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Linz, Hallstatt, Salzburg und München. Während er von der ersten Reise eine kleine aber gediegene Sammlung französischer Paläolithen mitgebracht hatte, bereicherte die zweite vor allem seine Bibliothek durch eine Anzahl von Museumsführern und Werken über die örtliche Ur- und Frühgeschichts forschung. Neben diesen individuellen Studien besuchte Kurt Braune fast regelmäßig die Tagungen der damaligen Gesellschaft für Deutsche Vorgeschichte sowie andere einschlägige Kongresse und Fachveranstaltungen. Trotz dieser intensiven Arbeit nahm er sein Lehramt wahr und fand die Zeit zum Aufbau der ihm übertragenen Sammlung. Durch eine breite Volks bildungsarbeit und eigene Grabungstätigkeit gelang es ihm, ihre Bestände schnell und planmäßig zu vermehren. Über die Erfolge dieser Arbeit berich tete er selbst in regelmäßigen Rechenschaftslegungen im Nachrichtenblatt für Deutsche Vorzeit und anderen Publikationsorganen. Die Abteilung Vorge schichte nahm unter Kurt Braunes Leitung auch in ihrem didaktischen Wert einen solchen Aufschwung, daß der Lehrerverein ihn 1929 zum Direktor des Gesamtmuseums ernannte. Im gleichen Jahr berief ihn die Naturforschende Gesellschaft zum 2. Bibliothekar ihrer umfangreichen Bücherei, und auch dieses Amt führte er bis zum Jahre 1940 umsichtig und zur vollsten Zu friedenheit aus. Das Jahr 1933 brachte einen Rückschlag für Kurt Braune, der Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands war. Im Oktober 1933 wurde er nach dem Leipziger Osten und schließlich an die 39. Volksschule in Leipzig- Möckern strafversetzt. Außerdem wurde er als Leiter des Museums abgesetzt und stellte daraufhin auch sein Amt als Abteilungsleiter zur Verfügung, das er nur unter Androhung von Repressalien weiterführte. In den folgenden Jahren konzentrierte er sich ganz auf die Bodenforschung im Gebiet von Leipzig, dessen Betreuung ihm 1934—35 auch als Staatlicher Vertrauensmann für Bodenaltertümer und später zeitweilig als Stellvertreter oblag. Zu den bedeutendsten Unternehmungen dieser Zeit gehört die Ausgrabung des durch Kiesgrubenarbeiten seit vielen Jahren gefährdeten Gräberfeldes von Zehmen, Kreis Leipzig, dessen latenezeitliche Bestandteile der Verfasser in seiner Dissertation auswertete. Braune gehörte der NSDAP nicht an. Ein Anfang 1940 aus politischen Mo tiven gegen ihn eingeleitetes Disziplinarverfahren wurde durch die Ein berufung zur faschistischen Wehrmacht (Mai 1940), in der er als Offizier diente, beigelegt. Als er im Oktober 1946 aus Kriegsgefangenschaft zurück kehrte, fand er nicht die Möglichkeit, wieder in der Volksbildung tätig zu sein. Mißverständnisse und stellenweise Unverständnis machten ihm auch die Fortsetzung seiner Tätigkeit im Naturkundlichen Heimatmuseum Leipzig unmöglich. Enttäuscht und verbittert wendete sich Kurt Braune von der Ur- und Frühgeschichtsforschung ab. Seine Privatsammlung überließ er dem Museum für Völkerkunde, für das sie nach schweren Kriegsverlusten eine willkommene Bereicherung bot 1 )- Noch 1946 nahm er die Arbeit als Expeditionsarbeiter und Gußkontrolleur in einer Leipziger Eisengießerei auf. Als ihm sein Gesundheitszustand diese Tätigkeit verbot, wurde er 1950 kunsthandwerklicher Stoffdrucker. Am 1) Inv.-Nr. 1953/4 : 241 paläolithische Artefakte von deutschen, französischen und bessarabischen Fundorten.