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1240 Breite Papiermaschinen In »Paper Mill« äußern sich mehrere amerikanische Fachleute darüber, ob breite Maschinen für die Papier fabriken vorteilhafter seien als mittlere oder schmale. Stuart D. Lansing empfiehlt breite Maschinen hauptsächlich für die Herstellung von Zeitungs- und Packpapier. Neue Maschinen dieser Art würden in Amerika selten unter 152 bis 164 Zoll (305 bis 330 cm) Breite, je nach den häufigeren Formaten der Fabrik, bestellt, dagegen seien für die Her stellung farbiger Papiere schmale Maschinen nach wie vor bevorzugt. Anfänglich litten die breiten raschlaufenden Maschinen an einigen Mängeln, diese seien jedoch jetzt be seitigt. Die Anlagekosten breiter Maschinen seien, auf die Tonne täglich hergestellten Papiers berechnet, geringer als die von schmalen Maschinen, auch erzeugen die breiten Maschinen besseres Papier. (Herr Lansing versteht unter Maschinenbreite die Breite des Siebes und nicht, wie einige andere Maschinenfabrikanten, die Breite der Brustwalze.) Die durchschnittliche Geschwindigkeit breiter Maschinen für Zeitungspapier beträgt 500 bis 550 Fuß (150 bis 165 m) in der Minute, und das damit gemachte Papier sei ebenso gut wie das bei 300 bis 350 Fuß (go bis 115 m) Geschwindigkeit erzeugte, jedoch müsse der Stoff für Schnelläufer sehr sorg fältig bereitet werden. Ein anderer Maschinenbauer sagte, daß die Breite der Maschinen kaum noch zunehmen dürfte. Ein Papierfabrikant meinte, er hätte mit seiner 163 Zoll breiten, raschlaufenden Maschine sehr viele Schwierigkeiten und Störungen gehabt. Nach seiner Ansicht seien die Vor teile so breiter Maschinen geringer als die Nachteile. Junge Deutsche in England Bei dem heutigen Wettstreit werden ungemein hohe An forderungen an alle dem Kaufmannsfach Angehörigen gestellt. Flüchtiges Ueberiesen der angekündigten »Offenen Stellen« bringt die Ueberzeugung, daß schöne, flotte Handschrift und gutes Kopfrechnen nicht mehr genügen, sondern daß Kenntnisse erforderlich sind, die weit über den Rahmen der Schulbildung hinausgehen. Sprachkenntnisse sind für den Kaufmann sehr wichtig, aber erst durch Aufenthalt im Auslande werden die in Schulen oder durch Selbststudium gewonnenen Kenntnisse vervollkommnet und praktisch erprobt. Der angehende Kaufmann macht sich gleichzeitig mit den fremdländischen Geschäftsgebräuchen ver traut und sammelt wertvolle Erfahrungen. Jeder strebsame Kaufmann hat wohl den Wunsch, in die Fremde zu gehen und vielleicht dort das Glück zu finden. Aber das »Wie« ist nicht so leicht beantwortet. Ich will hierüber denen einigen Auf schluß geben, die sich England als ihr Ziel ausersehen haben. Es ist ratsam, nicht über 20 Jahre alt ins Ausland zu gehen, also nach Beendigung der Lehrzeit und Erfüllung der Militär pflicht. Herren von 25 Jahren sollten nicht, wie es hier häufig vorkommt, ihre Dienste als Volontäre anbieten; sie sollten viel mehr in diesem Alter bereits in lohnender Stellung sein. Es ist nötig, daß sich jeder für den geplanten Aufenthalt in England vorbereitet. Zunächst sollte er gute Kenntnisse des Englischen und Französischen besitzen. Diese kann man sich sehr gut durch Studium aus Büchern aneignen. Meist werden Korrespondentenstellen vergeben, und deutsch allein reicht nicht aus. Die Fähigkeit, englische Briefe gleich im Anfang nach Diktat aufzunehmen und sich einigermaßen in der englischen Umgangssprache auszudrücken, verleiht dem Stellensuchenden Selbstvertrauen und befähigt ihn, rascher Stellung zu bekommen. Bekanntschaft mit dem französischen Briefstil ist ein weiterer Vorzug des Bewerbers. Ebenso soll der junge Mann Kurzschrift beherrschen und mit der Schreibmaschine flott zu arbeiten verstehen. Die zweite Vorbereitung ist »Sparen«. Wer keinen wohl habenden Vater hat oder nicht gern aus dessen Tasche leben will, sollte rechtzeitig anfangen, für seine Reise nach England zu sparen. Natürlich findet sich bei dem herrschenden starken Angebot eine Stellung nicht im Handumdrehen. Ein junger Deutscher berichtet, daß man gegenwärtig darauf gefaßt sein muß, ungefähr drei Monate aus eigenen Mitteln zu leben. Und selbst, wenn Anstellung erreicht ist, reicht das Anfangsgehalt in der Regel nicht zum Lebensunterhalt. Hat der junge Deutsche die angeratene Vorbereitung, so fragt es sich, ob London mit der übergroßen Zahl von Bewerbern ein empfehlenswertes Ziel ist, oder ein anderer englischer Hafen platz wie Liverpool, oder eine bedeutende Industriestadt, wie Birmingham, Sheffield usw., mehr Aussicht auf Erfolg bietet. Mein Vorschlag ist, London zu wählen; ■ mögen auch dort Hunderte von Stellensuchenden sein, so bietet London auch Nr. 30 Hunderte von Gelegenheiten mehr als irgend eine Provinzial stadt. London ist die Weltstadt für den Handel, die Triebfeder des internationalen Geschäfts. Niemand versäume es, sich mit dem Verkehrswesen und dem Getriebe hier bekannt zu machen. Außerdem spricht zu Gunsten Londons sein kosmopolitischer Charakter. , Die Engländer sind gegen Fremdlinge, besonders gegen Deutsche, voreingenommen. Dies tritt aber in London weniger zutage als in den Industrieplätzen der Provinz, wo sich die Gehässigkeit gegen Deutsche, als die Hauptrivalen für Eng lands Industrie im Kolonialhandel und noch mehr als diejenigen, die den einheimischen Markt mit dem Ueberschuß ihrer Er zeugnisse überfluten, unangenehm äußert. Um in London eine Stellung zu finden, muß man an Ort und Stelle sein. Die Geschäftsherren erhalten aus Deutschland genug schriftliche Angebote, aber es ist ein Zufall, wenn sie zu gleicher Zeit eine Stelle frei haben. Braucht man einen neuen Buchhalter, so wird er meist für sofortigen Eintritt gewünscht, und es fehlt dann an Zeit, sich darum mit Herren in Deutsch land in Verbindung zu setzen. Man wird auch nicht gern die Verantwortlichkeit übernehmen, einen jungen Mann hierher zu bringen, der sich vielleicht schon nach kurzer Zeit als untauglich erweist. Es gibt Stellenvermittlungsbureaus in Menge, aber meist von der Klasse, vor der in der Papier-Zeitung schon mehrfach ge warnt wurde. Ich würde empfehlen, sich bei dem Employment Dept. der London Chamber of Commerce, Oxford Court, Cannon St., E. C., anzumelden, ebenso bei der Swiss Mercantile Society, 24 Queen Victoria St., E. C., da diese Einrichtungen von Ge schäftshäusern, die einen auswärtigen Korrespondenten schnell wünschen, vielfach benutzt werden. Außerdem sollte auch die Rubrik »Situations Vacant« in der Londoner Tageszeitung »Daily Telegraph« täglich sorgfältig durchgesehen und unverdrossen Tag für Tag schriftliche Angebote auf passende Anzeigen ge macht werden. Viele Stellen werden auf diese Weise erlangt. Wenig Wert hat es dagegen, eine Anzeige unter »Situations Wanted« (Gesuchte Stellen) einrücken zu lassen. Die Gebühren hierfür sind ziemlich hoch, und der Arbeitgeber nimmt sich ge wöhnlich nicht die Zeit, diese Anzeigen anzusehen. Das schriftliche Angebot soll kurz und bündig sein. Man bedenke, daß der in Anspruch genommene Geschäftsherr viel leicht über ein Hundert von Antwortschreiben zu bewältigen hat. Das erste Dutzend liest er vielleicht aufmerksam durch. Bald aber erlahmt sein Interesse, besonders wenn es sich um ein umständliches, langes Schreiben handelt. Die Angaben seien genau und klar, und man erwähne, daß weitere Einzelheiten und Zeugnisse gern bei einer persönlichen Vorstellung zu Diensten stehen. Es genügt zum Beispiel vollständig Angabe der Reichs zugehörigkeit, des Alters, der Fähigkeiten unter Hervorhebung der in der Anzeige geforderten Kenntnisse, und die Gehalts ansprüche. Das Ganze läßt sich bequem in sechs Sätzen sagen. Eine Photographie beizufügen ist hier nicht üblich, ebensowenig Zeugnisabschriften oder Beilegen eines frankierten Kuverts. Man schreibe in klarer, leicht leslicher Handschrift, ohne Schnörkel und in englischer Sprache. Ratsam ist es, den Ge haltsanspruch mäßig zu bemessen, etwa auf 20 Schilling die Woche für den Anfang. Viele bieten ihre Dienste umsonst an. Der Stellensuchende steht eben der Geschäftsführung fremd gegenüber, hat keine genügende Fertigkeit im Englischen und muß angelernt werden. Es ist vorteilhafter, gegen mäßiges An fangsgehalt eine Anstellung zu wählen, in welcher ein Teil des englischen Briefwechsels, des Verschiffungswesens und der Kasse zu erledigen ist, als eine andere mit dem doppelten Ge halt, wo er von morgens bis abends nur mit deutschen Briefen beschäftigt ist. Erforderlich ist: Pünktlichkeit, genaue Beantwortung der vorgelegten Fragen, Unterbreitung der Zeugnisse, auch in eng lischer Sprache. Nun noch einige Auskunft über die Kosten des Lebens unterhalts hier. Das Uebliche ist in Pension zu gehen (Board und Lodging). Die Geschäftszeit in der City ist so eingerichtet, daß es keine Pause für ein zweites Frühstück gibt. Von 9 bis 1 Uhr heißt es ununterbrochen durcharbeiten; dann wird eine Stunde gewährt für ein leichtes Mittagbrot (lunch) in einem der City-Restaurants oder Kaffees, und von 2 bis 6 oder 7 Uhr ist die zweite Arbeitszeit. Der Engländer nimmt ein gehöriges erstes Frühstück (breakfast) ein, da von 8 Uhr bis zur nächsten Mahlzeit eine ganze Spanne Zeit ist. Sein Mittagessen nimmt er zuhause nach Beendigung der Tagesarbeit, etwa um 7 oder 71/2 Uhr, ein. Nach diesen Regeln ist auch das Leben in der Pension eingerichtet. Man hat die erwähnten Mahlzeiten, am Sonntag volle Beköstigung, dazu ein eigenes Schlafzimmer und die Benutzung des Speise- und Gesellschaftszimmers. Manche Herren ziehen ein sogenanntes Boarding-House vor, das heißt ein Pensionat, in welchem eine Anzahl von jungen Kaufleuten beisammen wohnen; andere lieben Familienanschluß — jedenfalls ist für jeden Geschmack gesorgt. Der Preis ist durchschnittlich derselbe, nämlich 20 bis 21 Schilling die Woche, ohne Wäsche und Getränke. Auf vorherige Anfrage gibt wahrscheinlich die schon erwähnte Swiss Mercantile Society Adressen, oder auch der Verein christlicher Kaufleute, Finsbury Square, E. C. A PAPIER-ZEITUNG