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Zeit 24. 9.1253 — 23. 9.1254. Die Verwendung der Präposition sub vor anno ist un gewöhnlich, in den Urkunden des 13. und 14. Jahrhunderts zur vogtländischen Ge schichte findet sich nur ein Beispiel (Urkunde vom 17. 6.1300, MRP 19, S. 52). 23. Die „rhythmischen Satzschlüsse“ sind nur dort klar als gewollt anzuerkennen, wo am Ende von Sätzen oder Satzabschnitten auffallende Wortumstellung vorliegt. Auszuschließen sind dabei die Fälle, die aus einem Formelbuch entnommen sind, vor allem die typisch wiederkehrenden Wendungen in den Arengen und Corrobo- rationen. Unter Beachtung dieser Gesichtspunkte lassen sich in unserer Urkunde folgende cursus — das ist die Bezeichnung für den rhythmischen Satzschluß — fest stellen : facere hoc valemus — (mini)strabimus nec iuvamen — (te)nebitur ordinäre — dixerint faciendum — (ab)solvet indempnes — (ami)ciciam restaurari — (po)tenciam terram nostram — seculo emigrare — (po)terimus adhipisci — (habu)erimus contra ipsum — nostram voluntatem — (con)tingeret declinare — (ha)bebimus regraciari — (vi)debitur expedire — proximo persolvendas — titulo feodali — (ali)qualiter inferemus — fuerit voluntatis (zweimal) — fuerit deputata — (te)netur et rogare — inter nos et ipsos — (in)genio contra ipsos — dixerint permanere — fuerit expedire. Im Weißenfelser Vertrag, der in derselben Kanzlei entworfen worden ist, beweisen Wortumstellungen die bewußte Anwendung des cursus in folgenden Fällen: (compo)sicio intervenit — facere hoc valemus (wie im Grimmaer Vertrag) — (fi)deli- ter terram suam — (di)noscitur recepisse — poterit obtinere — (ha)buimus ab eodem — faciet warandiam — (pe)cuniam ordinabit — fuerit expedire — operam efficacem — (vo)luerit rehabere — (di)noscitur possedisse — (te)nebitur cum effectu — (do)nacio inter omnes — (nu)perrime captivati — facient caucionem — (vul)gariter nuncupatur — (ami)ciciam terminabit — (captiva)retur ex nobis — (libe)rabit indempnem — (a)mitteret sive castrum — prestito iuramento. 3. Zu Urkunde 1261 Mai 30 1. recipere hat, wie schon weitgehend im klassischen Latein, im Spätlatein völlig den in der Präposition re liegenden Sinn des Zurückempfangens verloren und heißt nur noch allgemein „erhalten“. Das beweisen auch die Ableitungen in den romani schen Sprachen recevoir, ricevere, recibir. Beispiele aus unserem Urkundenbereich: Schm UB I 144, 177, 204, 436, 846, Müller Urk. 177, Nachtr. 38 und 40. Auch das auf ärztl. Verordnungen gebräuchliche r. oder rp. = recipe „nimm“ gehört hierher. Für „zurückerhalten“ hat das Mittellatein die Wortbildung reaccipere (Schm UB I 177). 2. restituere bedeutet das Zurückstellen, Zurückerstatten von (rechtlich oder wider rechtlich) erlangtem Gut: 1218 gibt Friedrich II. dem Landrichter zu Eger die Be fugnis, alle Schädiger des Klosters Waldsassen ohne Einberufung des Landgerichtes ad restituenda ablata, zur Zurückerstattung des Weggenommenen, zu zwingen (Gradl Mon I 145). Entsprechend lautet das Rückgabeversprechen Ottokars II. von Böhmen an König Rudolf von 1277: omnia castra, municiones, possessiones et