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Nr. 30 1074 Buchgewerbe Buchdruck * * * Buchbinderei * * *** Steindruck * * * Buchhandel II Eingesandte Werke finden Besprechung Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme Berliner Typographische Gesellschaft Zu der am 15. April, abends 9 Uhr, pünktlich im Berliner Buchgewerbesaal, Friedrichstrasse 231, stattfindenden Sitzung werden die geehrten Mitglieder ergebenst eingeladen. Der Vorstand Tages-Ordnung: 1. Geschäftliches. Eingänge. 2. Bericht über das 25. Stiftungsfest der Typographischen Gesell schaft zu Leipzig. 3. Vortrag des Herrn Hans Naeter über die alfabetische Ordnung im Registersatz. 4. Diskussion über die im Saale ausgestellten Drucksachen. Der Saal ist von 5 Uhr ab geöffnet. 5. Technisches. Fragen. Sonstiges. Lese-Gelegenheit von 5 Uhr ab Gäste sind willkommen! Am Sonntag, 13. April, fällt wegen einer im Buchgewerbe saal vormittags stattfindenden Versammlung die Lesestunde aus, und auch die Ausstellung bleibt an diesem Tage geschlossen. In der Sitzung vom 3. April wurden als Mitglieder aufge nommen: die Herren Max Lorke, Hans Farenbacher, Otto Wollermann und Hierl-Deronco. Sodann theilte der Vorsitzende Herr Könitzer mit, dass das langjährige Mitglied der Gesellschaft, Herr Gustav Schatte, am 22. März verstorben sei, und die Ge sellschaft leider erst verspätet von diesem Todesfall Kenntniss erhalten habe. Die Anwesenden ehrten das Andenken des Verstorbenen durch Erheben von den Sitzen. Ferner berichtete der Vorsitzende, dass sich vorläufig etwa 12 Personen zur Theilnahme an dem Stiftungsfest der Leipziger Typographischen Gesellschaft gemeldet hätten, dass aber eine grössere Betheiligung sehr erwünscht sei. Die Theilnehmer würden Gelegenheit finden, im Buebgewerbehause eine Farbendruck-Ausstellung zu be sichtigen, wie sie in solchem Umfange bisher wohl noch nicht dagewesen sei. Ferner wurde mitgetheilt, dass das Inserat- Preisausschreiben der Firma König & Bauer einen befriedigenden Erfolg gehabt habe; es seien 43 Entwürfe eingegangen. Die Ausstellung derselben werde erfolgen, nachdem die Preisrichter ihres Amtes gewaltet hätten. Der Vorsitzende weist darauf hin, dass am Sonntag, den 6. April, im Buchgewerbesaal eine Druck sachen-Ausstellung eröffnet wurde und an den bereits bekannt gegebenen Tagen bis zum 20. April zu besichtigen sei. An demselben Tage veranstaltet, wie leider zu spät bekannt ge worden sei, auch der Berliner Maschinenmeister-Verein in Cohn’s Festsälen eine Ausstellung, die indessen nur an diesem einen Tage geöffnet sei. Die von Herrn Naeter gegebene Anregung, ob der Maschinenmeister-Verein seine Ausstellung nicht im Buchgewerbe-Saal veranstalten könne, wurde dahin beantwortet, dass diese Ausstellungen einen grösseren Raum beanspruchen, und dass dieselben stets mit einem Kommers in einem Neben saal verbunden seien, an dem mehrere Hundert Personen theil nehmen. — Dem Kassirer der Gesellschaft, Herrn A. Stadthagen, welcher dieses arbeitsreiche und verantwortungsvolle Amt seit der Begründung der Gesellschaft, also seit fast 23 Jahren, un unterbrochen verwaltet habe, wurde aus Anlass eines freudigen Familienereignisses als Aufmerksamkeit eine mit Monogramm und Widmung versehene Brieftasche überreicht. Hierauf erstattete Herr Julius Schneider einen ausführlichen Bericht über die ausländische Fachpresse Seinen Ausführungen schickte er die Versicherung voraus, dass es ihm fernliege, einzelne Fachblätter anzugreiten, dass er es aber für nothwendig halte, auf vorgefundene Mängel hin zuweisen. Die Fachpresse habe die Aufgabe, erzieherisch zu wirken und zwar auch da, wo Fachschulen und ähnliche Lehranstalten nicht vorhanden sind, darum müsse man an die Fachpresse hohe Anforderungen stellen. In Frankreich gewinnt der moderne Stil mehr und mehr an Boden und lehnt sich an den deutschen Geschmack an, das gehe aus den Erzeugnissen der Schriftgiessereien her vor. Anstelle der Scheiter & Giesecke'schen Edellinien z. B. habe man dort wilde Ranken geschaffen, doch seien die französischen Erzeugnisse zu lebhaft und nicht genügend durch gearbeitet. Das werde auch von den Verständigeren bereits eingesehen, und die in Brüssel erscheinende »Revue G-raphique Beige« bringe bereits einen Artikel, in welchem zur Mässigung gemahnt werde. In Frankreich suche die Lithografie dem Buchdruck noch viele Accidenzen streitig zu machen. Gerade die besseren Arbeiten, Rechnungen, Briefköpfe, Wechsel usw. würden vielfach mit grossem Kostenaufwande für Original zeichnungen in Lithografie ausgeführt und der einmal vor handene Stein immer wieder benutzt. Das Verhältniss habe sieh zwar in letzter Zeit etwas zu Gunsten des Buchdrucks geändert, doch bleiben dem Buchdruck im Allgemeinen neben den Werken und Katalogen nur die geringeren Accidenzen. In der Lithografie wird Vorzügliches geleistet, und die Mehr zahl der grösseren Buchdruckereien besitzt auch lithografische Anstalten. Einen Beweis von der französischen Auffassung gebe das Organ der Buchdruckereibesitzer, das »Bulletin otficiel«^ dessen Titel in Lithografie hergestellt sei. Weiter bespricht der Referent einen Aufsatz über die Kreisbewegungsmaschinen, die in Frankreich nur wenig eingeführt seien, weil sie mehr kosten als die mit Eisenbahnbewegung und angeblich auch mehr Kraft erfordern. (Die letztere Behauptung wurde durch Herrn Gustav Jahn widerlegt und ausgeführt, dass die meiste Kraft durch die Bewegung des Fundaments in den Gleitbahnen beansprucht werde, die bei beiden Gattungen von Maschinen nothwendig sind. Es sei darüber gestritten worden, ob eine breite oder schmale Gleitsohle vortheilhafter sei; die Praxis habe das letztere gelehrt. Neuerdings sei festgestellt worden, dass die Kugellager mit vier Gleitbahnen die wenigste Kraft erfordern; dabei seien noch zwei kleine Rollen angebracht, welche "die Vorwärtsbewegung des Druekzylinders erleichtern, in dem Augenblick, wo der Druck ausgeübt werde. Hierdurch werde auch das Festsaugen des Schlittens in den Gleitbahnen vermieden. Eine solche Maschine erfordert im Format von 16 Seiten der »Woche« kaum 2 PS zum Betriebe, während die älteren Maschinen mit nur zwei Bahnen ohne Rollen 5 PS erfordert hätten. Die Kreisbewegung an sich habe aber hier mit nichts zu thun.) Der Vortragende berichtete dann weiter, man habe in Paris berechnet, der Maschinensatz sei theurer als der Handsatz, wenn man alle Störungen, Reparaturen und sonstige Nebenkosten in Betracht ziehe. Der Franzose lasse sich anscheinend nicht durch die Parforce-Leistungen ver blüffen, welche in den Prospekten der Maschinenfabriken auf geführt werden. In Wirklichkeit sei ein Bedürfniss für die Einführung der Setzmaschinen in Paris kaum vorhanden- Anders sei dies in Amerika bei dem ungeheuren Umfange der Zeitungen und den viel höheren Preisen des Handsatzes. Weiter erwähnt der Referent einen Artikel des Herrn Prof. Winkler aus der »Woche«, in welchem dieser die Frakturschrift den Ruin der Augen nennt und einen ökonomischen und kulturellen Vortheil darin sieht, wenn wir wie die anderen Kulturvölker uns nur der Antiqua-Schrift bedienen würden. Herr Smalian knüpfte hieran in den Mäser'schen Jahrbüchern eine Betrachtung, wonach das grösste Interesse an der Be seitigung der Fraktur unstreitig die deutschen Buchdruckereien hätten, die gegenüber den Druckereien des Auslandes ein höheres Anlagekapital brauchten. Indessen sei auf Beseitigung der Frakturschrift zunächst wohl nicht zu rechnen, zumal Bibel und Gesangbuch, die Gesetzsammlungen, die theologische Litteratur usw. alle lediglich in Fraktur gedruckt werden. Solange nicht der Staat dafür eintrete, dass schon die Schul fibeln in Antiqua gedruckt würden, sei auf Beseitigung der Fraktur nicht zu rechnen. Bei dem Meinungsaustausch über diese Frage sprachen sich die meisten Stimmen für Abschaffung der Fraktur aus. Die hauptsächlichste Schwierigkeit bestehe in der Macht der Gewohnheit, dass aber auch diese gebrochen