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4148 PAPIER-ZEITUNG Nr. 105 . Löthen Es gehört nicht zu. den Gepflogenheiten der Setzer, den Lothkolben zu handhaben, und doch bietet sich öfters dem Akzidenzsetzer Gelegenheit, denselben erfolgreich zu verwenden, wenn er einen Kreis oder gebogene Linien zusammenzulöthen hat. Es ist nützlich, dass nicht allein der buchgewerbliche, sondern jeder Arbeiter löthen könne. Unter Loth versteht man eine Legirung von zwei Theilen Zinn und einem Theile Blei, jedoch löthet auch reines Zinn gut. In den Eisenhandlungen erhält man für wenig Geld eine Stange »Schnellloth«. Ferner braucht man einen Löthkolben, ein Stück Salmiak oder Kolofonium und ein Fläschchen Löthwasser. Letzteres kann man fertig kaufen oder auch selbst bereiten, indem man dünne Zinkstreifen in Salzsäure löst, bis die Säure vollends abgestumpft ist, was man daran erkennt, dass trotz Vorhandenseins von Zinkstreifen kein Aufbrausen erfolgt. Die Stellen, an denen man löthen will, müssen von jedem Schmutz befreit sein, was am besten mit einigen Feilstrichen geschieht; dann bestreiche man die gereinigten Stellen mit Löthwasser. Der Löthkolben wird bis zur Rothglühhitze erwärmt und dann an der Kolbenspitze ebenfalls mit der Feile gereinigt. Hierauf drückt man die glühende Kolbenspitze auf das Stück Salmiak, das zu rauchen beginnt. Dann nimmt man das Loth und reibt dasselbe auf der Kolbenspitze so lange hin und her, bis es haften bleibt. Der Kolben mit dem auf ihm befindlichen Loth wird nun schnell auf die Löthstelle gebracht, und man bewegt den Kolben so lange hin und her, bis das Loth gut haftet. Die zusammenzulöthenden Theile werden zusammengedrückt und etwa überstehendes Loth mit der Feile entfernt. Der Einfach heit halber empfiehlt es sich, die in Eisenhandlungen zu billigem Preise erhältliche Lötheinrichtungen gleich vollständig zu kaufen. M. Preisausschreiben. Die Kölner Schokoladenfabrik Gebr. Stoll- werck erlässt ein bemerkenswerthes Preisausschreiben mit zehn Preisen zu 4100 M. (ein Preis zu 1000, zwei zu je 500 und sieben zu je 300 M.) Es handelt sich um ein sogenanntes »Unterhaltungsbuch«, welches, aus Gruppen zu je zwölf doppel seitig bedruckten Blättern mit 15 : 12 cm Druckfläche be stehend, den Waaren der Firma beigelegt werden soll. Jede Preis-Arbeit soll sich für eine Gruppe von zwölf Blättern eignen und zwar so, dass die Vorderseiten mit zusammen etwa 4000 Worten mit einem Märchen, belehrender oder patriotischer Er zählung, die Rückseiten mit zusammen etwa 3000 Worten mit Gedichten, Räthseln, Sinnsprüchen usw. bedruckt werden sollen. Die Einsendungen müssen bis inkl. 28. Februar erfolgen. Das Preisgericht besteht aus acht Personen. Nicht prämiirte Ein sendungen können von der Firma die ganze Gruppe zu 200 M. oder einzelne Beiträge zu mit den Autoren vereinbarenden Preisen erworben werden. - s - Setzerstreik in Salzburg. In einer am 17. d. M. abgehaltenen, ziemlich stürmisch verlaufenen Versammlung der dortigen Buchdruckergehilfen wurde der in Wien jüngst zwischen den Delegirten der Prinzipale und Gehilfen vereinbarte Normaltarif verworfen und es wurden Forderungen aufgestellt, auf welche die Salzburger Prinzipale nicht eingingen. Am 18. traten nur die Setzer der Pustet’schen Offizin zur Arbeit an, in den übrigen Buchdruckereien wurde gestreikt, und auch bei Pustet musste nachmittags die Arbeit eingestellt werden, da die Gehilfen durch die Streikenden mit Gewalt von den Setzkästen weg gerissen winden. Das »Salzburger Volksblatt«, die »Salzburger Zeitung« und die »Salzburger Chronik« konnten, wenn auch nur in vermindertem Umfange, erscheinen. Das deutsch nationale »Tagblatt« wurde eine Seite stark ausgegeben, und zwar mit der Ankündigung seiner Einstellung für die Dauer des Streiks. Die »Katholische Kirchenzeitung« konnte gleich falls nicht erscheinen, g. Lohnbewegung der Lithografen und Steindrucker Heilbronns. In der Neckarstadt Heilbronn wurde eine Versammlung der Lithografen, Steindrucker und Berufsgenossen abgehalten mit der Tagesordnung: »Die Reglung einheitlicher Verhältnisse für alle Lithografen, Steindrucker und Berufsgenossen Heilbronns.« Nach längerer Debatte wurde folgende Resolution einstimmig angenommen und eine Kommission zur Reglung der weiteren Arbeiten und zur Verhandlung mit den Prinzipalen betreffend die in der Resolution enthaltenen Forderungen gewählt: »Die heutige in der Brauerei »Zum Löwen« tagende Versammlung der Lithografen und Steindrucker erklärt sich mit den Aus führungen der verschiedenen Redner nach reiflicher und sach licher Ueberlegung einvörstanden und erklärt sich ferner für prompte Durchführung folgender Punkte: 1. Verkürzung der Arbeitszeit für Lithografen auf acht Stunden, für Steindrucker auf neun Stunden; 2. Mindestlohn für Lithografen und Stein drucker auf 24 M., für Ausgelernte, welche im Geschäft ver bleiben, das erste Jahr 18 M.; 3. Aufschlag für Ueberstunden 25 pCt.; 4. Bezahlen der gesetzlichen und vom Geschäft an gesetzten Feiertage.« - s - Die grosse Zahl von Jugendschriften, die für den Weihnachts markt bestimmt sind, macht eine passende Auswahl unter den Büchern, namentlich für litteraturunkundige Geschäftsleute, zu einer äusserst schwierigen Aufgabe. Einen originellen Vor schlag zur Lösung dieses Problems hat die Dozentin Dr. Sophie Bryant in London gelegentlich einer Vorlesung über Jugend schriften gemacht. Sie schlug vor, dass für das Verzeichniss von 100 der besten Bücher aus der gegenwärtig vorliegenden Kinderlitteratur ein Preis ausgeschrieben werden sollte. Die »Daily News« haben den Gedanken aufgenommen und einen Preis von 10 Lstr. (200 M.) für die beste derartige Liste aus gesetzt. Die in den einlaufenden »Preisarbeiten« erwähnten Bücher werden möglicher Weise auch als Grundstock einer demnächst zu gründendenstädtischen Kinderbibliothek dienen, g. Büchertisch Anleitung zur Erhaltung und Ausbesserung von Handschriften durch Zapon-Imprägnirung. Von Dr. E. Schill. Kgl. sächs. Ober stabsarzt. Dresden 1899, Verlag des „Apollo 11 . Preis 60 Pf. Der Verfasser, Vorkämpfer für die Zapon-Imprägnirung, hielt obigen Vortrag auf der Dresdener Konferenz Deutscher Archivare 1899. Die Papier-Zeitung berichtete darüber auszugsweise in Nrn. 58, 78, 79 und 80 von 1899. Fachleute werden gern vom vollen Wortlaut Kenntniss nehmen. Lebende Bilder aus dem Reiche der Thiere. Werner-Verlag G. m. b. H., Berlin. 16 Lieferungen zu je 1 M. Das ganze nun vollständig erschienene Bilderwerk enthält auf 196 Seiten ebensoviele Augenblicksaufnahmen der Insassen des Berliner zoologischen Gartens. Die Raubthiere, die grossen Vögel, Wieder käuer und Dickhäuter sind als die interessantesten am meisten her angezogen, doch wurden auch die übrigen Thiere genügend berück sichtigt. Die grosse Mehrzahl der Bilder ist so schön und so vollendet in der eigenthümlichen Auflassung jeden Thiercharakters, dass Künstler jedes einzelne derselben gern anstatt der Handstudie benutzen werden. Abgesehen von dem Werthe, den das Buch demnach für Thiermaler haben wird, bedeuten die Bilder auch für Schüler sehr viel mehr als alle anderen Darstellungen, die bisher ausschliesslich durch Zeichnung gewonnen wurden, da sie auch für den Schüler den unschätzbaren Vorzug der unbedingten Richtigkeit haben. Die Autotypien wurden von Meisenbach, Riffarth & Co. besorgt. Sie sowohl wie der von Jul. Sittenfeld ausgeführte Druck sind vorzüglich. Die Rheinlande von Mainz bis Koblenz, die Thäler der Lahn und der Nahe von Dr. M. Schwann. Verlag von Th. Schröter, Leipzig und Zürich. 10 Lieferungen zu je 1 M. 50 Pf. Die erste Lieferung dieses schönen und vornehmen Prachtbuches erwähnten wir bereits in Nr. 66 d. J. Inzwischen ist es vollständig erschienen und bietet mit seinen 150 vorzüglichen Autotypien und dem frisch erzählenden Texte, der Geschichte, Sage, Ortsbeschreibung und Bevölkerungscharakteristik umfasst, Erholung, Anregung. Freude und Belehrung. Der Text behandelt nach kurzer Einleitung Mainz, Wiesbaden und Umgebung, den Rheingau, den Mittelrhein von Bingen bis Koblenz, Koblenz, das Lahnthai, das Nahethai und das Saargebiet. Die Beschreibung geht dabei soweit ins Einzelne als nur möglich ist ohne schulmässig zu wirken. Die Geschichte des Rheines in der Entwicklung des deutschen Volkes ist überall mit eingeflochten, Burg- und Stadtsagen mit darauf bezüglichen Gedichten und Liedern beleben die Beschreibung. Die Ausstattung des Werkes entspricht seinem Werthe. Das Papier ist kräftiges Schreibpapier, als Brod- Schrift wurde eine klargeschnittene Cicero Mediaeval verwandt, und die Zeilenlänge beträgt nur wenig mehr als die Breite beider Seiten ränder zusammen. Werden und Vergehen von Carus Sterne. Vierte verbesserte Auflage. Verlag von Gebr. Bornträger, Berlin. 20 Hefte zu je 1 M. Die in Nr. 81 d. J. erwähnte neue Auflage des bekannten vor züglichen Buches ist bis zum 10. Hefte erschienen. Damit wurde der erste Band vollständig, der die Erdentwicklung und die niederen Thiergruppen nebst den Pflanzen beschreibt. Der Umfang des Buches sowohl wie die Ausstattung des Textes mit erläuternden Bildern sind sehr gewachsen. Von den dieser Auflage neu beigegebenen Tafeln seien erwähnt: Röhrenquallen, Madreporen-Lagune im Australischen Barrieren-Riff, Bilder aus den Canons des Colorado-Flusses und Basalt- Säulen von Kurü Seri. Ausserdem ist auch die neue Theilung des ganzen Werkes in zwei Bände nur auf das starke Anschwellen des Stoffes zurückzuführen. Druck und Ausstattung des Werkes sind musterhaft.