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DIE AUSGRABUNGEN AUF DEM BURGWALL VON NIEDER-NEUNDORF Von Werner Coblenz (Nach Unterlagen in den Städtischen Kunstsammlungen Görlitz)*) Die Gemarkung Nieder-Neundorf bei Görlitz im südöstlichen Zipfel des Krei ses Niesky gehört zu den fundreichsten und am intensivsten erforschten Fluren der Ostoberlausitz. Eine Gesamtvorlage des bisher geborgenen Ma terials 1 ) verspricht eine wesentliche Bereicherung unserer Kenntnisse über ♦) Es ist bedauerlich, daß durch den ständigen Wechsel in der örtlichen Grabungsleitung ein gleichwertiger Bericht nicht vorliegt und durch den Wohnortwechsel der den zweiten Welt krieg überlebenden Verantwortlichen eine schon vor Kriegsausbruch vorgesehene Veröffent lichung noch nicht zustande kam, trotzdem vom Verfasser des hier versuchten Überblickes alle Unterlagen bereits vor nunmehr 9 Jahren nach mühevoller Zusammenstellung der ver streuten Teile (Pläne, Fotos, Manuskript, Einzelberichte) und ihrer noch möglichen Über arbeitung zur Verfügung gestellt worden waren. Weiterhin wurden vom Landesmuseum für Vor geschichte Dresden die durch den Krieg stark in Mitleidenschaft gezogenen Pläne zum Teil umgezeichnet und das gebliebene Grabungsmaterial überarbeitet, ja darüber hinaus um wesent liche Anteile aus Neufunden vermehrt. Leider sind für die Grabungsfunde genaue Beziehungen zu den einzelnen Gräben, Schnitten und Schichten nicht mehr zu ersehen, so daß chronologi sche Rückschlüsse auf einzelne Bauphasen aus dem Fundstoff allein nicht abgelesen werden können. Als Rechtsnachfolger für die Bodendenkmalpflege der ehemals Preußischen Oberlausitz (Sitz Görlitz) hatten wir die unangenehme Verpflichtung zur Bekanntgabe der heute leider nur noch bruchstückhaft aus Resten der Grabungsnotizen und dergleichen möglichen Untersuchungs ergebnisse. Mangels eigener Teilnahme an der Grabung ist deshalb bei der Deutung verschie dener Erscheinungen die größtmögliche Zurückhaltung geboten gewesen, die die Fülle der Auswertungsmöglichkeiten leider ganz beträchtlich einengt. Trotzdem wäre den ausführlichen Grabungstagebüchern und auch den Zeichnungen bei Erhaltung der Fundjournale und -zettel bedeutend mehr abzulesen gewesen. So kann das hier Vorgelegte trotz eines bestehenden Manuskriptes des letzten Ausgrabungsleiters, zu dessen Veröffentlichung trotz vieljähriger Be mühungen und ausreichender Materialvorlagen sowie übersandter Abschriften leider keine Genehmigung vorliegt, nur Stückwerk bleiben und wird lediglich einen Teil der möglichen Erkenntnisse einer Grabung, die vor mehr als 28 Jahren beendet wurde, wiedergeben können. Für viele wichtige Details („Speicher“, „Gießerstätte") fehlen jetzt Zeichnungen, Geländefotos und ausreichende Aufzeichnungen. Daß wir uns überhaupt an dieses Unternehmen wagen konnten, danken wir in erster Linie dem Entdecker der Anlage und dem einzigen dauernden Grabungsteilnehmer aller Kampagnen, Herrn Bruno Friedland, Nieder-Neundorf, und Herrn Wolfgang Marquardt, Reichenbach OL, dem Leiter der wesentlichen Untersuchungen von 1934. Sie standen für Auskünfte jederzeit zur Verfügung, mit ihnen sprachen wir die Profile und Planzeichnungen zur Sicherung unserer eigenen Deutungen nochmals durch. Die Originalpläne stammen von G. Hellmich (Vermessungen), W. Boege, W. Marquardt, einige Überarbeitungen erledigte H. Mechelk, Umzeichnungen stellte E. Pünsch vom Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden her, der auch die Fundzeichnungen anfertigte. Die Fotos konnten den wenigen Archivbeständen des Görlitzer Instituts entnommen werden (Aufnahmen W. Boege, G. Hoffmann, W. Marquardt). Ihnen allen gebührt herzlichster Dank. 1) Bisher insgesamt mehr als 20 Fundstellen. U. a. endneolithische Scherben, ein Steinbeil (O. F. Gandert, Die jüngere Steinzeit in der Preußischen Oberlausitz, in: Jahreshefte der Ge sellschaft für Anthropologie, Urgeschichte und Volkskunde der Preußischen Oberlausitz III, 3, la 9