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1358 PAPIER-ZEITUNG Nr. 38 Verein Deutscher Pappenfabrikanten Rochsburg, 29. April 1902 Hierdurch gestatte ich mir Sie zu der Mittwoch, 14. Mai d. Js., 2 Uhr nachmittags, in Chemnitz im »Hotel Burg Wettin« statt findenden Mitgliederversammlung ergebenst einzuladen. Hochachtungsvoll Christian Braun, Vorsitzender TAGES-ORDNUNG: 1. Bericht über die Marktlage und die Preisverhältnisse. 2. Beschlussfassung über die ferner gütigen Preise. 3. Beschlussfassung über die den Gross-Abnehmern zu gewährende Bonifikation. 4. Beschlussfassung über Preisunterschied zwischen hellen und dunklen Lederpappen. Beseitigung der Sulfit-Ablaugen William Mayo Stone in Keeseville, Staat New York, erhielt das amerikanische Patent Nr. 683 350 für ein Verfahren, die bei der Zellstoff- Gewinnung nach dem Sulfit-Ver fahren entstehen den Ablaugen auf einfache und wenig kostspie lige Weise zu beseitigen. Das Verfahren besteht darin, dass die Ablaugen durch einen starken Luft- oder Dampf- ström in die freie Luft zerstäubt werden und da bei leicht ver dampfen. Die Abbildung zeigt, wie der Erfinder sich die Aus führung dieses Verfahrens denkt. Die Kocher-Ab laugen fliessen aus dem Ausblas- Bottich A durch das Abfallrohr B in die Düse C, in welche durch den mittleren, kegelförmig ver engten Stutzen D aus der Leitung E ein stark ge presster Luft- oder Dampfstrom ein tritt, wodurch die Ablaugen zer stäubt werden und durch das Rohr G in die freie Atmosfäre austreten. Mittels der Handräder F und F l werden Ventile in den Leitungen B und E gehandhabt, die den Ablaugen- und den Dampfstrom regeln. Bei Fabrik-Nachbarn dürfte dieses Verfahren wenig Beifall finden. Normalpapier im Jahre 1901 Im soeben erschienenen 5. und 6. Heft der »Mittheilungen aus den Königl. technischen Versuchsanstalten zu Berlin«, Jahrg. 1901, Verlag von Julius Springer in Berlin, schreibt der Vorsteher der Abtheilung, Herr W. Herzberg: In Heft 5 der »Mittheilungen« 1900 wurden statistische Ueber- sichten über die im Jahre 1900 seitens der Behörden verlangten und die ihnen gelieferten Papiere gegeben. Unter Hinweis auf die dort gemachten Angaben wird das Ergeb niss der Zusammenstellungen für das Jahr 1901 mitgetheilt. (Bezüg lich der Tabellen verweisen wir auf die Original-Abhandlung, an dieser Stelle beschränken wir uns auf Abdruck der wichtigsten Er gebnisse. Red.) I. Im Auftrag von Behörden untersuchte Papiere Im Auftrag von Behörden wurden 687 Papiere vollständig unter sucht, von denen 148 Papiere = 21,5 pCt. besser geliefert wurden als verlangt, 484 „ = 70,6 „ geliefert wurden wie verlangt, 54 „ = 7,9 „ schlechter geliefert wurden als verlangt. Den vorgeschriebenen Lieferungsbedingungen entsprachen also 633 Papiere = 92,1 pCt. Bei den Verstössen gegen die Festigkeit handelt es sich theil weise um eine zu geringe Reisslänge (Minimum der Abweichung 325 m, Maximum 1200), theils um eine zu geringe Dehnung (Minimum 0,3 pCt., Maximum 1,9 pCt.), und vorzugsweise um einen zu geringen Widerstand gegen Zerknittern (Minimum 1 Stufe, Maximum 2 Stufen). In zwei Fällen ist gegen zwei dieser drei Festigkeits-Eigenschaften gleichzeitig verstossen. Verstösse gegen alle drei Festigkeits-Eigen schaften gleichzeitig sind nicht vorgekommen. Bei den Verstössen gegen die Stoff klasse handelt es sich theils um einen zu hohen Aschengehalt (Minimum der Ueberschreitung 0,5 pCt., Maximum 9,5 pCt.), theils um einen zu hohen Gehalt an Zell stoff bei Papieren der Stoffklasse II (geringste Ueberschreitung etwa 25 pCt., grösste etwa 55 pCt.), theils um einen Gehalt an Zellstoff oder verholzten Fasern bei Papieren, die aus reinen Lumpen hergestellt sein sollten, und schliesslich um einen Gehalt an verholzten Fasern bei Papieren der Stoffklassen II und III. Die Verstösse bei den Wasserzeichen-Papieren sind im Allge meinen nicht schwer; von einem groben Verstoss kann man eigent lich nur bei einem Normal 3a sprechen, das etwa 80 pCt. Zellstoff enthält statt höchstens 25 pCt. Die übrigen groben Verstösse treffen durchweg Papiere ohne Wasserzeichen. Das Verhältniss der vorschriftsmässig gelieferten Papiere zu den nicht ausreichenden hat sich also gegan das Vorjahr erheblich ge bessert. Die Ergebnisse des Jahres 1901 sind günstiger als die aller voraufgegangenen Jahre. II. Im Auftrag von Privaten vollständig untersuchte Papiere Im Auftrag von Privaten wurden 47 Papiere vollständig unter sucht, von denen die Lieferungsbedingungen bekannt waren; von diesen wurden 9 Papiere = 19,1 pCt. besser geliefert als verlangt, 31 „ = 66,0 „ geliefert wie verlangt, 7 „ — 14,9 „ schlechter geliefert als verlangt. Den vorgeschriebenen Lieferungsbedingungen entsprachen also 40 Papiere =85,1 pCt. Stellt man die Ergebnisse aus den Jahren 1890 bis 1901 gegenüber, so ergiebt sich, dass eich auch bei Privatliefe rungen die Verhältnisse gegenüber dem Vorjahr erheblich gebessert haben; auch hier weist das Jahr 1901 bessere Ergebnisse auf als alle voraufgegangenen Jahre. Bei den Verstössen gegen die Festigkeit handelt es sich theils um eine zu geringe Reisslänge, theils um einen zu geringen Wider stand gegen Zerknittern. In der Stoffzusammensetzung genügte ein Papier nicht, weil es etwa 10 pCt. Holzschliff enthielt, während die III. Stoffklasse vorge schrieben war. 111. Wasserzeichen-Papiere Im Jahre 1901 wurden 870 Wasserzeichen-Papiere untersucht, und zwar 684 auf alle für Normalpapiere vorgeschriebenen Eigenschaften, und 186, bei denen nur einzelne Eigenschaften ermittelt wurden. Von den ersterwähnten 684 Papieren genügten 683 Papiere = 92,5 pCt. den durch das Wasserzeichen gewährleisteten Eigenschaften. Unter diesen 633 Papieren befanden sich 96 = 14 pCt., welche dem Wasserzeichen nur mit Rücksicht auf § 4 der »Vorschriften für die Lieferung und Prüfung von Papier zu amtlichen Zwecken« ent sprachen; nach diesem Paragrafen dürfen bekanntlich die mit einem vorschriftsmässigen Wasserzeichen versehenen Papiere in ihrer Reiss länge und Dehnung höchstens um 10 pCt. nach unten hin von den ver langten Werthen ab weichen. Von den oben erwähnten 186 Papieren, bei denen nur einzelne Eigenschaften festzustellen waren, wurden untersucht: 1. 28 Papiere 2. 5 „ 3. 152 4. 1 Papier auf Reisslänge, Dehnung und Widerstand gegen Zer knittern, „ Reisslänge und Dehnung, „ Widerstand gegen Zerknittern, „ Aschengehalt. Von den Papieren zu 1 genügten 18 und 10 genügten nicht. 2 14 73 72 ?? 73 4 73 x 29 73 » » » » 3 » 141 » 11 » » Das unter 4 aufgeführte Papier genügte. Vergleicht man die in den Jahren 1892 bis 1901 bei der vollständigen Untersuchung von Wasserzeichen-Papieren gemachten Erfahrungen, so ergiebt sich, dass sich das Verhältniss der dem Wasserzeichen ent sprechenden Papiere zu den nicht ausreichenden im Jahre 1901 er heblich gebessert hat. Die untersuchten 684 Papiere rühren von 49 verschiedenen Fabriken her; von 35 Fabriken, die äusser den 49 ihr Wasserzeichen bei der Versuchsanstalt angemeldet hatten, gelangten keine Papiere zur Untersuchung. Die Sicherheit der einzelnen Fabriken in der Herstellung von Papieren mit bestimmten Eigenschaften ist recht verschieden; man muss hierbei naturgemäss diejenigen Firmen äusser Betracht lassen,