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Bergström. Gischtsirudelnder, felsuberjpruLelnSer! Machtvoll, nachtooll, Prachtvoll im Prachtgroll Kracht ver Blöcke Gerölle, Als stöb es zur Hölle, Als ob üurch die Schlucht Zn rasender Flucht Die letzte Reifriejenschlacht erichölle! Wild donnern die jchaumgrünen Gletscherwogen, Frisch überflogen Von Adlern, Gewittern und Regenbogen. Heinrich Vierordt. Gas Gemmenbild. Don Zoh. von Kunowski. tRachdruü verboten.) Roderich Flemming war ein Träumer, der so gar nicht in dies Zeitalter der Maschinen und triumphierender Kraft paffen wollte. Er iagte von sich selbst, daß er zu spät ge boren sei, und den müden, welken Zug, der sich tief rechts und links des Mundes eingekerbt hatte, schrieb er aus das Konto des Nichtverstandenseins, des ewigen Konfliktes einer romantischen Träumerseele mit der banalen, nüch- , lernen Zeit. — Geschichten aber erlebte Roderich trotz seines ewigen Kampfes mit den Giganten einer neuen Epoche, wie sie der klassischste Romantiker zu seiner Zeit schöner nicht hatte erträumen können, Geschichten, die ihn wieder voll aus- söhnten mit der Wirklichkeit und einen Abglanz stillen Glückes in seine Augen zauberten. — Dort, wo vom hohen Markt in Wien die Zudengaffe ab- zweigt, stand eines Mittags Roderich Flemming. Es war heute für ihn wieder einmal der Tag heimlicher Feste, konnte er sich doch dank seiner frischgefüllten Geldbörse tief versenken in die Schätze der Vergangenheit — Trödler bei Trödler, lag tot, wie ausgestorben, die schmale Gaffe. Beinah wie automatenhaft murmelten die vor den Türen Hockenden ihr Sprüchlein dem Vorübergehenden zu, priesen ihre Waren in seltsam wehklagendem Tonfall, um dann wieder in die Starre ihres ewigen Wartens zurückzufallen. Der Suchende kannte den wehen Zauber dieser Gaffe, gedämpft hallte sein Schritt von den schmalbrüstigen Häu sern wieder, er hatte sein Ziel unter diesen Läden mit ihren trüben Auslagen, von weitem schon hatte Laib Wolff ihn erkannt und harrte dienernd seiner. Schwer legte sich die Luft des kleinen Gewölbes auf den Eintretenden. Dust vergangener Jahrhunderte, Gerüche ferner Länder und der stille Moder eines uralten Hauses mischte sich, daß es seltsam den Fremden umfing und alles vorbereitete, Visionen zu schaffen. Mit sanfter, monotoner Stimme wies der Trödler seine Schätze, verstaubt häuften sich Kostbarkeiten, die einstmals der Stolz ihrer Besitzer gewesen. Und unter grauen Geweben hervor lächelte Flemming das Bild einer schönen, jungen Frau an, die in der Tracht ihrer Zeit, noch heute mit lockenden Schultern den Mann zu fesseln versuchte. Doch es war etwas in dem Gesicht dieser Schönen, das den Betrachter seltsam gefangen nahm. Es spielte um ihre vollen Lippen ein Lächeln, das wußte zu erzählen von Liebe und Lebensfreude, und dennoch lag es wie ein Unterton von tiefem, schwerem Leid über dem lieblichen Frauenantlitz; und dieser wehe Gegensatz, dies ausdrucksvolle Spiel menschlicher Leidenschaft fesselte den jungen Mann, daß er Las Bild zu kaufen wünschte. Doch Laib Wolff krümmte den hageren Leib im langen Gewände, nicht einen Groschen wollte er lassen von dem einmal genannten Preise, der bei weitem Roderich Flem mings Mittel überstieg So mußte er denn schweren Her zens von diesem Kaufe lassen, einen kostbaren, alten Gem menring in der Tasche, dessen Schnitt ihn in irgendwas an das begehrte Frauenbild erinnerte verließ er den Laden Demütig stammelte der Trödler Entschuldigungen, und das geschaute Bild im Herzen, stieg Flemming, lies zu innersi ein wenig verdrossen, die Straßenstufen hinab wand sich durch das Gewirr der Altstadtgäßchen und gelangte zu seinem Fachwerkhaus, das sich etwas verzogen ichon, fest an seinen steinernen, patrizischen Nachbarn lehnte. — Abends, spät, als rings alles ruhig, saß Roderuy Fiem- ming in seinem Schlafrock mit den seidenen Quasten im Schein der kleinen Lampe, und vor ihm blinkte matt ver Eemmenring. Tief spann sich der Einsame hinein in sein« Träume, in denen weiß, lächelnd, ein Arauenantlitz staNd Und je mehr er die Erinnerung befragte und in den Zügen des kleinen Bildes da vor sich forschte, desto mehr wuchs in ihm die Gewißheit, daß dieser Ning einst der Dame im Bilde gehört hatte; und als seine Finger den Ring drehten und wendeten, schob sich plötzlich der Stein zur Seite und ein kleines Oval bot sich seinen Blicken. Leicht schwebte ein Duft auf im stillen Gemach der dem ähnelte, wie er in Lem Trödlergewölbe io schwer auf dem Besucher gelegen. Eine winzige, blonde Haarlocke aber lag in dem Stein und ein feines Kügelchen. Zn Roderich Flemming wogten wild die Gedanken bei dieser Entdeckung. Er sah jetzt blond das Haar seiner Schönen, sah ihr schmerzvolles Lächeln und wußte, daß das Kügelchen — Gift war! — Nie waren seine Träume so lebendig gewesen wie in dieser Nacht. Vergessene Liebesgeschichten standen auf, weiße Schultern lockten, leise ertönte ein silberhelles Frauenlachen. Liebe und Eifersucht, Werden — Vergehen, die Romantik einer vergangenen Zeit war lebendig, und Roderich durchlebte erzitternd ein Frauenschicksal. — Am anderen Morgen aber ging dez Weltfremde zu Laib Wolff und kaufte doch das Frauenbud, daß sein Traum nun alle Tage bei ihm wäre. Tief verneigte sich der Alte im Kaftan, doch in seinem dunklen, schwermütigen Augen stand es wie ein Wissen um das „Warum" dieses Kaufes! Madonna und Landstreicher Legende von Hans ELfgen. Peter der Lump hatte nichts zu essen. Er zog als Landstreicher durch die Dörfer, aber di« Bauern schloffen die Türen vor ihm zu, denn das Korn war nicht gut geraten, und sie sorgten für ihren eigenen Magen. Todmüde sank Peter endlich zu Füßen eines Bildstock» nieder, um den die Blüten eines Rosenstrauches sich schmieg ten, hold wie eine sanft erglühende Abendwolke. Da hatte der Landstreicher einen seltsamen Traum. Er sah die Madonna niedersteigen zu sich, der schlafend am Boden lag, und eine kleine silberne Flöte in sein« Hände legen. Und als Peter erwachte, hielt er wirklich das klein« Ding in der Hand. Er rieb sich verwundert die Augen und blies in das Instrument, und sieh da! Da tanzten mit einem Male die Grillen, die um ihn im Grase waren, und die Falter, die zu den Rosen flogen. Als aber der Landstreicher in das nächste Dorf kam und in seine Flöte blies, da legten die Burschen und Mägde die Arbeit zur Seite und tanzten und tanzten. War Peter aber weitergezogen, dann ging Lie Arbeit noch einmal so gut; es war wie ein Wunder. Gute Tage hatte der Lump jetzt. Die Menschen jubelten, wenn er kam, und brachten das Beste aus Keller und Küche. Jahre gingen und kamen. Peter wurde älter und älter, und eines Abends sank er, umstanden von Bauern und Bäuerinnen, denen er eben noch ein fröhlich Liedlein gespielt, am Fuße eines Bildstocks nieder. Es war aber Lie gleiche Madonna, unter der er einst geträumt; doch er wußte es nicht. Der Landstreicher war müde, todmüde. Er hielt die Augen geschlossen und atmete schwer. Dann aber raffte er die letzte Kraft zusammen und blies in seine kleine Flöte. Sie gab einen süßen, leisen Ton, wie ihn Vögel singen, wenn am Morgen der erste Sonnenstrahl die schlummernden Lider streift. , Und dann geschah ein Seltsames Ein kleiner, silberweißer Falter flog aus der Flöte, schwebte ein Augenaufschlagen lang im goldnen Adendlicht und barg sich im Mantel der Madonna. Peter war gestorben. Das Stucklein der Madonnenseele aber, das die heilige Frau eingefügt hatte in die silberne Flöte. Vie den Lanl» streichel und alle Menschen frohgemachl, war in dem kler» ' nen Falter heimgekehrt zur Mutter.