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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Diel» Zeitung erschein! täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn» und Feiertage. Der Bezugspreis beträgt bei Abholung wöchentlich 45 Rpf., bet Lieferung frei HauS 50 Rpi- Postbezug monatlich 2.80 RM. Im Falle höherer Gewalt oder sonstiger Betriebsstörungen Hai der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugspreises. — Preise und Nachlatzsätze bei Wiederholungen nach Preisliste Nr. S — Für daS Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den GrschetaungStagen bis vor». 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr K Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann «. Gebrüb« Mohr. Hauptschriftletter: Walter Mohr, PulSnttz; Stellv.: Walter Hoffmann, Pulsnitz. Verantwortlich für den Heimatteil, Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, PulSnttz; für Politik, Bilderdienst und den übrigen Test Walter Mohr, PulSnttz. D. A. XI.: 22S^ Geschäftsstellen: Albertsttaße 2 und Adolf-Httler-Straße 4. Fernruf 518 und 550 Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft zu Kamenz, des Ttadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz Nr. 289 Freitag, den 11. Dezember 19S6 88. Jahrgang Bönig Eduard dankt ab Der Herzog von Aork Nachfolger des Königs Der englische Ministerpräsident Baldwin gab im eng lischen Unterhaus bekannt, daß König Eduard VIII. ab- gedankt hat, und daß sein Bruder, der Herzog von York, sein Nachfolger wird. Ministerpräsident Baldwin betrat, gefolgt von seinen Sekretären, das Unterhaus. Der Sprecher erteilte ihm das Wort. Baldwin erhob sich hier auf und erklärte, er habe eine Mitteilung des Königs, die dieser persönlich unterzeichnet habe. Er begab sich hier- aus zum Sprecher und überreichte diesem die Botschaft des Königs. Der Sprecher verlas hierauf die Botschaft, in der König Eduard VIN. auf seinen Thron verzichtet. Der Her zog von York wird Nachfolger König Eduards VIII. Oie Proklamation Eduards VIII. Die Proklamation König Eduards VIII., die im Unter« Haus vom Sprecher verlesen wurde, hat folgenden Wort laut: Nach langer und sorgfältiger Erwägung habe ich mich entschlossen, aus den Thron zu verzichten, den ich nach dem Tode meines Vaters bestiegen habe, und ich teile nunmehr diesen meinen endgültigen und unwiderruflichen Ent schluß mit. In der Erkenntnis der Schwere dieses Schrittes kann ich nur hoffen, daß mich meine Völker bei der Entschei dung verstehen werden, die ich gefaßt habe, und die Gründe, die mich veranlaßt haben, sie zu fassen. Ich will mich nicht über meine privaten Gefühle äußern, aber ich ütte, daß man sich daran erinnern möge, daß die Last, >ie ständig auf den Schullern eines Souveräns lastet, so chwer ist, daß sie nur getragen werden kann unter Um- tänden, die verschieden sind von denen, in denen ich mich etzt befinde. Ich glaube, daß ich nicht die Pflicht über- ehe, die auf mir lastet, der ich im Vordergrund des öffentlichen Lebens stehe, wenn ich erkläre, daß ich mir dessen bewußt bin, daß ich diese schwere Aufgabe nicht länger mehr wirksam und zu meiner Zufriedenheit er füllen kann. Ich habe daher heute morgen einen Ab» dankungsakt unterzeichnet, der folgenden Wort laut hat: „Ich, Eduard VIII., König von Großbritannien, Irland und den britischen Dominions über See, Kaiser von Indien, erkläre hiermit meinen unwiderruflichen Beschluß, für mich und meine Nachkommen aus den Thron zu verzichten, und meinen Wunsch, daß dieser Akt der Abdankung sofort in Kraft trete. Eduard VIII. Wagenborg-Archiv. (M). Zu Urkund dessen habe ich eigenhändig an diesem 1V. Dezember 1S36 in Gegenwart der Zeugen, deren Unterschriften folgen, unterzeichnet. gez. Eduard VIII. Die Unterzeichnung dieses Staatsaktes durch mich wird von «einen drei Brüdern bezeugt, Ihren König lichen Hoheiten dem Herzog von Bork, dem Herzog von Gloucester und dem Herzog von Kent. Ich würdige auf das tiefste di« Gesinnung, aus der an mich appelliert worden ist, eine andere Entscheidung zu fällen. Ich habe, bevor ich meinen endgültigen Ent schluß gefaßt habe, ihn aus das gründlichste erwogen. Aber ich habe «einen Entschluß gefaßt. Darüber hinaus muß jede weiter« Verzögerung höchst schädlich für die Völker sein, denen ich versucht habe, als Prince of Wales und als König zu dienen, und deren Glück und Wohl der ständige Wunsch meines Herzens ist. Ich »«hm« Abschied in der zuversichtlichen Hoffnung, daß dar Kurs, den zu befolgen ich für richtig halte, derjenige ist, der der beste für die Stabilität des Thrones, das Reich und für das Glück meiner Völ ker ist. Ich empfinde auf das tiefste die Achtung, die sie mir stets entgegengrbracht haben, sowohl vor wie nach meiner Thronbesteigung, und von der ich weiß, daß sie in vollem Umfange auf meinen Nachfolger übertragen werden wird. Ich wünsche dringend, daß bei der Inkraftsetzung des von mir unterzeichneten Staatsaktes keine Verzögerung ein tritt. und daß alle notwendigen Schritte sofort getan werden, damit mein rechtmäßiger Nachfolger, mein Bru der, Seine Königliche Hoheit der Herzog von Bork, den Thron besteigen kann. Erklärung Baldwins Die englische Oeffentlichkeit beschäftigte sich bereits seit einer Reihe von Tagen in umfangreichem Maße mit einem Verfassungskonflikt, der aus dem Wunsche König Eduards VIII. entstanden ist, Frau Erneste Simpson zu heiraten. Ministerpräsident Baldwin gab im englischen Unterhaus dazu am Montag eine Erklärung ab. Darin brachte er zum Ausdruck, daß der König die volle Mög lichkeit habe, eine Entscheidung abzuwägen, die unmittel bar sein eigenes künftiges Glück und die Inter essen aller seiner Untertanen berühre. Sobald der König zu einer Schlußfolgerung darüber gekommen sei, was er zu tun beabsichtige, werde er ohne Zweifel an die Regie rungen in England und in den Dominions eine ent sprechende Mitteilung gelangen lassen. Es werde sodann Sache dieser Regierungen sein, zu entscheiden, was für einen Nat und ob sie überhaupt einen Rat ihm pflicht gemäß in dieser seiner Entscheidung zu geben haben. Eduard VIII. Eduard VIII. wurde am 23. Juni 1894 als ältester Sohn des nachmaligen Königs Georg V. von England, damals Herzog von Bork, und seiner Gemahlin Mary, geb. Fürstin von Teck, geboren. Er erhielt an seinem 16. Geburtstag den Titel Prince of Wales. Nachdem er 1912 drei Monate auf HMS. „Hindustan" Dienst getan und sich während sünf Monaten in Frankreich aufgehalten hatte, studierte er in Oxford Staatsrecht und Geschichte. Bei Ausbruch des Krieges trat er im 3. Bataillon des 1. englischen Gardegrenadierregiments zum aktiven Dienst ein. Zunächst wurde er bei höheren Stäben verwendet, doch hat er später auf eigenen Wunsch und gegen den Willen Kitcheners auch in der Front Dienst getan. Nach dem Kriege unternahm er weite Reisen in alle Teile des englischen Weltreiches. Durch sein gewinnen des Wesen erwarb er sich dabei in allen diesen Ländern große Volkstümlichkeit. Diese Reisen, die zuerst nur zur Information des künftigen Herrschers galten, nahmen mit der wachsenden Weltwirtschaftskrise einen anderen Charakter an, sie wurden handelspolitische Zweckunter- nehmungtn zur Anbahnung von Absatzmöglichkeiten für die englische Industrie. Auf einer dieser Reisen erreichte ihn im innersten Afrika im Dezember 1928 die Nachricht von der schweren Erkrankung seines Vaters, daraufhin legte er die Reise bis London, die normalerweise 23 Tage er fordert, in nur 9V- Tagen zurück. Diese Rekordleistung brachte den Thronfolger dem sportlich empfindenden «nglisch«n Volke außerordentlich nahe. Am 11. Juni 1935 hielt der Prinz auf der Jahresversammlung der Front kämpfervereinigung „British Legion" eine bemerkenswerte Red«, in der er auf die Notwendigkeit einer deutsch- rnglisch«l Verständigung hinwies. Mit dem am 20. Januar d. I. erfolgten Tode seines Naters, des Königs Georg V., bestieg der Prinz als König Eduard VIII. den Thron. In aller Erinn»ung steht noch die Reise des Königs in die Walliser Notstandsgebiete und sein Versprechen, sich für eine Verbesserung der Lage der notleidenden Bevölke rung einzusetzen. Eduard VIII. ist aber auch als Sports man» hervorgetreten. Es gibt kaum eine Art des Sportes, mit der er sich nicht leidenschaftlich beschäftigte. Durch sein einfaches, sportliches und kameradschaftliches Wesen, seine eingehende Beschäftigung mit sozialen Fragen hat sich der König vor allem in den breiten Kreisen der Be völkerung seines Reiches großer Volkstümlichkeit und Be liebtheit erfreut, die bei zahlreichen Gelegenheiten herz lichen Ausdruck fand. Oer neue König Der neue König wu-de als Prinz Albert am 14. De zember 1895 als zweiter Sohn König Georgs V. von England geboren. Für die Marine bestimmt, wurde er im September 1913 Seekadett und machte noch im gleichen Jahr eine Fahrt nach Westindien. Aus Gesundheits rücksichten konnte er zu Beginn des Krieges am aktiven Dienst nicht teilnehmen, machte aber später die Skagcrrak- schlacht mit und wurde gegen Ende des Jahres 1917 der Marinesektion der Königlichen Luftstreitkräfte attachiert, bei der er von Oktober 1918 ab als Pilot Dienst tat. Nach Beendigung des Krieges studierte der Prinz in Cambridge für kurze Zeit Geschichte, Nationalökonomie und Staatswissenschaft (1919), erhielt im Juni 1920 den Titel eines Herzogs von York, 1921 den Rana eines „commanders" in der Flotte und 1922 den eines Obersten des East Yorkshire Regiments. Am 26. April 1923 fand die Vermählung des Herzogs mit Lady Elisabeth Mar guerite Bowes-Lyon, Tochter des Earl of Strathmore and Kinghorne, statt, deren Familie dem ältesten Adel Schott- Herzog von Bork Wagenborg-Archiv (M)