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Nr. 37 1326 Buchgewerbe Buchbinderei ** Buchdruck * * * * * * Buchhandel *** Steindruck Eingesandte Werke finden Besprechung Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme Berliner Typographische Gesellschaft Die in letzter Sitzung beschlossene Frühjahrspartie findet bei günstiger Witterung nächsten Donnerstag, 8. Mai (Himmelfahrt) statt, und zwar ist folgendes Programm ver einbart worden: Partie nach Heiligensee Abfahrt vom Stettiner Vorort-Bahnhof 8 06 , Ankunft in Tegel 837. Nach kurzer Frühstücksrast im Seeschlösschen (am See), Spaziergang durch den Schlosspark; am Herrschaftshause vorbei auf der Höhe dann zur Ruhestätte Derer v. Humboldt. Westlich durch die Haide über Sandhausen, links die Havel, rechts Heiligensee, wird Restaurant Zickoic (Dampferstation) erreicht. Hier längere Mittagsrast, Anschluss für Nachzügler, dann gemeinsame Rückfahrt per Dampfboot nach Tegel. Es wird beabsichtigt, diese Partie etwa um 3 Uhr abzuschliessen. Heimfahrt mit der Strassenbahn. Wir hoffen, dass sich die Mitglieder hieran recht rege be theiligen und diese Gelegenheit zu näherem kollegialem An schluss und zu persönlicher Bekanntschaft wahrnehmen. Die nächste Sitzung findet am 13. Mai, abends 9 Uhr, im Buchgewerbesaal, Friedrichstrasse 231, statt. Die Tages ordnung dieses Vortrags-Abendes der sehr interessant zu werden verspricht, lautet: 1. Geschäftliches. Eingänge. 2. Aufnahme neuer Mitglieder. 8. Vortrag des Herrn Dr. Hans Brendicke über Berliner Exlibris- Zeichner und -Sammler. Verbunden mit einer reichhaltigen Ausstellung ausgewählter Stücke. 4. Das Zeichnen mit dem verbesserten amerikanischen Luftpinsel ^Aerograph«. Erklärend vorgeführt von Herrn Frederick W. King und dem Zeichner Herrn Müller-Appenroth. 5. Verschiedenes. Fragen. Die verehr). Mitglieder werden hierzu mit dem Hinweis darauf eingeladen, dass ausserdem die Arbeiten des Wett bewerbs der Firma Koenig & Bauer und Skizzen der Graphischen Gesellschaft Magdeburg ausliegen. Um recht pünktliches und zahlreiches Erscheinen bittet Der Vorstand Gäste recht willkommen! Von 8 Uhr ab liegen die Fachzeitschriften aus NB. Am 11. Mai bleibt der Buchgewerbesaal einer Ver sammlung wegen geschlossen; sonst alle Sonntage von 1/211 bis 1 Uhr Lesestunden. Bibliothek. Wechselnde Ausstellungen. Die gut besuchte Sitzung am 29. April wurde vom Vor sitzenden, Herrn Könitzer, mit einem Hinweise auf die ausge stellten Entwürfe und Druckarbeiten eröffnet. Die Wände des Buchgewerbesaales zeigten noch Berliner Drucksachen der jüngst geschlossenen Ausstellung; auf zwei Tafeln waren neu ausgelegt: die Anzeigen-Entwürfe, welche aus dem Wettbewerbe der Firma König & Bauer in Würzburg hervorgegangen sind, sowie eine Anzahl von Entwürfen, welche von der Graphischen Gesellschaft in Magdeburg zur Verfügung gestellt waren und aus dem Wettbewerbe für Festdrucksachen stammten, die an lässlich der im vorigen Jahre in Magdeburg stattgefundenen Aufstellung eines Gutenberg - Denkmals gefertigt wurden. Beide Ausstellungen waren sehr interessant und gaben der inhaltreichen Arbeitssitzung von vornherein eine ungewöhn liche Bedeutung. Vor Eintritt in die Tagesordnung widmet der Vorsitzende einem vor acht Tagen verstorbenen jungen Mitgliede, Herrn Morits Neumann, einem allezeit strebsamen Accidenzsetzer, herz liche Worte treuen Gedenkens. Unter den geschäftlichen Eingängen befindet sich die An frage einer Berliner Firma, welche die Bezugsquelle für eine im Muster vorliegende Brodschrift wissen will. Der Vor sitzende legt das Muster zur Ansicht aus; trotzdem konnte die Giesserei nicht ohne Weiteres festgestellt werden, da zu viel einander ähnliche Schriften am Markte sind. Eine Anzahl Broschüren, das von Maw Pellnitz in Leipzig für das Jubelfest der dortigen Typographischen Gesellschaft verfasste Festspiel enthaltend, wurden zur Ansicht ausgelegt; den Verkauf zu 50 Pf. das Stück hat das Mitglied Herr Albin Weber, Berlin- Schöneberg, Stubenrauchstrasse 11, übernommen. Der Vor sitzende weist darauf hin, dass auch die sonstigen Leipziger Festdrucksachen ausgestellt sind. Zum Beitritt angemeldet hat sich Herr Rotationsmaschinen meister Adolf Dietze, Rixdorf, Pannierstr. 14. In Erledigung der Tagesordnung regt der Vorsitzende die Veranstaltung einer Frühjohrspartie an. Die Versammlung be schliesst, eine solche am Himmelfahrtstage zu unternehmen und nimmt als Ziel Tegel und Umgebung in Aussicht. Nähere Mittheilungen gehen den Mitgliedern noch direkt zu. Nnnmehr erhält Herr Georg Erler, Korrektor in der Druckerei der »Deutschen Warte«, das Wort zu seinem Vortrage: »Ueber die neue Rechtschreibung«. Es ist ein für den Buchdrucker recht trauriges Kapitel, so beginnt Redner, das er erörtern will. Zu dem Vielerlei in der deutschen Rechtschreibung gesellt sich nun noch eine aller neueste, wie sie in der von Württemberg angeregten vor jährigen Konferenz festgestellt wurde. Diese neue Recht schreibung stellt sich als ein Uebereinkommen dar, weniger als ein Schreibgesetz. Indessen hat in der Konferenz die Rechtschreibung, als Ganzes betrachtet, insofern eine dem Buchdrucker angenehme Behandlung erfahren, als bei Fest stellung der meisten Schreibweisen augenscheinlich die fonetische Richtung der Sprachbildung mehr berücksichtigt wurde, als dies bisher bei der amtlichen Behandlung der Rechtschreibung der Fall war. Der fonetischen Richtung, welche auf die Uebereinstimmung von Schrift- und Lautsprache Werth legt, steht bekanntlich eine historische gegenüber, die sich mehr auf die Erforschung des Sprachstammes stützt und demnach in ihren Forderungen weniger leicht verständlich ist. Die neue Bearbeitung des amtlichen Regelbuches von Erbe hat sich dementsprechend dem fonetischen System mehr ge nähert. Nimmt man Alles in Allem, so ist die' neueste Recht schreibung immerhin freudig zu begrüssen. Denn beinahe wären wir in der Frage der Rechtschreibung um 20 Jahre zurückgekommen: bei Einführung des Bürgerlichen Gesetz buches schien es fast, als ob die Rechtschreibung desselben maassgebend werden sollte, und dann wäre die sogen. Putt- kamer’sche Rechtschreibung umsonst gewesen. Redner schilderte dann die Unterschiede der verschiedenen Rechtschreibungen in grossen Zügen und verweilte länger bei der neuesten Rechtschreibung. Sie drängt das th und ph noch mehr zurück (Berta, Bertold, Artur, Efeu, aber Thron, Thüringen) und ersetzt selbige durch t und f, sie bevorzugt weiter k und z und regelt die Anwendung des langen f in vielen bislang strittigen Punkten (Knospe, Drechsler, Abwechslung). Auch die Theilungsfragen (Emp—fangen, La—sten) werden durch die neue Rechtschreibung in einer für den Buchdrucker an genehmen und leicht fasslichen Weise geklärt. Redner be zeichnet Erbe’s Regelbuch für den Buchdrucker als recht brauchbar, ebenso das Duden’sche Buch; er nennt ferner das in Max Hesse’s Verlag in Leipzig erschienene Werk von Dr. Matthias, ein anderes aus der Reklam’schen Sammlung und das Werk von Dr. H. Vogel, Verlag von G. Langenscheidt, das auch grammatische Fragen behandelt. Im letzten Theil seines Vortrages erörtert der Redner den Standpunkt des Buchdruckers in der ganzen Angelegenheit, um aus der neuen, Norden und Süden des Deutschen Reichs verbindenden Rechtschreibung Vortheile zu ziehen. Redners Meinung geht dahin, dass der Buchdrucker umso mehr Vor-