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1580 PAPIER-ZEITUNG Nr. 44 Ansprüche. Nach dem neuen Statut wirken die Vertrauensmänner bei der Rentenfestsetzung nicht mehr mit, erhalten auch keine Unfall- Anzeige mehr. Da es aber unseres Erachtens im dringenden Interesse der Genossenschaft liegt, dass die Mitarbeit der Vertrauensmänner nicht ausgeschaltet wird, so erfolgt die Zusendung einer Abschrift der Unfallanzeige von der Geschäftsstelle aus. Die Mehrbelastung der Genossenschaft durch das neue Gesetz kommt schon dieses Jahr in den Zahlen des Geschäftsberichtes zum Ausdruck. Bedauerlicher weise erfüllt ein grosser Teil der Krankenkassen die im § 76 b des Krankenkassen-Versicherungsgesetzes auferlegte Anzeigepflicht nicht, und wir müssen unsere Genossenschafts-Mitglieder bitten, zu ihrem Teil auf die Erfüllung dieser Gesetzesvorschrift hinzuwirken. Die Vorschrift des § 12 des Gewerbe-Unfall-Versicherungsgesetzes, wonach den durch einen Betriebsunfall verletzten Personen das Krankengeld vom Beginn der fünften Woche ab auf mindestens zwei Drittel des zu Grunde gelegten Arbeitslohnes zu erhöhen ist, wird ebenfalls viel fach nicht beachtet. Unfälle Versicherter auf dem Wege zur und von der Arbeitsstätte sind nicht entschädigungspflichtig, wohl aber hat der Sektionsvorstand mit der Kölnischen Unfall-Versicherungs-Aktiengesellschaft (Vertreter August Siebert, Leipzig) für die Sektionsmitglieder einen Vertrags satz von etwa 80 Pf. für die versicherte Person vereinbart, falls die einzelnen Mitglieder ihre gesamten Arbeiter für diese Wege freiwillig versichern wollen. Bestand. Das Kataster unserer Sektion umfasste 387 Nummern, welche enthielten: 446 Betriebe mit 668 Betriebsabteilungen; letztere verteilen sich wie folgt: 88 Papierfabriken 644 Uebertrag 9 Zellstofffabriken 2 Eisenbahngüterexpeditionen 8 Strohstofffabriken 1 Oelmühle 157 Pappenfabriken 3 Schrotgänge für Futter 810 Holzschleifereien 1 Puppenkopffabrik 80 Schneidemühlen 5 Mahlmühlen 1 Holzfilzfabrik mit Druckerei und Stanzerei 11 Kartonnagenfabriken 4 Filterstofffabriken 3 Elektrizitätswerke 1 Pappenprägerei 3 Halbstofffabriken 1 Bäckerei 2 Holzwollefabriken 1 Spielballfabrik 1 Holzschuhfabrik 1 Knochenstampfe 1 Holzmehlfabrik 1 Gasanstalt 1 Holzhandlung 1 Lohstampfe 2 Pappenfärbereien 1 Spunddreherei 1 Papierfärberei 1 Sandgrube 2 Kistenbauereien 1 Brauerei 2 Bieruntersetzerfabriken 1 Kartonkleberei 6 Lohnfuhrwerke 1 Speichereibetrieb 1 Pappenklammerfabrik 1 Wolferei von Haaren u. Wolle 1 Putzwollfabrik 644 Uebertrag 668 Von diesen 668 Betriebsabteilungen haben 22 geruht. Die Zahl der im Jahre 1901 durchschnittlich beschäftigten Arbeiter betrug 17 188; an Löhnen wurden verausgabt 11 728 946 M. Vnfälle gelangten 564 zur Anmeldung (581 im Vorjahre). Bezüg lich der Erstattung von Unfallanzeigen wurde im Rechnungsjahr leider wieder vielfach die Beobachtung gemacht, dass einzelne Mit glieder den einschlägigen Bestimmungen des Gesetzes und Statuts nicht mit der Pünktlichkeit und Gewissenhaftigkeit nachkommen, wie es bei der Wichtigkeit der Sache geboten erscheint. Insbesondere kommt es oft vor, dass die Unfallanzeige lediglich an die untere Verwaltungsbehörde erstattet und die Anzeige an den Sektions vorstand unterlassen wird. Der Sektionsvorstand sieht sich deshalb gezwungen, neuerdings darauf hinzuweisen, dass die Mitglieder nach § 68 des Gewerbe-Unfall-Versicherungsgesetzes und § 44 des Statuts verpflichtet sind, jeden Betriebsunfall, der eine völlige oder teilweise Arbeitsunfähigkeit von mehr als 8 Tagen, oder den Tod zur Folge hat, binnen 8 Tagen nach erhaltener Kenntnis mittels des vorge schriebenen Formulare 1. der unteren Verwaltungsbehörde, d. i. in Städten mit revidirter Städteordnung der Stadtrat, in allen anderen Orten die Königl. Amtshauptmannschaft, 2. dem Sektionsvorstande anzuzeigen. Unfallanzeige-Formulare können durch die Sektionsgeschäftsstelle kostenlos bezogen werden. Die Nichtbeachtung dieser gesetzlichen und statutarischen Vor schrift unterliegt nach § 147 II des Gewerbe-Unfall-Versicherungs- Gesetzes einer Ordnungsstrafe bis zu 300 M. Zur erstmaligen Entschädigungsfestsetzung gelangten im Rech nungsjahre 170 Unfälle (147 i. V.). Die von der Sektion im Jahre 1901 gewährten Entschädigungen betrugen 249 979 M. 68 Pf. (2)6 627 M. 49 Pf. i. V.). Die Verwaltungskosten der Sektion für das Jahr 1901 waren ver anschlagt auf 22 050 M. und betrugen 21152 M. 68 Pf. Es wurden somit dem Voranschlag gegenüber 1941 M. 84 Pf. Er sparnis erzielt. Durch den plötzlichen Tod des Geschäftsführers, Herrn R.-A. Flinzer, machte sich für den ungestörten Fortgang der Geschäfte sofortige Reglung nötig, und wir haben unseren technischen Auf sichtsbeamten, Herrn H. Holtzhausen, neben seiner bisherigen Tätig keit provisorisch mit der Geschäftsführung der Sektion betraut. Der sehr ausführliche, 90 Qaartseiten füllende Bericht ent hält ferner sehr bemerkenswerte Ausführungen über Unfall- Verhütung, die nach Fabriken alfabetisch geordnete ge naue Beschreibung aller im Jahre 1901 angemeldeten Unfälle, sowie eine Liste der Ende Dezember 1901 noch laufenden, dauerd bewilligten 1490 Renten und deren Empfänger, die im Jahre 1901 224 160 M. 4 Pf. Rente erhielten. Holz im Transvaal Eigenbericht Wenn der endgiltige Friede in Südafrika kommt, dessen Umrisse sich erst in schwankenden Linien zeigen, die leider vorher oft genug wie eine Fata Morgana den Sehnsüchtigen täuschten, dann treten auch die industriellen Fragen mit vollster Macht in den Vordergrund. Bekanntlich bestand vor dem Kriege eine von der Buren regierung bewilligte Konzession zur Errichtung einer oder mehrerer Papierfabriken. Inwieweit eine neue Regierung, welcher Art sie auch sei, die bisher genehmigten Industrie- Konzessionen unterstützen oder aus dem Wege räumen wird, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen, wenn man auch an nehmen müsste, dass derartige wie Schutzzölle wirkende Konzessionen schon darum ihre Verteidiger finden dürften, damit die Minen-Industrie nicht die alleinige Milchkuh wird. Wenn England Sieger bleibt und nicht die Absicht hat, für die Waren des eigenen Landes ganz besondere Ver günstigungen zu schaffen, kann es auch kaum den vor dem Kriege für Spezialunternehmen aufgerichteten Schutzwall nieder reissen, zumal Südafrika unter allen Umständen auf eigene Füsse gestellt werden muss. Die Inhaber der obenerwähnten Papier-Konzession ver standen wenig oder nichts von der Papierfabrikation, sie nährten anscheinend nur die dunkle Idee, dass es Maschinen gäbe, auf deren einer Seite man nur Lumpen, Baumstämme, Mais blätter und andere Materialien einzufüllen braucht, um der anderen Seite fertiges Papier, vor allem für Zeitungsdruck ge eignet, entnehmen zu können. Eine von der Regierung eingeführte Forstwirtschaft gab es bisher nicht, und die bisher in den vollkommen holzarmen Gegenden, wo die Industrien sich ansiedelten, errichteten Anpflanzungen waren meist zur Verwendung in der Minen industrie bestimmt. Die Burenregierung zeigte trotz der grossen Länderstrecken, die brach dalagen, wenig Verständnis für diese Verhältnisse. Im Anfänge verzehrten die Wald- Anpflanzungen nur Kapital, im Laufe der Zeit aber können sie bei geeigneter Bewirtschaftung weit einträglicher werden als die besten Goldminen. Sogenannte Durchforstungshölzer finden schon nach 4 Jahren als Brennholz Verwendung oder zu Pfählen für Farmen, für die stets grosse Nachfrage herrscht. Nach 10 bis 12 Jahren ist das Holz reif, um als Brenn- und Grubenholz, nach 18 bis 20 Jahren, um als Bauholz zu dienen. An Ausdehnung sind die bisher bestehenden meist nur 8 bis 10 Jahre alten Waldungen unbedeutend. Der Krieg oder vielmehr die Soldateska hat zum Brennen und zum Bauen von Forts manche Anpflanzungen gelichtet. Schon anfänglich hat man darauf gesehen, nur rasch wachsende Holzarten anzupflanzen, zumal trotz günstigen Bodens und Klimas langsam wachsende Baumarten, wie z. B. unsere deutsche Kiefer oder Lärche, nicht zu schnellem Wachs- turne erzogen werden können. Man verfiel daher auf die verschiedenen Arten von Euca lyptus, vor allem globulus (blue gum), rostrata (red gum), viminalis (manna gum), deren Holz zum Teil fest und hart, alle Stürme überdauernd, wird. Von Koniferen wurden in den letzten Jahren hauptsächlich pinus pinaster und pinus insignis, vereinzelt auch cypressus sempervirens angepflanzt. In Natal pflanzte man grosse Wälder aus Acacien-Arten, vor allem die black wattle, ihrer Rinde wegen beliebt. Wahr scheinlich sind einige dieser Baumarten auch als Papier-Roh stoff verwendbar. Das für die Gruben benötigte Holz wurde von Australien, Amerika und Schweden bezogen, und sein Preis am Be stimmungsorte stellte sich auf das Dreifache wie in Deutschland. Transvaal könnte seiner Bodenbeschaffenheit gemäss ein vorzügliches Waldland sein, und einer neuen Regierung Pflicht wäre es, geeignete Forstgesetze einzuführen, um für das Wohl des Landes und seiner Industrien auch in dieser Hinsicht zu sorgen. H. H. G.