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Inzwischen hat sich jedoch die gemeingermanische Verbreitung dieser Gegen stände herausgestellt. Sie treten nicht nur im Oder-Passarge-Gebiet 41 ) und in Niederschlesien 42 ) auf, sondern ebenso in Dänemark 43 ), im rheinwesergerma- nischen Gebiet 44 ), in Mittelschlesien 45 ) sowie in Brandenburg 46 ), Nieder sachsen 41 ) und Böhmen 48 ). Von den Glasperlen aus Grab 1, die im allgemeinen in Brandgräbern nicht allzu häufig auf treten 49 ), verdienen die sogenannten Melonenperlen, also mehr oder weniger kuglige Formen mit Vertikalfurchen, hervorgehoben zu werden. Es ist eine seit der frührömischen Zeit 50 ) auf römischem Boden be kannte und wenig später über das gesamte Europa verbreitete Perlenform 51 ). Besonders seit der Mitte des 2. Jahrhunderts sind derartige Perlen im ost germanischen 52 ) wie im elbgermanischen 53 ) und rheinwesergermanischen Ge biet 54 ) belegt und halten sich nach H. Preidel 55 ) und L. F. Zotz 56 ) bis ins 5. Jahrhundert. Untersuchungen über den Herstellungsort der einzelnen Typen von Glasperlen stehen noch aus. Fest dürfte nur stehen, daß sie nicht im freien Germanien hergestellt, sondern aus provinzialrömischem Gebiet bezogen worden sind 57 ). In den mittelschlesischen Gräbern der früh- bis mittelrömischen Zeit ist dabei oftmals eine Vergesellschaftung der Glasperlen mit anderen römischen Importgütern zu bemerken 58 ). Daß Perlen nicht in 41) E. Blume, a. a. O., S. 111-113. 42) K. Tackenberg, a. a. O., S. 119—121. 43) S. Müller, Juellinge-Fundet og den romerske Periode, in: Nordiske Fortidsminder II, Kjöbenhavn 1911-1935, S. 24 ft'., Fig. 45-50. 44) R. v. Uslar, a. a. O., S. 120 I. 45) W. Schulz, Ein Kastenverschluß der mittleren römischen Kaiserzeit von Wetzendort, Kreis Querfurt, in: Jahresschrift für die Vorgeschichte der sächsisch-thüringischen Länder 15, 1927, S. 97; - ders., a. a. O. (1931), S. 84; - ders., a. a. O. (1933), S. 42; — F. Kuchenbuch, a. a. O., S. 49. 46) A. Voß — G. Stimmlng, Vorgeschichtliche Alterthümer aus der Mark Brandenburg. 2. Aufl. Berlin 1890, Abt. 5, Tai. 5,15. 47) Chr. Hostmann, Der Urnenfriedhof bei Darzau in der Provinz Hannover. Braunschweig 1874, Tat. 10,7-9. 48) H. Preidel, a. a. O., S. 280 ff. mit Abb. 320. 49) Vgl. K. Tackenberg, a. a. O., S. 104; - R. v. Uslar, a. a. O., S. 134; - Chr. Pescheck, a. a. O., S. 43. 50) R. v. Uslar, a. a. O., S. 135, Tat. 53,17. 51) Chr. Pescheck, a. a. O., S. 43. 52) Busse, Das Brandgräberfeld bei Wilhelmsau, Kreis Nieder-Barnim, in: Zeitschrift für Ethnologie 37, 1905, S. 574 mit Abb.; - E. Blume, a. a. O., S. 102 (Stufe B jgst.. d. h. zweite Hälfte des 2. Jahrhunderts); — K. Tackenberg, a. a. O., S. 104, Taf. 8,4; 10,2; 11,9; — St. Jasnosz, a. a. O., S. 267; - K. Przewoina, Osada i cmentarzysko z okresu rzymskiego w Slopanowie pow. Szamotuly, in: Fontes Archaeologici Posnanienses V, 1954 (1955), S. 127; — A. Dymaczewski, a. a. O., S. 421 f., Abb. 26,8; 183,7.8; 371,2-4. 53) A. Voß — G. Stimming, a. a. O., Abt. 5, Taf. 5,13; — H. Preidel, a. a. O., S. 316—318, Abb. 366 b und 367 b; - W. Matthes, Die Germanen in der Prignitz zur Zeit der Völkerwanderung im Spiegel der Urnenfelder von Dahlhausen, Kuhbier und Kyritz. Leipzig 1931, S. 116; — F. Ku chenbuch, a. a. O., S. 43. 54) R. V. Uslar, a. a. O., S. 135, Taf. 53,17. 55) H. Preidel, a. a. O., S. 317 f. 56) L. F. Zotz, Die spätgermanische Kultur Schlesiens im Gräberfeld von Groß-Sürding. Leipzig 1935, S. 18. 57) Vgl. K. Tackenberg, a. a. O., S. 104; - H. Preidel, a. a. O.. S. 316; - W. Matthes, a. a. O., S. 68; - Chr. Pescheck, a. a. O., S. 44; - E. Schuldt, Pritzier, ein Urnenfriedhof der späten römischen Kaiserzeit in Mecklenburg. Berlin 1955, S. 90. 58) Chr. Pescheck, a. a. O., S. 44. 77