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Nr. 92 Buchgewerbe Buchbinderei * * Buchdruck *** *** Buchhandel * * >- Steindruck Eingesandte Werke finden Besprechung Sachliche Mitteilungen finden kostenfreie Aufnahme 3309 Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung Berliner Typographische Gesellschaft Zu der am Dienstag, 17. November 1903, abends 9 Uhr, im Berliner Buchgewerbesaal stattfindenden Sitzung werden die geehrten Mitglieder mit der Bitte um zahlreiches und pünkt liches Erscheinen ergebenst eingeladen. Der Vorstand Tages-Ordnung: 1. Geschäftliches. Aufnahmen. Eingänge. 2. Weber’sche Celluloid-Arbeiten. Erläutert und ausgestellt vom Verfertiger. 3. Neues aus der Fachpresse: Ueber den Druck von Kalendern. (Mit Vorführungen.) 4. Technische Fragen. 5. Verschiedenes. Von 8 Uhr ab liegen die neuesten Fachzeitschriften zur Benutzung aus. Der Buchgewerbesaal ist täglich geöffnet von 11 bis 2 Uhr mittags. Die Fachliteratur, Schriftproben usw. stehen den Besuchern zur Verfügung. Der Dreifarbendruck Im Dienste der Kunst Den Lesern der Papier-Zeitung ist bekannt, daß der typo grafische Dreifarbendruck — das Verfahren, jede farbige Vor lage durch die Buchdruck-Schnellpresse mit drei Farben wieder zugeben — große Ausdehnung gefunden hat. Gewisse tech nische Mängel, die dem Verfahren zuerst noch anhafteten, sind nach und nach gemildert oder beseitigt worden, und man sieht jetzt schon häufiger gute Drucke, die auch den verwöhnten Kenner befriedigen müssen, aus dieser oder jener Druckerei hervorgehen. Der Wert des typografischen Dreifarbendrucks liegt nicht nur in seiner verhältnismäßigen Billigkeit, sondern fast mehr noch in der treuen Wiedergabe der Farben und der stofflichen Art jedes Originals. Dies ist die Ursache der Aus breitung des Verfahrens. Man druckt heute nicht nur Ansichts karten sondern auch botanische und wissenschaftliche Bildertafeln, Teppich-Muster, Abbildungen für industrielle Kata loge, kurz alles, was farbige Wiedergabe in großen Auflagen erheischt, viel schneller und billiger als vordem durch Chromo- Lithografie. Manche Reproduktion, die früher an den hohen Kosten des Farben-Steindrucks scheiterte, ist erst durch den typografischen Dreifarbendruck möglich geworden. Hervor ragende, immer noch zu wenig ausgenutzte Dienste leistet das Verfahren den Fabrikanten wertvoller plastischer Gegenstände, z. B. feiner Ton- und Glaswaren, Webestoffe usw. Formen, Farben, plastische Wirkung und stoffliche Eigenart der Er zeugnisse können im Bilde aufs genaueste wiedergegeben werden, als hätte man den Gegenstand selbst vor sieh. Das ist eine mächtige Hilfe beim Verkauf namentlich nach dem Auslande. In neuester Zeit hat man auch die hohe Kunst in das Arbeitsgebiet des Dreifarbendrucks aufgenommen. Die ange sehene Leipziger Verlagsfirma E. A. Seemann gibt Bilderfolgen heraus, welche Kopien bedeutender Werke alter und neuerer Meister darstellen. Diese Publikation entspricht einem Bedürfnis. Die Originale sind in der ganzen Welt verstreut, oft sehr schwer zugänglich, und selbst von den Begüterten dürften sich nur wenige rühmen, das hier in guten Kopien Gebotene je gesehen zu haben. Meist trifft man nur Fotografien nicht einmal nach den Originalen, sondern nach Lithografien im Handel an. Was uns hier vorliegt, ist wohl geeignet, die volle Schönheit und Farbenpracht der Meisterwerke zu übermitteln. Die eine Bilderfolge ist »100 alte Meister« betitelt, die andere »100 Meister der Gegenwart«, und beide Serien erscheinen in Lieferungen, geschmackvoll aufgemacht, zu mä igem Preise. Es muß große Schwierigkeiten und Kosten verursacht haben, die Aufnahmen für das Dreifarben-Verfahren zu bewirken. Manche der berühmtesten Gemälde hängen an halbdunkeln Plätzen, z. B. in Altar-Nischen, oder sind überhaupt nicht zu gänglich, sodaß zuvor erst Kopien gemalt werden mußten. Die Eifersucht der Museums-Direktoren, die ihre Sammlungen nicht gern der Reproduktion freigeben, wird auch manches Hindernis bereitet haben. Umsomehr muß das großartige Gelingen dieser Arbeit anerkannt werden. Leicht wird aber vergessen, daß der Ausfall solcher Drucke zum großen Teil vom Drucker abhängt. Würde es sich um eine beliebige Landschafts-Wiedergabe handeln, wo das Nichttreffen des einen oder andern Tones nicht so sehr schadet, dann könnte man von erheblichen Schwierigkeiten kaum reden. Hier aber kommt es sehr auf den eigenartigen Farbton gerade der Werke gewisser alter Meister, z. B. Murillo, Rembrandt, Andrea del Sarto, unbedingt an, um auch Kenner befriedigen zu können, und man muß sagen, daß diese außerordentlich schwierige Aufgabe durch die Dreifarben-Druckerei von Förster & Borries in Zwickau glänzend gelöst ist. -n. Praktische Buchbinderarbeit von F. K. Prospekte mit Bestellzetteln. Buchhandlungen pflegen ihre Prospekte, welche mitunter in sehr großen Auflagen den Tages zeitungen beigelegt werden, mit Bücherbestellzetteln zu versehen. Diese Bestellzettel haben Format und Aussehen einer Post karte und werden an der schmalen Seite auf den Prospekt geklebt. Gewöhnlich wird diese Arbeit vom Buchbinder in sehr zeitraubender Weise so erledigt, daß er die Postkarten aufklebt und jeden Prospekt mit der aufgeklebten Karte fort legt. Nach dem Trocknen wird er sie aufstoßen wollen usw. 100000 Postkarten von 8 Mädchen in einer 10 stündigen Arbeitszeit aufgeklebt, ist eine Durchschnittsleistung bei nach folgender Arbeitsweise. Schon ehe man die Prospekte, welche von der Druckerei oft in großem Format geliefert werden, schneidet, läßt man sie zu je 500 Bogen abzählen. Ebenso verfährt man bei den Bücherbestellzetteln. Dann werden etwa 50 Bücherzettel in die Hand genommen, und die beiden Hände schieben nun die Karten auf, sodaß von einer Karte zur andern ein 3—4 mm breiter Absatz entsteht. Nach diesem Aufschieben schmiert man alle die Karten, welche man in einer Reihe liegen läßt, mit Buchbinder-Kleister an, indem man mit dem Pinsel immer von oben nach unten streicht. Nun legt man 500 Prospekte quer vor sich hin, denn 1000 würden aus verschiedenen Gründen zu viel sein, und schlägt das ganze Paket einmal in der Mitte zusammen, während man die linke Hand vor dem Zusammenschlagen oben auflegt, damit der Stoß sich nicht verschiebt. Die 5 1 0 Prospekte liegen zusammengeschlagen vor uns, und die linke Hand blättert nun die Prospekte um, während die rechte Hand an der betreffenden Stelle die Karte einlegt. Beide Hände haben ganz gleichmäßiges Tempo, so daß die Arbeits kraft voll ausgenutzt wird. Wenn die ersten 500 Prospekte fertig sind, drückt man etwas mit den Handballen oben auf, um durch diesen leichten Druck etwa noch nicht klebendes dazu zu bringen. Die Prospekte liegen nach Beendigung der Klebe arbeit genau so glatt wie zu Anfang, Aufstoßen oder sonstige Manipulationen um gleichmäßiges Aufeinanderliegen zu erzielen, sind daher nicht nötig. Nach einigen Stunden ist die Arbeit trocken und versand fähig, denn es ist nicht ratsam, etwa frisch mit Bestellzetteln beklebte Prospekte gleich in Ballen schnüren zu lassen, weil die Gefahr naheläge, daß ein guter Teil der Prospekte fest zu sammenkleben würde. Auch beim Anschmieren der Karten ist hierauf Rücksicht zu nehmen. Die Kalender-Beilagen sollen praktisch und zugleich wirk sam untergebracht werden. Besteht die Beilage aus einem Chromobild, so wird es am besten auf weißen Karton geklebt, welcher eine einfache, moderne Umrandung in Buch- oder