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der Papier-Industrie-Verein senden der liebenswürdigen Tochter des dahingegangenen Vorsitzenden ergebensten Gruss. Kommerzienrat Krause, Vorsitzender.« (Bravo) 14. Bericht über die vertraulichen Listen und Auskunfts-Er teilung durch den Vertrauensmann. Ausschluss von Mitgliedern. Hofmann berichtet über Listen-Manuskripte, die von Mit gliedern eingesandt wurden, aber nicht klar erkennen lassen, ob der Schuldner wegen der beschriebenen Handlungs weise als schlechter oder böswilliger Zahler gelten könne. Auf Rückfrage bei den Einsendern wurde keine genauere Beschreibung der Sachlage geliefert. Es kommt im Ver kehr mit Ausländern oft vor, dass durch Bemänglung und Nichtannahme von Waren erhebliche Verluste entstehen, die sich aber wegen der teuren Klagekosten auf dem Rechts weg nicht einbringen lassen. Der deutsche Lieferer mag deshalb manchmal den Wunsch haben, andere Fach genossen vor Verbindung mit dem Kunden durch Blosstellung desselben in den vertraulichen Listen zu warnen. Da aber der Sachverhalt einseitig und ohne Beweise gegeben ist, so erhält der Leser aus der Darstellung keine Gewissheit darüber, ob wirklich Schikane vorliegt, oder ob der Käufer zu seinem ablehnenden Verhalten berechtigt war. In solchen Fällen musste bisher von Drucklegung der Einsendung abgesehen werden. Der durch solche Aufnahme zu Unrecht Blosgestellte könnte auch auf Geschäftsschädigung klagen. Schüll schlägt vor, dass solche Mitteilungen nur aufgenommen werden sollten, wenn der Einsender mit seiner mit abgedruckten Unterschrift für die Richtigkeit einsteht. Hofmann hält die Nennung des Einsenders in solchen Fällen auch für richtig, bemerkt aber, dass er als Verbreiter der Mitteilung bei unrichtiger Darlegung trotz der Unterschrift des Einsenders mit haftbar wäre. Nach weiterer Aussprache wird es von der Versammlung gebilligt, dass in zweifelhaften Fällen der Abdruck in den Listen unterbleibt. In den abgelaufenen 25 Jahren wurden 2554 Listen ver sandt, die etwa 10C00 Namen schlechter Zahler enthalten. Im vergangenen Jahre erhielt jedes Mitglied 12 vertrauliche Sendungen mit 239 Listen (gegen 149 im Vorjahre) mit 1149 Namen, darunter manche drei bis viermal. Bisher wurden die Listen so gedruckt, dass die Rückseite des Papiers leer blieb, damit die Mitglieder die Namen ausschneiden und in die Bücher schlechter Zahler kleben konnten. Seit einiger Zeit versende ich aber jedes Jahr ein alfabetisches Verzeichnis aller in dem Jahr vorgekommenen Namen mit Angabe der Listennummern, worin sie standen. Es erscheint deshalb zweifelhaft, ob noch Mitglieder vorhanden sind, welche die Mitteilungen ausschneiden und, wenn nicht, könnten vielleicht beide Seiten des Papiers bedruckt und dadurch Ersparnisse erzielt werden. Schüll empfiehlt, es bei dem jetzigen Verfahren zu belassen, und der Vorsitzende schliesst sich ihm an. Da auch Niemand aus der Versammlung sich für eine Aenderung ausspricht, so bleibt es bei einseitigem Druck der Listen. Im abgelaufenen Jahre waren zwei Vereinsmitglieder in mehreren Listen als schlechte Zahler aufgeführt und wurden vom Vorstand auf Grund der Satzungen von der Mitgliedschaft ausgeschlossen. Keiner von Beiden hat dagegen die ihm zu stehende Berufung an die Jahresversammlung eingelegt. Die Auskunftserteilung erhielt sich auf ungefähr gleicher Höhe wie bisher, 1901 wurden 650 und seit Bestehen des Vereins insgesamt 22 000 Auskünfte erteilt. Glückwunsch-Telegramme sind eingegangen von Jacobsohn- Danzig, Schwanhäuser-München, Ferenczi und Eggert (Papier- Zeitung). 15. Bericht über die vom Verein gewährte Rechtshilfe. Justizrat Löbe: Die Geschäfte haben in ungeheurem Maassstabe zugenommen, 1899 wurden mir von Mitgliedern 863 Prozesse übertragen, im Vorjahre schon 1278 und 1901 sogar 2166. Davon wurden durch Urteil 1793 erledigt; und es schweben zur Zeit 373 Prozesse. Nebenbei sind noch Anfragen und etwa 500 Gutachten und Rechtserteilungen grösseren Umfangs erledigt worden, also im Ganzen etwa 2800 Sachen. Im Jahre 1900 haben nur 250, im letzten Jahre aber schon 405 Mitglieder von der Rechtshilfe Gebrauch gemacht. Aus diesen Zahlen ist ersichtlich, das der Vereinsanwalt mit Arbeit überhäuft war, und ich hatte manchmal das Gefühl, dass die Wellen über meinem Kopf zusammenschlagen werden. Es war beim besten Willen in den Wintermonaten nicht möglich, Alles so prompt zu erledigen, wie ich es gewünscht hätte. Es ist keine Fräse, wenn ich sage, dass ich Monate hindurch bis 12 Uhr nachts arbeitete. Ich konnte es auch nicht mehr allein schaffen und habe Herrn Rechtsanwalt Vogt als Teilhaber aufgenommen. Derselbe jammert aber auch schon über die Arbeitslast. (Zuruf: Noch ein Socius.) Von vielen Mitgliedern sind mir anerkennende Schreiben zugegangen, und eine Reihe von Firmen hat in ihre Bestell scheine gedruckt, dass Rechtsstreitigkeiten vor Berliner Ge richten ausgetragen werden sollen, damit ich sie vertreten kann. Anderseits konnte ich es nicht Allen recht machen, und es wurden mir Vorwürfe dafür zuteil, dass zahlreiche Pfändungen, die mir viel Arbeit verursacht hatten, ergebnislos ausfielen. Wo aber nichts ist, hat bekanntlich sogar der Kaiser sein Recht verloren. Ich werde gerne allen Fleiss und meine Kraft weiter für den Verein einsetzen und danke für das mir in so hohem Maasse erwiesene Vertrauen. Ich könnte noch viel milteilen, glaube aber, mich wegen der vor geschrittenen Zeit beschränken zu müssen, bin jedoch gerne zu jeder Auskunft bereit. Hofmann berichtet, dass der Vereinsanwalt zuweilen zu kostenfreien Gutachten, die das Studium umfangreicher Ak'.en und tagelange Arbeit erfordern, in Anspruch genommen wird. Da den meisten Anfragen keine Marken für die Antwort bei liegen, so hat er auch viele Hunderte von Mark an Baar auslagen für kostenfreien Rat und dergl. zu tragen. Der Vor stand soll erwägen, wie hier Erleichterung geschaffen werden kann. Weinberg: Ich hatte Gelegenheit, den Herrn Justizrat ge schäftlich und, da ich Handelsrichter bin, auch in seiner Tätigkeit vor Gericht kennen zu lernen und habe ihn stets tüchtig und schneidig befunden. Auch bei den Richtern steht er in gutem Ansehen. Wir hätten keinen besseren Anwalt be kommen können, ich kann den Verein hierzu nur beglück wünschen. Advohat Dr. Netti: Auch bei mir hat die Arbeit sehr zu genommen. Im Jahre 1901/02 haben sich 106 Mitglieder mit 457 Rechtssachen an mich gewandt, abgesehen von kleinen Sachen. Im ersten Jahr haben mich 44 Mitglieder mit 82 Rechtsfällen, 1900 schon 76 Mitglieder mit 276 Rechtsfällen in Anspruch genommen. Die Mitglieder wissen auch, dass ich die »Schwarzen Listen« benutze und nicht klage, wo nichts mehr zu holen ist. Anerkennungen sind auch mir zuteil ge worden und ich kann nur zusichern, dass es mein Bestreben sein wird, das zwischen uns bestehende Band immer fester zu knüpfen; ich werde Nichts verabsäumen, um die Interessen des Vereins und seiner Mitglieder zu wahren. (Beifall.) Vors.: Ich bin Ihrer Aller Zustimmung sicher, wenn ich beiden Herren Anwälten den Dank des Vereins für ihre Mühe waltung ausspreche. Da die Anstellung von Vereinsanwälten sich bewährt und als scharfes, gutes Schwert erweist, so bin ich auf den Ge danken gekommen, dieselbe weiter auszudehnen, womöglich auf Italien, Spanien, Russland, Belgien, Frankreich usw. Ich werde den Gedanken verfolgen und wenn ich zu greifbaren Ergebnissen komme, nehme ich an, dass ich dazu nicht die Genehmigung der Generalversammlung brauche, sondern, dass die Mitglieder ohne Weiteres einverstanden sein werden, wenn wir auf diese Art die Ausfuhr unserer Erzeugnisse fördern. Hofmann'. Wir haben seit Jahren ein Abkommen mit dem über ganz Deutschland verbreiteten Kreditorenverbande, wo nach dieser für die Mitglieder die Vertretung bei Konkursen ausnahmsweise für einmalige Zahlung von 3 M. übernimmt. Der Direktor schreibt, er habe im abgelaufenen Jahre nur 14 Mitglieder bei 11 Zahlungseinstellungen vertreten, d. h. im Verhältnis zu dem was vorkommt, eine verschwindend kleine Zahl. Luhn-Trient: Als Vertreter einer ausländischen Firma habe ich einen ehrfurchtsvollen Gruss darzubieten und den Wunsch auszusprechen, dass der Verein unter der tüchtigen Leitung seines verdienten Vorsitzenden weiter gedeihen und als kräftige Stütze der deutschen Papier-Industrie entwickeln möge. (Bravo.) Nachdem die Herren Heuser und Balz den Inhalt der von Herrn Abel gesandten versiegelten Pakete mittlerweile geprüft hatten, erstatteten sie an dieser Stelle Bericht. Heuser erklärte, dass die Bücher und Belege in schönster Ordnung befunden wurden, dass aber von den aufgeführten Vermögensobjekten nur eine Anzahl Sparkassenbücher vor lagen. Die Versammlung müsse Herrn Abel das Vertrauen