an Rastplätzen der eiszeitlichen Jäger liegengebliebenen Werkzeuge und Abfälle, ja sogar bei Beginn der Schotterbildung in oder auf der Erde vorhandene Stücke aus früheren Jahrtausenden können also in die Schotter hineingekommen sein. So ist der Werkzeugbestand einer solchen Schotterschicht uneinheitlich und nicht das Erzeug nis ein und derselben Menschengruppe, sondern einfach die Zusammenfassung des Werkzeuginventars eines großen Zeitraumes. Daß in vielen Jahrtausenden in der selben Gegend verschiedene Kulturgruppen ihre Werkzeuge hinterlassen können, zeigt mit Sicherheit die Ausgrabung von Jabrud 34 . Hier wurden von Alfred Rust in den Jahren 1931 bis 1933 drei, Felsdächer untersucht, unter denen sich insgesamt 45 Kulturschichten fanden. Von diesen waren 28 altpaläolithisch und gehörten in das letzte Interglazial und den Beginn der Würm Vereisung. Der Inhalt jeder Schicht ist von dem der benachbarten Schichten auf Grund des erhaltenen Werkzeuginventars deutlich zu trennen. Neben den altpaläolithischen Gruppen des Jabrudiens, einer vorderasiatischen Ausprägung des späten Clactoniens, des Acheuleens und des Mousteriens treten verschiedene Mischungen zwischen diesen Gruppen und ein Präaurignacien jungpaläolithischer Prägung auf. Jeder Komplex hat einen ganz kennzeichnenden Werkzeugbestand; die Mischgruppen haben nicht etwa reine Formen der beiden Ursprungsgruppen, sondern in Form und Technik wirkliche Mischformen. Auf eine Schicht einer bestimmten Kultur folgen ver schiedene Schichten mit anderem Inventar, bis dann die erste Kultur in einer ent wickelteren Stufe wieder erscheint. Es zeigt sich also deutlich, daß sich hier im syrischen Raum verschiedene Kulturgruppen laufend abwechseln. Wäre der Sied- lungsniederschlag von Jabrud aus einem oder mehreren Jahrzehntausenden zu sammen in Flußschotter gelangt, so würde er uns als vermeintlich einheitlich ent gegentreten und Werkzeuge der verschiedensten Formprinzipien und Techniken könnten als kulturelle Einheit aufgefaßt werden. Die Verhältnisse in Jabrud zeigen mit hinlänglicher Deutlichkeit, daß tatsächlich verschiedene, einander ablösende Kulturgruppen bestehen, die sich im Gerätebestand unterscheiden. Ähnliche Ver hältnisse sind auch in anderen Gebieten anzunehmen. Zusammen mit den schon angeführten Schlüssen auf Grund der räumlichen Verbrei tung ergibt der Befund von Jabrud, daß sich bereits im Altpaläolithikum mehrere Kulturgruppen unterscheiden lassen, die auf Grund bestimmter Werkzeugformen und verschiedener Techniken zu ihrer Herstellung zu trennen sind. Sie leben gleichzeitig in verschiedenen Gebieten, in den Grenzzonen wechseln sie mehrfach einander ab, ohne dabei ihr Eigengepräge aufzugeben. Kommt es zu Mischungen, so bilden sich wirkliche Mischkulturen, die von den ursprünglichen gut zu trennen sind. Die Zusammenfunde von Formen verschiedener Gruppen in der gleichen Schicht dürften durchweg auf sekundären Vermischungen (in Flußschottern, Kalktuffeno.ä.) beruhen 35 . Wenn diese Tatsache auch nur für die jüngeren Stufen des Altpaläolithikums nach gewiesen werden kann, so sprechen doch die unterschiedlichen Verbreitungsgebiete der Kulturgruppen des frühen Altpaläolithikums und die den späteren durchaus ent sprechenden Kulturverhältnisse für eine gleiche Trennung. Es ist also festzustellen, daß bereits in den frühesten Stufen der menschlichen Entwicklung eine Herausbil dung Von Gruppen zu erkennen ist, die sich durch unterschiedlichen Kulturbesitz “* A. Rust, Die Höhlenfunde von Jabrud, Neumünster 1950. as Das ist auch etwa für die Funde aus dem Leinetal anzunehmen.