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zu zeichnete, und deren Schmuck stets dem Inhalt der Verse angepaßt wurde. Der Vortragende schloß seine mit lebhaftem Beifall auf genommenen Ausführungen mit dem Wunsche, daß ein jeder Buchgewerbler seine Befriedigung darin finden möge, an der Herstellung vollkommener, einheitlich ausgestatteter Werke der Buchkunst mitzuwirken. —e—1 Das Buchdruckgewerbe und die Strafanstalten In der letzten Zeit wurde in der gesamten Fachpresse öfters auf die scharfe Konkurrenz hingewiesen, die den Buchdruckern seitens der Gefängnisverwaltungen dadurch gemacht wurde, daß letztere vollständig eingerichtete Buchdruckereibetriebe haben, in denen nicht nur staatliche sondern auch private Drucksachen hergestellt werden. Auf frühere Vorstellungen bei der zustän digen Oberbehörde schienen einige Einschränkungen des Ge fängnisdruckereibetriebes erfolgt zu sein, doch zeigt sich in letzter Zeit, daß die Regierungsorgane nicht gewillt sind, den Eingaben und Petitionen Folge zu leisten. So hat z. B. der preußische Minister des Innern die Oberpräsidenten beauftragt, die Standesamtsregister, die bisher von Privatdruckereien ge liefert wurden, nur noch in den Strafanstalten herstellen zu lassen und bisher bestehende Verträge sofort zu kündigen. Das bedeutet für die Betroffenen eine ganz erhebliche Einbuße, denn es handelt sich nicht nur um den Druck, sondern auch um die Lieferung des Papiers und der Buchbinderarbeit. So berechnet eine Druckerei, die seit Jahrzehnten derartige Formulare liefert, ihren jährlichen Verlust auf etwa 4000 M., eine andere behauptet einen Arbeitsausfall von etwa 10000 M. jährlich zu haben, wieder andere geben Einbußen von 2250, 600 und 1000 M. an. Aber nicht allein werden den Buchdruckern diese behördlichen Ar beiten entzogen, die Strafanstalten machen selbst ganz empfind liche Konkurrenz. So hat die Gefängnisdirektion in Anrath ein gedrucktes Rundschreiben an zahlreiche Behörden versandt, in dem sie darauf hinweist, daß die für Drucksachen berechneten Preise so niedrig sind, daß die Privatindustrie überhaupt nicht in Wettbewerb treten kann. So bietet sie gut ausgeführte Druck- und Buchbinderarbeiten an unter Berechnung von 30 und 40 Pf. für Abnutzung der Maschinen für den Mann und Arbeitstag, während sie das verwendete Material nur zum Selbstkostenpreis in Ansatz bringt. Außerdem aber soll die Zusendung der Druck sachen in Postpaketen unter Benutzung des Ablösungsstempels erfolgen. Auch in anderer Weise machen die Gefängnisanstalten sich unangenehm dem Privatdrucker bemerkbar, indem sie teilweise Arbeitskräfte und Maschinen Unternehmern zur Verfügung stellen, was z. B. in der Korrektionsanstalt zu Glückstadt geschieht. Diese Druckerei arbeitet mit 2 Schnellpressen, mehreren Tiegel- und 4 Kopfdruckpressen und liefert außer vielen behördlichen Formularen auch Zigarrenbeutel mit Firma. Die Großhändler, die die verfügbaren Arbeits- und Maschinenkräfte benutzen, reisen im Lande umher und schließen Aufträge zu Preisen ab, die keine andere Druckerei stellen kann. In derStrafanstalt zuBrieg soll eine Geschäftsbücherfabrik200beschäftigen, wodurch Sie natürlich andere Fabriken empfindlich im Absatz schädigt. Die Konkurrenz der Gefängnisdruckereien ist also nicht zu unterschätzen, aber auch in anderer Hinsicht ist diese Betätigung der Sträflinge für das Gewerbe bedenklich. Sie wenden sich natürlich, nachdem sie ihre Strafe verbüßt und den Beruf in der Anstalt ordnungsmäßig erlernt haben, diesem zu und ver drängen nicht nur mit dem billigeren Arbeitsangebot unbeschol tene Arbeiter, sondern helfen auch skrupellosen Unternehmern die schon gedrückten Preise noch weiter herabzusetzen. Der deutsche Buchdrucker-Verein hat nun energische Schritte in dieser Frage unternommen, und sich kürzlich in einer aus führlichen Eingabe an den preußischen Minister des Innern mit der Bitte um Abhilfe gewandt, welcher nunmehr eine Petition an das preußische Abgeordnetenhaus gefolgt ist. Hoffen wir, daß beide Maßnahmen den gewünschten Erfolg haben. -In- Aus den Typographischen Gesellschaften Braunschweig. Typographische Vereinigung. Der begonnene Tonplatten-Kursus erfreut sich reger Beteiligung seitens der Mitglieder. Den im letzten Jahre lernenden Lehrlingen wurde gestattet, an diesem Kursus teilzunehmen. Am 15. März hatten wir eine Rundsendung des Verbandes der deutschen Typo graphischen Gesellschaften, Drei- und Vierfarbendrucke der Firma Förster & Borries-Zwickau, die allgemeine Bewunderung erregten. Zu unserer Freude hatten wir am 25. März Gelegen heit, von Herrn Könitzer einen Vortrag über »Berufsideale und ihre Träger« zu hören. In fesselnder Weise entledigte sich der Referent seiner Aufgabe, und reicher Beifall lohnte den Redner. Eine ganz vorzügliche Ausstellung von älteren und neueren Akzidenzen, Illustrationen, Farbendrucken, Werkdrucken und anderen ausländischen Druckarbeiten unterstützte den Vortrag. Das in Nr. 21 S. 878 erwähnte Preisausschreiben ergab nur sehr geringe Beteiligung, und die Entwürfe blieben sämtlich Eigentum der Typographischen Vereinigung. Lehrzeit im Buchdruckgewerbe Im Hannoverschen Buchdruckereibesitzer-Verein hielt am 13. März Herr Engelhard einen Vortrag über die Frage: »Was bestimmt das Gesetz über die Dauer der Lehrzeit in anerkannten Fabrikbetrieben?« Der Vortrag ist in Nr. 48 der »Mitteilungen« genannten Vereins wörtlich abgedruckt. Der Vortragende faßte das Ergebnis seiner Ausführ ungen kurz wie folgt zusammen: 1. Der die Lehrzeit auf 4 Jahre beschränkende § 130a der G.-O. findet auf Buchdruckereien mit fabrik mäßigem Betriebe keine Anwendung, und können Lehrlinge in solchen Betrieben mit 5 jähriger und längerer Lehrzeit angenommen werden; dagegen haben handwerksmäßig betriebene Druckereien die Lehrzeit auf 4 Jahre zu beschränken ; >.. die Entwicklung der Verhältnisse in den graphischen Gewerben macht die Beibehaltung einer 5 jährigen Lehrzeit notwendig, auch erscheint solche im sozialen Interesse der Arbeiterschaft geboten. Hamburger Brief Im zweiten Absatz des Hamburger Briefes in Nr. 24 S. 1000 wurde über das dortige Zeitungswesen berichtet und unter anderm gesagt, es scheine, als seien über kurz oder lang wichtige Veränderungen, wenn nicht gar Ge- schäftseinstcllungen unter den hamburgischen Tagesblättern zu erwarten. 12 Zeilen weiter wurde über Anstrengungen der »Hamburger Neuesten Nachrichten« gesprochen, neue Bezieher und Anzeigen zu gewinnen und gesagt: . . . Ob das aber mit der beliebten Lebensversicherung in Höhe von 1000 M. für jeden Bezieher möglich ist, muß be zweifelt werden. Uns will es scheinen, daß ein Bedürfnis für diese Zeitung nicht mehr vorliegt, nachdem der »General- Anzeiger« seinen Bezieherstand auf weit über 100000 ausdehnen konnte, und das sozialdemokratische »Hamburger Echo« über 47000 Bezieher sein Eigen nennt . . . Der Verlag der »Hamburger Neuesten Nachrichten« er sucht uns festzustellen, daß ihre im 10. Jahrgange er scheinende Zeitung über 40000 Bezieher habe und ihr Er scheinen nicht einstelle. Nach den Argumenten des Berichts wäre jede Zeitung, welche wirbt, auf dem Aussterbe- Etat. Wir kommen dem Ersuchen gern nach. Schi iftleitung D. R. P. a. Dieser Tage [fällte Tdas Erfurter Gericht ein für Buch- und Steindruckereien wichtiges Urteil. Eine dortige Firma hatte auf ihren Drucksachen die allgemein übliche Bezeichnung »D. R. P. a.« anbringen lassen. Da nun die Abkürzung des Wortes »an gemeldet« nach § 40 des Patentgesetzes nicht statthaft ist, wurde die Firma zu einer Geldstrafe von 10 M. verurteilt. H. Lichtdrucktarif. Der Tarifausschuß für das deutsche Licht druckgewerbe ist am 1. und 2. April im Buchgewerbehause in Leipzig in die Vorberatung für Neuregelung des mit dem Jahres schluß ablaufenden allgemeinen deutschen Lichtdrucktarifs ein getreten und wird sie Ende Juni fortsetzen; die kommenden Beratungen sollen besonders der Verkürzung der Arbeitszeit und Regelung der Lohnfrage dienen. Abschaffung der Akkord arbeit, des Prospekt- und Prämiensystems und Festsetzung der i4tägigen Kündigungsfrist werden angestrebt. Submissionsblüte. Die Stadtgemeinde Heidelberg vergab kürz lich im Submissionswege die Herstellung von 6000 Sparkassen büchern. Das Resultat der Angebote war überraschend. Die tariftreuen Buchdruckereibesitzer stellten ihr Angebot auf 854 M., während eine Firma, deren Inhaber gar keine Fachleute sind, sich bereit erklärte, den Auftrag zu 480 M. auszuführen. Trotz ihres niedrigen Angebotes erhielt diese Firma den Auftrag nicht. M. 50 jährige Berufs - Jubelfeste. : Nachdem schon vergangene Ostern der Schriftsetzer Herr Theodor Dietert, seit langen Jahren im Betriebe der »National-Zeitung« in Berlin, sein 5ojähriges Berufsjubelfest unter Teilnahme weiter Kollegcnkreise gefeiert hat, begeht am 8. April in den Arminhalien Herr Anton Kutschka im selben Betriebe sein goldenes Berufsjubelfest. Die Kollegen der »National-Zeitung« haben auch für diesen Veteran der »schwarzen Kunst«, der stets ein warmes Herz für die Kollegen hat und heute noch rüstig am Kasten seine Pflicht erfüllt, eine größere Festlichkeit geplant. Und als dritter wird in einigen Monaten Herr Kauffmann, auch im Betriebe der »National- Zeitung«,sein5ojähriges Buchdrucker-Jubiläum begehen können. 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