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aller Knochenüberreste, die in Siedlungen gefunden wurden, die Knochen von Haustieren und nur ein geringer Prozentsatz die von Jagdtieren darstellen 30 ). In der Zucht nahm das Schwein den ersten Platz ein. Außer dem Hund, der spätestens in der mittleren Steinzeit gezähmt wurde, wurden noch Rinder, Schafe, Ziegen sowie in kleinerer Menge Pferde, die auch als Reitpferde Verwendung fanden, gezüchtet. In der Wirtschaft der Bevölkerung der „Lau sitzer“ Kultur spielten sowohl die pflanzliche wie tierische Vorratswirtschaft, ferner Jagd und Fischfang eine gewisse Rolle. Einem deutlichen Fortschritt begegnen wir in der Technik der Ausbeutung verschiedener Rohstoffe. Wir haben es damals auch schon mit der Existenz einiger Handwerke zu tun. Zu den Handwerkern gehören bestimmt die Produzenten von Bronzeerzeugnissen 31 ), ebenso seit dem Ende dieser Kultur die Eisenmetallurgen und -schmiede 32 ). Auf dem Gebiete der Nichteisenmetal lurgie haben sie gewisse Erfolge zu verzeichnen, obwohl sie importierten Rohstoff verwendeten; denn sie beeinflußten in dieser Beziehung ebenso einige andere Länder. Ein anderer Produktionszweig, auf dem die „Lausitzer“ einen ziemlich hohen Stand erreichten, war die Töpferei. Die Gefäße wurden zwar mit der Hand hergestellt, aber einige von ihnen erinnern an Porzellan erzeugnisse. Oftmals übrigens spricht man, vielleicht mit einer gewissen Übertreibung, davon, daß die „Lausitzer“ Erzeugnisse der frühen Eisenzeit den Stücken der griechischen Keramik nur wenig nachstehen. Aber sicherlich kann man sagen, daß sie auf diesem Gebiet zu den hervorragendsten Er zeugnissen des „barbarischen“ Europa gehören. Ein weiterer Beweis für eine ziemlich bedeutende Kulturhöhe sind die Sied lungen der Bevölkerung der „Lausitzer“ Kultur, sowohl die offenen wie auch die Wehrsiedlungen. Große und solide errichtete Holzhäuser, die in ausge- 30) Die bisherigen Arbeiten der polnischen Zoologen geben den in Europa vollkommensten Querschnitt durch die gezüchteten sowie auch die gejagten Tierarten. Leider wurde der Orga nisation der Züchtung selbst in Anlehnung an verschiedene Vergleichsdaten weniger Aufmerk- samkeit gewidmet. Die interessantesten Ergebnisse auf diesem Gebiete erbrachte die Studie H. Lowmiaskis, Podstawy gospodarcze formowania si panstw slowiaskich (Die wirtschaft lichen Grundlagen der Bildung der slawischen Staaten), Warszawa 1953, passim. 31) Mit der Frage verschiedener Bronzeerzeugnisse beschäftigten sich in letzter Zeit sehr ein gehend J. Kostrzewski (Przegl. Archeol., Bd. IX, S. 177 f.) und Wl. Szafrahski, Skarby brzowe (Bronzeschätze), Warszawa-Wroclaw 1955. Leider gelang es ihnen nicht, von den untersuchten Stücken metallographische Analysen durchzuführen, weshalb einige Schlußfolgerungen einen nicht allzu sicheren Unterbau haben. Auf dem Gebiete der Kenntnis der Technologie von Bronzeerzeugnissen sind wir leider auch weiterhin im Rückstand. 32) Im Lichte neuerer Untersuchungen scheint es, daß die „Lausitzer“ gegen Ende der frühen Eisenzeit die Technologie verschiedener Eisenerzerzeugnisse ziemlich gut beherrschten. Un zutreffend wäre es, auf diesem Gebiete in das Extrem zu verfallen und allzu weitgehende Schlüsse zu ziehen. Vgl. auch die Studie J. Kostrzewskis, Wytwörczoäd metalurglczna (Die metallurgische Produktion), a. a. O., S. 201 ff. Besondere Bedeutung für die Beurteilung des metallurgischen Wissensstandes auf dem Gebiete des Eisens haben technologische Analysen, die namentlich von J. Piaskowski durchgeführt worden sind. Dieser Forscher stellte neuer dings die Hypothese auf, daß bereits gegen Ende der „Lausitzer“ Kultur in der Eisenproduk tion das Zentrum im Heiligkreuzgebirge eine große Rolle spielte. Sofern sich die bisherigen Untersuchungen fortführen lassen werden, werden wir auch auf diesem Gebiete zu den am besten erforschten Ländern Europas gehören. Siehe auch L. Rauhut, Studia 1 materialy do historii staroytnego i wczesnoäredniowiecznego hutnictwa elaza w Polsce. Studia z dziejöw görnictwa i hutnictwa (Studien und Materialien zur Geschichte der antiken und mittelalter lichen Eisenverhüttung in Polen. Studien zur Geschichte des Bergbau- und Hüttenwesens), Bd. I, 1957, S. 183 ff.