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Die untersuchten Knochenreste der Haustiere aus verschiedenen Objekten in Polen zeigen, daß vor allem Rindvieh, Schweine, Ziegen und Schafe gehalten wurden. Wie allgemein angenommen wird, ging die Unterhaltung der Haus tiere in der Zeit vom Frühling bis zum Herbst in natürlicher Weise vor sich, das heißt, die Tätigkeit des Menschen beschränkte sich nur auf den Schutz und die Nutzung der Tiere. Diese primitive Art der Tierhaltung mußte im Winter geändert werden. Über die Art der Änderung werden zwei Ansichten vertreten: a) die Tiere werden ihrem Schicksal überlassen, unter natürlichen Bedin gungen, wo sie sich selbst die Nahrung suchen mußten, oder b) sie erfuhren eine gewisse Betreuung, die sich wenigstens in Unterkunft und gesammeltem Futtervorrat für den Winter äußerte. Wahrscheinlich wurde die zweite Art der Tierhaltung im Winter am meisten ausgeübt. Es sind bis jetzt aber keine Spuren von speziellen Winterunter künften für die Tiere aus den polnischen Gebieten bekannt, was darauf hin deutet, daß die Tiere im Winter innerhalb der Siedlungsfläche untergebracht waren, also in dieser Epoche innerhalb der Burgwälle, da nach gegenwärtiger Vermutung nur die Burgwälle ständig bewohnt waren. Wenn es so wäre, dann müßten die Anzahl der Tiere wie auch der Futter vorrat begrenzt gewesen sein. In dieser Hinsicht sind zwei Möglichkeiten an zunehmen: 1. die Winterszeit beeinträchtigte die Tierhaltung entgegen dem Wirtschafts interesse, oder 2. die allgemeine Abschlachtung der Haustiere in der Winterszeit war eine beabsichtigte Erscheinung. Die zweite Möglichkeit trifft infolge des Futtermangels für die Tiere wohl eher zu und ist auch wahrscheinlicher wegen der nur geringen Menge von Bodenfrüchten für die Menschen, was zu einer stufenweisen Tierschlachtung für Konsumtionszwecke geführt haben könnte. Diese Bemerkungen können das Auftreten der großen Menge von Haustierknochen erklären, die im Knochenmaterial verschiedener Burgwälle in Polen gefunden worden ist. Zum Beispiel wird in Biskupin das Überwiegen von Haustierknochen gegen über den Knochen von Wildtieren im Verhältnis 4:1 angegeben. In Slupca beträgt die Menge der Haustierknochen 92,66 Prozent des gesamten Materials. Das Auftreten von Tierknochen war in der Regel das wichtigste Argument, welches als Beweis für den hohen Entwicklungsstand der Tierhaltung ange führt wurde. Es wurde dabei aber eine wesentliche Einzelheit nicht berück sichtigt: man hat dieses Problem nicht auf dem Hintergrund der damaligen Lebensweise, verbunden mit dem Wirtschaftscharakter in verschiedenen Jah reszeiten, untersucht. Es besteht kein Zweifel, daß sich mit dem Ende des Winters auch die Lebensart der Bevölkerung geändert hat. Dies war ver bunden vor allem mit der Notwendigkeit, sich hauptsächlich mit dem Acker bau, der Tierhaltung, dem Sammeln und mit der Jagd zu beschäftigen. Diese Beschäftigungen zwangen einen Teil der Burgbewohner, die Befestigung zeit weilig zu verlassen und sich Saisonlager anzulegen. Es kann angenommen werden, daß sich die Abgewanderten von den durch den Ackerbau und beim Sammeln gewonnenen Pflanzen sowie auch von Tierprodukten ernährt haben. Einen wichtigen Bestandteil der Ernährung bildete das Fleisch von