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Nr. 29 PAPIER-ZEITUNG 1211 Drucksachen des englischen Parlaments. Im Unterhaus wird nach englischen Fachzeitschriften mit Drucksachen solche Verschwendung getrieben, daß die Ausgaben dafür in den letzten 10 Jahren um rund 4 Mill. M. gestiegen sind. Der Finanzminister der neuen Regierung will einen Aus schuß einsetzen, welcher die Ursachen dieser Ver schwendung prüfen und womöglich beseitigen soll. Die Hauptursache liege in der übermäßigen Menge gedruckter Regierungsberichte. Jedes Unterhaus-Mitglied hat nämlich das Recht, derartige Berichte zu fordern und drucken zu lassen. Probenschau Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen des Papier- und Schreibwaren-Faches, die Neues oder Bemerkenswertes bieten, kostenfrei beschrieben. Ansichtspostkarten von Adelbert Bitriol in Dresden, Matildenstr. 24. Die uns zugesandten Neuheiten umfassen sechs Serien, teils in Dreifarbendruck, teils in Verbindung von Autotypie- und Steindruck. Landschaftliche Motive in prachtvoller Beleuchtung bilden Serie I. Satte, doch fein abgetönte Farben geben den eigenartigen Zauber der Sonnenreflexe wieder, durch die selbst spärlich bezweigte, sonst nüchterne Fichtenstämme malerisch wirken. Ebenso stimmungsvoll sind die düsteren Nachtlandschaften, die weiches Mondenlicht belebt. Nicht so durchgehend sorg fältiges Wolkenstudium, aber doch ungemein ansprechende Ausführung weist Serie II auf. Windmühlen sind immer dankbare Motive, auch Blumen, wie sie Serie III bietet. In Vasen oder in Töpfen heimelt uns blühendes Heidekraut an. Bruchstücke einer Mauer bilden den Hintergrund, der sich bei den losen Blüten weniger begründen läßt. Serie IV verbildlicht altbekannte deutsche Volkslieder, deren Anfangs worte jede Karte in angenehm unauffälliger, weißer Schrift trägt. Geschickt ist die Gefahr des allzu Kindlichen, Weinerlichen umgangen. Der Dreifarbendruck wirkt hier last so plastisch wie die Gemälde, die er wiedergibt. Ganz prächtig sind Auffassung und Ausführung vom »zer brochenen Ringlein«. Ein feines Stimmungsbild: Hier — ganz im Schatten, »im kühlen Grunde«, die alte Mühle. Im schroffen Gegensatz das kleine, sonnendurchflutete Dorf. Da — der träumende Wanderer, der die Gegensätze in sich nicht auszugleichen weiß und »am liebsten sterben möcht’«. Weniger ernst sind die Darstellungen von Serie V. Sie zeigt eifrige Skatbrüder in allen Phasen des Spiels. Die Wiedergaben sind äußerst natürlich und auch für Skat unkundige erheiternd; fächerartig geordnete Spielkarten in verkleinertem Maßstabe geben einen netten seitlichen Ab schluß. Für derberen Geschmack sorgt Serie VI mit ihren verschiedenen Schwänken aus dem Studentenleben. Natür lich fehlen nicht der heiß ersehnte Geldbriefträger und der übliche machtlose Gerichtsvollzieher. Stolz kann die studierende Jugend auf die noch angeführten Bier- und Bowlenulke nicht sein. Aber das ist ja auch nicht der Zweck dieser Karten. Glückwunschkarten von S. Gerlitz, Luxuspapierfabrik in Berlin NO 4J, Friedenstraße 10. Die uns bemusterten Neu heiten halten sich im Rahmen der allgemein üblichen Aus stattung durch Buntdruck, Prägung und Stahzarbeit. Es sind durchweg Klappkarten mit gefälligem Blumenschmuck auf der Vorderseite und einer Einlage aus Papier mit einem für die Feier passenden gereimten Glückwunsch. Kreppapier Neptun DRGM von Akt.-Ges. Berliner Luxus- Papier-Fabrik vorm. Hohenstein &• Lange in Berlin N, Prinzen-Allee 84. Wie uns die Firma mitteilt, wird dies Papier nicht, wie in Nr. 25 erwähnt, zu Küchen- und Kar- tonnagenstreifen verarbeitet, sondern es findet zur Her stellung von Tischläufern und Lampenschirmen Ver wendung. „Perfect Duplicator-Papier" nennen IVm. Joynson & Son in Berlin SIV, Alte Jakobstr. 144, eine neue Papiersorte, die sie in fünf verschiedenen Farben auf den Markt bringen. Das Papier ist zur Aufnahme aller Arten von mechanischen Vervielfältigungen bestimmt und eignet sich hierfür durch seine hervorragende Saugfähigkeit, die selbst Tintenschrift im Augenblick des Schreibens trocknen läßt. Außer weiß wird das Papier in creme, rosa, hellgrün und hellblau auf Lager gehalten, und ist stets in zwei Formaten, sowie in Bogen und Blättern erhältlich. Der lustige Postkarten-Zeichner, Verlag von Arthur Kade in Leipzig, Preis 1 M. Auf 60 Blättern dünnen durch scheinenden Papiers im Format von Postkarten sind in einem Heft allerlei Bilder in Strichzeichnung vereinigt, die mittels eines untergelegten Kohlenpapiers leicht und schnell auf Postkarten übertragen werden können. Das Ergebnis sieht einer Bleistiftzeichnung ziemlich ähnlich, und ge schickte Leute können solche Bildchen durch Ausmalen mit Aquarellfarben noch wesentlich verschönen. Die große Mannigfaltigkeit der Zeichnungen und die zum Teil derbe Lustigkeit, die aus ihnen spricht, machen sie zur Ver wendung auf Postkarten recht geeignet. Damit man auch auf der Reise, im Eisenbahnabteil usw. jederzeit derartige Postkarten anfertigen kann, sind in dem Heft abwechselnd ein dünnes Blatt mit Bildern zum Durchzeichnen und ein Kartonblatt mit Postkartenvordruck auf der Adressenseite zusammengeheftet, und ehe diese 60 Karten verbraucht sind, braucht der Besitzer keine anderen zum Durchzeichnen zu kaufen. Zwei Blätter guten Kohlenpapiers sind dem Buche beigelegt. Da die dünnen Blätter bei guter Behandlung häufige Benutzung aushalten, kann man mit den gebotenen Vorlagen sehr viele Postkarten verzieren. Büchertisch Schreibkürzungen. Eine Kurzschrift für Nichtsteno graphen. Von P. M. Hoffmann, im Selbstverlag des Ver fassers, Berlin NW, Werftstr. 16. Preis 1 M. 50 Pf. Wer rasch dem lebendigen Wort nachschreiben muß und keiner Kurzschrift mächtig ist, kürzt die Worte nach seiner Art und macht wohl auch manche Schriftzeichen so flüchtig, daß sie eine andere als die gewohnte Form annehmen. Der Ver fasser vorliegenden Werkchens hat aus dieser Not ein System gemacht und eine Anzahl kurzer und leicht schreibfähiger Zeichen zusammengestellt, welche das Nachschreiben in ge wöhnlicher Schrift erleichtern. Ebenso hat er für Vor- und Nachsilben, häufig wiederkehrende Umstandswörter usw. ab gekürzte Formen erdacht und stellte alles dies sowie viele Uebungsbeispiele in dem etwa 32 Kleinoktav-Seiten umfassenden Heft derart zusammen, daß für die meisten Zwecke eine genügende Grundlage zur Ausbildung in seinem System gegeben sein dürfte. Seine Kürzungen erinnern in vieler Beziehung an die Gabelsbergersche Kurzschrift, insbesondere gilt dies für die kurzen Zeichen (Sigel), welche er für ganze Worte und Silben anwendet. Da sich nun die Gabelsbergersche Kurzschrift fast mit derselben Mühe erlernen läßt, wie die vom Fragesteller empfohlene, so sehen wir in der Neuerung keinen Vorteil, be sonders da die nach einem verbreiteten System geschriebene Kurzschrift den großen Vorzug hat, von vielen gelesen -werden zu können. Der Verfasser selbst bezeichnet in einem an uns gerichteten Schreiben das Ziel seiner Arbeit wie folgt: »Das Neue besteht in der Bildung von schreibflüchtigen, zum Teil mit gefälligen Zeichen versehenen Buchstaben und Sigeln, die ohne störende Beeinträchtigung des Schriftcharakters eine ganz wesentliche Kürzung ermöglichen.« Der Stereotypeur, Technischer Briefwechsel des Kempe- werks zu Nürnberg. Bearbeitet und herausgegeben von Carl Kempe sen. 19. Jahrgang. März-Ausgabe, Preis 60 Pf. Der Stereotypeur bringt im letzten Heft die Fortsetzung der Aufsatzreihe »Die Buchdruckerei-Bilanz« aus der Feder des Herausgebers. Darauf folgt ein »Burgwartsbrief«. Enthält der erste Aufsatz in jeder Zeile Mitteilungen, die ein Buchdrucker notwendig braucht, so bringt die zweite Abhandlung eine soziale Plauderei, die, in Kempescher Art, die verschiedensten Dinge sehr treffend und zum Teil drastisch behandelt. Als dritter Aufsatz erscheint der den Lesern der Papier-Zeitung bekannte Aufsatz über »die deutschen Plakatsäulen als Hindernis der Plakatkunst« sowie die ebenfalls in der Papier-Zeitung zuerst abgedruckte Arbeit über »das Staatsmonopol und die deutschen Buchdrucker«. Sehr reichhaltig ist der Technische Sprechsaal und Briefwechsel, der mannigfaltige Fragen aus der Praxis der Stereotypie eingehend beantwortet. Besprechungen der Ein gänge und Anzeigen über die Erzeugnisse des Kempewerks be enden das sorgfältig ausgestattete Heft.