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988 PAPIER-ZEITUNG Nr. 27 Berichte unserer Korrespondenten Aus Oesterreich Wien, Ende März 1898 Wie angesichts der Lage im Welthandel vorauszusehen war, ist nunmehr die österreichische Handelsbilanz thatsächlich passiv geworden. Die letzten statistischen Ausweise für die Monate Januar und Februar 1898 ergaben bereits ein ziemlich bedeutendes Minus der Ausfuhr, zu dessen Herbeiführung nicht nur die beträchtliche Getreideeinfuhr, sondern auch die un günstige Lage der Industrie beigetragen hat. Der Mangel über seeischer Absatzgebiete macht sich umso mehr fühlbar, als der österreichische Wettbewerb auch früher ergiebige Plätze, na mentlich in den Balkanstaaten, zum Theil an den deutschen, aber auch an den belgischen und russischen Handel ver loren hat. Die österreichische Papier-Industrie beherrscht noch die osmanischen, bulgarischen, serbischen und rumänischen Handels plätze, obwohl auch hier der rührigere deutsche Handel sich bemerklich zu machen beginnt. Der Bedarf der Balkanländer an Papier und Papierwaaren ist jedoch noch gering, was sich aus den dortigen, keineswegs erfreulichen kulturellen Zuständen erklären lässt. Einige Zahlen mögen den Verbrauch jener Länder darthun. nach Griechenland 5300 kg Papier Durazzo 3500 Philippopel 20000 und Pappe » » Aus 48600 420 Salonichi Sofia 570 kg Papier, 400 kg Papierwaaren. Der österreichischen Pi Die österreichische Papier- und Papierwaaren-Ausfuhr be trug im Monat Februar 1898: Eine der Hauptursachen des Rückgangs des österreichi schen Ausfuhrhandels ist der Mangel an unternehmenden Kauf leuten, die ihre Aufmerksamkeit und Thatkraft dem Welthandel 'apier-Industrie ist es gelungen, die ausgeschriebene Lieferung des Papierbedarfs für die bulgarische Staatsdruckerei im Betrag von 200000 Frank zu erhalten. Bücher, 74450 kg Papier, 11050 kg Papierwaaren Küstendsche 1000 kg Papier Nisch Schreibpapier um 180 fl., 2000 kg Papiersäcke. Deutschland kamen nach Sofia 370 kg Kartonnagen, zuwenden. Diesem Mangel ist man nun abzuhelfen bemüht durch Gründung einer Ausfuhr-Akademie und namhafte Unter stützung von Kaufleuten, die sich in der Fremde niederlassen. Der Unternehmungsgeist erstickt hier leider infolge der unleid lichen politischen Verhältnisse. Druckgewerbe und Verlags handel sind überdies durch veraltete Gesetze in freier Ent ¬ faltung gehemmt. Fünfzig Jahre nach dem »Völkerfrühling«, am 21. März 1898, wurde im österreichischen Reichsrath — Gott weiss, zum wie vielten Mal — der Antrag auf Abschaffung des Zeitungsstempels gestellt, einer fiskalischen Abgabe, deren Erträgniss in gar keinem Verhältniss zu den Härten steht, welche sie für die öster reichische Presse im Gefolge hat. Das Amtsblatt der »Wiener Zeitung« soll auf der Pariser Weltausstellung des Jahres 1900, welche auch eine Sammel- Ausstellung der österreichischen Presse aufweisen wird, ver treten sein. Dieses Amtsblatt enthält auf seiner ersten Seite beinahe täglich gerichtliche Erkenntnisse über Zeitungsbeschlag- nahmen — jedenfalls das treffendste Bild der Lage der Presse. Auch Werke rein künstlerischer Art verfallen dem Staats anwalt. Das Plakat der »Sezession«, welche gegenwärtig hier eine Kunstausstellung veranstaltet, wurde in der ersten Auflage beschlagnahmt, weil eine Figur einigen Mangel an Bekleidung aufwies, dem in der sofort veranstalteten zweiten Auflage durch Verdeckung des beanstandeten Körpertheils mit einem Baumstamm abgeholfen werden musste. Das Plakat ist von G. Klimt entworfen und in der Anstalt Albert Berger vor trefflich lithographirt worden. a Zolltarifentscheidungen der V. St. v. Amerika Synopsis 18358. Decalcomania (Abziehbilderpapier) fällt unter das nicht besonders aufgeführte Papier, § 402 des Tarifs (25 pCt. vom Werth). Synopsis 18376. Bücher, mit Ausnahme des Titelblattes und des Vorwortes in fremder Sprache gedruckt, sind nicht nach § 502 des Tarifs zollfrei, da die unter diesen Paragraphen fallenden Bücher ausschliesslich in anderer als der englischen Sprache gedruckt sein müssen. Probenschau Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen des Papier- und Schreibwaaren - Faches die Neues oder Bemerkenswerthes bieten, kostenfrei besprochen Perlen des Niederrheins. 15 Künstler-Postkarten mit An sichten von Städten des Niederrheins, herausgegeben von Rudolf Keuffmann, Kunstverlag, Krefeld. Diese Karten sind in vorzüglichem lithographischem Farbendruck hergestellt und sehen wie Original-Aquarelle aus. Weisser, gekörnter Kunst druck-Karton erhöht die Wirkung der Bilder, deren künst lerischer Entwurf und naturgetreue Farbengebung auf die Meisterhand des Urhebers schliessen lässt. Leider ist der Maler nicht genannt. Das winterliche -Stimmungsbild mit »Gruss aus Krefeld« ist eine Perle der Sammlung, aber auch die anderen Karten aus Krefeld, M.-Gladbach, Düsseldorf, Kevelaar usw. sind vorzüglich und beweisen, dass die mecha nische Vervielfältigung von Photographien zur Schaffung ge fälliger Bilder nicht genügt, dass- erstere vielmehr, wie es bei diesen Karten geschah, nur als Umriss dienen soll, während die Ausführung Künstlerhänden vorbehalten wird. deren Innenfläche ist je ein etwa 5 mm dickes Stück Schwamm mittels Heftklammern be- 1166410 breitere Backen aus gleichem Stoff genietet sind. An deren Innenfläche Schreibfeder - Reiniger, DRGM von Alexander Ehrsam in Weimar. Der beistehend abgebildete Schreibfeder-Reiniger be steht aus einer gebogenen, vernickelten, federnden Stahlplatte, an die zwei festigt. Auf diese Vorrichtung nahm die Firma DRGM 73441. Da jedoch die Schwamm - Einlagen das Geräth wesentlich vertheuern, liess sieh die Firma jüngst durch DRGM 87212 eine Ausführungsart schützen, wo statt der Schwämme Filzstreifen die Tinte von der Feder aufsaugen. Durch Lüften der Klammern lassen sich die Einsätze leicht herausnehmen, waschen, auf der anderen Seite wieder verwenden oder austauschen. Die Reiniger sind sauber und zweckmässig ausgeführt. Postkarten zur Erinnerung an Hoffmann von Fallersleben von Friedr. Serong, Papierwaaren-Fabrik in Höxter i. W. Hoffmann von Fallersleben, der begeisterte Sänger für Vaterland, Freiheit und Natur, wirkte bis zu seinem Tode als Bibliothekar auf Schloss Corvey bei Höxter. Zur Erinnerung an das in dieses Jahr fallende hundertste Geburtsfest des Dichters fertigt obengenannte Firma eine in farbigem Steindruck sehr gut ausgeführte Post karte mit dem Bildniss des Dichters, Ansicht des Schlosses Corvey und des Grabdenkmals, worunter der Dichter und seine Gattin ruhen. Radfahrer-Postkarten von Alb. Petersdorf in Kottbus. Das Rad fahren übertrifft alle anderen Sports an Volksthümlichkeit, Gross und Klein verfolgt mit regem Antheil Alles, was mit dem Radeln zusammenhängt. Es ist eine ganze Radfahr-Litteratur entstanden, Dutzende von Zeitungen befassen sich ausschliesslich damit, und auch die politischen und Unterhaltungsblätter widmen dem Radsport breiten Raum. Der Name hervorragender Wett- und Kunstfahrer wird rasch bekannt, und die Radfahrkarten obiger Firma sorgen dafür, dass uns auch Gestalt und Gesichts züge derselben vertraut werden. In trefflichen Autotypien wiedergegebene Moment - Aufnahmen zeigen uns die Meister des Radsports meist hoch zu Rad. Eine stattliche Reihe solcher Karten ist bereits erschienen, das Erscheinen Weiterer wird an gekündigt. Auf den vorliegenden Karten sind die bekanntesten deutschen und ausländischen Fahrer verewigt. Ecken- und Kantenverbindung für zusammenlegbare Pappschachteln. Die Patent-Gartotmagen-Fabrik, G. m. b. H. in Berlin O, Markusstr. 50, meldete unter P. 9167 I1II54 eine Art von Ecken- und Kanten verbindung für Kasten und ähnliche Hohlkörper aus biegsamem Material zum deutschen Patent an, die gegenüber bisher be kannt gewordenen Verbindungsweisen den Vortheil bietet, dass metallene Klammern oder dergl. Hilfsmittel in Wegfall kommen, und ein für jedes einzuschliessende Material genügender dichter Verschluss erzielt wird. Diese Verbindungsweise besteht darin, dass von den zu verbindenden Theilen der eine Theil an dem äussersten Ende seiner biegsamen Klappe mit einem haken- oder zahnförmigen