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kannter gesellschaftlicher Schwächen zu suchen. In der frühen Lateneperiode finden wir schon keine Wehrsiedlungen mehr, sondern ausschließlich ver streute Siedlungen, die erkennen lassen, daß man sein Dasein in kleinen Gruppen fristete. Eine Ausnahme bildet das Masurische Seengebiet, wo kleine Wehrsiedlungen bis in die späte Lateneperiode andauerten. Es erhebt sich die Frage, ob der Bauprozeß der Wehrsiedlungen dem Fort schritt oder einer Regression zuzurechnen ist. Mir scheint, daß er in wirt schaftlich-organisatorischer Hinsicht fortschrittlich war, obwohl er gegen über den ärmeren Stämmen vielleicht als „ungerecht“ empfunden werden muß. Vielleicht aber fürchteten die reichen Stämme den Zerfall der Stammes und Familienbünde und schlossen sich in Befestigungen ab. Wir können jedoch auf die Urgesellschaft nicht wie auf einen Mustermonolith schauen. Im Bereiche der Siedlungen bestehen auch unterschiedliche Formen von verschiedenem Inhalt, eher wirtschaftlicher als gesellschaftlicher Art. Biskupin kann hier beispielhaft sein, aber nur für eine bestimmte Region und einen Zeitabschnitt. Diese vorübergehenden Formen scheinen zu zeigen, daß sich langsam etwas Neues entwickelte. Wir beobachten es in der Latene periode. Biskupin und die ihm ähnlichen Siedlungen sind Denkmäler der Architektur von Urgemeinschaften, deren Gesellschaftsordnung noch nicht imstande war, riesige Städte zu errichten. Dies wurde erst vom System der Sklaverei und des Feudalismus unternommen. Wir sind der Ansicht, daß es wünschenswert wäre, nach dem Muster der Zusammenarbeit zwischen Polen und der Deutschen Demokratischen Repu blik auf dem Gebiete der Wehrsiedlungen der Urgesellschaft die Forschungen auch noch auf andere Länder auszudehnen und die gemeinsamen Erfahrun gen zur Gewinnung allgemeingültiger Ergebnisse zu nutzen 5 ). 5) Wesentliche Literatur zur behandelten Frage: Z. Bukowski, Fortifled Settlements of Lusatian Culture in Great Poland and Kujawy in the Light of Research Carried out in the Years 1945—1960, in: Archaeologia Polona IV, 1962, S. 165—180. T. Malinowski, Ringwall, Erddamm und offene Wohnsiedlung der frühen Eisenzeit in Slupca (Großpolen), in: Frühe polnische Burgen. Weimar 1960, S. 47-63. Z. Rajewski, Die Methodik der Erforschung von Siedlungskomplexen, in: Bericht über den V. Internationalen Kongreß für Vor- und Frühgeschichte Hamburg vom 24. bis 30. August 1958, Berlin 1961, S. 682-691. Z. Rajewski, Befestigte und offene Siedlungen der Lausitzer Kultur in Biskupin und Um gebung, in: Ethnographisch-Archäologische Forschungen, Heft 6, 1959, S. 84-100. Z. Rajewski, On Research Methods concerning Settlement Complexes, in: Archaeologia Po lona III, 1960, S. 146-154. Z. Rajewski, Die Besiedlung von Biskupin und Umgebung in der frühen Eisenzeit, in: Frühe polnische Burgen, Weimar 1960, S. 9-26. Z. Rajewski und Z. Bukowski, Die neuentdeckte Wehrsiedlung der Lausitzer Kultur in Sobie- juchy (Kreis Znin) im Nordöstlichen Großpolen, in: Frühe polnische Burgen, Weimar 1960. S. 27-38. W. Szafranski, Swobnica (Wildenbruch). Ein Burgwall der Lausitzer Kultur in Westpommern, in: Frühe polnische Burgen, Weimar 1960, S. 39—40.