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Nr. 97 PAPIER-ZEITUNG 3491 dem Auslande bezogen. Seit dieser Zeit erhielt die Fabrikation von Zigarettenpapier einen großen Aufschwung im Lande, wo durch die Einfuhr von Jahr zu Jahr zurückgedrängt wurde. Jedoch auch heute deckt die einheimische Produktion die Be dürfnisse des Marktes- nicht ganz und wird noch Zigaretten papier aus Deutschland, Frankreich, Oesterreich-Ungarn und hauptsächlich aus Finland bezogen. Die Gesamteinfuhr betrug im Jahre 1902 30 000 Pud im Werte von 390000 Rubel. Die Preise wechseln je nach Qualität von 3 bis 11 Kopeken für jeden Millimeter Breite der Rollen von 4000 m Länge. Für Bogen papiere wird bezahlt 2 bis 2,50 Rubel, Seidenpapier wird von der gewöhnlichsten bis zur feinsten Sorte fast nur aus dem Inlande bezogen. Durchschnittspreise 50 Kopeken das Kilo gramm. Die inländische Erzeugung von Zellstoff ist seit Gründung einer Zweigniederlassung der Waldhoff’schen deutschen Zell stoff-Fabrik in Pernau gleichsam monopolisirt worden. Die ausländische Fabrikationsmethode mit ausländischen Vor arbeitern und noch vorzüglicherem Holze als in Deutschland, führten zu so guten Ergebnissen, daß die Konkurrenz anderer inländischer bisher erfolgreich arbeitender Zellstoff-Fabriken geschlagen werden konnte. Die im Inlande noch bestehenden Zellstoff-Fabriken arbeiten entweder nur für den eigenen Bedarf oder wurden durch den Preisrückgang zur Papiererzeugung gezwungen. Die Preise am russischen Markt für Sulfat- und Natron zellstoff, prima gebleicht, lagen zwischen 14,40 bis 17,40 Rubel der Doppelzentner, für prima halbgebleicht 12,60 bis 14,20 Rubel der Doppelzentner, für prima ungebleicht 9 bis 10,80 Rubel, für Aspenzellstoff 14,20 bis 15 Rubel der Doppelzentner. Da die Preise nur noch künstlich gehalten werden und beim ge ringsten Anlaß eine Ermäßigung erfahren dürften, so wird sich eine große Einfuhr von Zellstoff nur unter Schwierigkeiten vollziehen können. Die Aufnahmefähigkeit des russischen Marktes ist erschöpft und es wird sogar an eine bedeutende Ausfuhr ins Ausland gedacht. Infolge dieser Umstände ging auch die Einfuhr von 709 000 Pud im Jahre 1901 auf 605000 Pud im Jahre 1902 zurück. Die bedeutendsten Herkunftsländer für Zellstoff sind neben Finland hauptsächlich Deutschland, Holland, Oesterreich - Ungarn, Belgien. Strohstoff wird im Lande nur für den Eigenbedarf erzeugt, und russisches Produkt ist auf dem Markte nicht erhältlich. Mit Holzschliff be schäftigen sich in jüngster Zeit eine immer größere Anzahl von Werken. Die Eipfuhr wird hauptsächlich aus Finland ge deckt, dann zum geringen Teile aus Deutschland und Oester reich-Ungarn. Von der finischen Einfuhr dürfte sich Rußland mit dem Ausbaue der nördlichen und nordöstlichen Bahnen mit der Zeit unabhängig machen können. Die Preise für prima Fichtenholzschliff liegen zwischen 6,60 bis 7,80 Rubel der Doppelzentner und für Espenholzschliff 7,20 bis 7,80 Rubel der Doppelzentner lufttrocken bei 88 pCt. Retire-Ware Zu Nr. 94 Seite 3879 Aus Baiern Ich war ein einziges mal in die unangenehme Lage versetzt, meinem Kunden in der Provinz nicht ganz reguläres Schreib als la Ware zu liefern. Die Folge davon war, daß der Kunde die in ge ringen Mengen enthaltenen schlechten Bogen aussortirte und mir mit dem Bemerken einsandte, daß fast die ganze Sendung aus solchem minderwertigen Papier bestehe. Ich war überzeugt, daß dies nicht der Fall war, nachdem aber der Kunde zu einem meiner besten zählt, ■ war ich nach öfterem Hin- und Herschreiben gezwungen, ihn höflich zu ersuchen, das Papier der Rückfracht wegen doch zu behalten, was er auch tat, aber erst nach dem ich auf den Preis soviel nachließ, daß ich es von Anfang an lieber als Retir verkauft hätte. Ganz abgesehen von dem Zeitverlust und Aerger, der durch die Schreiberei entsteht, geht ganz sicher das Vertrauen des Kunden zum Lieferanten verloren. Ich verkaufe seitdem nur noch la, Sekunda oder Ausschuß. Y., PapiergroßhCmUer Papiermarkt in Oesterreich-Ungarn. Der Verein der öster reich-ungarischen Papierfabrikanten sandte der Neuen Freien Presse in Wien folgende Zuschrift: »Nahezu sämtliche Papier fabriken sind seit längerer Zeit gut beschäftigt, infolgedessen haben sich die Preise, wenngleich sie noch nicht durchwegs befriedigend sind, in letzter Zeit wesentlich befestigt. Auch der Export weist gegenüber der gleichen Periode des Vor jahres namhafte Steigerung auf, und da auch der Inlands verbrauch nicht zurückgegangen ist, sind die Lagervorräte der großen Fabriken keineswegs größer als erforderlich.« Laut »Prager Tagblatt« vom 25. November haben die in der Firma »Papier-Union« in Wien vereinigten österr.-ungar. Fabriken von Zellstoffpapieren die Preise ihrer Erzeugnisse um 2 Kronen die 100 kg erhöht. Rauchgucker Die Gewerbe-Behörden schreiben an vielen Orten vor, daß die Feuerungen gewerblicher Anlagen möglichst wenig dicken Rauch ins Freie senden, und rauchschwacher Betrieb ist meist auch ein Zeichen sparsamen Brennstoff-Verbrauchs. Der kgl. Badedirektor Otho in Dresden, Franklinstr. 29, erhielt kürzlich deutschen Gebrauchsmuster-Schutz auf ein handliches Werkzeug zur Ermittlung der Rauchstärke, das er »Taschen- Kapnoskop« nennt, und das in Nr. 26 der »Mitteilungen für den Dampfkessel- und Dampfmaschinen-Betrieb« wie folgt be schrieben ist: Das beim Erfinder er-, hältliche Taschen-Kapnoskop besteht aus einer bequem mitführbaren runden Papp scheibe von 80 mm Durch messer, auf deren einer Seite die erforderliche fisikalisch richtig abgestufte (optische) Skala in fünf Abstufungen aufgetragen ist, Bild 1, während auf der anderen Seite an den zugehörigen Stellen die entsprechenden Rauchstärkegrade durch Zahl und Wort, z. B. »3 Mittel stärke 60 pCt.«, angegeben sind. Bild 2. Die Skalen stufe, welche der zu messen den Rauchstärke zukommt, ist mit Hilfe dieser Vor Bild 1 richtung leicht zu finden. Die Beobachtung kann ebenso leicht über den äußeren Rand der Scheibe erfolgen, doch ist unter Umständen auch das in der Mitte der Scheibe vorhandene Schauloch zu benutzen. Man stelle sich bei Benutzung des Taschen- Kapnoskopes so auf, daß das Licht vom Rücken aus darauf fällt. Die hellen Felder der Skala sind zweck mäßigerweise zuerst in die mitgegebene Hülse aus farblosem Celluloid einzuführen. Es ist für den gewöhnlichen Ge brauch nicht erforderlich, die Skala aus der Hülse herauszunehmen. Für die Praxis dürfte die Einteilung in fünf Ab stufungen genügen. Es wäre gut, wenn jeder Heizer einen festen An halt zur Bestimmung der Rauchstärken hätte, da dadurch sein Interesse gehoben wird. Bild 2 Vorsicht bei Geschäften nach Rußland Moskau, 11. 24. November 1903 Der Einsender in Nr. 93 hat ganz recht, man muß bei Geschäften nach Rußland sehr vorsichtig sein, das wird aber bei Geschäften nach anderen Ländern ebenso sein, und auch in Deutschland gibt es recht viele faule Zahler und Schikanöre. Den Verlust hat jedenfalls die Firma X. sich selbst zuzuschreiben, denn sie scheint hei dem Geschäft den russischen Agenten umgangen zu haben. Ein fachkundiger Agent würde ihn entweder mit solchem Käufer garnicht in Verbindung bringen oder dafür sorgen, daß die Zahlung ungesäumt erfolgt. Die russischen Händler sind meist ungebildete, einfache Leute, von denen man Genauigkeit und Entgegenkommen nicht erwarten darf, sie sind nicht befähigt, mit dem Auslande in direktem Verkehr zu stehen. Im allgemeinen sind die Kreditverhältnisse im Schreibwarenfach hier ziemlich günstig, und auch die Firma X. ist nach hiesigen Be griffen gut gefahren, denn wäre sie auf einen wirklich faulen Kunden gestoßen, dann hätte sie nicht allein den ganzen Fakturenbetrag ver loren sondern auch noch die Prozeßkosten zusetzen müssen. Der Advokat hat seine Befugnisse durchaus nicht überschritten: er hat