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1652 PAPIER-ZEITUNG Nr. 39 Ungenau getroffene Farbe des Papiers 7443. Frage: Seit Jahren liefern wir an eine Firma bunte Papiere laut einliegenden Mustern. Diese Papiere wurden von uns stets nach Vorlage des Bestellers angefertigt, und er war damit immer zufrieden. Plötzlich schreibt er uns, daß er mit den bisher gelieferten Farben nicht mehr auskomme, und übermittelt uns eine neue Musterkarte, die wir hier beilegen. Wir fertigen daraufhin einen größeren Posten nach beifolgenden Ausfall- mustern, das Papier wird uns nun zur Verfügung gestellt, da die Farben nicht feurig genug und infolgedessen das Papier unver wendbar sei. Welche Farben sind nach Ihrer Ansicht anschließend geliefert, und welche überschreiten das erlaubte Maß der Ab weichung? Ist es gerechtfertigt einen Nachlaß zu gewähren, und in welcher Höhe? Wir sind der Ansicht, daß sich derartige Stoffe nicht immer genau anschließend färben lassen. Antwort: Es ist in der Frage nicht gesagt, wieviel von jeder Farbe bestellt war. Bei geringer Bestellmenge ist es dem Papierfabrikanten nicht möglich, den ungenauen Aus fall durch Zuteilung oder Abzug von Farbe zu verbessern, daher gebührt ihm in solchen Fällen weiterer Spielraum. Da die bestellten Papiere aus billigsten Stoffen bestehen, so darf man in bezug auf Uebereinstimmung der Farben keine zu großen Ansprüche stellen. Ferner ist es eine große Erschwernis für den Papiermacher, wenn er nach fremdem Muster färben muß. Daher sind wir der Ansicht, daß das gelbe, hellgrüne, himbeerfarbige, dunkelgrüne und violette Papier hinreichend genau getroffen ist. Dagegen ist das blaue Papier zu hell und das ziegelrote zu dunkel aus gefallen. Diese beiden Papiere werden dadurch nicht un brauchbar, aber Fragesteller sollte darauf Nachlaß von etwa 5 v. H. gewähren. Mikroskopieren von Papierfasern 7444. Frage: Ist es nach Ihrer Meinung möglich, sich im Mikroskopieren von Papier auszubilden, ohne einen Kursus beim Material-Prüfungsamt durchzumachen? Dazu mangelt es mir näm lich an Zeit. Dagegen stehen mir ein tadelloses, gutes Mikro skop und alle für die Prüfung der Stoffmischung (hierauf soll sich die Untersuchung beschränken) nötigen Apparate und In strumente zur Verfügung. Meines Wissens sind Präparate aller möglichen Stoffmischungen käuflich zu haben. Ob aber ein gründliches Studium solcher unter Zuhilfenahme von Hofmanns Handbuch der Papierfabrikation und Herzbergs »Papierprüfung« genügt, um annähernd stimmendes Resultat bei der Prüfung zu erreichen, darüber möchte ich gern Ihre Ansicht hören? Antwort: Das Mikroskopieren ist in erster Linie eine Kunst. Nur wenn man unter sachverständiger Leitung ge lernt hat, ein mikroskopisches Präparat zweckmäßig herzu stellen und zu betrachten, kann man mit Erfolg mikros kopische Untersuchungen vornehmen. Will man diese Kunst lediglich durch Selbstunterricht an Hand von Büchern er werben, so muß man sehr viel Zeit aufwenden, und der Er folg bleibt doch fraglich. Außer den in der Frage er wähnten Büchern ist auch das in Nr. 95 von 1905 von Franz von Höhnel beschriebene Buch über »Die Mikroskopie der technisch verwendeten Faserstoffe« empfehlenswert. Die Firma Louis Schopper in Leipzig verkauft unseres Wissens fertige Präparate für Papier-Mikroskopie. Radierfähigkeit Aus Skandinavien 7445. Frage: Einliegend finden Sie zwei Muster, gezeichnet K. und W. W. ist Empfänger, K. Fabrikant. Das Papier ist vor 9 Monaten geliefert, und jetzt erst erhebt Herr W. Beschwerde. Er erklärt, daß auf unserem Karton sich nicht so gut radieren lasse wie auf seinem mitfolgenden Muster. Wir haben diese Beschwerde zurückgewiesen, weil bei Bestellung nichts über Radierfähigkeit verabredet war, und wir es lächerlich finden, daß man fordert, auf einem so billigen Papiere gut radieren zu können. Wir bitten um Ihre Ansicht. Antwort: Die Radierfähigkeit von Papier ist eine Eigen schaft, welche sich sofort bei Empfang durch den Käufer feststellen läßt. Ein vor 9 Monaten empfangenes Papier darf man nach deutschem Recht wegen solcher Eigenschaft nicht beanstanden, wahrscheinlich wird das nordische Recht ähnlich sein. Uebrigens finden wir, daß der beanstandete Karton fast ebenso gut geleimt und fast ebenso radierfähig ist wie die Vorlage. Der Unterschied in der Leimung ist so gering, daß auch sofort erhobene Rüge unbegründet wäre. Für Radierfähigkeit braucht der Lieferer nur einzustehen, wenn solche bei Bestellung vereinbart ist. Pergamentpapier 7446. Frage: Ich beziehe beiliegendes Pergament seit Jahren aus einer Fabrik ohne jeden Anstand; seit einiger Zeit jedoch häufen sich die Klagen meiner Kundschaft wegen mangelnder Zähigkeit des Papieres. Dieses bricht leicht und eignet sich da her nicht zum Packen. Die Fabrik behauptet, das Papier be rechtige nicht zu Anständen und sei vollwertig. Ich bitte um Prüfung und Mitteilung, ob ich das Papier, welches ich mit .. Pf. das Kilo als echt Pergament bezahle, wegen mangelnder Zähig keit zurückweisen kann? Antwort: Das beanstandete Pergamentpapier ist nicht schlechter als andere marktgängige Ware dieser Art. Es ist wohl spröde, aber es teilt diese Eigenschaft mit allen nicht glyzerinierten Pergamentpapieren. Um festzustellen, ob es erheblich spröder als die früher vom Fragesteller be zogenen Papiere gleicher Art ist, müßte man auch die Muster von diesen sehen. Gewinnbeteiligung der Arbeiter Aus Belgien 7447. Frage: Le Comit Central du Travail Industrie! en Belgique Signale dans son dernier bulletin mensuel que l’ad- ministration de la Marine Allemande applique dans ses arsenaux le Systeme de salaires avec primes, Systeme invent en Angle- terre par Rowan. (Die Lohnsysteme der Marineverwaltung und Versuche ihrer Fortentwicklung, Berlin 1905. — Drucksachen des Reichstags Nr. 625.) D’autre part, dans le meme rapport, l’auteur, M. Paul Albert Helmer, signale que le Systeme des primes a t introduit avec succs dans beaucoup d’industries privees d’Allemagne et notamment dans l'imprimerie: Je vous serais fort oblige de vouloir bien me renseigner les adresses de quelques etablissements qui ont mis le Systeme en pratique. D’autre part, comme cette question est d'intrt gnral pour toutes les industries, j'espre que vous voudrez bien publier une ctude ä ce sujet dans un des prochains numeros de votre interessant Journal. Ce qui est particulierement impor tant ä connaitre, c’est la methode pratique et les tarifs ä appliquer en vue d’arriver ä mettre le Systeme ä l’execution. Antwort: Der Reichstagsabgeordnete Freese veröffent lichte mehrere Schriften über diese Frage, davon wurde eine, betitelt »Die Gewinnbeteiligung der Angestellten«, in Nr. 6 von 1905 unter »Büchertisch« besprochen. In diesen Schriften sind mehrere Firmen angegeben, welche ihre Arbeiter am Gewinn beteiligen, und auch die Art der Be teiligung ist beschrieben. Deutsche Buchdruckereien mit Gewinnbeteiligung sind uns nicht erinnerlich, dagegen be richteten wir wiederholt über die Gewinnbeteiligung bei der Maschinenfabrik von H. Füllner in Warmbrunn, und in Nr. 39 von 1904 teilten wir das Statut mit, nach dem die Luxuspapierfabrik Goldbach ihre Arbeiter am Gewinn beteiligt. Kreditverhältnisse in Algier und Tunis 7448. Frage: Mir wird von einer bekannten Firma ein fleißiger und tüchtiger Vertreter in Algier und Tunis empfohlen, und ich möchte wissen, wie die bisherigen Erfahrungen mit diesen Ländern waren, auch Mitteilungen über die Kreditverhältnisse usw. wären mir erwünscht. Ferner um nach jeder Richtung gewappnet zu sein, wären mir auch Mitteilungen wegen des Zolles auf Ansichts- Postkarten angenehm, um franko Zoll kalkulieren zu können. Antwort'. Da in Algier und Tunis französische Verwaltung eingeführt ist, dürften die dortigen Kreditverhältnisse günstiger sein als in Ländern des Orients, welche von Ein heimischen verwaltet werden. Die Zollsätze sind für Nicht franzosen insofern ungünstig, als französische Waren in diesen Ländern zollfrei sind. In Algier herrscht der französische Zolltarif. Die Zolltarife von Tunis sind in dem Buch »Zoll tarife für Papier-, Schreibwaren usw.« von Richard Bürner angegeben, Verlag der Papier-Zeitung, herabgesetzter Preis 1 Mark. Isoliermasse für Kabelbänder 7449. Frage: Es wäre mir sehr wichtig zu erfahren, woraus die Masse zusammengestellt ist, womit die sogenannten Isolier oder Kabelbänder für elektrische Zwecke imprägniert sind. Antwort: Jedes Kabelwerk hält wahrscheinlich die Zusammensetzung seiner Tränkmasse geheim. Diese Masse muß Stoffe enthalten, welche einerseits wasserabstoßend sind, anderseits die Elektrizität schlecht leiten. Lösungen von Kautschuk und Guttapercha entsprechen diesen Be dingungen, sind aber teuer. Lösungen von Harzen, Fett und dergl. können unter Umständen ebenfalls brauchbar sein. Probieren geht über Studieren! Verantwortlicher Schriftleiter Siegmund Ferenczi, Schöneberg. Zuschriften nur an Papier-Zeitung Berlin W 9 erbeten. Druck von A. W. Hayn’s Erben, Berlin SW, Zimmer-Straße 20 Hierzu eine Beilage von Engleder & Finkenzeller, Patentartikel und Neuheiten-Vertrieb, München