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Pulsnitzer Tageblatt : 20.02.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-02-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840937203-193202207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840937203-19320220
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840937203-19320220
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Tageblatt
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-02
- Tag 1932-02-20
-
Monat
1932-02
-
Jahr
1932
- Titel
- Pulsnitzer Tageblatt : 20.02.1932
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Nr. 43. Pulsnitzer Tageblatt — Sonnabend. 20. Februar 1932 Seite 2 OerUiches und Sächsisches (Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet) Pulsnitz. Der ärztliche Sonntagsdienst wird Sonntag. 21. Februar, von Herrn Dr. med. Viertel versehen. Pulsnitz. Hausbesitzer-Verein. Wir verweisen hiermit auf die morgen, Sonntag, nachmittag 3 Ähr, im „Dürgergarten" stattfindende Hauptversammlung des Haus besitzer-Vereins für Pulsnitz und Ämgegend., C. V. Pulsnitz. Oeffentliche Kundgebung der Ei sernen Front. Wer sich über Zweck und Ziel der Eisernen Front informieren will, besuche die öffentliche Kundgebung morgen, Sonntag, nachmittags 2 Ähr, in Menzels Gasthof. Pulsnitz. Volkshochschule. Nächsten Montag: Dr. Karl Wollf: „Goethe und die Lebensgestaltung der Gegen wart". Dr. Wolls ist durch seine allen Volkskreisen verständ liche, mit glänzender Rednergabe formvollendet gestalteten Vorträge über philosophische und Lebensfragen in Deutschland und im Ausland berühmt geworden. Er hat diesen Vortrag in Pulsnitz durch ganz besonderes Entgegenkommen ermöglicht, von dem Wunsch beseelt, unserer Pulsnitzer Volkshochschule,, die in Sachsen durch ihre wissenschaftlichen und künstlerischen Leistungen bekannt ist, in ihren Bestrebungen, besonders ihrer Pflege deutscher Kultur, zu unterstützen. Der Vortrag bildet den Abschluß und Höhepunkt der Goethe-Feiern. Pulsnitz. Heimatfest desLandwirtschaftlichen Vereins Pulsnitz am 17. Februar 1932, nachm. 4 Ähr, im hiesigen „Schützenhaus". Es ist ein glücklicher Gedanke gewesen, anstatt der bisher üblichen Stiftungsfeste das 68. des Vereins zu einem Heimattag auszugestalten. Daß man damit auch das Richtige getroffen hatte, bewies die sehr rege Be teiligung seitens der Mitglieder und zahlreicher Gäste. Man konnte Vertreter der Stadt und ihrer Verwaltungen und zahl reiche Gäste und Mitglieder aus den Bürgerkreisen begrüßen, was besonders erfreulich war. Dies kam auch in der herzlichen Begrüßung des Vorsitzenden. Dr. Weitzmann-Pulsnitz M. S., zum Ausdruck, der nach kurzem einleitenden Gesang von Schülerinnen der Landwirtschaftlichen Schule Kamenz-Pulsnitz unter Leitung des Studienrates Kantor Nutschan-Kamenz den Sinn und Gedanken des Festes kennzeichnete. Im Mittelpunkte stand der Festvortrag des Oberlehrers Max Zeibig-Bautzen, Geschäftsführer des Vereins für ländliche Wohlfahrts- und Heimatpflsge. Er ist uns Pulsnitzern kein Änbekannter, aber er verstand es wieder, durch seine trefflichen, packenden Schil derungen uns aus den Sorgen des rauhen Alltags in die schöne Welt der Heimntliebe und Heimatsreude emporzu führen. An zahlreichen Beispielen wies er uns Wege, die wir gehen sollen, um unserem Volke wieder Liebe zur Heimat zu schenken. Passende Gedichte, gesprochen von Schülern der Land wirtschaftlichen Schule, umrahmten die mit großem Beifall aufgenommenen Worte des Redners. Ein gemeinsam ge sungenes erzgebirgisches Lied erweckte in uns allen echte Heimatsreude! Diese steigerte sich noch, als uns ein reizendes Schelmenstück von Hans Sachs vorgespielt wurde. Mit wohl tuender Frische zeigten uns im „Roßdieb von Fünsing" Schüler unserer Landwirtschaftlichen Schule das bäuerliche Leben der „guten alten Zeit", in die wir uns so gern einmal aus dem rauhen Alltag hinüberretten! Als darauf gemeinsam der „Vugelbeerbaam" erklang, da hatten wir tatsächlich die Sorgen der Gegenwart für ein paar Stunden vergessen! Deshalb schlossen wir noch, um gemeinsam einige Zeit zu sammen zu sein, ein gemütliches Tänzchen echt deutscher Art an. — Wirtschaftswoche. Die rückläufige Bewegung, die der deutsche Außenhandel sür den Januar aufzeigt, kommt nicht überraschend. Bei der Einfuhr in Höhe von 440 Mil lionen Mark fällt der mengenmäßige Rückgang nicht erheblich ins Gewicht, aber bei der Ausfuhr ist eine wert- und mengen mäßige Schrumpfung eingetreten, die den Krisenzustand der deutschen Wirtschaft besonders scharf ausprägt. Bei einem Ausfuhrüberschuß von kaum 110 Millionen Mark im Monat ist nicht einmal mit dem Aufkommen für: den.Zinsendienst der privaten Verschuldung zu rechnen, für den ungefähr 1,8 Mil liarden Mark erforderlich sind. Aber auch so bleibt der Aus fuhrüberschuß von rund 110 Millionen Mark unzulänglich, denn in der Ausfuhr stecken ja auch die von Deutschland finanzierten Aussenaufträge, die ja erst 18 Nkonate nach der Abwicklung tatsächlich bezahlt werden. Hier ist auch die Er klärung dafür zu suchen, warum die Devisenlage der Aeichs- bank trotz aller scharfen Maßnahmen sich nicht bessern will. Denn nach Abzug aller Verpflichtungen aus der Zahlungs bilanz mit Einschluß des Zinsendienstes bleibt für die Auf füllung des Devisenbestandes bei der Reichsbank nichts übrig. Die Preisgabe des Goldstandard für das englische Pfund be ginnt sich für die deutsche Wirtschaft auf allen Auslands märkten auszuwirken. Die deutsche Reichsregierung kann und darf nicht länger warten, um durch handelspolitische Maß nahmen eine Sicherung Les Jnlandsmarktes zu versuchen. Es wird wohl nicht zu umgehen sein, daß diese Maßnahmen vor nehmlich in der Beschränkung der mengenmäßigen Einfuhr be stehen müssen, wie sie Deutschland gegenüber beispielsweise von der Schweiz auch schon angeordnet worden sind. Wenn das neue englische Zollgesetz am 1. März in Kraft tritt, so werden die wichtigsten deutschen Ausfuhrindustrien wie die Schwer eisenindustrie und die Textilindustrie besonders hart getroffen werden. Leider scheint die Reichsregierung zurzeit ihre ganze Zeit und Kraft darauf zu vereinigen, das Bankenproblem zu lösen, ohne daß sich behaupten läßt, daß die bisher gemachten Vorschläge in wirklich sachverständigen Kreisen Zustimmung finden. Je mehr die Reichsregierung in das Bank- und Kreditsystem buchstäblich hineinkniet, desto größer wird auch die finanzielle Verantwortung, die fie sich ausbürdet. Dazu bietet die Finanzlage keine Veranlassung. Denn für den 31. Dezember 1931 ist der Gesamtfehlbetrag vom Reichsfinanz- ministerium auf rund 1200 Millionen Mark angegeben, dessen Abdeckung bei der Ausschöpsung aller Steuerquellen einstweilen ungewiß ist. Auch von der teilweisen Eröffnung der Börsen ist kein Auftrieb der Wirtschaft zu erwarten, so daß es faßt so aussieht, als ob die teilweise Eröffnung eine Gegenleistung für die übrigen Maßnahmen im Bank- und Kreditwesen be deuten soll. Daß wir die Winterkrise hinter uns gebracht haben, ist schließlich kein Erfolg, wie es auch kein Erfolg ist, was der Preisdiktator durch alle seine Eingriffe bisher erzielt hat. Jedenfalls steht fest, daß die Lebenshaltungskosten nicht entfernt fo gesunken sind, wie das auf der anderen Seite bei der Schrumpfung fast aller Einkommen der Fall gewesen ist. Cs muß aber dringend davor gewarnt werden, daß die Reichs- regierung sich etwa aus innerpvlitischen Gründen dazu herbei- läßt, die Gewerkschaften bei ihren Versuchen , zu unterstützen, den finanziellen Zusammenbruch durch KoMügige Arbeits beschaffung im Wege der Kreditausweitung zu erreichen. Tat sächlich lausen die Vorschläge der Gewerkschaften nur darauf hinaus, Lie öffentliche Hand wieder aufzübauen, trotzdem die öffentliche Hand sich als der schlimmste, Kostgänger der öffent- ,lichen Finanzen erwiesen hat. Mederstüina E r w e r b s l o s e n k u n d g eb ü n g. Am Freitag nachmittag hielt die NSDAP im Gasthose zum heitern Blick in Niedersteina eine Erwerbslosenkundgebung ab. Dicht gedrängt sahen und standen die Massen in dem Saale und bis in die sich anschließende Gaststube hinein, in der sogar die Frauen den Ausführungen des Redners, Herrn Zitzmann, zuhörten. Er sprach zunächst in lebhaften Worten über das Thema: „Die deutsche Arbeitslosigkeit und Ler Weg zu ihrer Beseitigung". Außer einigen unpassenden Zwischenrufen ver hielt sich der größte Teil von den 250 bis 300 Erwerbslosen ruhig während des Vortrages. Er schilderte den Leidensweg, den der Arbeiter und mit ihm das deutsche Volk in Len letzten dreizehn Jahren gegangen sei. Herr Zitzmann versuchte nachzuweisene, daß die SPD und die Vertreter der Gewerk schaften manche Gelegenheit gehabt hätten, das Arbeitslosen elend und die Stillegungen mancher Betriebe zu vermeiden, aber man habe nicht gewollt. Durch Hebung des:Bau- Zum Tode des Königs Friedrich August Wie ein Blitz aus heiterem Himmel schlug die Nachricht von der schweren Erkrankung des letzten sächsischen Königs überall ein. Nicht nur alle die um ihn waren — die ihn noch am Mittwoch gesund und guter Dinge seinen täglichen Morgen ritt, seinen Nachmittagsspaziergang zurücklegen sahen, waren völlig von dem plötzlichen Schlaganfall überrascht — auch anderwärts wußte man es nicht anders, als daß der König bei bester Gesundheit sei. Man hatte die Nachricht und die Bilder von seinem Besuch auf der Jagdausstellung der Grünen Woche in Berlin gesehen und gelesen und auch von dem kurzen Besuch gehört, den der König seiner Schwester Mathilde in Dresden gemacht hatte. Änd nun, kaum daß die ersten Nachrichten von Her schweren Erkrankung durch die Zeitungen gegangen war, er fährt man, daß der König, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben, sanft eingeschlafen ist. Der verstorbene König hatte keine Feinde. Sein allezeit freundliches, gutmütiges und ungezwungenes Wesen hatte ihn zu einem rechten Volkskönig werden lassen. Davon zeugen am besten die unzähligen Anekdoten, die von Mund zu Mund über ihn liefen. Das Vorkriegssachsen, das er musterhaft geführt von seinen Vorgängern auf dem Thron übernommen hatte, hatte er in demselben Sinne wie diese in steter Pflichterfüllung und Gerechtigkeit regiert, so daß es dahin kam, Saß das „Rote Königreich", so genannt, als nach der Reichstagswahl im Jahre 1903 sämtliche sächsischen Abgeord neten bis auf einen Sozialisten waren, bis zur Revolution kaum irgendwelche Kreise aufwies, die gegen den König ein gestellt waren. Während der Revolution wurde allerdings auch er in Len Strudel der Ereignisse hineingerissen. Am 13. November verzichtete er auf seinen Thron und zog sich aus sein schlesisches Schloß Sbhillenort, unweit von Breslau im Kreise Oels gelegen, zurück. Hier lebte er als schlichter Privatmann seinen Neigungen — dem Waidwerk, der Kunst, der Gelehrsamkeit, und wie in seiner Heimat, so gewann er auch am Ort seiner selbstgewählten Verbannung, den er in der Regel nur während zweier Mo- näie im Jahre verlieh, um in dieser Zeit auf seinem Besitz Guttenberg in Oberschlesien zu leben, schnell die Sympathien aller Kreise. Der König war in jungen Jahren mit Leib und Seele Soldat. Im Jahre 1877 war er als Leutnant in das sächsische Heer eingetreten, dem er nach Unterbrechung zur Absolvierung seiner Studien bis zu seinem Regierungsantritt angehörte,, zuletzt als kommandierender General des 12. Armeekorps.. Ein Schatten fiel in sein Lebert Lurch die unglückliche Wendung seiner Ehe mit der Erzherzogin Luise Antoinett Marie von Oesterreich-Toskana. Die Ehe wurde bekanntlich nach etwa neunjährigem Bestand geschieden, nachdem ihr sechs Kinder entsprossen waren, drei Knaben und drei Mädchen. Wie be kannt, leben von diesen der ehemalige Kronprinz Georg als Pater in der Grafschaft Glatz in Schlesien, Prinz Friedrich Christian, verheiratet mit Eleonore Prinzessin von Thurn- Taxis in Regensburg und Prinz Ernst Heinrich mit seiner Gattin Prinzessin Sophie von Luxemburg in Moritzburg. Don den Töchtern des Königs lebt die älteste als Gattin des Fürsten Friedrich Victor von Hohenzollern-Sigmaringen auf Lessen Stammsitz, Prinzessin Maria Alix als Gattin des Prin zen Friedrich Johann von Hohenzollern in Zürich und die jüngste Tochter Anna, verheiratet mit Erzherzog Josef von Habsburg in Budapest. Sämtliche Ehen sind mehrere Kinder entsprossen, und es ist bekannt, in welcher vorbildlichen und Herzlichen Harmonie die Familie Les Königs lebte. Von „großen Taten" des Königs weiß die Geschichte nicht zu berichten. Im vierten Jahr feiner Regierung, 1908, wurde das sächsische Wahlrecht grundlegend erneuert. Während des Krieges überließ er die Führung des Feldheeres berufenen Kräften, dis ausschließlicher als, er sich mit dem Soldaten handwerk befaßt hatten, ohne daß er es freilich deshalb ver säumt hätte, sich um das Wohl und Wehe seiner an Len Fronten im Osten und Westen stehenden Landeskinder zu be kümmern. Aber als Las eines gerechten und pflichttreuen Herrschers und eines guten und edlen Menschen wird sein Andenken weiter fortleben. Aachruf der allen sächsischen Armee. In einer Kundgebung von Vertretern der alten säch sischen Armee heißt es: „Die Angehörigen der artest sächsischen Armee stehen tief erschüttert an der Bahre ihres geliebten Königs, des letzten Chefs der sächsischen Armee. König Friedrich August war ein Vnndesfürst, der in seltener Treue zu Kaiser und Reich hielt nnd diese Treue bewahrte bis zu seinem letzten Atemzuge. Auf seiner Regierung haftet kein Schatten. Die Armee war, wie er selbst in dem Tagesbefehl bei seiner Thronbesteigung bekannt hat, seine besondere Liebe. Ihr gehörte sein ganzes Denken und Fühlen. Das haben wir alten. Soldaten immer wieder erfahren. Solange noch alte Soldaten der sächsischen Armee leben, wird das Anden ken an ihren unvergeßlichen König nie erlöschen. Edler von der Planitz, General der Infanterie a. D., Fortmüller, Generalleutnant a. D., Vorsitzender des Verbandes Sächs. Offiziersvereinigungen; v. Eulitz, Generalmajor a. D., Vorsitzender des DOB., Landes verband Sachsen. Das Beileid des Militärvereinsbundes. Der Sächsische Militärvereinsbund hat folgendes Bei leidstelegramm nach Sibhllenort gesandt: Von Liebe, Treue und Dankbarkeit für den hochseligen Entschlafenen erfüllt, senden wir in tiefer, aufrichtiger Trauer allen Mitgliedern der Königlichen Familie unser herzlichstes, innigstes Beileid. Veileidskundgebungen des Reichspräsidenten und der sächsischen Regierung. Anläßlich des Ablebens des vormaligen Königs Friedrich August hat der Ministerpräsident dem Familien haupte des Hauses Wettin, dem Prinzen Friedrich Christian, das Beileid der sächsischen Regierung ausge sprochen. Auch Reichspräsident von Hindenburg hat anläßlich des Ablebens des Königs von Sachsen in einem an den Prinzen Friedrich Christian von Sachsen gerichteten Tele gramm seine Teilnahme und sein Beileid zum Ausdruck gebracht. Tagesbefehl des „Stahlhelm". Das Landesamt Sachsen des „Stahlhelm", Bund der Frontsoldaten, hat zum Tode des Königs Friedrich August einen Tagesbefehl erlassen, in dem es u. a. heißt: „Kamera den! Wir stehen tieferschüttert an der Bahre unseres hohen Ehrenmitglieds. Noch einmal rufe ich euch seine Ansprache an ench in Sibvllenort ins Gedächtnis zurück, die im fol genden Satz ausklang: »Durch Annahme der Ehren mitgliedschaft ist der heutige Tag für mich von ganz be sonderer Bedeutung, da ich mit meinen alten Soldaten noch enger verbunden bin und gemeinsam mit ihnen am Wiederaufbau helfen werde.' Ein Schicksal, dessen Wege wir so oft nicht verstehen, hat es anders beschlossen. Wir, als die berufenen Vertreter der alten Armee, der nach seinen eigenen Worten seine ganze Liebe galt, senken trauernd unsere Fahnen vor der Bahre unseres letzten Königs und Kriegsherrn!" Bis nach den Beisetzungsfeierlichkeiten ist iede festliche Veranstaltung im „Stahlhelm" untersagt worden. Traucrkundgebung der Deutschnationalen Bolkspartei. Die Deutschnationale Volkspartei, Bezirksverband Dresden, gibt unter anderem bekannt: Wir Deutschnationa len Dresdens trauern mit allen aufrechten Männern und Frauen der sächsischen Bevölkerung um unseren Könia Friedrich August. Er war in der Schlichtheit und Gerad heil seines Wesens, in per Unabhängigkeit und Gesundheit seines Denkens, in seinem vorbildlichen Familiensinn und der Güte seines Herzens ein echter Nachfolger jener großen Wettiner, die Seite an Seite mit Leit Hohenzollern von 1866 an das Deutsche Reich gebaut und gefestigt haben. Unter König Friedrich August und seinen unmittelbaren Vorgängern war Sachsen ein vorbildlich organisierter Staat innerhalb des Deutschen Reiches mit wahrhaft fori schrittlichem Geist in der Verwaltung. Das sächsische Volt hat sich, unbeirrt durch alle demagogische Verunglimpfung, sein gerechtes Urteil über den König erhalten. * Friedrich August in Sidyvenort Der Hofchef des Königs, Oberst von der Damerau Dambrowski, schildert das Leben des in völliger Zurück gezogenheit lebenden ehemaligen Königs wie folgt: Seil der Revolution hatte Friedrich August ausschließlich in Sibhllenort seinen Wohnsitz. Trotz der Einsamkeit war das Leben des Königs von vielseitigen Interessen ansgefüllt. Den Pferden und der Jagd schenkte er in erster Linie sein Herz. Wie der König mit dem Woidmerk verbunden war. zeigt ein Saal mit Jagdtrophüen im Schloß Sibhllenort, der unter anderem auch die Beute enthält, die der König von seiner Jagdreise aus dem Sudan vor zwanzig Jahren mitgebracht hat. Darüber hinaus brachte Friedrich August von Sachsen sein besonderes Interesse der Literatur und der Wissenschaft entgegen. Während der Wintermonalc wurde an jedem Sonnabend ein Professor der Breslauer Universität nach Sibhllenort eingeladen, um hier wissen schaftliche Vorträge zu halten. Die große Bibliothek gibt von diesen Neigungen umfassenden Ausdruck In SibyNen ort hat sich Friedrich August durch seine Gutmütigkeit und sein bescheidenes Wesen sehr schnell die Herzen der Be völkerung erobert. Die Bevölkerung, die für den einst hier fremden Sachsenkönig ohne weiteres innere Verbundenheit aufgebracht hatte, nimmt an seinem Tode stärksten Anteil. Nachdem der älteste Sohn des verstorbenen Königs, Kronprinz Georg, in Sibhllenort eingetrosfen ist, wurde der Beisetzungstermin des Königs aus Dienstag vormittag 11 Uhr festgesetzt. Die Überführung der Leiche nach Dresden wird voraussichtlich in der Nacht zum Montag erfolgen. König Friedrich August soll in Dresden in der Hofkirche beigesetzt werden. Am Sonntag nachmittag 4 Uhr findet im Schloß Sibhllenort eine Trauerseier in engem Kreise statt. Am Sonntag nachmittag wird auch die Öffentlichkeit Zutritt zu dem Aufbewahrungsräume im Grünen Salon im Erd geschoß des Schlosses haben. * Nie Aufbahrung in Dresden. Wie mitgeteilt wird, wird voraussichtlich der Gang ver Trauerfeierlichkeiten in Dresden folgendermaßen ver laufen: Am Montag 10 Uhr vormittags trifft der Leich nam des Königs aus dem Dresdner Hauptbahnhos ein und wird in feierlichem Zuge mit militärischer Ehrenparade zur Katholischen Hofkirche geleitet. Dort wird von 13 bis 21 Uhr die öffentliche Aufbahrung stattfinden. Am Dienstag vormittags 11 Uhr beginnt die Beisetzungsfeier lichkeit in der Hofkirche, zu der der Zutritt nur gegen bc sondere Karten möglich sein wird. * Beisetzung des Königs unter militärischen Ehren, Dienstag 11 Uhr in der Dresdner Hofkirche. König Friedrich August wird mit allen militärischen Ehren, die ihm als Generalfeldmarschall des alten Heeres zustehen, beigesetzt werden. Sämtliche Truppenteile der sächsischen Reichswehr werden durch Abordnungen ver treten sein. Trauerbeflaggung der Staatsgcbäude am Tage der Beerdigung. Der Ministerpräsident hat angeordnet, daß am Diens tag, 23. Februar, dem Tage der Beisetzung des vormaligen Königs Friedrich August von Sachsen, die sächsischen Staatsdienstgebäude, die Staatsschulen und die im wesent lichen Kus Staatsmitteln unterhaltenen Stiftungsgebaude Halbmast zu beflaggen sind.
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