Volltext Seite (XML)
Einseitig glatte Papiere In Nrn. i und 2 der Papier-Zeitung dieses Jahrganges schrieb ich über einseitig glatte Papiere und erwartete mehrere Erwiderungen, da doch gewiß dieser oder jener Leser sich über die Arbeitsweise dieser Papiere nicht ganz klar war. Es sind aber nur zwei Erwiderungen darauf er schienen. Die eine in Nr. 24, Titelseite, befaßt sich mit den Schabern des großen Zylinders, die andere mit dem Kleben der Papierbahn an der Presse. Ich sagte in meinem Aufsatz, daß selbst Steinwalzen auf die Dauer dem Kleben nicht abhelfen können, und sagte damit nur die Wahrheit. Derjenige Herr, welcher mir in seiner Erwiderung nachweisen wollte, daß ich mich hierbei irrte, war ein Feinpapiermacher, der Zigarettenpapiere arbeitet. Bei dieser Papiersorte verhält sich die Steinwalze in der ersten Presse anders, je länger sie läuft, je glätter wird sie, und ermöglicht den Stoff abzunehmen. Umgekehrt ist es aber bei Zellstoffpapieren, da deren Stoff wenig oder garnicht gemahlen wurde, denn sobald die Walze spiegel glatt wird, klebt auch das Papier an. Aus diesem Grunde mußte die große Firma, bei der ich angestellt war, und die eine Steinwalze gekauft hatte, um dem Kleben an der Presse abzuhelfen, die Walze nach einem halben Jahre herausnehmen. Ein anderes Beispiel: Eine mir bekannte Firma kaufte vor Jahren von einer Feinpapierfabrik eine alte, sehr gut erhaltene Papiermaschine. Die Maschine wurde gut instand gesetzt und ein großer Zylinder mit Wickelwalze dazu gekauft, um ein seitig glatte Papiere herstellen zu können. Die Preßwalzen waren jedoch stark verrostet, und es zeigten sich, nachdem die Maschine einige Zeit gelaufen war, in den oberen Preß walzen winzige, dicht nebeneinanderliegende Vertiefungen. Als ich die Preßwalzen sah, wußte ich noch nicht, daß diese Vertiefungen von Rost herrührten, sondern nahm an, daß die Walze mit Absicht so hergestellt worden wäre. Durch Frage bei einer befreundeten Firma stellte es sich aber heraus, daß die Vertiefungen von selbst entstanden waren. Diesen Vertiefungen schreibe ich es zu, daß das Papier durch die Luft, welche zwischen dem Papier und den Vertiefungen liegt, leichter abgestoßen wird. Eine neue Steinwalze zeigt gleichfalls diese feine Körnung, ist sie aber eine Zeitlang gelaufen, dann wird sie durch die Arbeit des Schabers spiegelglatt und erfüllt dann (wohl ge merkt, nur bei dieser Sorte von Papieren!) ihren Zweck nicht mehr. Anders ist es mit einer eisernen Walze. Hat diese feine Löcher, dann hat auch ein Schaber länger zu tun als bei einer Steinwalze, ehe er diese Unebenheiten ausgleicht. Bei einer Steinwalze dauert es etwa ein halbes Jahr, bei einer eisernen Walze wird es 5 Jahre oder noch länger dauern. Bei jeder Maschine, auf welcher einseitig glatte Papiere gearbeitet werden sollen, die nur aus Zellstoff bestehen, wird man mit der Presse nicht pressen können, wenn nicht eine Vorrichtung getroffen wird, die dem Kleben des Papiers abhilft. Hebe ich die obere Preßwalze soweit in die Höhe, daß das Papier zur zweiten Presse genau so naß gelangt wie es von der Gautschpresse kommt, so geht wohl das Papierblatt leichter von der Presse los, aber es bleibt an der zweiten oder dritten Presse kleben, wenn ich mit diesen pressen will. Nicht allein die fein gekörnte Preßwalze mit ihren Vertiefungen hilft dem Uebelstande ab (vergl. Nr. 1 von 1906), sondern auch die geeignete Lage der beiden Preßwalzen zu einander. Sieht man zehn Papiermaschinen an, so wird man finden, daß bei allen zehn Maschinen die Lage der Preß walzen eine andere ist. Bei der alten Bauart der Papier maschinen liegen die Preßwalzen in der Regel genau über einander, die neuere Bauart ist die, daß die obere Preß walze Neigung nach dem Sieb zu hat. Gibt es auch solche Anordnung der Preßwalzen, daß die obere Preßwalze Neigung nach der Trockenpartie bekommen hat? Eine mit Absicht angebrachte Anordnung solcher Art habe ich noch nicht gefunden, wohl aber eine Lagerung solcher Art, welche unabsichtlich geschehen war, und dies war ein Grund, weshalb in dieser Maschine die Papierbahn nicht an den Pressen klebte. Bei dieser Lage der oberen Preß walze hat nämlich zwischen der Walze einerseits, dem Papierblatt und dem Filz anderseits mehr Luft Zutritt hat als bei der umgekehrten, gewöhnlichen Anordnung. Die obere Preßwalze wird während des Ganges der Maschine in der schrägen Lagerung nach der Trockenpartie zu von der unteren Walze mehr geschoben, in drehende Bewegung gesetzt, in umgekehrter Lagerung (dem Sieb zugeneigt) da gegen mehr gezogen. Ich will noch einiges darüber sagen, wie man schöne einseitige Glätte auf Selbstabnahmemaschinen erzielt, nach dem ich in Nrn 1 und 2 zur Genüge das Arbeiten solcher Papiere auf Langsiebpapiermaschinen erläutert habe. Auf der Selbstabnahmemaschine kann man kein schönes ein seitig glattes Papier erzeugen wie auf gewöhnlichen Papiermaschinen, weil das Papier zu naß auf den Zylinder gerät, also nicht, wie bei einer Langsiebmaschine, vor gewärmt und mit dem richtigen Trockenheitsgrad den Glättezylinder passiert. Immerhin kann man auch auf der Selbstabnahmemaschine hervorragend schöne feinseitige Glätte erzeugen, wenn man den richtigen Zellstoff wählt und den Zylinder sauber hält. Dies ist bei dem Zylinder einer Selbstabnahmemaschine schwerer als bei dem Glätt zylinder einer Langsiebmaschine, weil die noch sehr feuchte Papierbahn mehr Schmutz absetzt als eine Ppierbahn, die Gelegenheit hatte, den Schmutz ihrer Oberfläche unterwegs an so und so viele Filze, Walzen usw. abzusetzen. Trotz dem macht es keine besonderen Schwierigkeiten, auch den Zylinder der Selbstabnahmemaschine einwandfrei sauber zu halten, wenn er die unentbehrlichen 3 Schaber aufweist; den ersten für die groben Unreinigkeiten, den zweiten mit Schmirgelleinen versehen, und den dritten mit. Manchon- Streifen. Sachgemäße Behandlung dieser drei Schaber ist allerdings erforderlich! Mancher, der schöne einseitig glatte Papiere kennt und weiß, wo sie gemacht werden, wird sich gesagt haben: warum bringen nicht auch andere Fabriken so gediegenes Papier fertig? Ich glaube, die meisten Fabrikanten sind zu bequem, oder der Erfolg scheitert an der Sparsamkeit der leitenden Personen. In zwei Fabriken ist es mir nicht ge lungen, das Erzeugnis zu veredeln: in der ersten Fabrik wollte mein Chef kein Schmirgelpapier kaufen, und in der zweiten konnte ich trotz aller Mühe keinen dritten Schaber an den Glättzylinder bekommen. Ich machte dann das Papier so gut ich konnte und brauchte mir keine Vorwürfe gefallen lassen. Zu meiner besonderen Freude ist es mir in der Fabrik, wo ich jetzt tätig bin, gelungen, hervor ragendes Erzeugnis zu fertigen, weil mir alles an die Hand gegeben wurde, was ich dazu brauchte. Es ist in vielen Fällen sehr vorteilhaft, einseitig glatte Papiere herzustellen, weil dieses Papier außer dem Schneiden keiner Bearbeitung bedarf, um gebrauchsfertig zu sein. In Rollen versandt, bedarf es keiner nachfolgen den Behandlung, die das Aussehen verschönern soll. Da her sollte man trachten, es mit möglichster Vollkommenheit von der Maschine zu bekommen. Bei einseitig glatten Papieren ist der Maschinenführer sozusagen gleichzeitig Kalanderführer. Hera. Papierstoff aus Schilfrohr? Rumänien besitzt im Donaudelta und in den Sümpfen der Dobrudscha über 400000 Hektar Schilfrohr, welches teilweise für die Herstellung von Rohrmatten dient; der Rest wird von Fischern für ihre Zwecke verwendet. Im Auslande wird Schilf rohr zur Herstellung von Zellstoff verwendet, und aus den Binsen werden Fäden zur Fabrikation von Säcken, Seilen usw. hergestellt. Der ungarische Industrielle Hatvany-Deutsch im Vereine mit mehreren deutschen Kapitalisten hat nun vom rumäni schen Staate die Abtretung seiner Schilfrohr- und Binsenvor räte in der Dobrudscha für 30 Jahre verlangt. Gegen diese Konzession wird dem Staate eine feste Summe sowie ein Ge winnanteil an dem Verdienste der Fabrikanten gewährt. Die Fabriken sollen in Galatz oder Tulcea demnächst schon erbaut werden. K. Obige Meldung eines rumänischen Blattes muß mit Vor sicht aufgenommen werden, da unseres Wissens bisher Papierstoff aus Schilfrohr nirgends mit anhaltendem Erfolg hergestellt wurde. (Vergl. Hofmann’s Handbuch der Papier fabrikation S. 1639-40.)