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zeichnet erhaltenen Überresten bis in unsere Zeit erhalten blieben, z. B. in Biskupin, legen eindrucksvolles Zeugnis ab von der Erfahrung und dem Wis sen, über das unsere Vorfahren auf diesem Gebiet verfügten. Noch größere Verwunderung erregen die kunstvollen — wie wir heute sagen würden stadt ähnlichen — Gründungen der Burganlagen. Die Ausnutzung jeder zugäng lichen Stelle für die Bebauung und die zugleich ungewöhnlich zweckmäßige Führung der Straßen erwecken bei nicht wenigen Urbanisten unseres Lan des wie auch des Auslandes Bewunderung. Hinsichtlich der Projektierung der Siedlung und gewissermaßen auch der Verwendung einer entsprechenden Konstruktion der Behausungen stellt Biskupin eines der hervorragendsten Denkmale des Holzbaues im damaligen Europa dar. Es steht durchaus nicht hinter den befestigten Siedlungen vom Terramaretyp zurück, die im Potal in Italien entdeckt wurden. Fügen wir noch hinzu, daß trotz deutlicher Unter schiede, wie in der Gesamtanlage und in der Bauweise, auch viele allgemeine Ähnlichkeiten zwischen den beiden voneinander entfernt liegenden Denk malen bestehen. Biskupin dagegen überragt die etwas ältere Burg von Buchau am Federsee in Württemberg 33 ). Interessant sind die Errungenschaften der „Lausitzer“ auf dem Gebiete der angewandten Kunst im Vergleich zu dem übrigen Europa. So gab es damals auch erzählende Ritzzeichnungen. Sie stellen ganze Szenen aus dem Leben der damaligen Bevölkerung dar (z. B. Jagdszenen). Schöpferisch eignen sich die „Lausitzer“ die Technik der Gefäßbemalung an (vielleicht zusammen mit einem Teil einer fremden Bevölkerung). Neben Ritzzeichnungen treffen wir auch plastische Verzierungen an. Einige Funde zeigen, daß die mit Hütten lehm bedeckten Wände der Behausungen in verschiedenfarbigen Dessins bemalt waren. Sie machten damit einen ähnlichen Eindruck wie einige der heutigen Behausungen z. B. im Dorfe Lowicz. Es ist schwierig, mit wenigen Worten so wesentliche Fragen wie das Problem der gesellschaftlichen Ordnung sowie der Glaubensvorstellungen der „Lau sitzer“ Bevölkerung erschöpfen zu wollen. Es soll daher lediglich gesagt wer den, daß die Analyse verschiedener Funde darauf hinweist, daß die „Lau sitzer“ in einer Ordnung lebten, in der sich die patriarchalen Sippenformen deutlich dem Niedergang zuneigten 34 ), unabhängig von dieser Tatsache aber die Überreste des Matriarchates noch ziemlich lebendig waren. Auf dem Gebiete der Glaubensvorstellungen verflochten sich auch Sonnen- und Mondeinflüsse, also Vorstellungen, die mit der Tierzucht zusammen hingen und mit solchen, die der Sphäre des Ackerbaues entstammten. In einigen Formen des religiösen Kultes, mit denen wir es in Polen zu tun haben, begegnen wir noch deutlichen Überresten matriarchalischer Glaubens vorstellungen. Diese Einzelerscheinung hat eine gewisse Bedeutung für die künftige Kulturentwicklung nicht nur unseres Landes, sondern verschiedener slawischer Völker. 33) Siehe z. B. W. Hensel, Wstp do studiöw, passim. Dort weitere Literatur. 34) Siehe z. B. die Versuche der Periodisierung von W. Hensel und Wl. Holubowicz, veröffent licht in Bd. V der Sprawozdania PMA.