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Nr. 85 PAPIER-ZEITUNG 3043 sonders ausgewähltes Messer (lithografische Schabenadel, spitz zugeschliffen, vergl. Bild 1) als Hauptwerkzeug benutzt. Dieses Messer hat den Bild 1 Vorteil leichter Handlich ¬ keit gleich einem Bleistift und ermöglicht durch voll ständiges Fehlen des Halses, den Mittelfinger bequem bis an die Spitze des Messers zu bringen, wodurch eine leichte Führung desselben erreicht und Aus rutschen vermieden wird. Da außerdem zur Arbeit nur die Spitze nötig ist, würde ein breiteres Messer nur hinderlich in der Verfolgung des Schnittes sein, und sich nicht, ohne Gefahr leichten Abbrechens, bis zur geringsten Rückenstärke zuschleifen lassen. Von den bezogenen Platten schneide man nach Bedarf je ein Stück mit der Scheere oder durch Einritzen und Abbrechen herunter und wähle die bessere Seite zur Druckfläche. Befinden sich auch hier kleine Risse, so gieße man auf die Platte ein wenig Benzin oder Spiritus und reibe sie mit einem Leinen läppchen, in welches pulverisirter Bimsstein oder Schmirgel- pulver eingebunden ist, sauber ab. Die zum Aufleimen be stimmte Kehrseite ist ebenfalls zu reinigen, sodaß etwa an haftendes Fett gründlich beseitigt wird. Um einen sauberen Umdruckabzug zu erhalten, genügt ein gewöhnlicher Abzug von der genau geschlossenen Satzform. Die Celluloidplatte, welche entgegen anderen Methoden noch nicht aufgeholzt ist, wird durch Unterlage einer Holz- oder Bleiplatte auf Schrifthöhe gebracht. Man klebt nun den frischen gut gedeckten Abzug an denjenigen Stellen, welche frei bleiben, mit Gummi oder Kleister an dem Celluloid fest, und setzt die Platte starkem Druck aus. Am besten geschieht dies in der Handpresse. Wenn die Platte mit dem Abzug aus der Presse genommen ist, so hebe man vorsichtig eine Ecke des Ueber- druckes los, um nachzusehen, ob der Druck genügt hat; wenn nicht, so kann die Platte noch einmal gepreßt werden. Auf Celluloid läßt sich auch bequem zeichnen, mit Bleistift, Tusche oder Tinte, wenn durch Abreiben alle anhaftenden Fettflecke entfernt wurden. Auf die mit Umdruck oder Zeichnung ver sehene Celluloidplatte wird möglichst gleichmäßig Essigäther gegossen, wodurch sich die Farbe oder Zeichnung in das Celluloid einsaugt und nach völliger Verflüchtigung des Aethers sich weder mit Benzin noch durch schweißfeuchte Hände ver wischen läßt. Dies bietet bei der Bearbeitung des Celluloids den großen Vorteil, da" die Kontur der Zeichnung stets sichtbar bleibt. Zum Aufschütten des Essigäthers hält man die Cellu loidplatte mit der einen Hand schräg oder stellt sie schräg auf, gießt kräftig gegen die obere Ecke und läßt in einen unten bereitgehaltenen Behälter ablaufen. Stellenweises Aufschütten würde verschiedene Weichheit ergeben, worauf ich später noch zurückkommen werde. Als Wirkung des Essigäthers zeigt sich nun auf der Oberfläche des Celluloids eine gelatineartige Schicht, welche sich nach Verdünstung des Aethers wieder verliert, während das Celluloid bis zur völligen Verflüchtigung (2 bis 3 Stunden) in erweichtem Zustande bleibt und ganz leichte Bearbeitung gestattet. Man hüte sich jedoch, mit dem Schnitte früher zu beginnen, als die gelatinöse Schicht verschwunden, was durch einiges Anziehenlassen erfolgt. Schluß folgt Bologneserkreide als Hilfsmittel beim Buntdruck Bei kurzen Lieferfristen soll der Maschinenmeister die Auf lagen rasch bewältigen und ist dadurch gezwungen, den Farben, auf welche andere Farben gedruckt werden sollen, Sikkatif oder Trockenfirnis zuzusetzen. Im Anfang erreicht er damit den Zweck, sobald aber mehrere Farben aufeinander zu liegen kommen, erhält der Druck glasiges glänzendes Aussehen, und das Weiterdrucken wird erschwert, denn die nächsten Farben heben sich nicht mehr ab. Nun sucht man sich durch Tal- kumiren (abreiben mit Federweiß oder Magnesia) zu helfen, doch man erzielt damit das Gegenteil. Zur Vermeidung des Glanzes empfiehlt es sich, anstatt Sikkatif oder Trockenfirnis zuzusetzen, den Farben gepulverte Bologneserkreide beizumischen. Hierdurch erzielt man, daß unbehindert Farbe auf Farbe gedruckt werden kann, selbst Tonfarben erhalten dadurch mehr Körper, die Transparenz wird nicht beeinträchtigt, weil die Kreide basirend ist, der Ton geht nicht zurück nach dem Trocknen, wie dies bei Firnisfarben oder Tonfarben vorkommt, die Zeichnung, Kreide oder Punktirung bleibt offen und rein, was bei Zusatz von Sikkatif nicht der Fall ist. Die Hauptsache aber ist, daß man rasches Einschlagen der Farben erzielt und weiterdrucken kann! Im Buchdruck will man sehr oft eine Tonfarbe durch Ver dünnung mit viel Firnis erzielen. Das Ergebnis ist aber, daß sich die leichte Farbe quetscht, also die Farbcnplatte zusetzt. Nach dem Trocknen ist ein solcher Ton halb verschwunden; wird hingegen diese Tonfarbe mit Bologneserkreide versetzt, so erhält man leicht druckbaren, schnell trocknenden und stabilen Ton. Wenn man ohne Verwendung dieser Kreide Farbe auf Farbe gedruckt hat, und diese nicht mehr einschlagen, dann wird durch Abreiben mit Bologneserkreide statt mit Talkum oder Magnesia erzielt, daß der Glanz verschwindet und die nächsten Farben gedruckt werden können; allerdings werden die Abzüge unansehnlich, doch verschwindet der Kreidestaub nach dem Aufdruck von ein oder zwei weiteren Farben, und die Brillanz tritt wieder hervor. Selbst zur Federfarbe ließ ich diese Kreide mischen, haupt sächlich aber, wenn es sich um Schön- und Widerdruck handelte. Nach dem Druck der Vorderseite kann mit An wendung des Oelbogens sofort die Rückseite gedruckt werden, ohne daß sich die Farbe verwischt. Vorteilhaft ist es, die Kreide mit Firnis vorrätig anzureiben, und durch Versuche zu ermitteln, wieviel zu nehmen ist. Die Farbentöne können vorher in der richtigen Tiefe angemacht werden, weil der Zusatz von Kreide den Ton nicht beein trächtigt. Ganz besonders empfehle ich die Anwendung bei stark geleimten harten Papieren, dies gilt auch für Chromopapiere, deren Kreideanstrich mit viel Leim versetzt ist. Goldunterdruckfarbe darf man nicht mit Kreide versetzen, m. Neue Befestigung von Druckplatten auf Unterlags-Fundamenten. Die Stereotyp-Fundamente oder Rinnenplatten sind auch für bessere Arbeiten mit Vorteil zu verwenden. Sie bürgern sich immer mehr ein, je sorgfältiger die Fundamente von den Fabriken hergestellt werden. Die Köpfe der Fazettenhalter werden für Giceroplatten meist aus 2—2 1 2 mm starkem Messingblech hergestellt und in verschiedenen Formen, Breiten und Längen geliefert. Sie er füllen ihren Zweck vollkommen, wo es sich nicht um feinere Verstellungen der Druckplatten, z. B. bei Mehrfarbendruck handelt. Für diesen Zweck bringt die Firma Fischer & Krecke, G. m. b. H., Berlin SW 48, einen Fazettenhalter von runder Form auf den Markt, bei welchem das Loch für die Befestigungs schraube exzentrisch eingebohrt ist. Wie vorstehende Bilder erkennen lassen, besteht dieser Fazettenhalter aus dem in der schwalbenschwanzförmigen Nute gleitenden konischen Stück, aus der exzentrisch gebohrten Platte, die mit ihrem Rande die Fazette festhält und aus der beide verbindenden Schraube. Bei einer Drehung des runden Kopfes kann demgemäß die Druck platte auf das Genaueste verschoben werden. Die Drehung erfolgt mittels Schlüssels, der in zwei Löcher des Kopfes ein geführt wird, während mit dem Schraubenzieher, der durch eine Aussparung jenes Schlüssels hindurchtritt, die Befestigungs schraube etwas gelöst und so festgehalten wird. Die in der Nute sitzende konische Mutter dos Fazettenhalters behält dabei soviel Reibung an den schrägen Wänden der Nute, daß sie sich nicht verschieben kann. Eine Gradeinteilung auf dem Rande des Fazettenkopfes erleichtert die schnelle Beurteilung des Maßes der Verschiebung. Eine Landkarte für 4 Millionen Mark ist von der Regierung des Königreichs Sachsen fertiggestellt. Sie zeigt, wie der Boden in Sachsen in der Tiefe beschaffen ist, aus welchen Gesteinen und Ver witterungen er besteht, ob Lehmboden oder fruchtbare Ackerkrume aufliegt, ob das Erdreich durchlässig ist, oder wie sonst der Untergrund beschaffen ist, ob Metallgänge oder Kohlenlager und Bergwerkslager sich unter der Erde hinziehen usw. 123 einzelne Kartenblätter im Maßstabe von 1 : 25 000 gehören zu diesem einen großen Ganzen, deren jeder etwa zwei Quadratmeilen umfaßt und eine etwa einjährige Arbeit eines Geologen erfordert hat. Die Kosten jedes einzelnen Blattes stellen sich auf 30 bis 40 000 M. K. (Lübeckischer Anz.)