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Nr. 30 PAPIER-ZEITUNG 1249 waren aus und setzt für diese Waren Mindestpreise sowie andere Bedingungen fest, unter denen sie im Einzelverkauf abzugeben sind. Die Fabrikanten- und Großhändler-Mit glieder haben das Recht, die von ihnen geführten oder vertriebenen Waren in die Liste aufnehmen zu lassen. Großhändler, welche Waren in die Liste aufnehmen lassen, zahlen den Fabrikanten-Beitrag. Firmen, welche in die Liste eingetragene Waren unter Preis verkaufen, können in eine vom Vorstand geführte und von Zeit zu Zeit ver öffentlichte schwarze Liste eingetragen werden. In die schwarze Liste eingetragene Fabrikanten dürfen ihre Waren nicht in der Schutzliste des Verbandes führen, und in die schwarze Liste eingetragene Händler erhalten von den Fabrikanten-Mitgliedern keine Ware. Hiermit war die Tagesordnung erledigt. Die Ver sammlung beschloß, die Bestimmung von Ort und Zeit der nächsten Hauptversammlung dem Vorstand zu überlassen, regte jedoch an, daß sie in Westfalen stattfinden soll. Dem Vorstand wurde der Dank für seine Mühewaltung aus gesprochen. Schluß der Versammlung um 73/4 Uhr. Kunstbestrebungen im Buchgewerbe In neuerer Zeit wird selten ein buchgewerblicher Vortrag gehalten, in welchem nicht Klage geführt wird über Mangel an Kunstverständnis seitens des Publikums. Freilich hat es eine Zeit gegeben, wo man einen Pracht band mit künstlerischer und mühsamer Handvergoldung besser zu würdigen verstand als heute. Das Häuflein Bücherliebhaber, die noch auf dem Standpunkt stehen, daß Handvergoldung und Preßvergoldung Gegensätze sind, wie Oelgemälde und Oeldruckbild, ist mit der Zeit immer kleiner geworden. Diese Wandlung mußte sich aber vollziehen, seit das Buchgewerbe immer mehr in fabrikmäßige Bahnen gedrängt wurde. Das breite Publikum nahm, was ihm ge boten wurde, und so ist es auch heute noch. Aber das moderne, fabrikmäßige Buchgewerbe bietet auch vom künstlerischen Standpunkt des Guten und Schönen Vieles. Greifen wir etwa 50 Jahre zurück. Mit welch be scheidenen Mitteln mußte der Buchbinder damals einfachere Bucheinbände auszustatten suchen und ihnen ein dem Inhalte einigermaßen entsprechendes Gewand verleihen! Die Poesie des kleinen Meisters gipfelte damals bei der Anfertigung von einfachen Einbänden in der Wahl der Ueberzugsstoffe und ihrer Farben. So wurden Gedicht-, Lieder- und Noten bücher in der Regel mit rotem Leinwandrücken versehen und mit Chagrinpapier von gleicher Farbe überzogen. Bo tanische und forstwissenschaftliche Bücher wurden in Grün gekleidet; Bücher religiösen und ernsteren Inhalts in Schwarz usw. Dann kam vielleicht noch eine Rückenvergoldung mit entsprechendem Buchtitel in Golddruck hinzu. Daß damals aber nicht jeder Buchbinder das Handvergolden besonders meisterhaft verstand, zeigen uns heute noch eine Menge Bücher aus der sogenannten guten, alten Zeit. Wie mancher Bücherliebhaber mußte mit einem arg verquetschten Buch titel und mit einer Linien- oder Filetenvergoldung von dannen ziehen, wie man sie heute, Gott sei Dank, recht selten zu sehen bekommt. Was bietet dagegen das heutige Gewerbe in der Buch ausstattung! Man braucht nur das Schaufenster einer größeren Sortimentsbuchhandlung zu betrachten, um einen kurzen Ueberblick über die heutige Buchausstattung u ge winnen. Was man hier an Büchern sieht, sind allerdings meistens sogenannte Verlagseinbände, wie solche zu Tausen den, nach einer Schablone, aus den Großbuchbindereien her vorgehen. Aber wie innig schließt sich bei den meisten Büchern die äußere Ausschmückung dem Texte an! Die Entwürfe zu dem Bücherschmuck sind meist aus Künstler hand hervorgegangen, und man sieht, besonders an neueren Verlagswerken, wie tapfer unsere Buchkünstler der modernen Kunstströmung die Wege geebnet haben. Nur die Massenherstellung ermöglicht es, dem Publikum derartig ausgestattete Bücher für verhältnismäßig sehr wenig Geld zugänglich zu machen. Daß die Bucheinbände von heute weniger haltbar sind als früher, soll nicht in Abrede gestellt werden. Setzen wir uns aber auch einmal in jene Zeit zurück, wo die schwarze Kunst Gutenbergs noch in tiefem Schlummer lag. Wie mühselig muß es doch damals gewesen sein, ein ein ziges Buch auf handschriftlichem Wege fertig zu stellen. Flatten auch die Mönche in den Klöstern Zeit genug hierzu, so war es doch ein Ereignis, wenn ein umfangreiches Buch auf solche Weise fertig geworden war. Daß man ein solches Kapital von kalligraphischer Arbeit auch mit einem entsprechend unverwüstlichen Einband von Schweinsleder versah und diesen mit Liebe und Sorgfalt künstlerisch aus zuschmücken suchte, war nicht mehr wie recht. Wie ist es aber heute? Täglich laufen Tausende von Schnellpressen, und der Büchermarkt kann oft kaum alles fassen, was der lesenden Welt geboten wird. Manches Buch ist heute eine Art Eintagsfliege. Mit dieser gewaltigen Erzeugung im Einklänge steht auch die Art des heutigen Bucheinbandes und die Massenherstellung sogenannter Ver lagsbroschüren, welche in Bogen geheftet und mit einem Umschlag versehen auf den Markt gebracht werden. Auch die Klagen über die Verwendung von minder wertigen Papieren und Ueberzugsstoffen zu Verlagsbänden werden leider wenig Beachtung finden, weil es in den Großbuchbindereien, der Konkurrenz wegen, einer immer billiger machen will, als der andere. Trotz dieses gewaltigen Umschwungs im Buchgewerbe haben wir ein gutes Stück alter Buchkunst mit in unsere Zeit hinübergenommen. Die ehrwürdige Handarbeit des Kunstbuchbinders ist uns, von Generation zu Generation verjüngt und verschönt, bis heute geblieben. In einer Reihe von Kunstwerkstätten und Kunstgewerbeschulen wird sie weiter gelehrt und ausgeübt. Und für diese Kunst soll das Publikum zu wenig übrig haben! Es mag sein, daß viele Leute infolge unseres modernen Buchgewerbes das Ver ständnis für bessere Buchkunst verloren haben. Es gibt deren aber auch sicher viele, die für Bucheinbände mit farbigen Lederauflagen und künstlerischer Handvergoldung schwärmen. Sich solche Kunstwerke aber zuzulegen, dazu fehlen den meisten Leuten die Mittel. Und so muß denn das breite Publikum in den sogenannten Verlagseinbänden Ersatz suchen, den es hier, den Opfern an Geld ent sprechend, erfreulicherweise auch findet. Albert Sanguinet Photographisches Papier Wie uns mitgeteilt wird, ist es der Elberfelder Papierfabrik Aktien-Gesellschaft gelungen, nach eigenem, neuem Verfahren vor zügliches Bromsilberpapier für photographische Zwecke zu er zeugen. Die Zehlendorfer Papierfabrik dieser Gesellschaft faßt also die verschiedenen Stadien der Herstellung photographischer Papiere in einem Betriebe zusammen: Sie stellt das Rohpapier her und macht es lichtempfindlich. Gutachten maßgebender Fachleute berichten über hervorragende Eigenschaften des Er zeugnisses. Das neue Papier kommt in den nächsten Tagen unter der Marke Epag auf den Markt. Aus den Typographischen Gesellschaften Leipzig. Typographische Gesellschaft. Das am 4. April be handelte Thema lautete: »Das Aetzen in Zink und Kupfer und die Beschaffenheit der zu verwendenden Originale«. Den Aus führungen des Referenten Herrn Gerstner und der Debatte ist folgendes Bemerkenswerte zu entnehmen: Den Zinkätzungen ist die Kupferätzung vorzuziehen, besonders bei feinen Rastern, die beim Kupfer bedeutend klarer erscheinen, außerdem ist Kupfer widerstandsfähiger und man sollte daher stets Kupferklischees bevorzugen. Bei Auflagen von über 50000 Drucken empfiehlt es sich entweder von Galvanos zu drucken, oder sofern von Originalen gedruckt werden soll, Kupferätzungen anfertigen zu lassen. Die Messingätzungen, welche besonders in Oesterreich angefertigt werden, empfehlen sich weniger, weil das Nach schneiden und sonstige Arbeiten, seitens des Graveurs wegen des sehr harten Metalles sehr schwierig sind. Erwähnt wurden noch die zuweilen bestechenden Drucke von amerikanischen Autotypien. Die guten Resultate liegen wohl darin begründet, daß der Amerikaner gute Papiere, saubere Aetzungen mit guter Retusche, sowie besonders geeignete Maschinen verwendet. In Deutschland dagegen wird meist wenig Zeit gegeben für die Aetzung und nicht selten stehen dem Aetzer schlechte Originale zur Verfügung, ja, man ist im allgemeinen mit geringer Arbeit zufrieden, wenn sie nur billig ist. Ein gutes Original ist die erste Bedingung zur Erlangung eines guten Druckstockes. Aus gestellt waren von Aetzungen gewonnene Ein- und Mehrfarben drucke. W. J. Breslau. Typographische Gesellschaft. Als eine Abwechslung der Rundsendungen konnte man in der Sitzung am 7. März die Nr. 26: »Französische Drucksachen«, bezeichnen. Nach dem