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Verlegers in ausführlicher Rede das Bestreben der Zellstoffabrikanten, daß der jetzt giltige 1 M.-Zoll für Zellstoff auf 2 M. die 100 kg erhöht wird. Er schildert namentlich den Rückgang der Natronzell stoffabrikation, unter welchem auch die Ertragsfähigkeit des deutschen Kiefernwaldes leide. Das holzreiche und über große Wasserkräfte verfügende Ausland könne viel billiger erzeugen, daher sei besserer Schutz nötig. Der Papierstoffzoll, der heute 1 M. beträgt, ist eine solche Notwendigkeit für die gesamte deutsche Papierindustrie, daß der Fort fall desselben zu einem Ruin des größten Teiles der Papierindustrie führen würde. Redner glaubt, daß es für den deutschen Papiermarkt kein Segen sein kann, wenn das Ausland nach Deutschland Druckpapier und Roh stoffe liefert. Wir würden dadurch nicht nur abhängig vom Auslande, sondern gelangten auch nur vorübergehend in den Genuß billigerer Preise. Papiergroßhändler Mensch, in Firma R. L. Schultze-Berlin, kon- statirt, daß Zellstoff zur Fabrikation von Druckpapier nur im Ver hältnis von 15 zu 100 pOt. zur Verarbeitung kommt. (Zuruf: Zwanzig.) Hin und wieder. Frage 12: Hat das Syndikat Einfluß ausgeübt: a) auf die Konzentration der Betriebe durch Ausschaltung minder leistungsfähiger Betriebe ? b) auf die Konzentration der Betriebe durch Zusammenfassen der verschiedenen Stadien des Produktionsprozesses dienenden Betriebe in einer Hand? Direktor Reuther beantwortet diese Fragen mit nein. Das Syndikat besorge lediglich den Verkauf der Produkte und habe auf deren Her stellung fast gar keinen Einfluß. Wir haben keine Ausschaltung von nicht rentirenden Fabriken auf Kosten des Syndikats vorgenommen, hätten sie auch nicht vornehmen können, weil uns daran die deutschen Verleger hindern. Die deutschen Verleger sind in ihren Ansprüchen an Formate so vielseitig, und kleinere Druckereien sind immer noch mit so vielen veralteten Schnellpressen versehen, daß es unbedingt nötig ist, unsere kleinen Fabriken mit ihren schmalen, langsam laufenden Papier maschinen in Betrieb zu halten. Ein Zusammenfassen der verschie denen Stadien des Produktionsprozesses ist in unseren Fabriken auch nicht möglich. Die eine Papierfabrik muß alle Rohstoffe kaufen, eine andere erzeugt sich den Holzstoff zum Teil selbst, eine dritte betreibt so große Holzschleifereien oder auch eine Zellstoffabrik, daß sie un abhängig vom Einkauf der Rohstoffe dasteht. Vorsitzender: In gewissem Zusammenhänge mit dieser Frage stehen auch die Bestrebungen der Zeitungsverleger, selbst Papier fabriken zu errichten. Frage 13: Hal das Syndikat auf die Arbeiter- und Lohnverhältnisse der syndizirten Betriebe Einfluß gehabt? Direktor Reuther: Das Kartell hat nur indirekt Einfluß auf die Arbeiterfrage in den Fabriken gehabt. Wir haben in der Zeit des Auftragsmangels, als wir die große Einschränkung unseren Betrieben auferlegen mußten, noch ehe diese imstande waren, durch Anfertigung anderer Papiere — wie das hier schon erörtert worden ist — den Ausfall in ihrer Arbeit voll zu decken, stärker exportirt. Die Folge war, daß die Arbeiter unter den schlechten Zuständen nicht leiden durften. Das Jahr 1901 hat, verglichen mit dem Jahre 1900, weder Entlassung von Arbeitern, noch Verringerung des Lohnes herbei geführt. Sonntagsruhe in Papierfabriken M. d. R. Molkenbuhr-Ottensen weist darauf hin, daß die Sonntags ruhe der Papierfabriken in verschiedenen Teilen Deutschlands ver schieden gehandhabt wird, und fragt, ob das Syndikat vielleicht die Durchführung der Sonntagsruhe hindert. Direktor Reuther: Mit dieser Frage hat sich der Verband nicht beschäftigt. Er überläßt es den einzelnen Fabriken in den verschie denen Bundesstaaten, sich mit ihrer Regierung auseinanderzusetzen. Robert Bachem-Köln: In der Dorstener Papierfabrik, an der Redner beteiligt ist, wird absolute Sonntags- und Feiertagsruhe durchgeführt. Dadurch sei diese Fabrik im Nachteil gegen solche Fabriken,, welche die Sonntagsruhe weniger streng einhalten. Leonhardt-Crossen: Auch wir in Sachsen wollen jedem, der die Woche über fleißig gearbeitet hat, freien Sonntag gewähren. Wir bedauern, daß in dieser Beziehung die Vorschriften im Deutschen Reich nicht allgemein gleichmäßig sind. Unter gewissen Umständen aber ist die Sonntagsarbeit in den Papierfabriken gar nicht zu ver meiden. Diese Notwendigkeit tritt beispielsweise bei strenger Kälte ein. Die meisten Unglücksfälle durch Explosion von Trockenzylindern passiren Montags, wenn die Zylinder zu sehr durch die Kälte beein flußt worden sind. Verhütung derartiger Unglücksfälle ist lediglich durch Inbetriebhalten der Papiermaschinen zu ermöglichen. Abgesehen von Sonntagsarbeiten, welche im Interesse der Betriebssicherheit ge boten erscheinen, bin ich für allgemeine möglichst vollständige Sonn- und Feiertagsruhe. Robert Bachem-Köln betrachtet gleichfalls das Durcharbeiten der Papiermaschinen des Sonntags bei strenger Kälte als unvermeidliche Notarbeit. Dr. Lillhauer-Berlin: Auch in Schlesien ruhen alle Papierfabriken am Sonntag, und nur solche Arbeiten werden vorgenommen, die zur Aufrechterhaltung des werktäglichen Betriebes erforderlich sind. Die Frage der Sonntagsruhe ist auch ganz unabhängig vom Syndikat, dehn sie war bereits vor der Gründung des Syndikats eingeführt worden, und das Syndikat hat nach dieser Richtung irgend welchen Einfluß nicht geübt. Frage 14: Hat das Syndikat einen Einfluß ausgeübt auf die Qualität und die Herstellungskosten der syndizirten Erzeugnisse? Verbesserung des Zeitungspapiers Direktor Reuther: Auf die Herstellungskosten der syndizirten Er zeugnisse kann das Syndikat keinen Einfluß ausüben, denn das liegt lediglich in der Hand des Fabrikanten, yon dem wir das Fabrikat kaufen. Hinsichtlich der Qualität aber haben wir Einfluß auf die Fabrikation gewonnen und ausgeübt. Früher konnten die Fabriken nur hier und da bei einem Kunden, wo sie unter sich konkurrirten, oder bei einem Händler, an den sie gleichzeitig lieferten, ihr Fabrikat mit einem anderen vergleichen. Beim Syndikat aber liegen sämtliche Fabrikate nebeneinander auf dem Tisch, und wir bestreben uns, Quali tätsmängel abzustellen. Wir haben beschlossen, daß, wenn fortgesetzt in einer Fabrik das Papier mangelhaft hergestellt wird und zu Klagen der Verleger Veranlassung gibt, dieses Fabrikat zu irgend einem Preise nach dem Auslande oder zu anderen Zwecken als zu Zeitungsdruckpapier verkauft wird, und daß nicht der übliche Preis dem Fabrikanten dafür bezahlt wird, sondern nur der Nettoerlös. Außerdem ist es fortgesetzt unser Bestreben, jedesmal wenn begrün dete Bemängelungen seitens der Verleger auftreten, diese zunächst mit der Fabrik gütlich zu ordnen. Ist das nicht möglich, so wird der Fall einem im Syndikatsvertrag vorgesehenen Schiedsgericht überwiesen, welches die Frage zu entscheiden hat, ob das Syndikat die Abzüge, die für Qualitätsmängel vorliegen, zu tragen hat, oder ob der Gesell schafter das tun muß. In diesem Vorgehen liegt ein Einfluß des Syndikats auf die Qualität. Hiermit war die Tagesordnung der Enquete erschöpft. Schlußwort des Vorsitzenden Vorsitzender: Wir haben in der Besprechung der beiden letzten Tage eine nicht geringe Zahl von Gegensätzen, zum Teil recht scharfer und ausgeprägter Art, gesehen. Aber ich konstatire mit Freuden, daß die Diskussion trotz dieser Gegensätze den Boden des Unpersönlichen nicht verlassen hat. Es ist nie dazu gekommen, daß von der einen Seite gegen die andere Seite mit persönlichen Anzapfungen vor gegangen wurde, und das ist auch der einzige Weg, auf dem die Ver ständigung, die man anstrebt, erzielt werden kann. Daß alle Gegen sätze ausgeglichen seien, den Eindruck habe ich nicht, aber ich habe doch die Ueberzeugung gewonnen, daß sich eine gewisse Annäherung der verschiedenen grundsätzlichen Standpunkte vollzogen hat, und daß gewisse Ansätze zu einer Verständigung über bestimmte Beschwerde punkte schon zutage getreten sind, wenngleich die Einzelheiten einer solchen Verständigung nur unter den Beteiligten selbst im internen Kreise besprochen werden können. Was den eigentlichen Zweck anlangt, uns über die tatsächlichen Verhältnisse und Wirkungen des Kartells aufzuklären, so ist man in einigen Beziehungen nicht über Räsonnements hinausgekommen. Vielleicht gelingt es den einzelnen Herren noch, das Tatsachenmaterial event. durch Beilagen zu ihren stenografischen Aufzeichnungen zu ergänzen. Aber im ganzen wurde man doch aufgeklärt über die Art, wie das Kartell seine Aufgabe aufgefaßt und zu lösen gesucht hat, und wie das, was das Kartell getan hat, von den verschiedenen an deren Interessengruppen aufgenommen wurde, welche Wirkungen der Tätigkeit des Kartells man verspürt, zum Teil auch nicht verspürt hat und zum Teil erst für die Zukunft befürchtet. Mit Dank dafür, daß die Eingeladenen erschienen sind, und mit dem Wunsch, daß das, was hier beraten wurde, dem Lande zum Nutzen gereiche, schließt Vorsitzender die Verhandlung. Robert Bachem-Köln spricht der Staatsregierung und besonders ihren Vertretern, dem Vorsitzenden und dem Referenten, für das Zu- standebringen der Aussprache den Dank der Versammlung aus. Kasein-Fabrikation in Argentinien Die Firma Ellonson & Webster hat schon vor zwei Jahren versucht, auf einem Gut des argentinischen Ortes Glew Kasein- Fabrikation einzurichten. Dieselbe Firma errichtete im Verband mit den Großgrundbesitzern Herren Santamarina in einer Milch wirtschaft bei Tandil eine Kasein-Fabrik, die aus rund 300000 Liter Milch täglich 10 bis 12 000 kg Kasein erzeugen will. Am 3. Oktober brannte diese Fabrik vollständig ab, der Schaden wird auf 20 000 Pesos geschätzt. Das Feuer entstand in der Trocknerei. Bis zur Aufklärung der Brandursache wurden der Geschäftsführer Federico Burmester und der Arbeiter Abelardo Perez, die bei Ausbruch des Brandes allein in der Fabrik an wesend waren, verhaftet. Eine andere Kasein-Fabrik besteht in der Kolonie Hclvocia, Provinz Banda Oriental; sie erzeugt täglich 1000 kg Kasein. (La Nacin, Buenos Aires) Ansichtskarten in Ungarn. Im Interesse der Ansichtskarten- Verbreitung ersuchte kürzlich die Debreczener Handelskammer den ungarischen Handelsminister, seine Verordnung, welche den Verkauf von Ansichtskarten in Gemischtwaren-Handl ungen von einer Lizenz abhängig macht, zurückzuziehen. (Ungarischer Grafiker) ] 1 ] c F I 8 a I ( e li b 8 n S V s II d n u V n n b 81 s w s M 61 V K b, M S, N b, di st T G w S br K: of ge W de W Ze kn fu. wi *11