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Eingesandte Werke finde« Besprechung Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme Buchdruck * * * *** Steindruck Buchgewerbe Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung Buchbinderei * * * * * Buchhandel Nr. 27 Technik der modernen Buchdeckenverzierung Von E. GTOSSe (Schluss zu Nr. 26) 3. Ledermosaik Eine Verzierungs-Technik, welche bei Ausführung moderner Entwürfe volle Beachtung verdient, ist Ledermosaik. Sie ist besonders für die neuzeitigen Pflanzenornamente mit ihrer klaren, schwungvollen Gliederung wie geschaffen. Freilich ist es dabei meist nöthig, die alte Schablone zu verlassen und die Mosaikarbeit vollständig im Geiste des neuzeitigen Entwurfs auszuführen. Man hat'nicht immer die lebhaften, stark wirkenden Grundfarben wie bei der alten Laufband-Ornamentik vor sich, sondern die neuzeitige Kunst liebt es, mit gebrochenen, oft eigenthümlich abgestimmten Farbenverbindungen zu wirken. Dies bedingt zugleich eine andere Anwendung des Golddruckes. Während man früher die Goldeinfassung der Ornamente als ganz natürliche Sache ansah, dürfte man jetzt oft in die Lage kommen, von der Goldeinfassung abzusehen und ein anderes Mittel zur Erzeugung der Umrisse anzuwenden. Bei der farbigen Ledermosaik dient der Golddruck einer seits als Einfassung, anderseits als Uebergangsglied von einer Farbe zur andern. Kräftig wirkende Farben, die nebeneinander stehen, beeinflussen einander je nach der Farbenwahl günstig oder ungünstig. Günstig beeinflussen sich alle Ergänzungs oder Komplementärfarben, also Roth mit Grün, Gelb mit Violett, Orange mit Blau, desgleichen die entsprechenden Mischfarben; ungünstig dagegen andere Zusammenstellungen, z. B. Roth mit Gelb, Grün mit Blau und dergl. Dieser Einfluss, den die Farben gegenseitig auf einander ausüben, und der mitunter sehr störend wirkt, entsteht durch einen physiologischen Vorgang in unserem Auge, indem hier bei längerem Ansehen einer Farbe im Auge des Beschauers die Er gänzungsfarbe hervorgerufen wird. Sieht man längere Zeit auf ein rothes Papier und schliesst dann die Augen, so empfindet man in denselben einen grünlichen Schein, bei gelbem Papier einen violetten, bei blauem Papier einen orangefarbenen. Dieser Schein in unserem Auge ist stets die Ergänzungsfarbe, und derselbe Schein theilt sich bei einer Farbenzusammenstellung auch den Nebenfarben mit. Roth beeinflusst also die Neben- farben durch einen grünlichen Schein, Gelb durch einen violetten und so fort. Dadurch können Farbenzusammenstellungen in ihrer Leuchtkraft und Tiefe begünstigt oder benachtheiligt werden. Bringt man zwischen zwei Farben ein trennendes Zwischen glied, bei Ledermosaik z. B. eine Goldlinie, so wird hierdurch der Einfluss, den die Farben auf einander ausüben, wesentlich gemildert oder gar aufgehoben. Daher erhalten Ledermosaik decken, die vorher eine trübe Farbenwirkung zeigten, nach Eindruck der Goldlinien oft einen überraschend lebhaften Farbenglanz. Was nun die Goldlinien bewirken, das vermag man in gewissen Fällen auch mit anderen Linien zu erreichen, z. B. mit schwarzen, weissen oder grauen Linien. Schwarz, Weiss und Grau sind streng genommen keine eigentlichen Farben, sie stehen ausserhalb des Farbenkreises, nehmen daher auch an den gegenseitigen Beeinflussungen der Farben keinen selbstthätigen Antheil, sondern spielen die Rolle eines aus gleichenden Vermittlers. Das glänzende Gold übt starke Wirkung aus, ist daher als vermittelndes Zwischenglied besonders zu empfehlen bei leb haften Grundfarben, bei Roth, Blau, Gelb usw. Bei Zusammen stellungen aus gebrochenen Farben, die wenig Leuchtkraft be sitzen, kann ein weisses, schwarzes oder graues Zwischenglied dieselbe Wirkung erzielen. Schwarze oder doch braunschwarze Linien erzielt man durch Blinddruck, und wo dieser nicht ge nügt, durch Zeichnen mit dem Brennstift oder durch Schwarz druckfarbe, weisse oder weissgraue Linien durch Aluminiumdruck. Da die modernen Entwürfe meist einen starken Zug in das Malerische und Stimmungsvolle zeigen, so kommt man nicht immer mit der Ledermosaik aus. Die Leder, die man zum Ein legen benutzt, sind nur in beschränkter Farbenauswahl vor handen, und oft fehlen gerade die weichen, verschleierten Misch farben, die man im neueren Kunstgewerbe viel verwendet. In solchen Fällen kann die Brand-Technik aushelfen. Angenommen, man wolle Pflanzenornamente in grünlicher, tiefer Färbung aus führen, zu denen das passende Einlegeleder fehlt, so kann man sich helfen, indem man eine hellgrüne Lederfarbe benutzt, die man einlegt und später mit dem Brandstift überarbeitet. Dies kann geschehen, indem man eine dem Ornament entsprechende zarte Schraffirung mit leicht erwärmtem Brennstift auf das grüne Leder zeichnet oder eine sehr enge Schraffirung in Kreuzlage anbringt, oder auch das ganze Leder gleichmässig ab tönt. Geschieht das mit dem richtigen Verständniss durch sehr schnelles Zeichnen mit dem nicht zu heissen Stifte, so wird man in allen Fällen eine eigenthümliche Nachdunklung des Leders erzielen, die nach Wunsch abgetönt werden kann. Ebenso ist es möglich, der Ledermosaik durch Nach- zeichnen mit dem Brennstift eine künstlerische Vollendung zu verleihen. Blattrippen sowie Umrisse von anderen Ornamenten lassen sich mit dem Brennstift sehr schön darstellen. Die Wirkung ist oft besser, als wenn man derartige Theile mit Gold druckt. Besonders bei Entwürfen, die auf malerische Stimmung ausgearbeitet sind, wirkt das blanke, alles über strahlende Gold leicht störend. 4. Gold- und Farbendruck. Malerei Golddruck, der bisher als Hauptverzierungstechnik galt, dürfte überhaupt durch die neueren Kunstbestrebungen auf eine bescheidenere Stellung verwiesen werden. Buchdecken, die von einem endlosen Gewirr kleiner Gold-Arabesken glänzten, und die vor Gold oft den Grund kaum erkennen liessen, werden wahrscheinlich bald der Vergangenheit angehören. Die neue Kunstrichtung hantirt nicht mehr mit dem alten, zierlichen, überhäuften Arabeskenkram, der gerade in der Buchdecken verzierung stark wucherte, sondern ihre Ornamente stellen sich in grossen, klaren Zügen dar, kühn, derb emporwachsend, als gedankenreiche Ornamentik die Fläche belebend und nicht in tausend gedankenarmen Verschlingungen, Auszackungen und Biegungen die Fläche ausfüllend. Diese neuen Verzierungen, meist dem Pflanzenreich ent nommen, verlangen farbige oder dunkel abgetönte Ausführung, bei welcher der Golddruck nicht Selbstzweck sein kann, sondern nur Mittel zum Zweck. Seine Anwendung wird hier meist auf die Einfassung der Ornamente beschränkt sein, auf die Ueber- brückung der Farbenkontraste, nicht aber auf die Voll Vergoldung der Formen. Bei dieser Anwendung aber wird er sich noch mehr beschränkt sehen durch die mitanzuwendende Lederbrand- Technik und den Blinddruck. Je mehr die modernen Entwürfe auf malerische Stimmung gerichtet sind, desto vorsichtiger muss die Anwendung des olddrucks geschehen. Eine hellglänzende prahlerische Gold einfassung kann, wenn unbedacht angewendet, sofort die Wirkung zerstören. Man wird mehr als früher abwägen müssen, wo glänzender Golddruck am Platze ist, wo nicht. Man wird auch genau Bedacht nehmen müssen auf die Färbung des Goldes. Dunkles Gold wirkt ruhiger, zurückhaltender, helles wirkt glänzender, prahlender und unruhiger. Da man jetzt Blattgold von der dunkelsten Orangefarbe bis zum lichten Weissgelb verwendet, so kann man unter den Farbentönen stets die passende zu dem jeweiligen Zwecke wählen. Zu Ornamenten, die in farbiger Mosaik ausgeführt sind, und bei denen das Gold nur als begrenzender Umrissdruck dient, empfiehlt sich dunkles Gold. Wo es darauf abgesehen ist, Strahlen-Effekte zu erzielen, ist helles Gold vorzuziehen, das beim Druck meist höheren Glanz zeigt wie dunkles. Es dürfte auch erwünscht sein, bei gewissen Entwürfen glanz lose Goldeinfassungen oder Umrisse zu erzielen. Dabei ver fährt man, wie schon bei der Stiftvergoldung beschrieben wurde. Man legt auf das Blattgold ein dünnes Papierblatt und zeichnet die Umrisse mit dem erwärmten Brennstift auf dem