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247. 22. Oktober 1908. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 11769 reichen Einheimischen und noch mehr Fremden besucht wurde. Damals stellte der städtische Archivdirekror vr. Grotefend den Irrtum fest, der dadurch möglich geworden war, daß man die Gräber umnumeriert hatte. Das falsche Grab trug nachher die Nummer, die einst daS richtige gehabt. Unter dem Vorsitze deS Oberbürgermeisters Miquel bildete sich eine Kommission von Gelehrten, die auf Grund eingeh nder Unter suchungen den Ort feststellte, wo die Bestattung von Goethes Eltern erfolgt sein muß. Dort errichtete dann die Stadt das Grabmal, wie cs heute noch zu sehen ist. Es hat stets Leute ge geben, die den Kommissions-F.ststellungen nicht trauten, obwohl sie zweifellos durchaus zutreffend sind. Immerhin hat sich der Frankfurter Magistrat jetzt veranlaßt gesehen, eine Kommission zu berufen, der u. a. die Leiter des Archivs und des Goethe-Museums angehören. Sie soll die Angelegenheit nochmals genau prüfen. Denn bevor man ein kostspieliges Grabdenkmal errichtet, will man wird. (Wiener Zeitg.) Universitätswesen in Europa. — Nach einer Zusammen stellung in der Wochenschrist -Lorovos« gibt es in Europa 125 Universitäten, die im vorigen Jahre von 228 732 Studenten besucht waren. Die größte Zahl hat jetzt bereits Berlin mit 13 884 aufzuweisen gehabt und hat demnach Paris mit 12 985 Studenten zum erstenmal überflügelt. Weiter folgten Budapest mit 6551 und Wien mit 6205. Deutschland steht in der Zahl lich mit 21 Universitäten und rund 49 000 Studenten Dann folgen Frankreich mit 16 Universitäten und 32 000 Studenten, Österreich-Ungarn mit 11 und 30000, England mit 15 und 25000, das an kleinen Hochschulen reiche Italien mit 21 und 24 000, Rußland mit 9 und 23 000, Spanien mit 9 und 12 000, die Schweiz mit 7 und 6500, Belgien mit 4 und 5000, Schweden mit 3 und 5000, Rumänien mit 2 und 5000 und Holland mit 5 Uni- mark, Portugal, Bulgarien und Serbien haben nur je eine Uni versität. (Leipziger Neueste Nachrichten.) »Königliche Akademie für graphische Künste und Buch gewerbe zu Leipzig. — Am Sonnabend den 17. Oktober erh'elt die Akademie den veiuch der Göttinger Vereinigung für angewandte Chemie, Physik und Mathematik. Die Herren zeigten unter der Führung des Herrn Hofrat vr. Ackermann (B. G. Teubncr) leb Haftes Interesse für die in der Druckkunst, der Photographie und dem Buchgewerbe angewandte Wissenschaft. Die Bereinigung war durch 20 Herren vertreten, denen sich noch einige Professoren der Leipziger Universität angeschlossen hatten. * Denkmal. — In Hainichen in Sachsen wurde am 18. Ok- tober durch den Vorsitzenden des Gewerbevereins im Beisein der Sp'tzen der Behörden das Denkmal für den Erfinder des Holz stoffs, Friedrich Gottlob Keller, geweiht. »Universität Berlin. — Der neue akademische Senat der Universität Berlin für das beginnende Studienjahr 1908/1909 setzt fick wie folgt zusammen: Rektor Geh. Rat v. vr. Kahl, — Universitätsrichter Geh. Rat vr. Daube, — Prorektor Geh. Rat vr. Stumpf; — Dekane Professor v. vr. Holl, Geh. Rat v. Martitz, Geh. Rat Hertwig, Geh. Rat Struve, — Senatoren Erich Schmidt, Planck, Orth, Graf Baudissin, Seckel. Deutsche amtliche Zolltarif-Entscheidungen im Papier fach. — Der General-Zolldirekior für Hamburg hat Bilder bücher nach Tarif-Nummer 674 für zollfrei erklärt. Ein ge drucktes Buch aus Papier im Einband aus Pappe mit Überzug aus Buchbinderzeugstoff, das den Titel -Xioxn ok tbs korsst.» führt, kommt hier in Betracht. Das Buch enthält buntfarbige Ab bildungen bekannterer Tiere in naturgetreuer, größtenteils recht guter Ausführung, denen einfache, aber die wichtigsten Eigen schaften rc. der Tiere umfassende Beschreibungen in englischer Sprache beigegeben sind. Der starke Umschlag und der große Druck lehrung deS Lesens kundiger Kinder, die durch die Betrachtung der Bilder und das Studium des Textes gute Kenntnis von dem Aussehen und dem Wesen der dargestellten Tiere erlangen. Hier nach kann das Buch als Kinderspielzeug nicht angesehen werden, sondern bildet ein literarisches Erzeugnis. Diese Waren werden in England hergestellt und von dort eingeführt. bücher dem Zollsätze der Taris-Nr. 946 mit 10 X für 1 ä- unter worfen. Die vorgelegten Bilderbücher sind aus bedrucktem Papier in Papier und Pappe eingebunden und stellen sich nach ihrer ganzen Beschaffenheit als Kinderspielzeug dar. Die Bücher führen den Titel »vLviä vrett's kieturs Look-, ferner -vaviä krstt's lllirss K^Iauä- und anä Die sehr drastischen, vielfach karikaturartigen, in lebhaften, teilweise schreienden Farben gehaltenen Abbildungen illustrieren kleine Kindergeschichten oder stellen komische Tier- oder Kinderszenen und dergleichen dar. Ein in englischer Sprache gedruckter Text gibt in Prosa oder in kleinen einfachen Reimen die nötigen Er läuterungen. Diese Bilderbücher sollen lediglich zur Unterhaltung kleiner Kinder dienen, die in der Regel selbst noch nicht lesen können, sondern sich an den Bildern ergötzen, nachdem ihnen deren Bedeutung durch Borlesen des Textes erklärt worden ist. Die Bücher kennzeichnen sich hiernach als Kindersptelzeug; sie werden ebenfalls in England verfertigt und von dort nach Deutschland versandt. (Papierzeitung.) » Zum Bilderdiebstahl in der gräflich Harrachschen Galerie in Wien. (Vgl. Nr. 199, 2o2 d. Bl.) — Wie dle Neue Freie Presse meldet, ist bei einer dieser Tage in der Harrachschen Bildergalerie vorgenommenen Reinigung hinter einem großen Gemälde (von Velasquez) der Rahmen deS gestohlenen Van Dyck * Kunstausstellung in Leipzig. — Der Leipziger Künstleroerein veranstaltet anläßlich seines fünfzigjährigen Jubiläums im November d. I. im Leipziger Kunstverein eine Ausstellung, die sehr interessant zu werden verspricht, da zum Teil hervorragende Werke zu erwarten sind und alle Mitglieder diesmal ausnahmslos vertreten sein dürften. Es werden u. a. an der Ausstellung teilnehmen: Klinger, — Seffner, — Seliger — Hsroux, — Klamroth, — Werner Stein, — Zeißig, — Brändel. — Horst Schulze, — Lehnert, — Hein, — Wustmann, — Molitor, — Kolb, — Rentsch, — Schulze-Rose, — Fröhlich, — Urban, — » Achte internationale Kunstausstellung in Venedig. — 22. April 1909 eröffnet werden und bis 3l. Oktober 1909 dauern. Zur Teilnahme an der Ausstellung sind Künst er von Weltruf ringe- laden, sowie Künstler, deren Werke in den jüngsten nationalen und ausländischen Ausstellungen am hervorragendsten waren. In Österreich verboten. — Das k. k. Landesgericht Wien als Preß^erichl bat nnt dem Erkenntnis vom 15. Oktober 1908, Pr. XXXV 241/«/3, auf Antrag der k. k. Staatsanwaltschaft er kannt, daß der Inhalt des Druckwerks: -Österreich ein Rechtsstaat?!- Der Kritik: -Österreichische Justiz im Jubiläumsjahre« zweite Folge, von Artur Kully durch die Stellen (folgt die Angabe von 15 Stellen. R.d.) das Vergehen nach § 300 St.-G. und das nach Art. V des Gesetzes vom 17. Dezember 1862, R.-G-Bl. Nr. 8 ex 1863, von Amts wegen zu verfolgende Vergehen nach § 488 St.-G. begründe, und es wird nach § 493 St.-P.-O. das Verbot der Weiteroerbreitung dieses Druckwerks ausgesprochen, die von der k. k. Staatsanwalt schaft verfügte Beschlagnahme nach tz 489 Et.-P. O. bestätigt und nach § 37 Pr.-G. auf die Vernichtung der sarsierten Exemplare erkannt. Wien, am 15. Oktober 1908. (nach: Amtsblatt zur Wiener Zeitung Nr. 241 vom 18. Okt. 1908.) 1535