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der Ober- und Unterseite. Die örtliche Steinbearbeitung erweist ein Bohr kern (Abb. 41,6). Bernstein, von dem mehrere unbearbeitete Stücke vorliegen, diente sicher der Schmuckherstellung 32a ). Von den großen Mengen an Pflanzenresten, die während der Grabungen auf gesammelt werden konnten, wurden Probeuntersuchungen durchgeführt, die verhältnismäßig einheitliche Ergebnisse zeitigten. Am wichtigsten ist zweifel los der Inhalt des „Getreidespeichers“, aus dem die verkohlten Pflanzenreste sackweise geborgen worden waren 33 ). Als wichtigste Tatsache muß dabei das wahrscheinlich fast restlose Fehlen von Weizen verzeichnet werden. Dafür dominiert ganz auffällig die Gerste (vielzeilige Art: Hordeum polystichum Hall 34 ); nach der Breslauer Bestimmung auch Hordeum sativum jessen 35 ), in einer kleinen Art, die jedoch noch ein größeres Durchschnittskorn besitzt als die bekannten Funde von Troja. Bei der Nachuntersuchung weiterer Proben aus den Getreidespeichern konnte lediglich ein Weizenkorn ausgesondert werden (Triticum vulgare) 36 ). Weitere Getreidearten waren auch nach den bisherigen Analysen etwa gleichzeitiger Nahrungsmittelreste nicht zu er warten. Im Gegensatz zu den Ergebnissen der Materialien aus dem Getreidespeicher stehen die Mengen an im Gesamtgelände der Burg gefundenen Körnern. Hier dominiert ganz deutlich der Weizen neben der Hirse (siehe Anmerkung 36) und bringt damit eine Angleichung an die Verhältnisse in gleichzeitigen offe nen und befestigten Siedlungen besonders der jüngeren und jüngsten Lau sitzer Kultur. Nach E. Werth stammt ein knappes Drittel des Speiseinhalts von Hülsen früchten. Dabei sind etwa in gleicher Menge die Pfahlbau-Erbse (Pisum sati vum L. var.) und die Acker- oder Saubohne (Vicia faba L. var. celtica nana Heer) angetroffen worden, wozu noch ein kleines Quantum Linse (Lehs escu- lanta Moench var. microsperma Herr — Breslau — oder var. microsperma Baumg —Werth) kommt. Weitere Untersuchungen geben Hinweise auf Kicher erbse (Cicer arientinum) und Vogelwicke (Cicia cracca); von Wildfrüchten kommen Hagebutte (Rosa canina L.) und Geschälte Eichel (Quercus pedun- culata Ehrh.) vor. Die Auswahl der vorgefundenen Unkräutersamen war zwar nicht übermäßig groß, enthielt aber immerhin eine größere Anzahl von Knöterich (Flohknöterich: Polygonum persicana L.), der nach Werth meist vom Ackerschachtelhalm (Equisetum arvense Hall.) begleitet wird (auch in Nieder-Neundorf) — offenbar sind aber auch noch andere Knötericharten an- 32a) Nach Meinung der Ausgräber vielleicht nur als Teile eiszeitlicher Ablagerungen. 33) E. Werth, Kultur- und andere Pflanzenreste aus einer früheisenzeitlichen Burgwallsiedlung der Oberlausitz, in: Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft, LU, 1934, H. 10, S. 619 bis 626. Dazu ein Brief E. Werths vom 1. 6. 1937 mit Ergebnissen von neuen Proben (Archiv der Städtischen Kunstsammlungen Görlitz, Abt. Ur- und Frühgeschichte). 34) Wahrscheinlich sechszellige (var. hexastichum Döll.). 35) 1936: Prof. Dr. Grüß, Berlin, und Dr. K. Meyer, Landwirtschaftlich-botanisches Unter suchungsamt Breslau. 36) Dazu kommen noch wenige Stücke lediglich vom Ostteil der Siedlung. Dagegen ist die auch sonst schon weit verbreitete Rispenhirse (Panicum miliaceum L.) gut vertreten.