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Nr. 49 Buchgewerbe Buchdruck *** Buchbinderei * * *** Steindruck *** Buchhandel Eingesandte Werke finden Besprechung Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme 1767 Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung Berliner Typographische Gesellschaft Sitzungen im Berliner Buchgewerbesaal, Friedrichstr. 231 Die verehrlichen Mitglieder werden hiermit zu der Dienstag, 24. Juni 1902 (Johannistag), abends 9 Uhr, stattfindenden Sitzung ergebenst eingeladen. Mit dem Hinweis darauf, dass dies die letzte Sitzung vor den im Statut vorgesehenen Ferien ist, bittet die Mitglieder um zahlreichen Besuch der Vorstand Tagesordnung: 1. Geschäftliches. Eingänge. Aufnahmen. 2. Vortrag des Herrn G. Taubei Uber die im Buchgewerbesaale befindliche Ausstellung von Drucksachen nordischer Länder. 3. Bericht des Herrn P. Filzhuth über die Kopenhagener Ausstellung der dänischen Presse. 4. Neues auf grafischem Gebiete. 5. Festsetzung des Programms zum Sommer-Vergnügen. 6. Fragekasten. Verschiedenes. Von 8 Uhr ab liegen die Fachschriften aus Gäste willkommen Zur gefl. Beachtung! Der Berliner Buchgewerbesaal ist Sonntags von 1/211 bis 1 Uhr geöffnet. Ausstellung nordischer Drucksachen. Berliner Drucksachen. Fachzeitschriften. Bibliothek. in Frankfurt a. M., von Roos & Junge und der Actien-Gesell- schäft für Schriftgiesserei und Maschinenbau in Offenbacha. M., sowie von Rust & Co. in Wien aus. Hierauf berichtet Herr Schneider über die deutsche und fran zösische Fachpresse. In lebhafter, inhaltreicher Form spricht Redner über die Beteiligung der Künstler an der praktischen Arbeit des Buchdruckers, über das Zeichnen und Skizziren als wichtigste Aufgabe des Akzidenzsetzers, über die Notwendig keit, die Probenblätter der Schriftgiesserei nicht im Papierkorb verkommen zu lassen, sondern den Setzern zur Verfügung zu stellen, sowie über den Zusammenhang zwischen Orthografie und Sprache. Eine eingehende Aussprache entspinnt sich im Anschlusse an den Bericht über den in der Zeitung »Le Temps« in Paris arbeitenden Elektro-Typographen. Die Arbeiten der »Steglitzer Werkstatt« finden anerken nende Erwähnung, ebenso der Kampf gegen das Ueberhand- nehmen der Fremdwörter, den das Organ der Gesellschaft, die »Papier-Zeitung«, führt. Als letzter Punkt der Tagesordnung wird über ein abzu haltendes Sommer-Vergnügen gesprochen. Der Vorstand wird beauftragt, in der nächsten Sitzung (der letzten vor den Sommer ferien der Gesellschaft) einen Vorschlag über einen Ausflug zu machen, der nachmittags durch Beisammensein in einem Garten lokal seinen Abschluss finden soll. C. K. In der Arbeitssitzung vom 10. Juni 1902 wurden zunächst die Herren Paul Funk, Korrektor, Gräfestr. 12 II, und Karl Doering, Schöneberg, Apostel Paulusstr. 5 I, als2 Mitglieder aufgenommen. Angemeldet haben sich Herr Ew. Wünsche, Buchdrucker, NO, Neue Königstr. 4 (L. Juergens Buch- druokerei), und Herr Edwin Braeuer, Blücherstr. 9 I (Faktor bei Albert Damcke). Der Vorsitzende, Herr Könitzer, berichtete dann über die Eingänge. Die Gutenberg-Gesellschaft in Mainz, die anlässlich der Säkularfeier 1900 gegründet wurde, hält am 24. Juni in Mainz ihre erste Generalversammlung ab. Bei dieser Gelegen heit wird den Versammlungs-Teilnehmern und einige Wochen später den übrigen Mitgliedern dieser Gesellschaft der jüngst aufgefundene älteste Buchdruck-Kalender (vom Jahre 1448) in achtzehn nachgedruckten Blättern als diesjährige Gesell schaftsgabe überreicht werden. Die Berliner Typographische Gesellschaft wird voraussichtlich demnächst der Gutenberg- Gesellschaft beitreten. Eingegangen und ausgestellt sind neue Berliner Akzidenz- Arbeiten, sowie ein Fachblatt aus Holland. Ferner liegt aus eine Festschrift des Deutschen Faktoren- Bundes (Sitz Berlin), welche die Gründung, Entwicklung und das Wirken dieser ungefähr 1200 Mitglieder zählenden Vereinigung schildert. Anlässlich der Düsseldorfer Industrie - Ausstellung haben die Druckereien A. Bagel und L. Schwann sich mit hübschen Drucksachen hervorgetan; aus einer Schwann’schen Druckerei- Geschichte geht hervor, dass diese Firma 1821 in Neuss von dem Goldschmied Schwann gegründet wurde, der sich hier durch für seine zahlreiche Familie einen »Nebenverdienst« schaffen wollte. Ferner sind zwei neue Kataloge des Kempewerks in Nürnberg und die Zeitschrift »Der Papiermarkt« von Weiss- brodt in Frankfurt a. Main eingegangen. Die Farbenfabrik Lorilleux & Co. in Paris sandte ein sorgfältig ausgestattetes Heft mit einer Abhandlung über Dreifarbenbuchdruck. Der Vorsitzende legt sodann die in letzter Zeit erschienenen Schriftgiesserei-Neuheiten vor. Von Berliner Firmen werden ge nannt H. Berthold, Wilhelm Gronau, Emil Gursch, Ferd. Thein- hardt und Wilhelm Woellmer, von Leipziger Häusern Heinrich Hoffmeister, Julius Klinkhardt, Numrich & Co. und J. G. Sohelter & Giesecke; ferner liegen Blätter von der Bauer’schen Schrift giesserei, von Benjamin Krebs und ein Heft von D. Stempel Schwere Schädigung des Steindruckerei-Gewerbes Aus dem Rheinland Fälle wie der von Herrn Fettback in Nr. 43 der Papier-Zeitung Seite 1648 erwähnte kommen leider in unserem Fache sehr häufig vor. Kürzlich wurde mir erzählt, dass in Leipzig 12 lithografische Anstalten aufgefordert wurden, je einen Entwurf im Werte von etwa 160 M. einzureichen, das sind 1800 M., obgleich es sich nur um eine Auflage von 1000 Plakaten für 1200 M. handelte. Es würde mich freuen, und es wäre von grossem Vorteil für das ganze Druckerei-Gewerbe, wenn es gelänge, die in Nr. 43 erwähnte Firma zur Zahlung der übrigen 199 Entwürfe zu zwingen. Es wäre ja ein Leichtes, Wiederholungen solcher Vorkommnisse mit einem Schlage aus der Welt zu schaffen, wenn jeder Druckereibesitzer sich ver pflichtete, keinen Entwurf ohne feste Bestellung auszuführen und jeden Entwurf, welcher ohne Auftrag bleibt, zu berechnen, und zwar nicht nur die teuren Plakat-Entwürfe, sondern auch die kleineren Entwürfe für Etiketten, Briefbogen, Fabrik-Ansichten usw. Viele Druckereien glauben dadurch ins Geschäft zu kommen, dass sie Entwürfe unberechnet und ohne jede Verpflichtung anbieten, manche gehen sogar so weit, die Kosten der Lithografie nicht zu berechnen in der Hoffnung, dass der Kunde sie durch langjährige Nachbestellungen allmälig entschädigen werde. Diese Hoffnung ist in den meisten Fällen, wie die Erfahrung lehrt, vergeblich; denn es dauert garnicht lange, so kommt ein lieber Fachgenosse, bietet die Arbeit noch billiger an und berechnet die Lithografie ebenfalls nicht, weil sie der Andere auch nicht berechnet hat. Seit längerer Zeit bewahre ich mich dadurch vor Schaden, dass ich bei jeder Aufforderung, Entwürfe einzureichen, erkläre: »Ich bin dazu gerne bereit; da ich jedoch die Künstler be zahlen muss, so ist es nicht mehr wie recht und billig, dass auch ich bezahlt werde. Ich kann also den Entwurf nur unter der Bedingung an fertigen, dass Sie mir die Kosten desselben vergüten, falls Sie mir den Auftrag nicht erteilen.« Anständige Kunden sehen dies ein, und Diejenigen, welche es nicht einsehen, gehen eben zu einem Anderen oder, wie im vorliegen den Falle, zu 200 Anderen und bringen diese um ihr Geld. Durch die Berechnung der Entwürfe werden zunächst den Ab nehmern die Augen über den Wert dieser Entwürfe geöffnet, und sie werden dann schon von selbst, wenn sie überhaupt Wettbewerb ein treten lassen wollen, nicht mehr Druckereien zu denselben zuziehen, als unbedingt erforderlich ist. Ich möchte Herrn Fettback freundlichst bitten, dahin zu wirken, dass das Verfahren, die Entwürfe zu berechnen, allgemein eingeführt wird. Am wirksamsten ist, wenn man in dieser Hinsicht selbst mit gutem Beispiel vorangeht. C. W. * * *