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Typ IV und V, die unechten Wendelringe, bei denen die Drehung des Ringkörpers nur noch vorgetäuscht wird, sei es durch eingehauene, spiralig umlaufende Furchen, die an den einstigen Wendestellen spitzwinklig Zusammenstößen, oder durch parallel nebeneinanderliegende Ringriefen, mit Aussparungen an den früheren Wendestellen, wo oft mond- oder kreisförmige Marken eingeschlagen sind. Bei beiden unechten Typen sind stets drei Wendestellen markiert. Diese Wendelringtypen treten zusammen mit anderen kennzeichnenden Bronzen auf und bilden so ein geschlossenes Kulturgebiet im mittelthüringischen Raum, ein bezogen den südlichen Teil von Sachsen-Anhalt. Die Einheitlichkeit dieser Kultur gruppe wird durch den gleichen Grabbrauch der fast ausnahmslosen Körperbestattung unterstrichen. M. Claus hat ihr daher zutreffend den Namen „Thüringische Kultur der älteren Eisenzeit“ gegeben. Im Verband der Wendelringe treten sowohl steig bügelförmige Armringe auf wie auch schildförmige Ohrringe, Nadeln vom sog. „Trothaer“ Typus 4 mit Perlstabprofilierung am oberen Nadelschaft, gekröpfte Nadeln mit senkrechter Kopfscheibe, Schleppenhaken und ringförmige Bernsteinperlen. Während die Trothaer Nadel und die Schleppenhaken als thüringische Eigenschöp fungen gelten, zählt das übrige Gerät als fremdes Einfuhrgut, so die im germanischen Elbe-Havelgebiet zur Entfaltung gekommenen Wendelringe, die Steigbügelringe aus dem hallstättischen Bereich Nordostbayerns und die schildförmigen Ohrringe aus dem südöstlichen Hallstattkreis. Auch die Nadeln mit Kopfscheibe wurzeln durch ihre Stammform, die Schälchenkopfnadel, im südöstlichen Mitteleuropa ebenso wie der Bernstein in Gestalt ringförmiger Perlen. Nach alledem erscheint die thüringische früheisenzeitliche Kultur wie ein nördlicher Außenposten des großen Hallstatt kulturkreises. Was ihre Ausdehnung nach Osten hin angeht, so überschreitet sie nach M. Claus die Saale nur in Richtung auf das Altenburgische Lößgebiet, ein Hinweis auf eine acker bautreibende Bevölkerung. Im Kartenbild der thüringischen Funde aus der Hallstatt stufe D (7. und 6. Jahrh. v. u. Z.) schließt Claus demgemäß Westsachsen nicht mit ein, nur daß gerade noch der Wendelring von Canitz kartiert erscheint. Hier bedarf sein Bild einer Berichtigung, wie zunächst die folgende Aufzählung der Wendelringe erkennen läßt. 1. Wendelring von Canitz, Kreis Grimma. Bei Erdarbeiten für das dortige Wasserwerk 1926 gefunden; vor Abgabe vom Edelrost,,gereinigt“; Typ I mit fünffachem Drehungswechsel; Verschluß durch kleine rechtwinklige Haken. Maße: Längsdurchmesser innen 15,67 cm, außen 19,51 cm; Querdurchmesserinnen 15,41cm, außen 19,19 cm; Ringkörperstärke gegenüber dem Verschluß 1,5 cm; Gewicht 95 g. Naturkundliches Heimatmuseum Leipzig, früh. Kat.-Nr. Ug. 16291, jetz. Nr. V. 3036. (Tafel 11.) Literatur: W. Radig, Der Bronzeprachtfund von Canitz. In: Mitt. d. Wurzener Gesch.- und Altertumsvereins III, 1926; ders., Die vorgeschichtliche Besiedlung des Wurzener Landes. In: Mitteldeutsche Heimat 4, 1929; M. Claus, Die Thür. Kultur d. ält. Eisenzeit, 1942, S. 41 und 150, Vorschalttafel. 2. Wendelring von Schaddel, Kreis Grimma. Flurstück 69; Lesefund 1950 auf tiefgepflügtem Feldstück; Typ II mit neunfachem Drehungs wechsel; stark verbogen, daher heute mit 16,7 cm Abstand der beiden Verschlußenden, davon das schwächere plattgehämmert auf 0,5 cm Breite und 0,3 cm Stärke, das stärkere mit leicht schnabelförmigem Haken endigend, am Schaft 0,7 cm breit und 0,6 cm stark, der Haken 1,2 cm breit. * Genannt nach dem Friedhof der älteren Eisenzeit von Halle-Trotha mit einer als „Hallesche Kultur“ benannten Sonderentwicklung der ältereisenzeitlichen Kultur Thüringens.