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Nr. 36 PAPIER-ZEITUNG 1479 Zylinder-Papiermaschine, Bild 1 /2 © denen sich der Papierstoff absetzt Bild 2 eine zusammen- Verein der österreichisch-ungarischen Papierfabrikanten. Die diesjährige Hauptversammlung wird am 23. Juni in Reichenberg stattfinden. hängende Bahn bildet. Ueber die drei Formzylinder läuft in üblicher Weise ein Abnahmefilz 4, und über jedem Zylinder ist eine Gautsch walze 678 angebracht. Die auf Maschine zur gleichzeitigen Herstellung einer Anzahl schmaler Papierbahnen Bei der üblichen Herstellung von Papier in Form einer einzigen breiten Bahn soll es schwierig sein, ein überall gleichmäßiges Schrumpfen des Papiers auf den Trocken zylindern zu erzielen. Um diesen Mangel zu beseitigen, wird nach vorliegender Erfindung, für welche Raymond S. Case in Unionville, Staat Connecticut, das amerikanische Patent Nr. 798597 erhielt, auf einer Zylinder-Papiermaschine statt einer einzigen breiten Bahn eine Anzahl schmalerer Bahnen erzeugt, bei denen die beim Trocknen auftretenden Spannungen sich leichter ausgleichen können. Bild 1 zeigt schematisch eine solche Zylinder-Papiermaschine, Espartogras in Südamerika. Der Anbau von Espartogras in Argentinien nimmt, wie »Bulletin of the International Bureau of the American Republics« mitteilt, bedeutenden Aufschwung. Während die bebaute Fläche 1900 nur 1‘/a Millionen Hektar be trug, wird sie für 1906 auf 2,6 Millionen Hektar geschätzt. In folgedessen sind die Ländereien längs der Bahnlinien an Wert gestiegen. Die Esparto-Faser findet außer in der Papierfabrika tion vielfach Verwendung zu allerlei Fabrikaten, zu Hüten, Schuhen, zur Korbflechterei, zu Teppichgeweben, zu Seiler waren, als Polstermaterial und dergl. mehr. K. dem Zylinder 1 gebildete Bahn ver einigt sich in bekannter Weise mit den auf den Zylindern 2 und 3 ge bildeten Bahnen zu einer Bahn von dreifacher Dicke, die dann in üblicher Weise durch die Naß pressen 9 und 10 und über die Trockenzylinder 12 geleitet wird. . Die Erfindung besteht nun darin, daß die Formzylinder in gleichen oder ungleichen Abständen von Bändern 5 aus wasserundurchlässigem Stoff umgeben sind. An den Stellen, wo diese Bänder, die aus Gummi, Leder und dergl. bestehen können, sich befinden, schlägt sich kein Papierstoff auf dem Formzylinder nieder. Es entstehen also, wie aus Bild 2 ersichtlich ist, getrennte Bahnen B, die auch im weiteren Verlaufe getrennt bleiben und auch getrennt über die Trockenzylinder laufen. Die Streifen der Form zylinder 123 vereinigen sich, wie oben geschildert, je zu Streifen von dreifacher Dicke. Statt dreier Formzylinder kann auch eine größere oder geringere Zahl Anwendung finden. Papiermacher-Fachschule Altenburg Mit Beginn des Sommerhalbjahres wurde die dem Alten burger Technikum angegliederte Papiermacher-Fachschule nun mehr voll eröffnet. Diese auf Anregung des Vereins Deutscher Papierfabrikanten gegründete Schule verfolgt in erster Linie den Zweck, junge Männer, die längere Zeit in Papier- und Papierstoff-Fabriken als Arbeiter tätig waren, zu Technikern, Werkmeistern usw. für den Betrieb von Papierfabriken, Holz schleifereien und Zellstoffabriken auszubilden. Das Fachstudium dauert 1 Jahr. Für diejenigen, deren Kenntnisse zum Eintritt in die Fachklassen nicht ausreichen, besteht an der Anstalt eine halbjährige Vorbereitungsklasse. Die Lehrgegenstände der Papiermacherschule sind: Deutsche Sprache, Grundzüge der einfachen und doppelten Buchführung, Wechsellehre und Volkswirtschaftslehre — Mathematik, Algebra, Planimetrie, Stereometrie, Trigonometrie — Physik — Mechanik — Maschinenlehre — Chemie — Elektrotechnik — Technologie der Papierfabrikation — Papierprüfung — Warenkunde der Papierindustrie — Anlage von Fabriken der Papierindustrie. Besonders verdient um die Errichtung der Schule hat sich neben der Direktion des Technikums Herr Ingenieur Strauch gemacht, der auch den fachtechnischen Unterricht an der Schule übernommen hat. (Nach »Altenburger Zeitung«.) Bild 2 einen Formzylinder mit den einzelnen schmalen Pa pierbahnen von oben. In einem Stofftrog S sind in üblicher Weise drei oder mehr Formzylinder 123 angeordnet, auf denen sich der Papierstoff absetzt und Ausfuhrzölle auf Rohstoffe Wir berichteten schon in Nr. 35 S. 1438, daß die Steuer kommission des Reichstages den vom Grafen Kanitz vor geschlagenen Ausfuhrzoll auf Lumpen abgelehnt hat. Der Abstimmung ging folgende Aussprache voraus: Graf Kanitz brachte einen neuen, erweiterten Antrag ein, der in der Form einer Gesetzesvorlage für Kohlen, Koks, Kali, Hadern, Lederabfälle, Lumpen usw. Ausfuhrzölle verlangt. Da nach sollen für jeden Doppelzentner, der nach dem 1. Juli 1906 ausgeführt wird, gezahlt werden für Steinkohlen 10 Pf., für Braunkohle 5 Pf., für Koks 15 Pf., für Kalisalze und Chlorkalium 2 Pf., für Abfälle von Gespinstwaren, Tuchresten usw. (d. h. für Lumpen) 5 M., für Lederabfälle gleichfalls 5 M., und für Abfälle von rohem und gereinigtem Kautschuk oder Balata, auch von Oelkautschuk und anderem Kautschukersgtz gleichfalls 5 M. Der Antragsteller begründete seinen Vorschlag damit, daß durch solche Ausfuhrzölle sehr erheb liche Mehreinnahmen für das Reich erzielt werden könnten, daß namentlich der Kohlenaus fuhrzoll ohne Schädigung des Kohlenbergbaues und der Indu strie eingeführt werden könnte, da die vereinigte und syndizierte Kohlen-Industrie kräftig genug sei, um eine solche geringe Mehrbelastung zu tragen. Die Erfahrungen in England hätten den Beweis gegeben, daß trotz des Ausfuhrzolles die Ausfuhr englischer Kohle nicht rückwärts, sondern vorwärts gegangen sei. Vom Bundesrat bekämpfte zunächst der hanseatische Ver treter, Senator Klügmann, lebhaft den ganzen Grundgedanken dieses Antrages, namentlich bezeichnete er den Lumpenausfuhr zoll als eine wirtschaftlich und sozial verkehrte Maßnahme, die eine Vergeltung anderer Staaten zur Folge haben müßte. Graf Posadowsky, Stellvertreter des Reichskanzlers, trat in sehr gewichtiger und eindrucksvoller Weise gegen Ausfuhrzölle ein und hob hervor, daß die vorgeschlagenen Zölle nicht blos vom finanziellen, sondern vor allen Dingen vom handelspoliti schen und allgemeinpolitischen Standpunkt aus beurteilt werden müßten. Deutschland sei vorwiegend auf die Einfuhr von Roh stoffen, ihre Verarbeitung und Wiederausfuhr angewiesen. Es wäre verkehrt, wenn es durch Ausfuhrzölle irgend welcher Art andere Länder, die auf das Drängen Deutschlands von den Aus fuhrzöllen Abstand genommen hätten, wieder auf diese Bahn der Erschwerung der Ausfuhr von Rohstoffen hindrängen wollte. England habe den geringfügigen Ausfuhrzoll auf Kohle nur zur Deckung von Kriegskosten zeitweilig eingeführt. Redner warnt auf Grund seiner Kenntnis der handelspolitischen Lage dringend davor, derartige Experimente zu machen, die nicht dazu bei tragen können, die wirtschaftliche Stellung Deutschlands dem Auslande gegenüber zu bessern. Den Kohlenausfuhrzoll müßte nach seiner Meinung zum größten Teil das Inland tragen, und das gesamte Erwerbsleben würde dadurch schwer, geschädigt. Auch den Kali- und Lumpenausfuhrzoll wies er als volkswirt schaftlich äußerst bedenklich zurück und bat dringend, Abstand zu nehmen von Versuchen, denen die verbündeten Regierungen zuzustimmen außerstande seien. Abg. Bernstein vertrat auch diesmal, wie in der ersten Lesung, den Standpunkt völliger Ablehnung aller Ausfuhrzölle. Abg. Dr. JVienier schloß sich ihm in jeder Weise an unter Hinweis darauf, wie schwer unsere handelspolitische Stellung werden müßte, wenn wir, die wir selbst zahlreiche Rohstoffe aus dem Auslande für unsere Industrie brauchten, eine Handels politik beginnen wollten, die das Ausland auf dieselbe Bahn drängen könnte.