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Anlage ab. Doch schon ein flüchtiger Blick auf die benachbarten Landschaften zerreißt dieses Scheinbild. Die erörterten Anlagen der Vögte sind verschieden: Schönberg, abgerundet rechteckige Burg in Gipfellage 398 ); Kiensberg, kleine Spornburg mit Abschnittsgraben und noch erhaltenem Rundturm 399 ); Wogau typische Wasserburg in Niederungslage 400 ). Freilich könnte man im letzten Falle eine Ausnahme erkennen, da bereits 1216 das Reichsministerialen- geschlecht der von Wogau auf tritt, das man als Erbauer der Anlage ansehen muß 401 ). Die Vögte haben ja mit dem Aussterben der Geschlechter von Wogau und Kiensberg die beiden Burgen mit Hilfe landrichterlicher Gewalt einge zogen und sind in der kurzen Zeit des Besitzes (höchstens 4 Jahre) wahr scheinlich kaum zu größeren Umbauten gekommen. Doch hier ist einzuwen den, daß genau wie die von Straßberg auch die von Wogau und von Kiensberg hätten erneuernd wirken können. In der Tat entsteht ja im Eger land etwa gleichzeitig Neu-Liebenstein 402 403 ). Die Urkunde von 1261 selbst gibt aber genügende Auskunft über die Vielfältigkeit des Burgenbaugeschehens, sie besagt einwandfrei, daß in diesem als zweite Burgenbauphase im süd lichen Vogtland bezeichneten Zusammenhang Anlagen in Niederungs-, Sporn- und Gipfellage nebeneinander herlaufen. Der Verzicht auf die Errichtung einer Burg bezieht sich ja nicht allein auf den Kapellenberg, sondern auf das gesamte Egerland und seine Grenzzone. Es heißt wörtlich: „quod nec in monte, qui dicitur Schonenberch nec aliis vicinioribus aut aeque vicinis locis, planis aut montibus, aut ubicumque infra terminos, quae dicitur Egerlandt.. ."403). Damit ist eindeutig gesagt, daß um die Mitte des 13. Jahrhunderts Wasser- und Höhenburgen nebeneinander gebaut werden. Nicht anders wird es im Vogtland gewesen sein, wie die erschlossenen Daten für unsere Anlagen er gaben (s. S. 346), außerdem mutet man ja die in der Urkunde beschriebenen Baumöglichkeiten den Vögten zu. So bleibt die Frage, ob diese Vielfalt erst mit der zweiten Phase einsetzt oder bereits von Anfang an zu verzeichnen ist. Straßberg befindet sich in ausgesprochener Spornlage, wie auch das Eber- steinsche Schloß in Plauen, wie auch Mylau. Für Elsterberg fehlt die Sicher heit, wann man die große Burg ansetzen darf und welche Bedeutung dem ..Alten Haus“ zukam. Die mit 1154 in Brambach anzunehmende Anlage kann nur eine Wasserburg im Ort gewesen sein 404 ). Überschreiten wir die Grenzen des Vogtlandes, so treten uns die älteren Anlagen ebenfalls als typologisch unterschiedlich entgegen: Crimmitschau Wasserburg, Waldenburg, Meerane 398) Berthold-Näbe, Ausgrabungen auf dem Kapellenberg bei Schönberg, in: Mitteilungen des Vereins für vogtländische Geschichte und Altertumskunde zu Plauen i. V. 27, 1917, S. 161 ff. 399) Material E. Wild. 490) Material E. Wild. 401) H. Gradl, Monumenta Egrana, Nr. 137. 402) H. Gradl, Geschichte des Egerlandes bis 1437, Prag 1893. 403) B. Schmidt, UB I, Nr. 121 — W. Ludwig, Urkunden zur Burgenpolitik der Vögte von Weida, Plauen und Gera im 13. Jahrhundert, Nr. 3. 404) H. Gradl, Monumenta Egrana, Nr. 74. Die Anlage muß sich nach der Situation im Ort in der Umgebung der Brauerei befunden haben. Morphologisch ist heute nichts mehr zu er kennen. Die von A. Haase eingeführte Anlage in Oberbrambach ist zu streichen. Es handelt sich um eine natürliche Bildung einer zweidrittel- bis dreiviertelrunden Senke, die sich aus der Kleinmorphologie des Geländes erklären läßt.