ministerpräsidenten und den Vrovinzialvertretern Berlin, 20. Oktober Ein Vorfall, Ler großes Aussehen er regte, spielt« sich am Donnerstagvormittag im preußischen Staatsministerium ab. Jeden Don nerstagvormittag findet im Staatsministerium eine Vorberatung mit den Provinzialvertretern im Reichsrat statt, in der zur Herbeiführung einer einheitlichen Stimmenabgabe im Reichsrat alle Vorlagen durchgesprochen werden, die den Reichsrat demnächst beschäftigen. Als sich die Provinzialvertreter am Donnerstagvormittag zu d!es«m Zwecke im Gebäude des Staatsministe riums einfanden, wurde ihnen ein Brief des Ministerpräsidenten Braun überreicht, in dem dieser erklärte, daß er auf di« übliche Vorbe sprechung mit den Provinzialvertretern verzichte. Die Herren mußten also unver- landskrediten durch öffentliche Verbände gebieten, genauer herauszuarbeiten und zusam menzufassen. Maltzans Nachfolger Ligen« D r a b t m « I d u n a Berlin, 21. Oktober Das Auswärtige Amt ist sich noch immer nicht schlüssig darüber geworden, wer als Nach - folgerdes verunglückten Freiherrn v. Malt - zan als deutscher Botschafter nach Washington gehen soll. Nach immer werden Luther, Cuno und Graf Bernstorff genannt, daneben aber auch der frühere Reichsfinanzminister Dr. Reinhold und neuerdings Dr. von Stauß, der seit langen Jahren Direktionsmitglied der Deutschen Bank ist und bis vor kurzem auch in der Ufa eine her vorragende Rolle gespielt hat. Seine Nominie rung zeigt ganz deutlich, daß man im Auswärti gen Amt der Ansicht ist, der Botschafter in Washington müsse vor allen Dingen Erfahrun gen auf finanzpolitischem Gebiet haben, ein Standpunkt, der wohl zu verstehen ist, wenn man in Erwägung zieht, daß bei etwaigen Verhand lungen über die Reparationszahlungen und neue Ausländsanleihen auch der deutsche Botschafter in den Vereinigten Staaten eine hervorragende Nolle zu spielen hat, andererseits machen sich Be strebungen geltend, die gerade Dr. Reinhold gern im Lande behalten wollen und auch an Stelle des Herrn von Stauß lieber einen Diplo- Rcichsinnenminister v. Kcudell beantwortet darauf die demokratische Inter pellation über di« Kosten frage und stellt fest, daß er nicht gesagt habe, es sei gleich, ob Reich, Länder oder Gemeinden die Kosten tra gen. Er sei gleichfalls die Meinung, daß cs ein« wichtige grundsätzliche Entscheidung sei, wie weit sich das Reich daran zu beteiligen habe. Der Minister erklärte weiter, daß auch die ern stesten Bemühungen der Reichsregierung, die Kostenfrage zu klären, keine wesentlich« Aende- rung in der Haltung der Opposition gegenüber der Vorlage hervorgerufen haben würden. Ter Minister wiederholt, daß die Kosten abhängig seien von der Eesamtgestaltung des Entwurfes, besonders auch von den Ausfführungsgesetzen der Länder. Es stehe nicht fest, in welchem Um fange die Erziehungsberechtigten auf dem Plan erscheinen werden. Man wiss« auch nicht, welche Definition der Begriff des geordneten Schulbe- triobes erhalten werde. Die Reichsregierung MM« MsMMMN Der Hochstapler Eglofsstein-Oertel geflüchtet Berlin, 20. Oktober. Dienstag nachmittag flüchtete der Schulleiter Egloffstein- Oertel, als er nach Beendigung eines Nach prüfungstermins in das Untersuchungsgefängnis Moabit zurückgebracht werden sollte. Oertel, der Ende Juli in Köln verhaftet worden war, leugnet« hartnäckig die ihm zur Last gelegten Verfehlungen — Aktienbeseitigung und Betrug in mehreren Fätten — obwohl er nahezu als ' überführt gilt. Auf welche Weise es ihm ge- lungen ist, aus dem Gebäude auf die Straß« zu kommen, konnte noch nicht festgestellt werden. Oertel hatte bei seiner- Flucht keinen Pfennig Geld bei sich und trug weder Hut noch Mantel. — Ueber diese Flucht erführt das „Berliner Tageblatt", Laß Egloffstein im Laufe des ge strigen Abends sich mit seinen Verteidigern tele phonisch in Verbindung gesetzt hatte. Er er klärte, daß ihm nur daran gelegen sei, einen für seine Strafsache wichtigen Zeugen zu ermitteln. Egloffstein sprach dabei die Bitte aus, die Ver teidiger möchten ihn bei der Staatsanwaltschaft entschuldigen. Wenn es ihm im Laufe des heu tigen Tages gelingen würde, den Zeugen aus findig zu machen, wolls er sofort nach Moabit zurückkehren. Selbstmord Berlin, 20. Oktober. Ein 25jähriger KoiP torist verübte heute Selbstmord, indem er auf das Dach eines fahrenden Vorortzuges stieg. Beim Zusammenprall mit einem Brückenpfeiler erlitt er einen Schädelbruch, der den sofortige» Tod zur Folge hatte. Zwei Frauen als Anführer einer Einbrecherbande Berlin, 21. Oktober. In Kattowitz wurde eine Einbrecherbande verhaftet, die unter Füh- ladenfabriken, eine Pappenfabrik und einige Wäschejabriken und Webereien in der Gegend von Eil«nburg. Kohlennot in Anhalt Dessau, 20. Oktober Die Anhaltischen Ealzwerke in Leopoldshall haben noch für einen Tag Kohle. Die Chemisch« Fabrik Buckau in Staßfurt liegt still, auch die preußisch-st aatlichen Werke müssen den Betrieb einstellen, wenn es nicht sofort zu einer Verständigung kommt. Die anhaltischen Kohlenhändler haben nicht die ge ringsten Vorräte, weil sie an einen Streik nicht glaubten. Demzufolge leidet auch der Haus brand Not.