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Nr. 39 PAPIER-ZEITUNG 1401 Verein britischer Papierfabrikanten Dieser Verein hielt am 24. April in London seine Jahres- Versammlung ab. Der Geschäftsberioht betont die Zunahme der Papiereinfuhr, von der nur 2 pCt. aus den britischen Kolonien kommen, und hält die Einführung eines Schutzzolles für Papier unter Beibehaltung der Zollfreiheit gegenüber den britischen Kolonien für erwünscht. Da die Feuerversicherungs- Sätze für Papierfabriken in letzter Zeit übermässig gestiegen sind, will der Verein die Gründung eines gegenseitigen Ver sicherungsverbandes der Papierfabriken unterstützen. Der Verein betrachtet es fortgesetzt als seine Hauptaufgabe, die Fachbildung zu fördern, und unterstützt daher die in ver schiedenen Gegenden Grossbritanniens durch die Grafschaften unterhaltenen gewerblichen Fachschulen, in welchen Lehrkurse für Papiermacher abgehalten werden. Sieben dieser Kurse finden in Unterrichtsanstalten und zwei in Papierfabriken statt. Diejenigen Schüler, die nach Beendigung dieser Kurse eine vor der City and Guilds of London Institute abgehaltene Prüfung mit Erfolg oder Auszeichnung ablegen, werden vom Verein mit kleineren oder grösseren Preisen bedacht. Dieses Jahr unterzogen sich 70 Schüler dieser Prüfung, davon be standen 8 mit Auszeichnung und 32 gut. Alle diese Schüler waren Angestellte von Papierfabriken. Der Verein besitzt ein Vermögen von 11 C00 M. Auf der Hauptversammlung kam unter Anderm auch die Schädigung zur Sprache, welche viele Papierfabriken im mittleren England dadurch erleiden, dass für den Wasser verbrauch von London an vielen Orten grosse Schöpfwerke angelegt wurden, wodurch im Lauf der letzten Jahrzehnte nach gewiesenermaassen der Wasserstand der Flüsse erheblich ver mindert wurde, und manche Wasserläufe nahezu versiegten. Der Verein beschloss einen Gesetzentwurf zu unterstützen, welcher die Anlegung solcher Schöpfwerke verbietet. Ferner wurde beschlossen, alle britischen Papierfabrikanten aufzufordern, für Papierrollen durchweg Rollhülsen mit gleichem Durchmesser zu nehmen, damit die Hersteller von Druck maschinen und dergleichen ihre Maschinen gleichmässig mit Rücksicht auf den vereinbarten Hülsendurchmesser bauen können. Die Hülsen für Rollen bis zu 150 cm Länge müssen fortan derart sein, dass sie in einen Hohlraum von 23/4 engl. Zoll Durchmesser passen. Auf die Versammlung folgte ein Festessen, das nach eng lischer Sitte von zahlreichen, meist humoristischen Trink sprüchen gewürzt war. Der Trinkspruch des Herrn J.H. Reynolds, Direktor der Municipal Technical School in Manchester, war dadurch bemerkenswert, dass er der Leistungsfähigkeit des deutschen Papiermaschinenbaues Lob spendete. Er hätte gern die Versuchs-Papiermaschine für die Lehranstalt bei einer britischen Maschinenfabrik bestellt, aber keine britische Fabrik entsprach den Wünschen und Anforderungen der Anstalt, und so wurde die Papiermaschine bei der Firma Gebrüder Hemmer, Aktien-Gesellschaft in Neidenfels, Pfalz, bestellt. Die Maschine ist in tadellosem Betrieb und erzeugt 150—200 kg Papier täglich. Redner wünschte, die Papiermacher möchten die An strengungen der Anstalt belohnen, indem sie dieser ihre Söhne mit guter allgemeiner Bildung als Zöglinge senden. Die Fach zeitschrift »Paper Trade Review«, der wir Obiges entnehmen, veröffentlichte äusser dem ausführlichen Bericht 20 Bildnisse von Vorstandsmitgliedern des Vereins. Auskünfte Ich entnahm von dem Berliner Auskunftsbureau N. N. ein Heft mit einer grösseren Anzahl Anfragezettel behufs Auskunftserteilung. Ich habe nun fast bei jederbisher erbetenen Auskunft 8 bis 14 Tage auf Antwort warten müssen, obgleich es sich nur um deutsche Firmen und Geschäftsleute, ja in vielen Fällen um solche in Berlin handelt. Da gewöhnlich in 8 bis 14 Tagen die Waren schon geliefert sein sollen, zum Mindesten die Vorbereitungen für die Anfertigung getroffen sein müssen, so wird die Auskunft wertlos, wenn sie nach Abgang der Ware eintrifft, oder wenn die Ware schon in Arbeit befindlich ist, und die Auskunft ungünstig lautet. In den Be dingungen, die ich erst bei Erhalt des Heftes zu sehen bekam, und die auf die letzte Umschlagseite des Heftes gedruckt sind, ist u. A. folgende Stelle enthalten: »Die Erteilung von Auskünften geschieht schnellmöglichst und sofort, wenn das etwa”vorhandene Archiv-Material seitens unserer Geschäftsführer bezw. der damit beauftragten Ange stellten als noch zutreffend und ausreichend angesehen wird.« Eine Platzauskunft, die erst nach 8 bis 14 Tagen erteilt wird, kann unmöglich als »schnellmöglichst« erteilt angesehen werden, und wenn nachweislich fast bei jeder Anfrage die Antwort so lange dauert, so kann das doch nicht ruhig hingenommen werden. Ich habe schon energisch reklamirt, man hat Abhilfe versprochen, es ist aber immer beim Alten geblieben. Nun möchte ich die noch unbenutzten Zettel zurückgeben und auf Rückerstattung des Betrages klagen. Hat eine Klage Aussicht auf Erfolg? Papierwaren-Fabrikant Gutachten unseres rechtskundigen Mitarbeiters: Das ist zu bezweifeln. Zwar kann ein Vertrag wegen Un möglichkeit der Erfüllung aufgehoben werden. Eine Unfähig keit der Auskunftei zu sachgemässer und zuverlässiger Be richterstattung liegt jedoch nicht vor, eine Unrichtigkeit der bisher erteilten Auskünfte ist nicht dargetan. Ihr wird nur vorgeworfen, dass sie nicht schnell genug arbeite: sie soll Platzauskünfte in weniger als 8, Fernauskünfte in weniger als 14 Tagen erteilen. Die Rüge dürfte grundlos sein; denn die Beschaffung zuverlässiger Mitteilungen über Verhältnisse, die nicht allgemein, sondern nur wenigen Vertrauenspersonen be kannt sind, ist zeitraubend und erfordert mehrere Besuche und Besprechungen sowie die Einsicht des Handelsregisters, der Beilageakten und, wo Grundbesitz vorhanden, der gerichtlichen Grundakten. Eine vorschnelle Auskunft würde häufig eine Un richtigkeit bergen. — Nur bezüglich einer einzelnen Auskunft liesse sich ein Rücktritt wegen Verzögerung begründen: bleibt nämlich die Auskunft zu lange aus, so kann Fragesteller ge mäss § 326 BGB mit Fristbestimmung mahnen und nach fruchtlosem Ablauf der Frist die Annahme der später eingehen den Auskunft ablehnen und Rückgabe des dafür voraus gezahlten Preises verlangen. (Nach unserer Erfahrung ist es in Grossstädten wie Berlin häufig besonders schwer, zuverlässige Auskunft zu erhalten, weil man seine Nachbarn, sogar häufig die Hausgenossen, garnicht kennt. Red.) Probenschau Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen des Papier- und Schreibwaaren-Faches die Neues oder Bemerkenswerthes bieten, kostenfrei beschrieben Preislisten von H. Köttgen & Co. in Berg.-Gladbach. Wir er hielten ein Gussstück in Gestalt eines Federhalter-Ständers, dessen Gussform laut Angabe der Firma mit einer ihrer Formmaschinen hergestellt, vom Kupolofen weg gegossen, nur mit Sandstrahl gebläse geputzt und zum Schutz vor Rost mit einem dünnen Ueberzug von wasserhellem Lack versehen wurde. Auf der Düsseldorfer Ausstellung wird eine Sammlung von Form maschinengüssen gleicher Art ausgestellt sein. Das uns gesandte Gussstück ist eine Platte von etwa 9,5x5,5 cm, sie trägt auf der Oberseite das der Firma geschützte Warenzeichen in Hochrelief und auf der Unterseite ein Verzeichnis der mannig faltigen Metallgeräte, die von der Firma hergestellt werden. Die Kataloge, welche je einen Fabrikationszweig umfassen, sind zweckmässig und gefällig angeordnet. Sie enthalten sehr viele Abbildungen, jedes Stück der verzeichneten Waren wird auch bildlich vorgetührt. Besonders reichhaltig ist der Katalog über Abteilung I: Transportgeräte. Er verzeichnet auf 72 Seiten mehr als 160 Karren und Handwagen, ein bekanntes und in Papierfabriken vielverbreitetes Sonder-Erzeugnis der Firma. Jede Bauart ist den Bedürfnissen des Gewerbes ange passt, für welches sie entworfen wurde. Demgemäss sind auch Wagen und Karren für den Transport von Holz, Kohlen, Papierstoff, Holzschliff und von fertigem Papier in Rollen, Stapeln oder Ballen vertreten, ferner Wagen für Schriftformen, die in grösseren Druckereien mit Vorteil Verwendung finden. Künstler-Postkarten von W. Schulte-Engelhard, Berlin W, Potsdamerstr. 43. Die Firma gab soeben einen Gesammt- katalog aller in ihrem Verlag erschienenen Postkarten heraus und fügte diesem auch ein Verzeichnis derjenigen Karten ein, die sie aus anderen Verlagsanstalten zum Vertrieb übernommen hat. Unter den Künstlern des Verlags finden sich die bekannte Blumenmalerin Catharina Klein und der humoristische Zeichner Th. Guggenberger. Unter den Bildern sind viele Land schaften, Berliner Ansichten, Kinder- und Frauenschönheiten, stilisirte Blumen und Genrebilder, sodass jede Geschmacks richtung berücksichtigt ist. Der Katalog wird nur an Wieder- Verkäufer verschickt, die aufgeführten Preise sind Original- Nettopreise.