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Nr. 162 — Seite 3 Pulsnitz und Umgebung 13. Juli ! 1816: Der Schriftsteller Gustav Frehtag geb. — 1874: Attentat Kullmanns auf Bismarck. — 1887: Der Reichsstatthalter und Gauleiter Dr. Jury geb. — 1889: Der Dichter Robert Hamerling gest. — 1938: Der Groß industrielle Emil Kirdorf gest. — 1941: Stalin-Linie mehrfach durch brochen. Witebsk genommen. Sonne: A. 4.53, U. 21.18; M o n d: A. 0.48. U. 14.03 Uhr. Verdunklungszeitr Von heute 22.16 Uhr bis morgen 4.34 Uhr Das eherne Geschlecht „Nur ein ehernes Geschlecht wird sich im Sturme unserer Zeit behaupten lönnen. Es mutz Eingeweide aus Eisen und ein Herz aus Stahl besitzen." Dr. Goebbels. - Dieser maßlose Krieg ist mil seinen härtesten und schwer sten Forderungen, die er unerbittlich an uns stellte, wie ein gewaltiger Schmelztiegel, in dem die Völker ausgeglüht wer den bis aus den Kern ihres Wesens. Alles Laue und Halbe wird in ihm zu Asche verbrannt, und es besteht in dem ge waltigen Feuersturm des Krieges in Wahrheit nur ein ehernes Geschlecht, das in den Flammen immer noch härter wird Wir haben den Beweis unserer Härte erbracht, und wir sind durch alle Prüfungen, die uns, nichts ersparten, an inne ren und äußeren Kräften stärker geworden, als wir je in unserer Geschichte und in einer ähnlichen Prüfung des Schick sals waren Die tiefste Kraft aber schöpfen wir aus der läutern den Macht der großen Idee unserer Zeit und aus der heiligen Nüchternheit der Schicksalserkenntnis, in die sie jeden von uns stellte. Zn keiner Stunde dieses Krieges, auch In der dunkelsten nicht, haben wir den Glauben an den Sieg verloren, aber nach nun fast fünfjähriger Erprobung ist in den entfesselten Feuern des Krieges, die uns nicht verzehren konnten, unser Glaube zur felsenfesten Gewißheit des Sieges erhärtet! Nun kann ihn uns keine Macht der Welt und kein Teufel aus der tiefsten Hölle mehr entreißen, denn wir sind ein ehernes Ge schlecht geworden, mit Eingeweiden aus Eisen und einem Herzen aus Stahl! Kurt Maßmann. Appell des HJ-Standorkes Pulsnitz Gestern abend sprach in einem Appell der HI-Führer und Füh rerinnen des Standortes Pulsnitz im „Bürgergartcn" Ortsgruppenleiter Hauptgemcinschaftsleiter T z (.ch u p k «. In seiner temperamentvollen Ansprache wies Pg. Tzschupke auf die Kampfzeit hin, in der jeder Einzelne sich bewähren mutzte, und wo es für alle nur eins gab, den Glauben an Adolf Hitler, der den unbeugsamen Willen erwachsen ließ, unter seiner Führung «in neues Deutschland zu schaffen. Nur in der unbedingten Treue lag damals die Garantie sür den Erfolg. So ist es heute und wird es in aller Zukunft sein. Dir Jugend aber ist die Trägerin der Zukunft. Deshalb mutz sie schon jetzt nicht nur an die bohcn Werte unserer Idee herangefllhrt werden, sondern sich auch in Zucht, Ordnung. Disziplin und Haltung stets hervortun. Nur eine Willensstärke, zielbewußte und gläubige Jugend wird die idee tragende Nachfolgerin unserer Genaration sein können. Mit einem leidenschaftlichen Appell an die angctretenen Führer und Führerinnen der Jugend schloß der Ortsgruppenlciter seinen aufrüttclnden Vortrag. Der Führer des Standortes Pulsnitz dankte dem Hoheitsträger für seine Worte und sein starkes und frohes Bekenntnis zur Jugend und leitele den Appell über zu einem recht fröhlichen Kamcradschaftsabend. Zur Gewinnabführung für 1943 Entgegen dem früheren Verfahren für die Gewinnabführung für 1942 ist in diesem Jahre eine bedeutsame Acndcrung eingetreten, indem die Dienststellen des Rcichskommissars für die Preisbildung von der Feststellung übermäßiger Gewinne entbunden worden sind. Die Ge winnabschöpfung ist jetzt aus das R ei ch s f i n a n zm i n i st e r!, u m übertragen worden. Daraus folgt, daß die Gewinnabführung nunmehr praktisch als eine Steuer angesehen wird. Neben der Arbeitsersparnis bei den Beladen wird dadurch auch der einzelne Betrieb entlastet, weil er jetzt nicht mehr besondere Steuer- und Ge winnabführungserklärungen abzugeben braucht. Während aber bisher «.«wisse Beträge unter besonderen Umständen dem einzelnen Betrieb belassen werden konnten, müssen jetzt die festgestellten Abschöpfungs. betrüge an die Finanzkassen abgeführt werden, da nunmehr eine Steuerschuld vorliegt. Wichtig für die Beurteilung der Neuregelung ist, daß das Ver gleichsjahr 1938 für 1943 nicht mehr in Anwendung kommt. In den fünf Jahren seit 1938 sind so bedeutsame Aenderungen in der Struk tur der Betriebe eingetreten, daß «in Vergleich mit dev damaligen Verhältnissen nicht mehr möglich ist und zu ungerechten Beurteilung.n Urheber-Rcchlslchutz: Drei Quellen-Verlag, Königsbrück (vez. Dresden) 2ZI „Am 19. um V-10 Uhr vormittags. Am 19. ... heute ist der 8. Als ich ins Schloß Merk trete, kommt mir die Schwester entgegen. Ich fühle eine rinnende Kälte in den Wangen. Jetzt wird sie mir sagen, daß Clr.-a gestorben ist, und dann werde ich wieder alles leiten ... und ich frage erschrocken: „Sie ist... tot?" „Nein, sie ist ganz klar. Sie möchte Sie gerne sehen und sprechen." „Gott sei Dank!" sage ich und gehe ins Krankenzimmer. Sie sitzt aufrecht im Bett. Ein kleines, abgezehrtes Ge sicht, in dem dunkelviaue Augen beängstigend geweitet sind, schaut mir angstvoll entgegen. Sie streckt eine magere und müde, wachsbleiche Hand nach mir aus. Sie will mir danken. Ich beschwöre sie, sie soll nicht reden. Es strenge sie an. Es wäre nichts zu danken. Wir sind allein. Die Schwester ist hinausgegangen. Clara flüstert mit trockenen, fieberzerrissenen Lippen eine Frage. Diese Frage hatte quälend auf ihr gelegen, wie ein Stein, Anter dem man erstickt. Ob ich an ihn glaube ... Heiliger Gott, was soll ich sagen? Ich weiche aus. Er ist mein Freund. Ob ich an ihn glaube? „Ich habe ihn als einen ruhigen und aufrechten Menschen gekannt." . Dringlich, bittend, beschwörend: Ob ich an ihn glaube? Ihre Hände ringen sich ineinander, kraftlos, und doch so ver zweifelt. Ich soll sagen, ob ich an ihn glaube! Da sage ich: „Ja ..." Blut steigt mir heiß bis an die Stirne. Ich lüge. Ich glaube nicht bedingungslos an ihn. führen muß. Die Betrieb« haben durch die Produktionsumstellung die Verlagerungen und andere Veränderungen in zahlreichen Fällen— «inen ganz'anderen Charakter? erhalten und müssen dem gemäß «ingeschätzt werden. An die Stelle des Vergleichsjahres 1938 tritt die Ermittelung des Uebergewinnes mit Hilfe des neu eingeführten Begriffs des „steuerlichen Mindestgcwinnes". Die Verordnung behandelt im einzelnen die GewinnabführungS- pflicht, zimreißt den Begriff des gewerblichen Unternehmers und der gewerblichen Einkünfte und behandelt dann die grundsätzlichen Neue-; rungen. - , Mehl richtig aufbcwahren! Die ^Mehlzuteilungen bringen es mit sich daß in manchen Haushaltungen kleinere oder auch größere Mehl vorräte zusammenkommen. Solche Vorräte verpflichten auch zu häu figer Kontrolle zweckmäßiger Aufbewahrung und umsichtiger Pflege. Nicht nur die Feuchtigkeit kann dem Mehl gefährlich werden, Dagegen kann man sich auch insofern schützen, daß man das gefährdete Mehl sogleich ausbreitet, im warmen Raum trocknet und nach Möglichkeit in sorgfältig gereinigten Holzkisten aufbewahrt. Gefährlicher werden unseren Mehlvorräten aber die Mehlmotten, sie dringen auch in di? Tüten ein, fressen sich durch das Papier durch und gefährden und ver unreinigen das Mehl. Besonders gern schleichen sich chie Mehlmotten dort ein wo Speiscnrcste in der Nähe des Mehlcs verwahrt werden.' Sowie sich die typischen gespinstigen Klumpen im Mehl zeigen, ist das ein Beweis, daß sich die Mehlmotte eingenistet hat. Zeugniscrtcilung an landvcrschiäw. Kinder. Im Hinblick darauf, daß die aus Anlaß der Luftgefährdung erfolgte Landvcrschickung nicht mehr befristet ist, hat der Reichserziehungsminister für die Zeugnis- »rteilung in teilweiser Aenderung der bisherigen Regelung folgendes bestimmt: Die in KLV-Lagern untcrgebrachten Schüler und Schülerinnen erhalten wie alle übrigen zu den festgesetzten Terminen und in der vor- icschriebenen Form Zeugnisse. Befindet sich der Schulleiter nicht im Lager, so vollzieht der von Amts wegen bestimmte Stellvertreter die Zeugnisse. Der Minister macht darauf aufmerksam, daß in den KLB- Lagern eine besonders sorgfältige Führung der Zeugnislistcn notwendig st, damit späteren Anforderungen von Zweitschriften von Zeugnissen, insbesondere von Entlassungszeugnissen, entsprochen werden kann. Die Mietbcihilfe für gewerbliche Räume. Der Reichswirtschafts- Minister hat entschieden: Werden gewerbliche Räume des Handels, für die Mietbeihilfcn bewilligt worden sind, durch Feindeinwirkung zerstört, so fällt mit Eintritt des Kriegssachschadens die Verpflichtung zur Miet zahlung und damit der Grund für die Weitergewährung der Beihilfen fort. Der Minister hat aber keine Bedenken dagegen, wenn entsprechend den für das Familienunterhaltsrecht entwickelten Grundsätzen die Miet beihilfe noch bis zum Ablauf des auf den Eintritt des Kriegssachschadens folgenden Monats bewilligt wird. An den Einklängen von Böden, Ställen, Schuppen sind LSichmittel (viel Sand und viel Master) und Lösch, gerate «Luftschutzhaudspritze, Einreißhaken, Fcuerpatjche usw.) an geeigneter Stelle bereitzustellen. Vorsicht beim Postversand von Frischobst Beim Versand von Frischobst durch die Post, der in diesem Jahr in zewissen Gebieten einer Genehmigung bedarf, ist besondere Sorgfalt auf Ke Verpackung zu legen. Namentlich weiche Beerenfrüchte (Erdbeeren, Johannisbeeren, Heidelbeeren usw.), die schon bei mäßigem Druck auf platzen und Flüssigkeit absetzen, müssen besonders gut verpackt sein. Für diese Beerenfrüchte ist eine Verpackung in Blechgefäßen (Eimern usw.) -rforderlich. Andere Beeren mit dickerer Schale müssen in Kisten oder in Körben, die mit einer genügenden Menge aufsaugender Stoffe oder mit undurchlässigem Papier abgedichtet sind, verpackt sein. Gänzlich ungeeignet sind Pappkartons, die dem unvermeidbaren Druck durch andere Pakete keinen genügenden Widerstand entgegensetzen. Wer Papp kartons oder ähnliche Behältnisse verwendet, schädigt sich und andere Volksgenossen, denn der aus Beercnobst bestehende Inhalt von Papp kartons wird mehr oder weniger zerdrückt, so daß er für den menschlichen Genuß unbrauchbar wird; auch werden durch die Absonderung von Beerenobst andere Sendungen beschädigt. Die Postämter sind daher ver pflichtet, Sendungen, deren Inhalt aus Becrenfrüchtcn und deren Ver packung aus Pappkartons oder ähnlichen unzulänglichen Behältnissen be steht, von der Beförderung ausznschlicßcn. In der Lehre beim NSÄtK. Die früher weitverbreitete, aber keineswegs allgemein geschäht« Zunft d«r „Sonntagshcrr«nfahrer" ist zurzeit auSgestorben. Di« „priz raten Rennen" .welch« sich dabei mancher im „Cinzclwettbewerb" oder im Wabnc, jeden anderen Kraftfahrer überholen zu müssen, leistete, belästigen die Landstraßen picht mehr. Der Kraftverkehr hat, je länger der Krieg dauerte- bis zum letzten Fahrzeug Dringlichkeitsauf-t gaben nach den Ansprüchen unserer Wirtschaft übernommen. Haushälterisch den Einsatz der Treibstoffe und der Wagen zu or ganisieren, war das erste Gebot der Zeit. Das zweite wandte sich den im Kraftverkehr tätigen Menschen zu. Nach- und Neuausbildung der I Fahrer war allmählich vordringliche Aufgabe, und zwar solcher Fahrer, die den vermehrten Ansprüchen genügten, nicht mehr solche vom frühes häufigen Typ. der am Wagen kaum etwas anderes kannte als Steuer rad und Tank, bei jedem kleinen Versagen oder Ausfall hilflos auf der Landstraße stand und die einzige Rettung vom Abschleppwagen oder Autoschlosser erwartete. Solche Leute sind heute nicht mehr zu ver wenden. Vielmehr fordern wir da Kenntnis, Verständnis und Fertige kcit die zu weitreichender Selbsthilfe befähigt, Das NSKK hat im ganzen Reich die Ausbildung und auch die Prüfung der Kraftfabrcv übernommen und es sorgt dafür, daß alles, was sich künftig „an dem Quirl" setzt, ordentlich gerüstet ist. Einen Lehrgang bei un serer Motorstandarte 233 zu beobachten, gab da allerhand Aufschluß. Alle möglichen Schüler vereinigen sich: Polizei beamte - weibliche-Angestellte größerer Geschäfte, Mitarbeiter kommunaler Ver-, sorgungsbetriebe Handwerker, künftige Fernfahrer — alle freilich erst, nachdem die Zulassungsbehörde die Ausbildung als kriegS- oder wirk» schaftswichtig anerkannt hat —. Die theoretische Schulung an reichem Anschauungsstofs ist abge schlossen. Aber — seien wir ehrlich! — die Vielzahl der technischen Begriffe rumort zunächst noch etwas in den Köpfen! Da ist es schon gut, sich am wirklichen „Objekt" selber zu betätigen, einmal den Vergaser ordnungsgemäß auszubauen, sich einmal das Fahrzeug von der Bauchseite her anzusehen, die Kupplung zu überprüfen, eine B«-> »reisuna zu wechseln, Störungen des elektrischen Aggregats zu suchen, oder — ach. es sind hundert Dings, die ein wirklicher Kraftfahrer kennen und technisch beherrschen muß. Da läßt es denn die Schule des NSKK an Gründlichkeit nicht fehlen- Schwarzölige Finger gibt es, der geschickte Ansatz eines Schraubenschlüssels wird zur überraschenden Erfahrung, eine Zündi kcrze wird schließlich als ein Wunderwerk der Technik wirklich ver standen. > Was die für Generator fahrzeuge bestimmten Schüler im besonderen zu lernen haben, ist nicht wenig, denn vom Holzsack bis zum betriebsfähigen Holzgas reicht eine ganz hübsche Kette technischer Erfordernisse. ; All diesen Dingen begegnen die jungen Autohasen mit größerer Ruhe als den Anforderungen der „ReichsstraßenverkchrS- ordnug", weil hier die Pflichten gegenüber der« Oeffentlichkeit, gegen über Recht und Gesetz das Wort haben. Der Unterricht im NSÄK schärft es immer wieder ein: Umsicht und Vorsicht bleiben die obersten Tugenden des Kraftfahrers, im öffentlichen Verkehr- Da heißt es denn auch hier den Neuling durch Beispiclsübungcn am Sandkasten oder an den Bildern einer ausgezeichneten Verkehrsfibel auf alle Mög lichkeiten der Vorfahrt, des Kreuzens, des Ringverkehrs, des Uebeä- holens durcheperziercn: denn was für Komplikationen kann beispielsweise einer erleben wenn er sich einen Platz mit vier einmündenden Haupt» straßen nähert, wo Schienenfahrzeuge, Kraftwagen, Fußgänger. Ge schirre, Radfahrer nach verschiedensten Richtungen ihren Weg suchen? Wie hat sich das Gewimmel ordnungsgemäß zu scheiden? Solche Mög lichkeiten wollen blitzschnell erfaßt und gelöst sein! Da heißt es füv den werdenden Radfahrer von vornherein mächtig üben, und das tut er, solange er beim NSKK in der Lehre ist. Die Ausbildung läßt eS hier an garnichts fehlen. Che der Anwärter ans Steuer kommt, hat er wie an fahrzeugtechnischen so an verkehrSpraktischcn Kenntnissen wirklich allerhand ausgenommen. Wenn also die Lehrwagen unserer Motorstandarte 233 mit dem gelben Schilde „Fahrschule des NSKK" durch die Straßen rollentz werden sie von Männern oder Frauen geführt, die in Kürze als zu verlässige Kraftfabrcr dem Allgemeinwohl dienen werden. Damit sür das Jahr 1945 die Vitamin-Aktion rechtzeitig anlaufen kann, bittet die Kreiswaltung Kamenz, Abt. Gesundheit und Volks-« schütz, die Bestellscheine bei der Kreiswaltung anzufordern. KSÄUU. » Standort Pulsnitz und Ohorn Standortbesehl (30). Zu allen Diensten der HI, BDM, BDM- Werk „Glaube und Schönheit" DI und IM sind die Liederbücher unbedingt mitzubringen. JM-Gruppe 16 Ohorn. Morgen Freitag 20.30 Uhr am HI-Heim Appell. ! muptschriftleüer: Hans Wilhelm Schraldt. Verlag: Mohr u. Hassmann, Pulsnitz >ruck: Buchdruckerelcn Karl Hoffmann und Gebr. Mohr, Pulsnitz. Preis!. Nr. S Sie fällt zurück in die Kissen, und ein schönes, sanftes, glückliches Kinderlächeln blüht um ihren Mund. Ich erschrecke. So lächeln Menschen, wenn sie selig sterben. Aber, ne wendet wieder ihren Blick auf mich. Sie glaube an ihn, wie man an Gott und die Heiligen glaubt. Er könnte niemand, nicht dem kleinsten Tierlein, ein Leid tun. Ich nicke und denke an das, was Christine gesagt hat. * Diese Nacht schlafe ich überhaupt nicht. Man müßte zu neuen Schlüssen kommen! Ja... ab?r wie? Es ist schon der 12. Mit Clara geht es besser. Der Arzt erlaubt ihr sogar, stundenweise auszustehen. Ich muß ehrlich gestehen, daß ich es möglichst vermeide, zu ihr zu gehen. Ich sage ihr, der Doktor habe mir streng verboten, sie aufzuregen ... und es rege sie doch mein Anblick auf, weil er sie an alles erinnert. Sie lächelt ein wenig, lieb und tröstend. Ich solle das nicht denken. Sie würde doch immer um Konrad sein, und sie hätte keine Angst mehr, denn irgendwie mühte Gott selber ein^Urteil sprechen, ehe es zu spät wäre. Starker, heiliger Glaube der Liebe! Ich fürchte mich vor allem, was kommt ... ich fürchte mich vor dem 19.! Die Schwester ist fort. Irgendwo ist sie jetzt nötiger als hier. Clara ist wieder soweit gesund. Es ist seltsam, wie sie ihr Hiersein als gegeben nimmt. Sie fragt nicht, sie redet nicht über das, was zwischen ihren Eltern und ihr vorgefallen. Es ist, als müßte es so sein, daß sie in seinem Hause ist. In seinem Haus? Großer Gott, auf welche Weise ist es das Seine geworden? * Ich erwache und weiß es sofort: Heute ist der 18. Nach dem Frühstück gehe ich in Hut und Mantel zu Clara. Sie sitzt am Fenster und hat die Hände gefaltet im Schoß liegen. Betet sie ... oder was denkt sie? „Ich will heute Konrad besuchen", sage ich, „denn morgen ist die Verhandlung." Sie steht auf und wankt auf mich zu. In ihren Augen ist eine ganz große Angst. Ich frage, ob sie mir etwas auftragen wolle än ihn. Sie hält sich an einer Stuhllehne fest, schaut zu mir her und schüttelt langsam den Kopf. „Meine Gedanken sind Tag und Nacht um ihn, und er fühlt sie. Ich lasse ihn grüßen." Es ist ein sehr beiläufiges Wort; aber was bedeutet es zwischen zwei Menschen wie diesen? Es muh eine Kraft sein, die stärkt. Während ich fahre, überlege ich, was ich ihm sagen soll. Aber sicher werde ich etwas ganz anderes sagen, als was ich mir zurechtlege. Der Aufseher geht dienstbeflissen neben mir den langen Gang hinunter. Ich frage, ob Herr von Erb es sehr schwer genommen hat. Er zuckt die Achseln. Man kenne sich nicht aus bei ihm. Ich stehe auf der Schwelle. Ein schmales, blasses Gesicht sieht -mir entgegen, in dem die wundervollen Augen vor herrschen, staunend und fragend. Ich hätte früher schon kommen müssen! Diese Geste ist furchtbar. Denn sie wird hervorgerufen durch die sich selbst gestellte Frage, ob der andere diese Hand berühren will. Ich will es. Ich nehme diese ... diese Mörderhand und drücke sie in der meinen. Dann setze ich mich auf die Pritsche, und er setzt sich neben mich. „Hast du dir überlegt, wie du es morgen machen willst? Ein Geständnis verringert die Strafe. Ich bin gekommen, dir zu sagen, daß die Aussichten gering sind. Es spricht alles für die Schuld und nichts dagegen. Nichts dagegen!" wiederhole ich, denn er Hat den Kopf von mir weg zum vergitterten Fenster gewendet, und ich kann den Eindruck meiner Worte nicht wahrnehmen. (Fortsetzung folgt.)