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In der Graberde kamen verstreut Tongefäßfragmente und nach dem öst lichen Ende des Sarges zu, seinem Niveau angeschlossen — 20 cm über der Sohle des Grabes — der Hirnschädelteil eines Rindes mit Hornzapfen (Bos taurus L.) zum Vorschein. Innerhalb des Sarges, wo sich Verwesungsspuren zeigten, legten wir das 167 cm lange Skelett eines etwa 20—25jährigen Man nes frei. Der anthropologische Charakter des Schädels ist dolichocephal. Im Raum zwischen dem ein wenig nach rechts gekippten Schädel und dem Sarg winkel befand sich eine Lanzenspitze mit Spuren des vermoderten Schaftes, die auf das Skelett hinüberreichten. Zwischen dem Fußknochen und dem Ende des Sarges fanden wir die Diaphyse des rechten Humerus eines Schwei nes (Sus scrofa domesticus L.) und einen aus Hirschgeweih gefertigten drei spitzigen, verzierten Salzbehälter. In der Fortsetzung der Fingerknochen der linken Hand lag ein Eisenmesser, an einem Fingerglied der rechten Hand ein Bandring. Bei der Prüfung des Platzes, den die obigen Gräber im Gräberfeld eingenom men haben, fanden wir das Grab Nr. 25 in der nördlichen Grabgruppe des Gräberfeldes, Nr. 16 und 48 in der mittleren Grabgruppe vor. Die Bestattun gen des Gräberfeldes bildeten drei Gruppen: über die erwähnten zwei Teile hinaus läßt sich nämlich auch noch eine südliche Gruppe ausscheiden. Die mittlere Gruppe enthält die größte Zahl von Gräbern. Die frühesten Be stattungen finden sich bei allen drei Gruppen an der westlichen Seite des Gräberfeldes, von wo sich die einzelnen Gruppen fächerförmig nach Osten ausbreiten. Die Gräber 16 und 25 dürften daher der ersten, das Grab 48 der zweiten Generation der hier Bestatteten angehört haben. Bei der Erschließung der meisten Gräber konnten wir ein Einsargen der Toten feststellen. Die Särge waren aus Holz ohne Verwendung von Eisen nägeln hergestellt und an den Ecken verbunden. In einigen Gräbern kamen jedoch auch Särge aus ausgehöhlten Baumstämmen vor. Der helle Sand boden bewahrte die farbigen Streifen der vermorschten Särge deutlich, aber kaum mehr die Holzfasern. Bei den beschriebenen drei Gräbern fiel bereits auf, daß wir im einstigen Höhenniveau der Särge den Hirnschädelteil von Rindern (Bos taurus L.) samt dem Hornzapfen vorfanden. Solche Knochen kamen noch bei weiteren Be stattungen des Gräberfeldes zum Vorschein, so in den Gräbern 9, 16, 21, 25, 29, 37, 48, 59, 62, 63, 64, 92, 100, 103, 110, 123, 130, 135 und 136. Das Grab 72 barg den Hirnschädelteil eines Schafes (Ovis aries L.) mit Hornzapfen. Bei Öffnung der Gräber konnte auch beobachtet werden, daß der ins Grab ge legte Schädelteil mit Hornzapfen mit den erhalten gebliebenen Knochen der Speisebeigaben in keinerlei Verbindung stand, auch dann nicht, wenn sie zufällig nahe beieinander lagen. Wir bemerkten ebenfalls, daß vom Schädel des Rindes nur der mittlere Teil mit dem Hornzapfen ins Grab kam und alles andere vom Schädel — den auf den Knochen wahrnehmbaren Spuren nach zu urteilen — durch Axthiebe abgeschlagen worden war. Offenbar befanden sich ursprünglich nicht nur die Hornzapfen daran, sondern auch die hinzu gehörenden Hörner, deren Keratin jedoch im Grabe zugrunde ging. Es muß auch erwähnt werden, daß wir in einem Grabe bei der Zerlegung des Schä delteiles vom Rinde die Spitze einer Eisennadel oder Eisenahle vorgefunden haben (Grab 49), die offenbar beim Wiederzunähen der abgebalgten Tierhaut