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Nr. 43 Seite 7 zroycn Flurstü/s Nr. '-3 ^on öe-y Grundsiücke Bl. 1» für ^chwcpnitz. Verteilungssiellenleiters Emil Tenner in Schweputz und Hausbesitzers Otto Dietze in Dresden- Omiewitzaeaen Emspruchsenticheidungen des Gememderats ?u -KEn'itz -egen ihrer Heranziehung zum Wasserzins in der 6«neinde Schwepnitz beschlag der Bezirksausschug, sie als unb^ründet kostenpflichtig zurückzuweisen. Dem zr. Nachtrage zur Eemeindesteuerordnung der Ge meinde Kennersdors, durch den die gemeindlichen Zuschläge zur staatlichen Grund- und Gewerbesteuer von 150 aus 100 herabgesetzt werden, wurde die Genehmigung versagt. Die Amtshauptmannschaft wurde aber ermächtigt, die Herabsetzung vieser Zuschläge von 180 A auf 135 N zu genehmigen, falls Vie Gemeindeverordneten eine Herabsetzung in diesem Um fange beschließen sollten. Schließlich erklärte sich der Bezirksausschuß grundsätzlich vamit einverstanden, daß die Vergnügungssteuer bei zu Gunsten der Winterhilfe abzuhaltenden Veranstaltungen mit Tanz er lassen wird, wenn der Ertrag ausschließlich und unmittelbar der Winterhilfe zugefüyrt und dem Vezirksverband Abrech nung vorgelegt wird. Nachdem noch 11 Punkte der Tagesordnung in nichtöffent licher Sitzung erledigt worden waren, fand die Sitzung gegen !42 Uhr nachmittags ihr Ende. Dresdner Brief Jasching — Verspäteter Sport — Der Bettler an der Tür Er war gar nicht lustig, der Fasching aus dem Jahre des Unheils 1932. Nein, er zog den Dresdnern kein freundliches Gesicht, die sowieso mit dem übermütigen Gesellen nichts Rechtes anzufangen wissen. Leute liefen genug umher, auch Papierschlangen flogen im Wind, Konfetti bildete einen bunten Teppich auf dem Asphalt und zerschlagene Pritschen sprachen beredt von allerlei unrühmlichen Schlachten. Aber wo blieb die tolle Ausgelassenheit, die nun einmal zum Fasching ge hört, wie das Tüpfelchen über dem i? Aur das kleine Volk war wieder rege auf den Beinen. An Trappern und Indi anern, gräßlich beschmiert und sonderbar gekleidet, fehlte es auf keiner Straße und die kleinen Schlauberger drangen mit Kriegsgeheul gar in nahrhafte Läden ein und baten dort ganz demütiglich um ein Scherflein für den nie zu befrie digenden Appetit. Und siehe da, eine mildtätige Fleischers- frau lieh, da es gerade Dienstag war, also Würsteltag, warme Leberwürstel bringen und verteilte sie unter die Schar. Da standen Stou? und Apachen ohne Friedenspfeife friedlich bei- elnander, bitten W die heißen Delikatessen und sahen danach mit ihren fettbeschmlerten Gesichtern noch viel furchterweckender aus als vorher. DtS kleinen Mädels aber zogen es vor als niedliche Pierretten, als Rotkäppchen oder Holländerinnen Bewunderung zu erregen. Sie liefen sittsam neben der lächeln den Mutter her und wagten es nur hie und da, einem Jungen etwas Konfetti ins Gesicht zu werfen. Ja, Mädels sind nun einmal nicht kriegerisch gesinnt, nicht einmal Zum Falchmg, Lind die Großen? Da spukte in erzwungene srdhlichkeit schon gar zu sehr die Aschermittwochsstimmung des schlimmen Sorgenwinters. - Und endlich einmal ein Sonntag mit Schnee und der Möglichkeit, sich mit etwas erfrischendem Wintersport die Sorgen zu vertreiben. Manches Brettelpaar mit den dazu gehörigen Stöcken und dem schönen Skidreh wartete schon auf die Gelegenheit, in Aktion zu treten und manches blaße Büro- oder Eeschäftsmädel las mit ärgerlicher Miene die L-chne^ berichte. die bisher meistens besagten: Sport unmöglich! Am letzten Sonntag erst klappte es. Oben im Gebirge ein frisches, fröhliches Leben und Treiben, auf dem Bahnhof brettel bewährte Menschen — freilich nicht so viele, wie es an den früheren Wintersonntagen der Fall war — aber es waren immer noch genug, die es wagten, die noch dünne Schneedecke zu befahren. Auch auf den Elbwiesen am Waldschlößchen, in Plauen, Tharandt, Langebrück, überall, wo man erwarten durfte, eine leidliche Fläche zu finden, tummelte sich Alt und Lung mit Rodelschlitten und Skiern und atmete die herrliche klare Winterluft. Und doppelt gemütlich empfängt den Heim- kehrendcn die warme Stube dann daheim. La wer ein wohldurchwarmtes Zimmer sein eigen nennt, der mag sich immer noch glücklich preisen. Sieht man es den armen Menschen an, die in dünnem Rock, den Hut in die Stirn gedrückt, an uns vorbei durch die Straßen eilen, daß sie von Tür zu Tür gegangen sind, Pfennig zu Pfennig sammelnd, um sich endlich in einer der Wärmstuben eine Suppe kaufen zu können? Bitter ist das Los des Bettelnden: denn so viele müssen von Tür zu Tür gehen, die früher nie an solches ge dacht hätten. Manche Leute ärgern sich über die tägliche, ja stündliche Belästigung und rechnen, Laß sie eins ganze Menge Geldes so nach und nach hingeben. Es gibt auch solche, die einfach ihre Tür zuwerfen, ohne ein Wort oder eine Gabe. Sie haben vielleicht schlimme Erfahrungen gemacht, gewiß. Daß da ein Mann um etwas warmes Essen gebeten, daß die mitleidige Haussrau ihm einen Teller voll Gemüse mit Fleisch vom eigenen Tische gegeben, daß sie aber später den Teller vor der Tür gefunden mit dem ganzen guten Essen, nur daß die Stücke Fleisch gefehlt hätten. Oder daß einer dem Bettler Geld gegeben und ihn dann im Schnapsladen gesehen habe. Doch solche Erfahrungen sollen die Mildtätigkeit nicht ver scheuchen. Sind es auch hie und da Anwürdige, denen die Gabe gereicht wird, so sollen doch wirklich Llnglückliche nicht darunter leiden. — And bitter, gar zu bitter mag es sein,, von Tür zu Tür zu gehen! Regina Berthold. Standesamts - Nachrichten Pulsnitz Geboren: Manfred Hans-Georg Nitsche, Sohn des Tischler- gehilfen Max Alfred Ritsche und Lessen Ehefrau Martha Frieda, geb. Mager, Pulsnitz, Querstraße 5. — Kurt Günter Garten, Sohn des Steinarbeiters Erwin Kurt Garten und dessen Ehefrau Marie Anna, geb. Bürger, Oberlichtenau, Ortsl.-Nr. 127 K. Aufgeboten: Der Fleischermeister Martin Fritz Kluge, Niederstem-! 45 D, die Verkäuferin Frieda Emilie Neumann, Niedersteina 45 D. Geheiratet: Der Steinarbeiter Friedrich Ewald Erwin Noack, Reichenbach, Ortsl.-Nr. 68, die Fabrikarbeiterin Rosa Erna Mager, Niedersteina, Ortsl.Nr. 59 B. Rundfunk Montag, 22. Februar. 11.10: Washington-Gedenkfeier (zu seinem 200. Geburtstag. Mitw.: Das Collegium Musicum der Universität Leipzig. 14.00: C. Löser: Die Einstellung des jugendlichen Erwerbsloken zur Umwelt. 14.15: Kleine Geschichte von Otto Buchmann. 14.30: Kunstberichte. 15.10: Frauenfunk. Dr. Löbmann: Ist mein Kind musikalisch? 16.00: Unterhaltungskonzert auf Schallplatten. 18.00: Stunde der Neuerscheinungen. , , . 18.30: Weltliteratur in Lebensläufen. W. Göpel: Sans Grimm. 18.50: Wir geben Auskunft . . . 19.00: Die Sendeleitung spricht. Dr. Magnus: Vom Rundfunk. 19.30: Moderne Operetten. Ausf.: Sinfonieorchester, vollsten: Ir ma Beilke u. Hertha von Türk-Rohn (Sopran), ö- Lißmann u. 2. Hattemer (Tenor). 21-00: Tagesfragen der Wirtschaft. „„„ 21.10: George Washington. Anfang eines Staates. Zum 200. oi Aburtstag des Staatsmannes. 2l-3O- Vwlinsonate von Niels W. Gade (zum 115. Geburtstag). ... W- Link «Violine), F. Sammler (Klavier). Ansthl. Unterhaltungskonzert des Sinfonieorchesters. Werke von Le har, Lmcke. Komzak, Holländer u. a. Ruudfunk-Bortragsfolge Leipzig (25S,3) Zwischensender: Dresden (319) Gleichbleibendes Werktags-Programm. 6.30: Turnstunde. - anschl. Frühkonzert. » 10, 15.35, 17.50: Wirtschaftsnachrichten «So, nur 10 u. 15.45). » 10.05: Wetter, Verkehr, Tagespr. » 10.10: Was die Zeitung bringt. » 11: WerbenaSrichten. » 12: Wetter. Wasserstände, Schneebencht. » 12.10: Konzert. » 13: Wetter, Preise Schallplatten. » 17.30: Wetter, Zeit. » ca. 22—22.30: Nachrichten. Sonntag, 21. Februar. 7 00: Frühkonzert. Mittv.: Leipziger Waldhorn-Quartett. A. Jung (Trompete), W. Genth tPosaune), F. Sammler lKlavier). 8.00: Dr. Radtke: Düngung und Pflege des Grünlandes. 8.30: Orgelkonzert aus der Thomaskirche zu Leipzig. Organist: T. Ramin. 9.00: Zu Franz von Assisis 750. Geburtstag. 9.20: Morgenfeier. Das hohe Lied der Arbeit. Mitw.: Kirchen- chor der Propsteikirche. Sprecher: Margarete Anton und Ernst Sattler. Ein Sprechchor. 10.30: L. Lange: Danzig, der Brennpunkt des Ostproblems. 11.00: Reichsmark D. Stange: Junger Aufbruch in aller Welt. 11.30: Neue ostdeutsche Lorik. Sprecher: Franziska Eernoth-Eder, H. Langewisch, O. Stoeckel. 12.00: Gedenkfeier des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge !m Plenarsitzungssaale des Reichstages. Uebertragung aus Berlin. 13.00: Berlin: Mittagskonzert. 14.00: Wetter und Zeit. — anschl.: Esperanto. 14.30: Schaubericht von den Deutschen Akademischen Winterkampf spielen in Altenberg. 15.00: Hausmusik. Mitw.: W. Götze (Gitarre), K. Bartuzat (Flöte), H. Schork (Violine und Viola). 15.45: Philotas. Ein Trauerspiel von Lessing. 17^00: Orchqterkonzert des Sinfonieorchesters. Werks von Beethoven, .„Schubert, Wagner, Trapp, d'Albert. 18.00: Aus Justinus Kerners „Reiseschatten". Zum 70. Geburtstag des Dichters. Sigfrid Erundeis spielt Franz Liszt. 19.10: Zeitbericht. 19.30: Berlin: Konzert. 21.00: Krieas-Reouiem von H. Ambrosius. Ausf.: Leipziger Sin- fomeorchester. Leipziger Solisten-Lhor. Solisten: Dorothea Schrö- der (Alt), R. Gerhardt (Bariton). Sprecher: 2. Krahö. 22.05: Nachrichtendienst. Anschl. Unterhaltungskonzert des Sinfonieorchesters. Werke von Brüll. Mozart, Grieg, Meyerbeer u. a. Ruudsunk-Bortragssolge Deutsche Wette (ISSN Deutsche Welle. Eleichbleibender Werktags-Programm. S.30: Gymnastik. » 6.45: Wetter für die Landwittschaft. » ca. 6.50: Frühkonzert. » 1025, 13.30: Nachrichten. » 12: Wetter für den Landwirt. » 14: Konzert. O 15.30: Wetter, Börse. O 13.55: Wetter für den Landwirt. Deutsche Welle: Sonntag, 21. Februar. 6.45: Funkgymnastik. 7.00: Hamburger Hasenkonzert. 8.00: Mitteilungen und praktische Winke kür den Landwirt. 8.15: Wochenrüablick auf die Marktlage. 8.25: Dipl.-Landwirt Seher: Erfahrungen aus der Vergröberung der Weizenanbaufläche im Jahre 1931. 8.55: Morgenfeier. Anschl. Glockengeläut des Berliner Doms. 10 .05: Wettervorhersage. 11 .00: Magdeburg: Orgelkonzert. Werke von Bach, Reger, Franck. 11 .30: Erich Ernst Schwabach liest eigene Dichtungen. 12 .00: Gedenkfeier des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. 13 .00: Gedichte in Prosa von 2wan Turaenjeff. 13.15: Mittagskonzert. Notstandsorchester des Arbeitsamtes Berlin- Mitte. 14.30: Elternsprechstunde. Lehrspiel von Dr. Zatek. 15.00: Eefallenen-Gedächtnisfeier des Kriegerdankbund «. V., Bin. 15.45: Dr. Moser: Bayrische Fastnachtsspiele und bayrischer Bauern theater. 16.10: Unterhaltungsmusik der Kapelle Alfred Bror. 18.20: Dr. Bloem: George Washington zum 200. Geburtstage., 18.45: Junge Generation spricht: Abrüstung — Aufrüstung? Mehr- gewräch. 19.30: Dr. Weismantel: Helft! — Helft! 19.50: Sportnachrichten. . 20.00: Volkstrauertag Das Berliner Funkorchester spielt Werke von Beethoven, Händel, Schubert. 21.00: Leipzig: Kriegs-Reauiem, von S. Ambrosius. Dichtung von H. Frank. Ausf.: Leipziger Sinfonieorchester und Solisten-Cbor. Solisten: Dorothea Schröder «Alt), R. Gerhardt «Bariton), I. Krahs (Sprecher). 22.05: Wetter-, Tages- und Sportnachrichten. Anschl. Königsberg: Orchesterkonzert des Orchesters des Kbg. Opern- Hauses. 23.30: George Washington. Ein Lebenslauf, für den Rundfunk be arbeitet von F. Laukisch. Deutsche Welle: Montag, 22. Februar. 9.35: Prof. Dr. Amsel: Lehrgang für Einheitskurzschrift. l0.10: Schulfunk: Fröhliche Geschichten und Gedichte. 12.05: Schulfunk: Englisch für Fortgeschrittene. 14.45: Kinderstunds. Wir spielen Zeitung. _ . 15.40: Stunde für die reifere 2ugend. Das Getier im Garten. 16.00: P. Erleid: Aus der methodischen Erfahrung der Gegenwart. 17.30: Proi"D?!"Rei^ angelsächsischen Mächte im Kampf um die Vormacht. 18.00: R. Spörry: Goethe und da» deutsche Lied. 18.30: Spanisch für Anfänger. „ . „ 19.00: Staatssekretär a D. Dr. Bredow: Heinrich Hertz mm 7S. Geburtstag. 19.15: Tuskegee Negerauartett Uebertragung aus Amerika. 19.30: Dr. Schurig: Richtige Anwendung der Düngemittel ver billigt die Produktion. Anschl. Wetter für die Landwirtschaft. 20.00: Tanzabend. Ausgewählts Schlager. 2azzorchester S. Schindlet. 21.00: Tages- und Sportnachrichten. 21.10: 2osevh Szigeti spielt. Mitw.: Berliner Funkorchester. 22.15: Dr. Räuschen Politische Zeitungsschan. Anschl. Wetter-, Tages- und Sportnachrichten. 22.50: Leipzig: Unterhaltungskonzert des Sinfonieorchesters. Oep LeksnäNsek Koman von 1.11016 Reinhurck LopvrisUt bv tNsrNn ks»odvvai>8sr, UsUs (Saal«) ISN l36 Und plötzlich Wurden ihre Augen groß und weit, denn hinter dem Wolfram stand der Name „Gütter". Er sang wahrhaftig diese Partie. Und da überkam es Blandine wie eine Offenbarung, daß das Geschick sie diesen Weg geführt hatte, damit sie den alten Freund wieder traf, der ihr noch am Grabe des Vaters hoch und heilig ver sprochen hatte, ihr stets zu helfen, wenn sie einmal in der Not zu ihm käme. Nun war sie wirklich in der größten Not und Sorge und sand diesen guten Freund. Verflogen waren plötzlich die Müdigkeit und Verzweif lung, die trostlose Angst und Sorge, und wie neubelebt wandte sie sich um und rannte nach dem Bühneneingang, Wo eine matte Birne den Weg etwas erhellte. Der Portier trat näher, als er das schöne Mädchen mit dem Koffer eintreten sah, und fragte sie höflich nach ihrem Begehr. Ja, Herr Gütter sei schon im Theater, aber die Vor stellung sei noch nicht beendet, und er dürfe seinen Posten nicht verlassen und hinaufgehen; aber sie solle einige Zeilen schreiben, die würde er durch einen Bühnenarbeiter nach oben in die Garderobe des Sängers schicken. Das tat Blandine »ns wartete nun unten im Gange mit Spannung und Herzklopfen eine geraume Weile, bis die ersten Statisten, Statistinnen und das Chorpersonal nach und nach Treppe herunterkamen. Später kamen die bekannten Sänger und Sängerinnen, die der eifrige Portier mit Namen nannte; denn sein Scharfblick hatte wohl in dem jungen Mädchen eine vom Fach erkannt. Und dann kam Gütter, der berühmte, bekannte, breit und massig die schmale Treppe heruntergestiegen. „Wahrhaftig, da ist sie ja! Mädel, Blandine!" dröhnte seine sonore, wohllautende Stimme freudig bewegt, und über sein scharfes Schauspielergesicht ging ein sonniger Schein, als er die Arme weit ausbreitete. Und Blandine stürzte in diese rettenden Arme des alten, treuen Freundes hinein, während Tränen aus ihren Augen rannen. „Kindchen, Mädelchen!" Der Sänger hielt sie etwas von sich ab, um sie besser betrachten zu können. „Wo kommst du denn her, so spät und mit einem Koffer? Sicher durch gebrannt, he?" „Ja, Onkel Gütter." Die alte Anrede kam wie von selbst über Blandines Lippen, und der Sänger fand auch nichts dabei, denn er lachte dröhnend auf und meinte: „Hieltest es wohl nicht mehr aus in der Gefangenschaft bei den soliden Krämern; kann mir das lebhaft denken." „Es ist eine sehr bittere Geschichte für mich", sagte Blandine traurig, „und wie ich den langen Weg nach Berlin gekommen bin, das begreife ich jetzt selbst nicht mehr. Die Verzweiflung hielt mich in ihrem Bann." „So hast du auch noch kein Unterkommen für die Nacht, Kind?" „Nein, Onkel Gutler. Ich kam foeben vom Bahnhof und lief wie in einem Traum bis hierher, wo ich plötzlich erwachend vor dem Kasten stand und deinen Namen auf dem Zettel las; da war ich wieder froh und schrieb dir die Zeilen." „Und tatest recht daran, Mädel! Der alte Gütter wird dir schon weiterhelfen. Zwar bin ich nur noch wenige Tage hier in der Hauptstadt und überhaupt im Lande; aber wir werden schon für dich etwas finden. Also Kopf hoch und nicht den Mut verlieren! Und nun komm mit in mein Hotel, dort wirst du auch ein Zimmer bekommen. Und während des Abendessens werde» wir beraten, was wir für deine nächste Zukunft tun können." Er faßte das glückstrahlende Mädchen einfach unter, als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt und führte es zur nächsten Autotaxe, die sie bestiegen, um zu seinem Hotel zu fahren. Die nächste Stunde verging Blandine wie in einem Traum: sie sah sich an der Seite des berühmten Sängers in eine vornehme Hotelhalle treten, sah sich von dienern dem Personal umringt und in einem Fahrstuhl in das obere Stockwerk fahren, sah sich in einem mäßig großen Zimmer stehen und ihren Koffer aufschließen, und kam erst wieder so recht zum Bewußtsein, als sie dem Sänger gegenüber am Tisch in seinem Wohnzimmer saß und er ihr aufmunternd den schäumenden Sektkelch entgegenhielt. „So, Kind, und nun erzähle mir, wie du die letzten Wochen und Monate verlebt hast", sagte er, als sie gegessen und der Diener den Tisch abgeräumt hatte, und goß noch einmal die Gläser voll. „Brauchst dich vor dem alten Freund deines Vaters nicht zu schämen! Weißt ja, daß ich es stets gut mit dir meine." Und Blandine schüttete ihm ihr ganzes Herz aus, ver schwieg ihm nichts; auch nicht ihre große Liebe zu Fürst Eberhard. „Armes Kind!" Der Sänger strich mit weicher Hand über den gesenkten Kopf des Mädchens und erfaßte dann mit tröstendem Druck die kleine, zuckende Hand, die vor ihm lag: „Armes Kind!" Und dann erboste er sich über die harte Frau Irma, die mit ihren grausamen Worten Blandine in Nacht und Nebel ins Ungewisse hinausgejagt hatte, unbekümmert darum, was aus dem unerfahrenen Mädchen wurde. Kaum konnte er sich darüber beruhigen. Endlich meinte er, nachdem er lange vor sich hingesonnen hatte: „Nun pass' einmal auf, Blandine: Ich fahre in wenigen Tagen von Hamburg nach Neuyork mit einem von mir zusammengestellten Ensemble, da kannst du, wenn du Lust hast, mitkommen und ab und zu eine der kleineren Partien übernehmen, natürlich zuerst nur aushilfsweise, denn du hast ja noch nie öffentlich gesungen. Deine Stimme kenne ich ja von früher, und wenn du bei Gregori weiterstudiert hast, so weiß ich schon genau Bescheid. Ich werde dich natürlich weiterbilden, denn ich singe selbst nach Gregoris System. Na, kommst du mit?" trkartsetruna Ottati