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heimatlichen Stücken seiner Gattung gewertet oder mit ihnen zusammen zur Ver gleichsmöglichkeit abgebildet worden. Das mag auf diesen Seiten unter Heran ziehung unveröffentlichter Ringe nachgeholt werden. Doch soll vorweggenommen sein, was ein Vergleich in kunstgeschichtlicher Hinsicht lehrt, daß nämlich der von Scheltema herausgestellte Kunstgriff der Lappung und Wendelung einer kantigen Stabform zum Zwecke, den Formkörper aufzulösen, nicht das Ende eines Form wandels bedeutete, daß vielmehr eine Weiterbildung dahingehend erfolgte, die Auf lösungstendenz zu bändigen und den Ringkörper wieder zu geschlossener Form zurückzubilden, so freilich, daß die vorher geübte Wendelung imitiert im Ornament fortlebte. Das bedeutete zugleich einen Wandelin der Herstellungstechnik, die statt der Wende lung nur noch der Gravierung bedurfte. Nach solch technischen Merkmalen ist es nun möglich, die Wendelringe auch zu gruppieren. Die Stammform stellt sich in den aus Vierkantstäben einseitig gedrehten Bronzeringen dar, wie sie in der mittleren bis jüngsten Bronzezeit (Stufen Montelius III bis V, etwa 1400 bis 800 v. u. Z.) im sächsisch-thüringischen Raum den hier stammhaften, herrschenden Halsschmuck bilden. Die Ausbreitung dieses Schmuckes nordwärts in germanisch besiedeltes Gebiet hinein, besonders zwischen Elbe und Oder, während der Stufe Montelius V, der Schlußphase der nordischen Bronzezeit, schafft die Voraussetzung für eine Ab wandlung der Ringe derart, daß eine Drehung des Ringstabes nur noch bis zur Ring mitte durchgeführt wird und dann in die gegenteilige Richtung umschlägt; dadurch ergibt sich eine Wendestelle dem Ringverschluß gegenüber. Statt nur einer Wende stelle treten sodann mit beginnender Eisenzeit in der Stufe Montelius VI (etwa Stufe Hallstatt C nach Reinecke, 800 bis 700 v. u. Z.) drei und zunehmend mehr Wende stellen auf, meist in ungerader Zahl. In dieser Gestaltung als echter Wcndelring findet der Schmuck vom Mittelelbe-Havelgebiet aus weite Verbreitung und kehrt in das sächsisch-thüringische Stammgebiet zurück 2 . Während der Stufe Hallstatt D, dem zweiten Abschnitt der älteren Eisenzeit, etwa 700 bis 500 v. u. Z., wandeln sieb hier die echten zu unechten Wendelringen um, indem in den nunmehr bevorzugten Rund stab entweder eine enge Spiralfurchung eingehauen wird oder schließlich in oft zarterer Ausführung nur noch Parallelfurchen eingraviert werden, wobei die einstigen Wendestellen dreimal angedeutet erscheinen. Das Metall bleibt in Mitteldeutschland weiterhin die Bronze. Nach dem Gang dieser Entwicklung hat M. Claus für den mitteldeutschen Raum folgende fünf Typen aufgestellt 3 : Typ I, die scharflappigen, echten Wendelringe mit dünn ausgeschmiedeten Windungen. Typ II, die dicklappigen, echten Wendelringe mit dickeren, stumpfen Windungen. Beide Typen sind aus Vierkantstäben gedreht und haben als Verschlußart knieförmig ineinandergreifende Haken von quadratischem oder rechteckigem Querschnitt, auf denen eingeschlagene Verzierungen (Strichgruppen, Punktreihen, Punktkreise) sitzen können. Typ III, die breitrippigen, echten Wendelringe, aus längsgerippten Rundstäben gedreht, so daß statt der lappenartigen Windungen sich fast berührende Rippen bilden. Hier treten neben den genannten Hakenverschlüssen auch scheibenartige Ösen Verschlüsse auf, die öfter aufgenietete Näpfchen tragen. 2 Die hier skizzierte Entwicklung nach E. Sprockhoff, Niedersächsische Depotfunde der jüngeren Bronzezeit, 1932, S. 97 ff. und Tafel 38. 3 M. Claus, Die Thüringische Kultur der älteren Eisenzeit. Irmin Bd. II/II1 1940/41, S. 39 ff.