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^ 39, 16. Februar 1912. Nichtamtlicher Teil. BSrleMa» s. d. Dtlchn. Buchhandel. 2057 auch wohlbekauute Objekte wiedergefunden habe, die man in einer sehr niedlichen Ausmachung bereits in früheren Aus stellungen bemerkt habe. Kein Wunder, daß also Ausstel lungen zunächst mit Gleichgültigkeit zu kämpfen hätten. Was von den Weltausstellungen gelte, gelte leider auch von den Fachausstellungen. Ganz wenige nur machten eine Aus nahme Eine Ausstellung, die gewissermaßen Epoche gemacht habe, sei dis Dresdner Hygiene-Ausstellung gewesen. Sie sei in einer ganzen Reihe von Punkten tatsächlich ein Novum gewesen. Darauf schiebe er es nicht zum geringsten, daß ihr Erfolg ein so großer und erheblicher gewesen sei. Man werde in Leipzig versuchen müssen, sie sich als Vorbild dienen zu lassen, sie nach der merkantilen Seite zu entwickeln. Worin beruhe es nun aber, daß die meisten Ausstellungen langweilten? Das finde seine Erklärung in der Museumsmäßigkeit ihrer Ausstellung. Das gewöhnliche, stumpfe Publikum drücke sich an den Glasschränken der Ausstellungen vorbei. Der Neugierige bleibe nur einen Moment stehen und entferne sich ebenfalls wieder. Man werde auch bei dem, was aus gestellt sei, meist nicht orientiert über den Preis, über den Beziehungsort und über die Beziehungsart der Ware, und die meisten der Ausstellungen hätten doch einen merkantilen Zweck. Genau so sei es mit dem, er möchte sagen, technischen Anschauen. Er werde überall verhindert, einen Gegenstand zu betasten und zu be rühren. Er könne sich nur durch die Glasscheiben über zeugen, was etwas sei. Unter allen Umständen aber sei er verhindert, den Gegenstand, der ihn interessiere, anzukaufen. Diese großen Ausstellungen seien Mustermessen, aber keine Verkaussmessen. Es erscheine ihm dringend notwendig, daß mehr und mehr die meisten Teile dieser Ausstellungen dahin entwickelt würden, daß das Publikum imstande sei, das Kausbsdürsnis, das durch den Gegenstand künstlich geweckt sei, an Ort und Stelle zu befriedigen. Das werde nicht zum Schaden der Ausstellungsleitung sein, da in gewissen Fällen gewisse Prozente — und es könnten sehr hohe sein — an die Ausstellungsleitung abzuliefern seien. Was von den Fachausstellungen gelte, gelte insbesondere leider auch auf dem Gebiete der Buch- und graphischen Ausstellungen. Was man hier ausstellen könne, sei nicht der Geist und der Inhalt des Buches. Gewisse Verhältnisse des Textes, der Musiknoten, des Kunstwertes könnten nicht ausgestellt werden, wenigstens nicht nach dem bisherigen System der Ausstellungen, und was die Buchhändler ausstellten, sei der Satz, der Druck und der Buchbindereinband. Daß infolgedessen weite Kreise des Buchhandels zunächst schwierig zu haben gewesen seien, sich für diese Ausstellung zu interessieren, könne niemand wundernehmen. Das alles erwähne er, um zu sagen, daß die Herren, die an der Spitze des neuen Unter nehmens ständen und die Mängel so gut kennen würden wie er, nun bestrebt sein würden, sie zu beseitigen. Er hoffe, wie Dresden Epoche gemacht habe auf dem Gebiete der Hygieneausstellung, Leipzig Epoche machen werde auf dem Gebiete der merkantilen Ausstellung im Buch- und graphischen Gewerbe. Die Leipziger Ausstellung solle nicht nur eine Muster messe sein,sondern auch eineVerkaufsmesse. Es sollten nicht nur die graphische Kunst allein, sondern auch das Verfahren, die Herstellungsarten, es solle nicht nur die Gegenwart, sondern auch die allmähliche Entwicklung gezeigt werden, die unser heutiges künstlerisches Buch- und graphisches Gewerbe von Gutenbergs und Senefclders Erfindung an bis zur Photo- chemie der heutigen Tage durchgemacht habe. Es sollten nicht nur Musterzweige gezeigt werden, sondern auch diejenigen, in denen man vom Auslands noch lernen und wo man ver gleichen könne, warum man gewisse Exportartikel verloren habe an andere Länder. Es solle nicht nur das Börsenblatt ftlr den Deutschen Buchhandel. 79. Jahrgang. Außere des Buches gezeigt werden, sondern man wolle mit Hilfe von Phonographen und Kinematographen, von Vorlesungen, vorbildlichen Vorträgen und Führern, mit Theatern und Konzerten versuchen, das Innere des Buches, das Innere des Tonwerks aufzuschließen. An der Spitze der Ausstellung stehe Herr vr. Volkmann, einer der Inhaber der Firma Breitkopf L Härtel, die seit 1719 eine Zierde des sächsischen Buchhandels sei, ein energischer und ruhiger Mann, von dem man erwarten dürfe, daß er allen diesen Zielen gerecht werden werde. Sollte der Erfolg, der auch wegen der jetzt zu bewilligenden Garantiesumme interessiere, hinter den Erwartungen Zurückbleiben, so könne das nicht eins Schuld sein eines unüberlegten Plans und zu geringer Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse der betreffenden Kreise, sondern man müsse sich dann beruhigen bei dem Gedanken, alles getan zu haben, was möglich gewesen sei, um etwas Neues, nicht schon Dagewesenes zu bieten, um etwas zu bieten, was die betreffenden Kreise des Publikums angezogen habe, die an der Buchdruckerkunst und ihren Erzeugnissen Interesse hätten. Glücklich sei die Zusammenlegung der Ausstellung mit dem Jubiläum der Königlich Sächsischen Graphischen Akademie in Leipzig. Ihr Leiter, Herr Professor Seeliger, biete die Gewähr, vor den Augen des In- und Auslandes hervorragende Leistungen zeigen zu können. Nur durch das hochherzige Entgegenkommen der Stadt Leipzig, der Staats regierung und der beiden Häuser des Landtags werde es mög lich sein, etwas zu erreichen, was Sachsens graphische Industrie und Sachsens Buchdruckerkunst zur Ehre gereichen werde. Der nächste Redner, Herr Wirk!. Geh. Rat Universitäts professor vr. Wach, Exzellenz, leitete seine lebhafte Zu stimmung zu dem erfolgverheißendeu Plane mit der Er klärung ein, daß er sich in der glücklichen Lage befinde, der interessanten Jungfernrede des hervorragenden Herrn Ver treters des Buchgewerbes überall beizustimmen, vielleicht mit dem kleinen Vorbehalt, daß er sich von der kinemato- graphischen und phonographischen Vorführung eines Buch inhaltes auf der Ausstellung nicht sonderlich viel verspreche. Bedenken gegen die Ausstellung wurden von keiner Seite erhoben und die Unterstützung des Unternehmens durch die sächsische Regierung einmütig gutgeheißen. Daß auch der Buch- und Musikalienverlag seine beim Auftauchen des Planes zunächst gezeigte kühle Zurückhaltung, deren Gründe Herr Brockhaus oben ja zutreffend geschildert, inzwischen aufgcgeben hat zeigt der Verlauf einer Besprechung von Vertretern des Leipziger Buch- und Musikoerlags, die am 31. Januar im Deutschen Buchhändlerhaus stattgesunden hat. Sie war im Interesse der geplanten internationalen graphischen Ausstellung von Herrn Artur Seemann, 2. Vorsteher des Börsenvereins, Herrn Arthur Meiner, Vorsteher des Deut schen Vcrlegervereins, und Herrn Carl Linnemann, Vor steher des Deutschen Musikalien-Verleger-Vereins, einberufen worden und von zahlreichen Vertretern des Leipziger Buch- und Musikalienhandels besucht. Außer den Ein- berufern und Herrn vr. L. Volkmann, in dessen Händen die Ausstellungsleitung liegt, waren u. a. erschienen die Herren: Edm. August Astor, vr. Robert Astor, Otto Beyer, vr. Friedrich Brandstetter, Felix von Bressensdors, H. A. L. Degener, Wilhelm Diebener, Paul Eger, G. Frank, Rudolf Gleißen berg, Geh. Hosrat vr. Oskar von Hase, Karl W. Hiersemann, Alfred Hoffmann, Arvid Johansen, vr. Anton Kippenberg, Gustav Kirstein, Alfred Kröner, Oskar de Liagre, Walter Richard Linnemann, vr. Felix Meiner, Georg Merseburger, Max Merseburger, vr. Heinrich Meyer, Kommerzienrat Otto Nau- hardt, Richard Quelle, Daniel Rahter, Carl Neinecke, Andreas Scherz, Rudolf Schick, Fritz Schuberth, Alfred Voerster, Carl Wagner, Hans Wunderlich, vr. Julius Zeitler. 26S