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Bei uns in Deutschland haben sich die Berliner und Hamburger Kollegen bereits vereint, und auch in andern Städten werden sich gewiss die dazu berufenen Männer finden, in uneigennütziger Weise das ersehnte Ziel zu erreichen und dadurch dem gesammten Fach zu nützen. F Die Vereinigung Berliner chromolithographischer Anstalten hat sich bei dem letzten Ausstand sehr bewährt und könnte wohl den Kern einer über ganz Deutschland verbreiteten bilden. Betriebskraft für Fabriken Zivil-Ingenieur Franz Seiffert erörtert im Polytechnischen Centralblatt diese Frage für Orte, wo elektromotorische Kraft miethsweise zu erhalten ist und wo auch Gas für gewerbliche Zwecke abgegeben wird, da andere Orte in der Regel auf Ver wendung von Dampfkraft angewiesen sind. Handelt es sich lediglich um drehende Bewegung von geringen Pferdestärken, so ist der elektromotorische Betrieb die einfachste, reinlichste und billigste Betriebsquelle; man spart den Maschinisten, und jeder Stillstand kommt dem Strom entnehmer zu Gute. Kommt dagegen eine Betriebskraft von mindestens 20 PS in Betracht, so muss man berücksichtigen, ob diese Kraft dauernd erforderlich ist, oder ob in der Kraft aufwendung grössere Pausen eintreten. In ersterem Falle stellt sich ein eigener Motor billiger, dagegen ist in dem zweiten Falle das Miethen elektrischer Kraft günstiger. Alle Arbeits maschinen, welche zeitweise lange stillstehen und kurze Trieb wellen erfordern, eignen sich für elektromotorischen Betrieb, während für Arbeitsmaschinen, die dauernd oder nur mit ganz kurzen Unterbrechungen arbeiten und längere Triebwelle be- nöthigen, der Betrieb mittels Elektromotoren theuer wird. Ge- miethete elektrische Kraft ist eben auf die Einheit theuer. Muss die Einheit dauernd gleichmässig bezahlt werden, so wird die zu entrichtende Summe hoch; treten dagegen nennenswerthe Unterbrechungen ein, so wird Verbilligung herbeigeführt. I. Betrieb mittels elektrischer Kraft Die Berliner Elektrizitäts-Werke berechnen 16 Pf. für 1 Kilo watt = 1000 Voltampere. Die Pferdestärke hat 736 Voltampere (VA), mithin 20 PS auf 10 Stunden 20 X 10 X 736 = 147200 VA, oder 147,2 X 0,16 = 23 M. 56 Pf. Amortisation 10 pCt. auf 2500 Mk. = — „ 84 „ täglich Zusammen 24 M. 40 Pf. II. Gasbetrieb Ein guter Gasmotor benöthigt 0,7 cbm Gas für 1 PS-Stunde; kostet 1 cbm Gas für gewerblichen Zweck 10 Pf., so ist an Gas bei 10 stündigem Betriebe und 20 PS folgender Kostenaufwand erforderlich: 10 X 20 X 0,7 X 0,10 14 M. — Pf. Kühlwasser (201 die PS-Stunde und 15 Pf. auf 1 cbm) 10 X 20 X 0,02 X 0,15 . — „ 60 „ Maschinist täglich 4 „ — „ Schmierung „ — „ 50 „ 10 pCt. Amortisation auf 8000 M. . . . 2 „ 66 „ Zusammen 21 M. 76 Pf. III. Kampfkraft Es wird eine einfache Eincylindermaschine angenommen, welche 18 kg Dampf für die PS-Stunde benöthigt; der Kessel soll auf 1 kg Kohle 7 kg Dampferzeugen, somit werden an Kohlen bei 10 stündigem Betriebe und einer Leistung von 20 PS er- ,.,10x20X18 e. . „ . , forderlich = 514 kg Kohlen. Hierzu kommt die tägliche Anfeuerung mit 25 kg, und wenn 100 kg 2 M. kosten, so ergeben 539 kg Kohlen 539 X 2 10 M. 78 Pf. 10 pCt. Amortisation auf 10000 M 3 „ 34 „ Nimmt man weiter den ungünstigen Fall an, dass zur Speisung Wasserleitungswasser ver wendet wird, so wird hierfür erforderlich 10 X 20 X 18 = 3600 1, und da 1 cbm 15 Pf. kostet, ergeben sich 3,6 X 0,15. . . . — „ 54 „ Maschinist täglich 4 „ — „ Oel, Schmier- und Putzstoffe täglich , . 1 „ — „ Zusammen 19 M. 66 Pf. Wesentlich günstiger stellen sich die Verhältnisse für Dampfbetrieb, sofern in den Räumen Dampfheizung erforder lich wird. An verbrauchtem Dampf einer PS-Maschine stehen unter denselben Annahmen, wie oben angegeben, stündlich 20 X 18 = 360 kg zur Verfügung, von welchen etwa 25 pCt. als Verlust für Abkühlung fortfallen; demnach bleiben noch 270 kg Dampf für Heizzwecke zur Verfügung. Für Fabrikheizungen sind durchschnittlich auf 100 cbm Rauminhalt etwa 6 qm Rippen heizfläche erforderlich, 1 qm derartiger Heizfläche verbraucht etwa 1,5 kg Dampf in der Stunde; daher genügt der kostenlose Abdampf für eine Heizung von 180 qm und diese für ein Ge bäude von etwa ^0 ^99 — 3000 cbm Rauminhalt. Eine 6 Niederdruck-Dampfheizung von demselben Umfang würde, ab gesehen von dem höheren Anlagekapital, folgende Betriebskosten in der Stunde erfordern: 180 qm Rippenheizfläche geben stündlich etwa76 500Kalorien Wärme ab; rechnet man Koks von 8000 Kalorien mit 60 prozen- tiger Ausnutzung des Kessels, so wird an Koks stündlich 72000 nothwendig o = 16 kg, mithin bei 10stündiger Be- VUU X v,o triebszeit 160 kg. 100 kg zu 2 M. 40 Pf. ergiebt 2,4 X 1,5 = 3 M. 84 Pf. Diese Kosten für die Heizung muss man den Kosten für Gasmotor- und Elektromotor-Betrieb hinzurechnen, um zu richtigem Vergleich zu kommen. Bei Anlagen mit mehr als 20 PS Kraftverbrauch ist fast unter allenUmständenAufstellungeinereigenenDampfmaschinerathsam. Verfasser erörtert eingehend die zweckmässigste Bau- und Vermiethungsart von Gebäuden, die — wie es in Berlin häufig vorkommt — eigens gebaut und mit Kraft versehen werden, um an grössere und kleinere Gewerbetreibende vermiethet zu werden. Indem wir in Bezug auf diese nur für engere Kreise wichtigen Ausführungen auf die in Nr. 9 genannter Zeitschrift erschienene Abhandlung verweisen, theilen wir den vom Ver fasser für Dampfmaschinen verschiedener Art ermittelten Nutzungswerth mit: Die Eincylinder-Masehine erfordert etwa 14 kg Dampf für Stunde und indizirte Pferdekraft, die Compound- und Tandem- Dampfmaschine etwa 11 kg, und die Anwendung von Konden sation veranlasst etwa 25 pCt. geringeren Dampfverbrauch. Die Eincylinder-Masehine lässt den Dampf nur einmal bei jedem Kolbenlauf expandiren; die beiden anderen haben je zwei Cylinder; der Dampf, nachdem er im Hochdruckcylinder seine Arbeit verrichtet hat, wird nach dem Niederdruckeylinder ge leitet, um dort noch weiter zu expandiren. Der Unterschied zwischen Compound- und Tandem-Maschine besteht nur in der Anordnung der Cylinder. Dort, wo man in der Breite genügend Platz findet, wird man die Compound-Maschine wählen, da gegen wo in der Länge mehr Platz ist, die Tandem-Maschine aufstellen. Tandem- und Compound-Maschinen arbeiten mit höherem Druck vortheilhafter als Eincylinder-Maschinen. Letztere sollten gegen 6 Atm. und die Zweicylinder-Maschinen etwa 9 Atm. Anfangsspannung erhalten. Maschinen mit Kondensation erfordern etwa die 35 fache Wassermenge des Kesselspeisewassers. Die Kondensation be ruht auf rascher Abkühlung des Dampfes. Der Dampf wird in Wasser verwandelt, und in dem bisher vom Dampfe einge nommenen Raum tritt Luftleere ein, und der Luftdruck hilft den Kolben schieben. Bei Compound- oder Tandem-Maschinen bringt Kondensation mehr Vortheil als bei Eincylinder-Ma- schinen, weil der grosse Cylinder grössere Kolbenfläche hat und kleine Undichtigkeiten des Kolbens bei dem grossen Cylinder einer Compound-Maschine des geringeren Druckes wegen nicht so nachtheilig wirken, wie bei einer Eincylinder- Masehine, wo der auf nur einen Kolben wirkende Dampfdruck höher ist- Schluss folgt Papiermacher-Berufsgenossenschaft Sektion X TAGES-ORDNUNG: 1. Geschäftsbericht und Annahme des Rechenschaftsberichts über die Ausgaben der Sektion X für das Jahr 1897. 2. Feststellung des Etats für das Jahr 1898. 3. Wahl einer Kommission von drei Mitgliedern und drei Stellvertretern zur Prüfung der Ausgaben für das Rechnungsjahr 1898. 4. Wahl von Delegirten zur Genossenschafts-Versammlung. 5. Wahl für die Ende 1898 aus dem Vorstande ausscheiden den Herren Kommerzienrath M. Behrend, Direktor H. Schalhorn, Geheimer Kommerzienrath Th. Bausch, so wie deren Ersatzmänner die Herren Kommerzienrath Paul Steinbock, Direktor H. Brinkmann und Fritz Steinbock